Stelle dir die Sinnfrage

anandamai maWenn man jemandem im Burnout sagt, „in drei Monaten wird es schon besser sein“, kann der überhaupt nichts damit anfangen. Wenn man ihm erzählt, „vor sechs Monaten hat es dir doch noch Spaß gemacht“, dann ist das für den wie jemand ganz anderes. Wir müssen nicht auf Burnout warten. Man kann vorher die Sinnfrage stellen, man kann vorher in die Gegenwart gehen. Man kann die Sinnfrage ein bisschen verschieben, wir müssen nicht alles sofort und gleich machen, aber man kann überlegen: „Wenn ich es jetzt schon Jahre verschoben habe, ist das richtig?“ Manchmal kommt man einfach zum Schluss: „Eigentlich, das, was ich mache, ist gut.“ Es gibt hier in der Ankündigung noch ein paar Fragen, die sehr gut sind, die ich euch nochmal vorlese, die ihr euch auch nochmal stellen könnt: „Welche Ziele möchte ich in meinem Leben erreichen?“ Nicht jeder muss ein Ziel erreichen. Man kann auch sagen: „Mein Ziel ist, aus dem Moment heraus zu leben und auf göttliche Inspiration zu warten und das zu tun.“ Aber es gibt Menschen, die haben Ziele. Und wenn man das weiß, dann ist es auch gut, denen zu folgen und sie nicht zu verschieben. „Wenn ich alle Möglichkeiten hätte, was würde ich in meinem Leben verändern?“ Vielleicht habt ihr euch schon die Frage gestellt als ihr die Ankündigung gelesen habt. Ich weiß, ihr habt jetzt immer nur ein paar Sekunden dafür, aber ihr könnt so eine Notiz machen. Wenn ihr bei irgendeiner dieser Fragen irgendwo denkt, „da bräuchte ich mehr Zeit“, wäre mein Tipp, nehmt euch dann die Zeit vielleicht noch heute Abend oder morgen. „Was bedeutet Glück und Zufriedenheit für mich?“ Das ist auch eine Frage, die sich manche stellen können, die auch nicht auf jeden anwendbar ist. „

– Fortsetzung folgt –

Dies ist die 20. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Essen. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:

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Ich bewirke gutes

büro2Oder manche, die vielleicht in gewinnzielorientierten Unternehmen tätig sind, die eigentlich irgendwas verkaufen, was kein Mensch wirklich braucht, weil es schon genügend gibt, und wenn es die Firma nicht gäbe, dann wären andere Firmen ganz überglücklich, auch dann kann man überlegen: „Vielleicht könnte ich etwas anders mit meinen Kollegen umgehen? Und dadurch, dass ich freundlich zu ihnen bin, bewirke ich etwas. Vielleicht mit Kunden anders umgehen. Dadurch, dass ich so mit ihnen umgehe, berühre ich sie. Vielleicht kann ich so Gutes bewirken.“ Und vielleicht kommt jemand zum Schluss: „Nein, so wie ich jetzt bin…“ Was sollte man dann machen? Überlegen: „Ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, zu springen?“ Vielleicht ist er nicht gekommen. Und dann weiß man: „Ich bewirke doch etwas Gutes, weil ein paar Menschen mir anvertraut sind, die brauchen das, was ich verdiene, dann bewirke ich dort für die wenigstens etwas Gutes und das muss ich noch eine Weile machen. Das ist auch ok. Aber in ein paar Jahren werde ich dann etwas anderes machen.“ Oder vielleicht erkennt man: „Ja, so werde ich nicht glücklich. Ich bin hier, um was Sinnvolles zu machen. Und ich habe Talente und Fähigkeiten und Möglichkeiten. Nein, ich muss nicht auf den Burnout warten, um dann gezwungen zu sein.“ Der Rüdiger Dahlke hat auf dem Business-Yogakongress so einen Vortrag gehalten über Burnout. „Krankheit als Sprache der Seele“ ist ja eines seiner vielen Themen, die er so hatte. Er sagte: „Krankheiten zwingen einen dazu, etwas zu tun, was man auch ohne die Krankheit hätte machen können.“ Und ein Burnout zwingt einen zu zwei Sachen, erstens, sich intensiv mit Sinn auseinanderzusetzen, weil das ganze Leben einem plötzlich sinnlos erscheint. Und zum zweiten, es zwingt einen, in der Gegenwart zu sein und nicht alles in die Zukunft zu verschieben, denn einer im Burnout kann nicht an die Zukunft denken. Wenn er an die Zukunft denkt, kommt er in Panik, und die Vergangenheit ist so weit weg.

