Wir hatten heute Morgen so gesprochen von eigenartigen Geschichten im Alten Testament. Da gab es ja die eine komische Geschichte zwischen Abraham und Isaak. Es gibt ja auch eine komische Geschichte, Isaak und Jakob. Der Jakob wollte den Segen von Isaak bekommen. Und der Isaak mochte aber den Esau lieber, also hat der Jakob sich verkleidet, er hat sich ein Fell übergezogen, weil der Isaak war irgendwo blind gewesen, aber der Esau hatte anscheinend mehr Haare als der Jakob. Und so hat er dann den Segen sich erschlichen vom Isaak. Jetzt mag man auch Verschiedenes dort sehen. Man kann eines sehen, wie wichtig der Segen ist für Kinder, dass sie ihn sich notfalls erschleichen wollen. Wenn ihr Eltern seid, dann gebt euren Segen euren Kindern. Und ihr könnt selbst noch überlegen, ob ihr vielleicht irgendwo freizügig sein könnt mit eurem Segen.
Teilnehmer: „Ich habe das so verstanden, dass er ihm den Segen irrtümlicherweise gegeben hat, weil er nicht kapiert hat, dass es der falsche Sohn ist, und dass er dann gesagt hat, für den Sohn, den er ja eigentlich viel lieber gehabt hat, „ich habe jetzt keinen mehr“. Das habe ich nie verstanden, dass da eigentlich, nachdem der Irrtum aufgeklärt war, wo ich dann denke, warum der Hahn dann zu ist. Aber vielleicht muss man das auch gar nicht verstehen.“
Ich muss zugeben, das gehört auch zu den Teilen, die ich jetzt auch nicht verstehe. Ich vermute, dass kaum ein Pfarrer das wirklich versteht. Was aber auch heißt, wir müssen nicht immer alles verstehen. Wir können auch manchmal sagen, auch diese Großen in der religiösen Geschichte sind manchmal Irrtümern unterlegen. Und vielleicht kann es uns einen Trost geben, so würde es der jetzt pensionierte Gemeindepfarrer interpretieren. Er würde sagen, die waren alle sehr menschlich im Alten Testament und extrem menschlich und sie wurden überzeichnet, um das Leben plastisch zu machen. Und es sollte uns als kleine Gläubige ein Trost sein, dass selbst der große Issak, selbst der große Jakob, selbst der große Abraham hahnebüchene Sachen gemacht haben. Und sie hatten tiefe Hingabe zu Gott und trotzdem haben sie unglaubliche Dummheiten gemacht, ethisch Verwerflichstes. Wir sollten nicht das ethisch Verwerfliche nachahmen, wir sollten uns darin üben, Hingabe zu Gott zu üben und natürlich versuchen, ethisch zu leben, aber wissen, als Menschen sind wir unvollkommen. Vielleicht ist das gerade die Größe der Schriften, dass sie uns eben nicht nur einen Buddha zeigen, nicht nur einen Jesus und Sivananda zeigen, sondern auch sehr menschliche Gestalten, wie einen Arjuna, wie einen Jakob, Isaak, wie einen David, der große König, oder Salomon, so verehrt, aber Sachen gemacht, unmöglich. Die würden heute ganz schnell abgewählt oder ins Gefängnis gesteckt, der Staatsanwalt würde sofort ermitteln. Unser letzter Präsident war dort ein Unschuldslamm dagegen. Aber wir sollten dann eben nicht nachahmen, was die Schlimmes gemacht haben, sondern wir sollten uns bemühen, das Gute zu machen, Hingabe zu üben, und zu wissen, wir machen auch manchmal Fehler. Und letztlich, das wäre jetzt die christliche Interpretation, Gott liebt uns, selbst wenn wir Fehler machen. Von daher, ich würde das einfach nur als einen Irrtum von Isaak ansehen. Und er ist deshalb sehr menschlich, dass er mit irgendeinem Irrtum dort behaftet war. Aber vermutlich würde irgendein Religionskenner sagen, dass da in damaliger Zeit irgendwas üblich war und vielleicht nur ein Sohn den Hauptsegen des Vaters kriegen konnte, man könnte sagen, dass war dann eben ein Irrtum der damaligen Religion. Heute ist das auch unter Juden nicht üblich, dass nur ein Segen weitergegeben werden kann, sondern im Gegenteil, Vater gibt dem Sohn und Mutter dem Sohn den Segen an alle Söhne und Töchter weiter.
Fortsetzung folgt –
Dies ist die 71. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:
Umfangreiche Infos zur Yogalehrer Ausbildung