Spirituelle Entwicklung, Teil 1: Wie erfährt man das Göttliche
Spirituelles Retreat, Spiritualität, die tiefe Überzeugung, hinter allem steckt eine höhere Wirklichkeit, diese ist erfahrbar und diese wollen wir erfahren. Wie ist aber diese spirituelle Wirklichkeit, die höhere Wirklichkeit erfahrbar? Und dort gibt es die verschiedenen Yogawege. Und es ist gut, zu verstehen, wie eigentlich diese Yogawege wirken und wie führen uns die Yogawege zu dieser Erfahrung einer höheren Wirklichkeit. Und es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Yogawege einzuteilen. Krishna teilt in der Bhagavad Gita die Yogawege in drei Hauptyogawege ein, Karma Yoga, Bhakti Yoga, Jnana Yoga. Und die ersten sechs Kapitel der Bhagavad Gita widmen sich besonders dem Karma Yoga, die zweiten sechs Kapitel besonders dem Bhakti Yoga, die letzten sechs Kapitel besonders dem Jnana Yoga. Und dann unterteilt er diese Yogawege noch weiter und dann gibt es achtzehn Yogawege. Swami Vivekananda hat die Einteilung in vier Yogawege populär gemacht und wir bei Yoga Vidya sprechen häufig von sechs Yogawegen. Wenn wir aber jetzt sehen wollen, wie führt uns Yoga zur Erfahrung einer höheren Wirklichkeit, dann sind tatsächlich die vier Yogawege, wie sie Swami Vivekananda beschreibt, besonders hilfreich, weil es vier verschiedene Mechanismen sind, wenn wir es so sagen, vielleicht Mechanismen irgendwie nicht passt. Oder vier Weisen, wie das Individuum mit seinen begrenzten Erfahrungshorizont das Unbegrenzte erfährt. Und ich will diese Aufteilung… Das erste ist Jnana Yoga, Yoga des Wissens. Dann Bhakti Yoga, Yoga der Hingabe. Karma Yoga, Yoga der Tat. Und Raja Yoga, Yoga der Selbstbeherrschung. Raja heißt König, Herrschaft, Beherrschen. Raja Yoga, der Yoga der Selbstbeherrschung. Jetzt, wie führen diese Yogawege zur Erfahrung? Jnana Yoga ist der Yoga des Wissens. Jnana Yoga ist der Yoga der Fragestellungen. Man stellt die Frage: „Wer bin ich? Was ist die Welt?“ Und Raja Yoga ist ein Prozess der logischen Analyse und über die logische Analyse lösen wir unser Bewusstsein vom Vergänglichen. Ein Beispiel: Diese bekannten Jnana Yoga Subjekt-Objekt-Analyse: „Wer bin ich?“ Wichtige Frage. Und seit Jahrtausenden wird diese Frage gestellt. „Wer bin ich?“ Und ich gehe davon aus, ihr habt euch alle damit beschäftigt, manche vielleicht, solange sie denken können, manche intensiv zu bestimmten Zeiten ihres Weges. „Wer bin ich?“ Und im Jnana Yoga gibt man dort diese Analyse: „Ich bin der Beobachter, ich bin nicht das Beobachtbare. Ich bin Bewusstsein.“ Und natürlich, wir können das erst mal als Analogie nehmen, wir können sagen: „Bin ich das Glas?“ Nein, ich bin zunächst mal nicht das Glas. Warum? Weil ich beobachte das Glas, ich sehe das Glas, ich kann es hören, ich kann es schlecken, ich kann es riechen, ich kann es natürlich sehen, ich kann es jemand anderem geben, ich kann es leertrinken. Also, ich mache all das mit dem Glas. Dann können wir weitergehen und das wird etwas schwieriger, wenn man z.B. fragt: „Bin ich der Körper?“ Hier kommen wir gleich schon zu etwas Fundamentalen. Einfach können wir sagen, „bin ich die Hand“, wenn man erst mal Teile des Körpers nimmt. Bin ich die Hand? Nein, ich bin nicht die Hand. Warum nicht? Ich sehe die Hand, ich höre die Hand, ich schmecke die Hand, ich rieche die Hand, ich kann auch die Hand verlieren. Ich kann die Hand verlieren und ich kann sie auch wieder angenäht bekommen. Es gibt tatsächlich Fälle, wo Menschen ihre Hand angenäht bekommen haben, die sie in einem Sägewerk abgesägt haben. Und es gibt sogar schon Handtransplantation, wo einem im Unfall verstorbenen Menschen seine Hand abgetrennt wurde und jemandem, der die Hand verloren gehabt hat, wieder angesetzt. Der Mensch bleibt immer noch Ich mit einer anderen Hand. Und so, jedes Körperteil, letztlich, ich bin nicht das Körperteil. Und dann dieser Prozess ist ja etwas, was wir in der Meditation dann machen können. Wir können den Atem beobachten. Atem strömt ein, Atem strömt aus.
– Fortsetzung folgt –
Dies ist die 1. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken
- Spirituelle Retreats
Umfangreiche Infos zur Yogalehrer Ausbildung