– Fortsetzung folgt –

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Spirituelle Lernaufgaben

yoga9Hier könnt ihr auch mal überlegen, was habt ihr in den letzten Monaten an Fähigkeiten in euch entfaltet? Und was beabsichtigt ihr in nächster Zeit, an Fähigkeiten zu entfalten? Das heißt nicht nur, eine Ausbildung zu machen, diejenigen, die jetzt eine Yogalehrerausbildung machen, ihr seid gerade dabei. Aber es kann eine neue Herausforderung sein, es kann irgendwas Neues lernen sein. Es ist auch noch genug Zeit für dieses Jahr, sich etwas vorzunehmen. Wir haben noch nicht die erste Hälfte von diesem mystisch-magischen Jahr 2012 hinter uns. Und ich halte es für unwahrscheinlich, dass am 21.12. die Erde nicht mehr bevölkert sein wird, aber vielleicht ist in diesem Jahr mehr möglich, weil so viele denken, es ist speziell. Deshalb ist es jetzt vielleicht besonders wichtig, zu überlegen, was wirklich wichtig ist. Und ihr könnt auch überlegen, wo engagiert ihr euch für Gutes? Und da gibt es kleines Gute und es gibt großes Gute. Auf eine gewisse Weise könnte jede Mutter sagen: „Ich bewirke schon mal etwas Gutes.“ Ihr könnt aber überlegen, reicht euch das aus? Wobei die ersten Monate des Babys sich die Frage hoffentlich nicht stellt, aber nach einer Weile stellt sich die Frage. Und auch dann wiederum kann man überlegen: „Wo könnte ich denn noch Gutes bewirken? Vielleicht noch dieses Jahr? Manche werden vielleicht feststellen: „Eigentlich bewirke ich ja viel Gutes. Ich bin Krankenschwester, ich bin Physiotherapeut. Und auch wenn die heutigen Arbeitsbedingungen so sind, dass ich nicht so arbeiten kann, wie ich eigentlich denke, dass es sein müsste, eigentlich bin ich von morgens bis abends dabei, Gutes zu tun.“ Dann könntet ihr überlegen: „Ich könnte mir das ja bewusst machen. Jeden Morgen, heute bewirke ich Gutes. Und auch wenn mir die drei Fälle, wo ich denke, da kann ich nicht machen, was ich eigentlich machen müsste, wirklich an die Substanz gehen, es gab zwanzig andere oder drei andere, denen ich wirklich helfen konnte.“ Es ist gut, sich dessen bewusst zu sein: „Ich bewirke Gutes. Und es ist wert, das, was ich tue. Auch wenn ich es nicht so gut tun kann, wie ich es kann.“

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Mache aus deinem Job den tollsten Job

sukadev7Ich kannte mal jemanden, der war Nachtwächter und er hat gesagt: „Tollster Beruf, den man sich vorstellen kann.“ Er ist Nachtwächter. Jeden Abend konnte er Bücher lesen, er konnte meditieren, er konnte spazieren gehen, er konnte sein Mantra wiederholen. Er sagte: „Ich werde dafür bezahlt, dass ich acht Stunden pro Nacht mich bilde und Praktiken machen und ab und zu mal nach irgendwelchen Dingen suche.“ Er fand das den tollsten Job, den es gibt. Ich kannte auch so ähnlich eine Nachtschwester, das war noch zu Zeiten, als die Arbeit noch nicht so kondensiert war wie heute. Heute müssen ja zwei Nachtschwestern das machen, wo früher auf der Station vor zehn Jahren fünf Nachtschwestern da waren. Wir hatten heute auch so einen Vortrag, wo jemand darüber gesprochen hatte – heute oder gestern oder war es am Essenstisch. Irgendwo hat jemand davon gesprochen, diese Kondensierung der Arbeit. Aber sie sagte auch, sie war Nachtschwester: „Nachts passiert nicht so viel.“ Sie hat viel Zeit letztlich auch wieder, zu lesen und spirituelle Bücher zu lesen. Und das ist jetzt nicht die große Erfüllung, denn idealerweise schlafen alle Patienten. Und ab und zu mal war sie konfrontiert mit der Endlichkeit des Lebens, denn die meisten sterben nachts und zwar ohne dass ein Arzt noch letzte Wiederbelebungsmaßnahmen machen kann. Das wäre spirituell so gut gewesen, diese Phase, irgendwo fünf oder sechs Jahre als Nachtschwester. Also, ich will da eben auch sagen, so kann ein Beruf auch sein. Nicht jeder Beruf muss gleich die Berufung sein. Aber den beiden zuträglich, die beiden Personen hatten sich ansonsten engagiert für Gutes, die haben nicht einfach nur den Tag verplempert, sondern haben sowohl spirituelle Praktiken gemacht als auch engagiert für etwas Gutes in der restlichen Zeit, die sie dann eben auch hatten. Genauso auch, Partnerschaft spielt eine Rolle auf allen Ebenen. Man kann sich gegenseitig unterstützen, um Gutes zu bewirken, sich selbst zu entfalten, spirituell entwickeln. Man kann manchmal auch durch das Reiben aneinander vieles lernen. Durch Reiben kann kreatives Potenzial auch in einer Beziehung entstehen und neue Ideen. Durch Reiben kann auch geschehen, dass man lernt, sich selbst zu entfalten und auch den Freiraum sich zu nehmen und dem anderen auch. Und man kann durch Rücksichtnahme und Durchsetzung – das muss ja beides in einer Partnerschaft parallel sein. Wenn einer nur Rücksicht nimmt und der andere sich nur durchsetzt, das ist glücklicherweise heute nicht mehr das Ideal einer Partnerschaft, weshalb normalerweise beides in eine Partnerschaft hineingehört und das sind spirituelle Lernaufgaben und Lernaufgaben im Sinne von Dharma, Selbstentfaltung und Gutes bewirken.

