Dieses Bewusstsein war, ist und wird sein. Dieses Bewusstsein, aus dem heraus können wir leben, aus dem Bewusstsein heraus können wir in diese Welt hineingehen, und aus diesem Bewusstsein können wir erkennen, was wirklich wirklich ist. Satyadevi hat so den einen Ausdruck genannt, Sat, Chid, Ananda. Das ist, wie es auch genannt wird, unser wahres Selbst. Es ist Sat, es ist Chid und es ist Ananda. Sat heißt reines Sein, absolutes Sein, unendliches Sein. Chid heißt Bewusstsein, Wissen. Und Ananda heißt Freude. Das ist unsere wahre Natur. Und bewusst oder unbewusst streben wir alle danach, das zu erfahren. Man kann praktisch alle menschlichen Bestrebungen danach ableiten, dass wir irgendwo danach streben, mehr zu sein, mehr zu wissen und mehr Freude zu haben. Wir empfinden uns als endliches, begrenztes Wesen. Gut, manche Menschen identifizieren sich ganz mit ihrem Körper und haben dann natürlich große Angst, irgendwann sterben sie. Manche Menschen empfinden sich als ein geistiges Wesen, das sich ändert und dann weiß man nicht, was ist nach dem Tod. Das ist fast noch schlimmer. Wenn man jetzt nicht weiß, was nach dem Tod passiert, ist diese Grundangst da. Man weiß ja, jeden Moment kann man sterben. Wenn ich sage, angenommen, ihr sterbt heute Abend, das ist nicht nur eine theoretische Sache. Also, ich hoffe für euch, es ist rein theoretisch, aber Menschen sterben in Autounfällen, Menschen sterben in anderen Unfällen und alles Mögliche kann geschehen. Aber wenn wir uns mit Vergänglichem identifizieren, merken wir irgendwie, es ist nicht ok. Und so strebt der Mensch, sein Seinsgefühl irgendwo auszudehnen. Angenommen, man identifiziert sich mit seinem Körper: „Ich bin dieser Körper.“ Dann wollen wir den Körper ausdehnen. Gut, es gibt mehrere Möglichkeiten, wir können viel essen, dann dehnt er sich auf eine Weise aus. Wir wollen ihn auf andere Weise ausdehnen, wir schmücken ihn, wir malen ihn an, wir dekorieren ihn. Gut, ich vermutlich etwas weniger, aber Menschen dekorieren ihren Körper, tun alles Mögliche, um irgendwo den Körper zu steigern. „Wenn ich schon der Körper bin, ist es nicht ausreichend, der Körper zu sein, ich muss diesen Körper irgendwo steigern.“ Dann natürlich noch mehr. „Und dann muss ich natürlich den Körper länger leben lassen und irgendwo, ich muss ausblenden, dass er sowieso stirbt, denn das geht gar nicht.“ Es gab mal so eine Umfrage, die war ohne Ankreuzantwort: „Wo wollen Sie gerne sterben?“ Und die Antwort, die am meisten war: „Wenn, dann zu Hause.“ Das ist lustig: „Wenn, dann zu Hause.“ Als ob man die Wahl hätte, dass man stirbt. Ihr habt gar nicht gemerkt, „wenn, dann zu Hause“. Also, wir werden alle sterben. Gut, und dann wollen natürlich Menschen ihr physisches Sein ausbauen. Wie können wir es noch ausbauen? Z.B., man kann Geld ansammeln und so kann man irgendwie sich vorstellen, man wird größer. Man kann Häuser bauen und sagen: „Ah, das bin ich.“ Man kann Bäume pflanzen, „das überlebt mich“. Man kann Bücher schreiben, „das überlebt mich“. Man kann Kinder in die Welt setzen, „das überlebt mich“ usw. Alles Mögliche, was Menschen machen, um ein begrenztes Sein auszudehnen, Sat. Nur all diese begrenzten Weisen, das Sat auszudehnen, letztlich dauerhaft befriedigt es einen doch nicht. Tief im Inneren weiß man: „Es ändert ja nichts wirklich an dem, was ich dort bin.“
– Fortsetzung folgt –
Dies ist die 6. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Essen. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:
Umfangreiche Infos zur Yogalehrer Ausbildung