Also können wir sagen: „Wie kann ich lernen, mehr Freude zu fühlen?“ Erstens, älter werden. Zweitens, täglich meditieren. Und dann wirst du mit jedem Jahr etwas mehr Glück erfahren. Also, „Psychologie heute“ hat dann aber so noch geschrieben, es gibt Menschen, die haben halt weniger diese Frohnatur. Es gibt z.B. die Melancholiker, dann gibt es noch die Paranoiden. Und wenn man paranoid nicht bis zur Psychose bekommt, sondern nur leicht, die sind oft sehr wertvoll. Die Paranoiden nerven zwar und ständig überlegen sie, irgendwas könnte schiefgehen. Kennt ihr so Leute? Oder vielleicht seid ihr so jemand? Furchtbar nervend. Man hat eine neue Idee und sofort: „Das geht schief, das geht schief, das geht schief.“ Aber man braucht sie. Dann, wenn so jemand fehlt, der immer irgendwo sieht, „das könnte schiefgehen“, dann werden schlechte Entscheidungen getroffen. Man hat mal untersucht, die schlimmsten Fehlentscheidungen des 20. Jahrhunderts, die sind immer passiert, wenn dort niemand da war, der eine Neigung zur Paranoia hatte. Wenn also eine Gruppe dort war, wo sie solche Nervensägen weghatten, da fühlt man sich halt besser. Also, wenn ihr jemand seid, der eher das Negative sieht und eher warnt, auch wenn das für euer Glücksgefühl nicht zuträglich ist und für das Glücksgefühl eurer Umgebung auch nicht, man ist trotzdem irgendwo wertvoll und wichtig. Man könnte sogar sagen, dadurch dass manche Menschen das Los auf sich nehmen, eher paranoid zu sein, können die anderen es sich überhaupt erlauben, so Glückskinder zu sein, mit rosaroter Brille durch die Gegend zu laufen. Die werden gewarnt von den anderen. Oder es gibt eben auch die Melancholiker. Die Melancholiker, die immer wieder sehen: „Alles, was einen Anfang hat, hat ein Ende. Es ist sowieso sinnlos, was wir alles machen. Was wir aufbauen, verschwindet. Der Mensch, der heute freundlich zu uns ist, ist morgen wieder unfreundlich. Und es geht sowieso allen zu Ende. Was soll das Ganze überhaupt?“ Man kann das spiritualisieren und kann sagen, das ist eine Form von Vairagya, Leidenschaftslosigkeit oder Verhaftungslosigkeit, letztlich ein spiritueller Durchblick. In dem Artikel in „Psychologie heute“ wurde so gesagt, unter den Melancholikern ist ein überproportionaler hoher Anteil von Genies. Und Goethe gehörte anscheinend auch dazu. Goethe hat ja sogar gesagt: „Nichts ist schlimmer zu ertragen als eine Serie von guten Tagen.“ Der soll allerdings im Alter dann etwas glücklicher geworden sein, eine gewisse Altersweisheit. Aber als junger Mann war er immer todunglücklich und hat sich auch in alle möglichen Sachen gestürzt, die ihn todunglücklich gemacht haben. Aber irgendwie dann um fünfzig, sechzig soll er dann langsam dieser weise, doch insgesamt zufriedene Mensch geworden sein. Also, eine Weise, glücklich zu sein, ist auch, sein Temperament anzuerkennen, und auch anzuerkennen, das hat so seinen Sinn.
Fortsetzung folgt –
Dies ist die 32. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken
- Spirituelle Retreats