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Spiritueller Lebensstil

amma20Es gibt auch einen spirituellen Lebensstil, der ein ethischer Lebensstil ist, der ein mitfühlender Lebensstil ist. Dann gibt es noch die ganze Ebene des Dharmas. Und Dharma ist ein nicht übersetzbarer Begriff im Sanskrit. Dharma in diesem Kontext heißt, Dinge, nach denen man streben sollte, wo es wert ist, Dinge, die wichtig sind. Dharma heißt, Gutes bewirken, Dharma heißt auch Selbstentfaltung. Das sind auch zwei Sachen, die wichtig sind im Leben. Vielleicht, bevor ich da noch ein bisschen weiter einsteige, ihr seht hier diese vier Ebenen und die betreffen das ganze Leben. Im Grunde genommen würde man sagen, Beruf, Partnerschaft, Familie berühren idealerweise immer vier Ebenen. Der Beruf sollte einem irgendwie auch Spaß machen, Kama, er sollte einem irgendwo eine gewisse finanzielle Absicherung geben, Artha. Wir können eine Einstellung zum Beruf haben, dass wir daran wachsen, was an Aufgaben kommt, die der Beruf einem gibt. Und damit hilft er auch, spirituell zu wachsen. Und er spielt eine große Rolle bei Dharma. Der Beruf kann auf zwei Weisen für Dharma eine Rolle spielen. Man kann sagen, manche Menschen haben einen Job und nicht wirklich einen Beruf, im Sinne von Berufung, oder sie haben eigentlich einen Beruf gelernt, aber sind jetzt in einem Job tätig, weil die wenigsten Menschen sind tätig in dem Beruf, den sie mal gelernt haben. Man kann auch sagen, ein Job könnte die Aufgabe haben, einem einfach die Geldmittel zur Verfügung zu stellen, dass man, ohne allzu sehr gestresst zu sein, das hat, was man braucht, um dann nach dem zu streben, was wirklich wichtig ist. Und dann engagiert man sich in seiner Freizeit für etwas anderes, in irgendeinem gemeinnützigen Verein oder besonders engagierte Mutter oder Vater, aber im Sinne von, wirklich etwas auch bewirken wollen in einem größeren Maßstab. Jetzt nicht die eigenen Kinder überfrachten, sondern eine Zeitlang sind die Kinder der Mittelpunkt, um Gutes zu bewirken, aber davor und danach und während auch weitergehend. Also, in diesem Sinne. Und dann kann man sagen: „Und der Beruf, der zwar nicht jetzt meine volle Erfüllung ist, er gibt mir die finanziellen Mittel für das andere, er braucht meine Energien nicht vollständig auf, sodass ich nicht in Burnout gerate, habe deshalb Energien für das, was wirklich wichtig ist, und ich kann parallel meine spirituellen Praktiken machen.“

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Wir wissen nicht wirklich was die Zukunft bringt

1adMan muss jetzt nicht verantwortungslos handeln, aber man muss sich jetzt auch nicht massivste Gedanken machen, dass man möglichst viel für das Alter zurücklegt und ständig Sicherheit. Das ist nicht wirklich wichtig. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass alles, was man jetzt für das Alter anlegt, in vierzig Jahren unbedeutend ist, jetzt für die Jungen. Vielleicht gibt es dann auch überhaupt kein Geld mehr. Und wer weiß, wie es sein wird. Was ist jetzt wirklich wichtig? Da kommen wir auf Dharma und Moksha. Zum einen, wirklich wichtig, Moksha, die Verwirklichung unserer wahren Natur. Es wird niemanden geben, der am Ende seines Lebens zwanzig Jahre oder vierzig Jahre meditiert hat und sagt: „Die Meditation war die überflüssigste Zeit meines Lebens.“ Das wird niemand sagen. Menschen werden im Gegenteil sagen: „Die Meditation war mit die wertvollste Zeit des Lebens.“ Und wenn ihr tiefe spirituelle Erfahrungen hattet, werdet ihr das als das Wertvollste dort ansehen. Und tiefe spirituelle Erfahrungen gehen oft auch einher mit tiefen Einsichten für etwas, was zu tun ist, oder Verständnis oder mit Liebe, Bewusstseinserweiterung. Daher, das Wichtigste ist, Swami Sivananda sagt es immer: „Goal of life is self-realisation.“ Es gibt so mehrere Lieder, die er dort immer wieder gesungen hat. Und immer wieder, wenn ihr Bücher von Swami Sivananda lest, im Grunde genommen läuft es immer darauf hinaus: „Sei dir bewusst, das Wichtigste ist Gottverwirklichung und Selbstverwirklichung.“ Vom yogischen Standpunkt her nicht. Es heißt: „Aham Brahmasmi. Die Tiefe des Selbst ist eins mit dem Göttlichen.“ Aber Menschen mögen philosophisch unterschiedlich das ansehen. Und wir brauchen jetzt nicht über Philosophie zu streiten oder zu diskutieren. Manche von euch haben ja auch das Seminar mitgemacht „Indische Schriften und Philosophiesysteme“, sei es im Rahmen der zweijährigen Yogalehrerausbildung im Zentrum, sei es im Rahmen einer Yogalehrerweiterbildung. Yoga kann durchaus praktiziert werden von unterschiedlichen Philosophiesystemen her und für manche ist es Gottverwirklichung oder Gott-Nähe und Erlösung, die Buddhisten nennen es dann Nirwana und im Vedanta nennen wir es eben Atma Sakshatkara, Verwirklichung des Selbst, Selbstverwirklichung, oder Brahma Sakshatkara, Verwirklichung von Brahman, dem Höchsten. Und jetzt könnt ihr auch wieder überlegen, viele von euch sind damit vertraut, viele von euch haben mindestens mal gedacht: „Das ist ja eigentlich tatsächlich wertvoll.“ Die meisten von euch werden tief im Hintergrund sagen: „Ja, das ist das Wichtigste, worum es im Leben geht.“ Jetzt könnt ihr mal nachdenken: Und wie viel Zeit und Energie steckt ihr in dieses Ziel hinein? Wie viel Minuten am Tag für die Praktiken? Wie viel Tage und Wochen, die ihr dem besonders widmet im Jahr? Und wie sonst ist euer Lebensstil darauf ausgerichtet?

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Mitgefühl mit allen Geschöpfen

tierfreundschaftAuf eine gewisse Weise, natürlich in unseren Breiten stellt sich etwas nicht, was in Indien wichtig war über Jahrhunderte und heute in vielen Teilen Indiens auch noch, Kama heißt auch, dafür zu sorgen, dass man was zu essen hat. Kama heißt auch, dafür zu sorgen, dass man ein Dach über dem Kopf hat und wenn der Winter kommt, dass man Nahrungsmittel hat. Oder in Indien, wenn der Monsun kommt, dass man ein Dach über dem Kopf hat und dass man überleben kann. Darüber brauchen wir uns weniger Gedanken zu machen. Wir können uns aber Gedanken machen durchaus: Wie können wir anderen helfen, dass sie das machen? Es gibt immer noch eine Milliarde Menschen auf der Welt, die Hunger leidet. Und zweieinhalb weitere Milliarden Menschen, die qualitativ unterernährt sind und keine Wahl haben. Zwar sind im Westen auch die meisten Menschen quantitativ überernährt und qualitativ unterernährt, aber sie hätten die Wahl. Artha, finanzielle Absicherung und gewisser beruflicher Erfolg. Hier kann man sagen, glücklicherweise haben wir in Deutschland ein noch halbwegs funktionierendes soziales Sicherungsnetz, es muss keiner verhungern in Deutschland und auch keine Angst haben, dass er im Alter verhungern wird. Ich muss jetzt gerade daran denken, beim Business Yoga Kongress gab es so eine Frau, die lebhaft geschildert hat, wie sie in einen Burnout hineingekommen ist. Und sie hat so beschrieben, sie war irgendwo in der Fernsehbranche tätig und hat auch gut verdient, hat Teams mit siebzig Leuten angeleitet, irgendwelche großen Sendungen auch gemacht, zwar nicht vor der Kamera, aber eben hinter der Kamera, irgendeine wichtige Person. Und sie hat viel Geld verdient und sich ständig überlegt: „Was passiert, wenn ich keinen nächsten Auftrag mehr bekomme?“ Denn die sind ja nicht angestellt, sondern sie hat gesagt, in neun Jahren achtzehn verschiedene Verträge. „Was passiert, wenn ich keinen nächsten Vertrag bekomme?“ Ihr Kontostand ist immer weiter gewachsen und sie hatte achtzig bis hundert Stundenwochen, hat gar keine Zeit gehabt, Geld auszugeben. Aber es war immer das Damoklesschwert: „Ich brauche Sicherheit. Ich brauche Sicherheit.“ Egal, wie viel Geld da war: „Ich brauche Sicherheit.“ Und so, viele Menschen haben das irgendwo und das braucht es nicht. Wir können sagen, schon alleine in Deutschland zu leben, das, wo sich Jahrtausende lang Menschen bemühen mussten, um eine Sicherheit zu haben, die haben wir alleine dadurch, dass wir in Deutschland leben. Was nicht heißt, dass man jetzt auf Kosten der Gemeinschaft leben soll. Wenn man die Wahl hat, dann sollte man durchaus seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Wenn man nicht die Wahl hat, sollte man aber auch kein schlechtes Gewissen haben. Kama und Artha sollte man nicht überbewerten. Das wird in unserer heutigen Zivilisation stark überbewertet. Da nebendran haben wir die Manifestation der Überbewertung von Kama. Ich glaube, ihr wisst alle, was da nebendran ist? Aber man kann auch sagen, es ist die Möglichkeit, wir müssen nicht alles haben, wir wissen, wir könnten es haben. Das ist ja auch was Schönes. Und Artha in diesem Sinne wird auch überbewertet. Man sagt, 25-Jährige machen sich Sorgen über ihre Alterssicherung. Wir hatten dort heute einen, der – ich habe es jetzt vergessen. Das ist eigentlich ein bekannter Mensch. Der hat irgendwie gesprochen über die Zukunft, er war so ein Zukunftsforscher, der irgendwo sagt, Menschen extrapolieren immer das, was heute ist. So ähnlich wie, angenommen, es gibt ja die berühmte Sache, Ende des 19. Jahrhunderts gab es die Vorhersage, Mitte des 20. Jahrhunderts wird New York im Pferdemist ersticken, denn es ist absehbar, dass es immer mehr Pferde in New York gibt und die Leute immer mehr fahren und ab da wird es eine Pferdemistkatastrophe in New York geben. So ähnlich, wir wissen nicht, was in der Zukunft ist.

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Ethik schenkt dauerhafte Zufriedenheit

Kuh Wenn wir etwas tun, was unethisch ist, sind wir auch nicht zufrieden damit. Auf einer unterbewussten Ebene belastet das Menschen. Wenn man z.B. sein sinnliches Bedürfnis nach Essen befriedigt und dabei andere Wesen schädigt, das hat einen Einfluss auf unsere Psyche, es hat einen Einfluss auf unsere Zufriedenheit. Und die Art der Ernährung, wo wir Wesen am meisten schädigen, heißt Fleischernährung. In unseren Breiten ist es nicht nötig, Fleisch zu essen. Manchmal wird gefragt: „Wie ist das bei den Eskimos? Und der Mensch war doch in der Steinzeit Jäger und Sammler.“ Ich muss zugeben, vor dreißig Jahren hätte ich noch gesagt, der Mensch war immer von Natur aus Vegetarier, Länge des Darms und die Zähne usw. Heute muss ich zugeben, von Archäologischen ist es schon so, dass der Mensch die letzten hunderttausend Jahre als Jäger und Sammler gelebt hat und einen großen Teil der Zeit auch Kannibale gewesen ist. Zivilisation schreitet voran, spirituelle Entwicklung des Menschen auch. Wir sind glücklicherweise davon abgekommen, unsere Mitmenschen zu essen, und wir sollten auch davon abkommen, die anderen Mitgeschöpfe zu essen. Es ist heute nicht mehr nötig und inzwischen gibt es ja eine ganze Fleischersatzindustrie. Wenn man mal ein Jahr lang kein Fleisch gegessen hat, kann man keinen Unterschied mehr schmecken zwischen diesen speziellen Tofuschnitzeln – also man muss ausprobieren, welches dort ist – und anderen Schnitzeln. Selbst den Unterschied zwischen Kuhmilch und Dinkelmilch wird man kaum mehr schmecken und zwischen Hafersahne und anderer Sahne. Und es gibt ja sogar Sahnetorte ganz vegan und die schmeckt auch, wenn man ein Jahr lang keine Milch mehr gegessen hat, genauso wie eine normale Sahnetorte. Wenn man sie gleich ist daneben vielleicht nicht, aber nach einer Weile vergisst man das und genießt das andere genauso. Es ist gesünder, vegetarisch zu leben. Es hat einen Einfluss auf die Psyche, wenn man Tiere isst, die in den letzten Momenten des Lebens Angst hatten, panische Angst hatten. Und auch die aus artgerechter Tierhaltung, die müssen alle zu einem Schlachterhof gehen, wo sie vorher wissen, was geschieht. Sie hören, riechen, fühlen mit ihrem ganzen Wesen, dass dort kurz vorher zehn Tiere gestorben sind und all das nimmt man dort hinein. Also, Kama ist Sinnesbefriedigung, aber so, dass es ethisch verantwortbar ist. Und das heißt Mitgefühl mit Tieren, es heißt auch ein umweltbewusstes Leben. Ich will es nicht weiter ausbauen.

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Das Leben ist eine Entwicklung

kind6Ein weiterer Ansatz, der vielleicht noch etwas praxisnäher ist, auch vielleicht entscheidungsnäher. In der Jnana Yoga Philosophie wird gesprochen von den vier Purusharthas. In diesem Kontext heißt Purusha Mensch. Purusha hat ja viele verschiedene Bedeutungen. Und Artha heißt, was es wert ist, danach zu streben. Also vier Sachen, die es wert sind, danach zu streben. Und da gehört zuerst mal dazu Kama, Artha, Dharma und Moksha. Kama heißt jetzt hier Sinnesbefriedigung. Artha heißt hier finanzielle Absicherung und letztlich auch Erfolg und Geld und Macht. All das steckt hier drin. Dharma hat zwei verschiedene Bedeutungen. Das heißt zum einen, Gutes bewirken für die Gemeinschaft, für den Planeten, die Mitmenschen, Tiere, was auch immer man von innen heraus merkt, was man machen will. Und das zweite ist Selbstentfaltung. Selbstentfaltung, Selbstentwicklung, das, was in der humanistischen Psychologie als Selbstverwirklichung bezeichnet wird. Ich nenne es jetzt hier anders, weil im Yoga heißt Selbstverwirklichung etwas anderes, nämlich die Verwirklichung unseres wahren Selbst, jenseits von Körper, jenseits von Persönlichkeit, jenseits von Psyche. Schließlich, Moksha ist Verwirklichung, höchste Verwirklichung, Befreiung, ich nenne es mal Erleuchtung. Das sind vier Ebenen, auf denen es wert ist, danach zu streben. Wobei natürlich, es ist auch eine Hierarchie. Und zwar das, was hier unten ist, ist am höchsten, das ist das, was uns am langfristigsten befriedigt. Und was hier ist, ist das, was uns am kurzfristigsten befriedigt, was man aber für ein erfülltes Leben irgendwo auch braucht. Und so, im Sinne von Sinnesbefriedigung gilt durchaus, man kann schauen: „Was brauche ich, um auf einer sinnlichen Ebene irgendwo glücklich zu sein?“ Kleidung, Wohnung, Vorhang, Teppich, Essen usw. Und dann kann man schauen: „Was brauche ich dort wirklich?“ Und nicht: „Was hat der Nachbar und was muss ich auch haben?“ Swami Vishnu hat manchmal den Witz gemacht: „Westliche Zivilisation heißt, Dinge zu kaufen, die man nicht braucht, mit Geld, das man nicht hat, um Menschen zu beeindrucken, die man nicht mag.“ Also, aus diesen Gründen solltet ihr nichts kaufen, sondern man kann durchaus schauen: „Was brauche ich, um auf einer sinnlichen Ebene irgendwo zufrieden zu sein?“ Wobei hier natürlich ist, damit wir auch dauerhaft zufrieden sind, muss es ethisch sein.

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Meine wahre Natur ist Freude

3eHinter dem ganzen Universum ist auch Freude. Und ich kann mit Mitleid auch leiden.“ Im Deutschen macht man jetzt gerne den Unterschied zwischen Mitgefühl und Mitleid und sagt, Mitgefühl ist gut, mitleiden ist nicht gut, aber ich frage mich dann manchmal, wenn jemand vor mir leidet und ich fühle mit ihm, welches Gefühl habe ich denn dann? Wenn ein anderer leidet und ich fühle mit ihm, dann fühle ich sein Leid. Deshalb, auf Englisch gibt es gar nicht den Unterschied, es ist alles compassion. Und compassion wörtlich übersetzt heißt Mitleid. Passion heißt ja Leiden. Im Deutschen Leidenschaft, passion heißt auch Leidenschaft und compassion ist dann mitleiden. Natürlich, es gibt auch einen Grund, weshalb der Unterschied gemacht wird, man kann soweit mitleiden, dass man richtig reingezogen wird und dann dem anderen nicht helfen kann. Und nachher muss der andere versuchen, einen selbst zu trösten. Das ist auch nicht unbedingt hilfreich. Und dann muss der sein eigenes Leiden weniger intensiv darstellen, weil er Angst hat, er belastet den anderen zu sehr. Und Menschen in helfenden Berufen müssen sich ein bisschen von diesem Überwältigen des Leidens ablösen und dann mehr mitfühlen, aber nicht vollständig mitleiden. Nichtsdestotrotz, Ananda und Prema heißt auch Liebe mit anderen Menschen, Mitgefühl mit anderen Menschen, Mitleid. Und letztlich, inmitten von melancholischem und pessimistischem Temperament, das Wissen, hinter allem steckt doch Freude. Und in diesem Sinne, auch wenn ich vorher ein bisschen flapsig gesagt habe, die Muditas brechen in Entzücken aus bei jeder Blume, die sie sehen, ich halte es für eine sehr gute Übung, zu der ich jeden von euch ermutigen will, immer wieder Momente zu haben, wo ihr Verbindung aufnehmt. Und dort habt ihr Sat. Verbindung zu einem Menschen, Verbindung zu einer Blume, Verbindung zu einer Pflanze, auch Verbindung zu einer grauen Wand. Das habe ich irgendwann mal auch gemacht, da war ich in Paris gewesen und ich hatte vorher diese Übungen gemacht, mich mit Bäumen zu verbinden. Und das Yogacentrum, wo ich dort war, war eben in einer Gegend, wenn man aus einem Fester rausgeguckt hat, es gab nirgends einen Baum. Da habe ich gedacht, geht auch anders. Und man kann auch auf Häuser, auf Himmel, man kann sich mit Menschen verbinden, auch mit einer Menschenmasse. Das geht natürlich in einer Großstadt wie Essen vielleicht besonders gut. Wenn ihr irgendwo in einer U-Bahn seid oder wenn ihr auf eine Straße guckt, Einkaufsstraße und einfach mal die Menschen als Ganzes auf euch wirken lassen. Plötzlich ist Ananda, Freude da, plötzlich ist Prema da. Und hier kann man auch letztlich sagen, wenn alles, was ihr tut, aus Liebe heraus und alles, was ihr tut, aus einer tieferen Freude, all das ist auch wieder wirklich wert, das ist das, was einen tieferen Sinn hat.

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Neue Wege wagen

swami vishnu21Noch etwas, es gibt ja die Optimisten und die Pessimisten. Wer hat häufiger Recht, der Optimist oder der Pessimist? Man hat tatsächlich psychologische Experimente gemacht und Menschen in Situationen gebracht und die Optimisten und Pessimisten Vorhersagen machen lassen. Wer hat häufiger Recht gehabt? Die Pessimisten. Es fängt schon damit an, langfristig sind wir alle tot. Der Pessimist würde das klar sagen, der Optimist blendet das aus. Wer hat jetzt Recht? Aber die Optimisten sind die innovativeren Menschen. Die Optimisten sind in der Lage, Neues herzustellen, neue Wege zu wagen. Die gehen davon aus, es geht gut. Die Pessimisten gehen davon aus, es geht schief. Sie wissen aber, sie können die Optimisten nicht davon abhalten, also machen sie Vorkehrungen. „Wenn die Optimisten nicht Recht haben, dann habe ich irgendwas gemacht, dass nicht alles zusammenbricht.“ Ich hätte z.B. sehr gerne, dass alle Atomkraftwerkbetreiber Pessimisten sind, die würden dann nämlich alle schließen, auch ohne dazu gezwungen zu sein. Und auf eine gewisse Weise hätte ich auch gerne, wenn ich mal einen Chirurgen brauche, dass der auch Pessimist ist und dann nur das macht, was nötig ist, und nicht optimistisch: „Ich schneide Sie halt mal auf und dann kann man weitersehen, wird schon gut gehen.“ Aber man braucht auch diese Optimisten, denn es kann ja sein, dass eine dieser Therapien doch anschlägt. Und es braucht diese Optimisten, die das ausblenden, dass schon fünf Sachen, die sie probiert haben, schiefgegangen sind. Ich glaube, Thomas Alva Edison hat zweihundert verschiedene Versionen der Glühbirne ausprobiert, bis dann eine funktioniert hat und die die Welt revolutioniert hat. Also, Pessimisten haben ihren Platz und die Optimisten auch. Und wenn wir jetzt sagen, wir wollen tiefe Freude erfahren, dann heißt das nicht, dass ihr jetzt unbedingt zu Optimisten werden müsst und dass ihr Muditas werdet, die dann immer euphorisch durch die Welt gehen und bei jeder Blume in Verzückung ausbrechen, sondern Ananda heißt: „Meine wahre Natur ist Freude.

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Glücklich sein im inneren

3iIch habe mal so eine Titelgeschichte der „Psychologie heute“ gelesen, die hieß „Lob der Melancholie“. Und da wurde auch gesprochen über die Tyrannei des Glücksgefühls, dass wir heute glücklich sein müssen auf eine oberflächliche Weise. Jederzeit: „Wie geht es dir?“ „Gut.“ Muss man sagen. Und wenn es einem nicht gut geht, nicht so gut. Ist ja auch irgendwo nicht so gut, denn tief im Inneren sind wir Ananda. Nur was ich eben damit sagen will, ein tieferes Glücksgefühl kann auch entstehen, wenn man ansonsten melancholisch ist. Goethe hat mal gesagt: „Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen.“ Kennt ihr das Zitat? Goethe war ein Melancholiker. Die Melancholiker sind gar nicht mal so selten und inPsychologie heute“ hieß es, dass die Melancholiker – der Anteil der großen Denker war unter den Melancholikern höher als unter dem Rest der Bevölkerung. Ich will euch jetzt nicht die Stimmung verderben und versuchen, euch zu Melancholikern zu machen. Ich will im Gegenteil diejenigen, die vielleicht eher ein melancholisches oder pessimistisches Temperament haben, helfen, euch glücklich zu schätzen, dass ihr so seid. Ein Melancholiker, der irgendwo sieht: „Ja, alles, was einen Anfang hat, hat ein Ende. Die Menschen streben nach Äußerlichkeiten. Die Dinge, die die meisten Menschen machen, sind sinnlos. Vieles, was ich in meinem Leben mache, ist auch sinnlos.“ Warum kann es gut sein, dass man so denkt? Dann denkt man vielleicht tiefer. Wenn dann der Melancholiker den Schritt hinkriegt und sagt: „Ja, gibt es vielleicht doch was Tieferes?“ Dann kann ich immer noch Weltenschmerz haben und Menschenschmerz, aber es gibt etwas Tieferes. Buddha war vermutlich auch irgendwann mal ein Melancholiker. Was ist die erste der vier edlen Wahrheiten des Buddhismus? Alles Leben ist Leiden. Patanjali sagt das auch irgendwo, aber verklausuliert im zweiten Kapitel im Teil, den kaum jemand liest. Und dann sagt er auch, warum. Und letztlich, ein beschränktes Leben ist Leiden. Und Buddha wird immer so lächelnd dargestellt, denn letztlich aus dieser Melancholie heraus wird dann gestrebt nach einem höheren Sinn im Leben. Und dann muss man nicht glücklich sein über jedes einzelne Ereignis, was kommt, man muss nicht alles Mögliche genießen können, sondern man geht den Dingen tiefer auf den Grund. Was jetzt nicht heißt, dass die Glückskinder unter euch jetzt alle Melancholiker werden müssten, es gibt viele Formen von Spiritualität und es gibt auch Menschen, die das Temperament, überschäumend vor Glück zu sein, das auszustrahlen. Swami Sivananda war so einer. Von dem wird berichtet, als Kind und Jugendlicher hat er immer diese Freundlichkeit und Glück und Lebensfreude ausgestrahlt, als junger Arzt auch. Er hat zwar auch immer dann wieder sich gefragt: „Vor dem Hintergrund des Leidens, was könnte ich tun?“ Aber er hatte dieses natürliche Temperament des Glücklichseins. Nur, nicht dass ihr denkt, man muss das sein. Aber ich will eben auch sagen, Ananda, wenn es darum geht, Glück zu erfahren, das ist ja unsere wahre Natur. Glück, heißt das nicht, dass wir so ein lebenslustiger Mensch werden müssen. Wenn wir es sind, ist es gut, wenn wir es nicht sind, sind wir nicht gezwungen. Und die, die es sind, sollen nicht versuchen, die Melancholiker zu lebenslustigen Menschen zu erziehen. Es wird nicht klappen.

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Was im Leben wirklich wichtig ist

seele27Was im Leben wirklich wichtig ist, Teil 2

Der zweite Teil unserer Natur ist Chid, und Chid heißt zum einen Wissen, es heißt aber auch Bewusstsein. Auf der einen Seite ist es Wissen und der Mensch will Wissen. Und egal, wie viel wir wissen, wir wollen mehr wissen. Manche Menschen sind getrieben davon, mehr zu wissen. Man kauft Bücher, man geht in Kurse, man geht in Seminare, besucht eine Ausbildung nach der anderen, man schaut jeden Begriff im Internet nach. Inzwischen geht es ja auch mit Smartphone. Ich gehöre durchaus zu denen, die auch ein Smartphone haben. Und wenn ich in irgendeine Stadt gehe, sehe ich eine Kirche, will ich auch gleich wissen, wem ist sie gewidmet und was ist dort die Geschichte. Und wenn ich das so ein bisschen weiß, dann kann ich reingehen und dann dort meditieren und irgendwie hilft es mir, mich einzustimmen auf diesen Ort, wenn ich vorher so ein bisschen was dort weiß. Aber egal, wie viel wir wissen, wir wissen nie genug. Und in der heutigen Zeit wissen wir es weniger als früher. Irgendjemand hat mal behauptet, Goethe sei einer der letzten Universalgenies gewesen, der hätte noch den größten Teil des Wissens seiner Zeit gehabt. Da wäre es möglich gewesen, dass ein Mensch alles Wissen haben kann. Ich glaube es zwar auch nicht. Vielleicht alles akademische Wissen, aber jeder Bauer hat sein eigenes Wissen, jede Mutter hat ihr eigenes Wissen, jede Kräuterfrau hatte ihr Wissen gehabt. Das wird er nicht alles gehabt haben. Aber jetzt vom akademischen Wissen her stimmt das vielleicht, dass Goethe auf der Höhe seiner Zeit war, alles zu seiner Zeit von Physik, Medizin, Chemie, Biologie, was bekannt war über Geschichte und Religionswissenschaft, all das, und was über Geographie bekannt war zu seiner Zeit, scheint er alles gekannt zu haben. Und er war nie zufrieden damit, wie er ja auch im Faust irgendwo dann beschreibt. Heutzutage kann kein Mensch alles wissen, noch nicht mal über ein spezialisiertes Fachgebiet. Ein Kardiologe kann nicht alles über das Herz wissen, was heutzutage gewusst wird. Er kann noch nicht mal alles über die rechte Herzklappe wissen, was heute gewusst wird. Und egal, wie viel wir wissen, wir wissen nicht genug. Aber wir haben den Drang, zu wissen. In diesem Sinne, mehr zu wissen, ist vielleicht auch nicht falsch in diesem Sinne. Aber es ist nicht Faktenwissen, sondern mehr Wissen im Sinne von Verstehen. Da unsere wahre Natur Wissen und Bewusstsein ist und letztlich die Intuition das ist, was das höhere Wissen ist, ist all das, was zu mehr Verständnis führt, etwas, was Ausdruck unserer Seele ist, was etwas ist, was überdauert und in die Ewigkeit führt und was Menschen auch dauerhaft befriedigt. Wenn ihr irgendwo am Ende eines Tages oder einer Woche sagt: „Ich habe etwas verstanden.“ Wie fühlt sich das an? Irgendwie gut, oder? Wenn ihr dagegen nur gehört habt, irgendwie ein neues Faktenwissen – wenn ihr irgendwas verstanden habt und wenn dieses Verstehen dabei euer Bewusstsein ausdehnt, irgendwo einen größeren Kontext bringt, das ist immer Ausdehnung letztlich, dann ist etwas da. Vom yogischen Standpunkt aus das Wichtigste für Chid ist der Zugang zur Intuition. Die Kultivierung von Techniken, die einem zur Intuition führen und damit Zugang zu einem intuitiven Verständnis der Menschen und der Welt. Die letzte dieser drei Eigenschaften, Ananda. Ananda heißt Wonne, Glück. Es heißt aber auch Prema, ist auch eingeschlossen. Prema heißt Liebe. Ein bisschen vorsichtig muss man sein, man sagt so, alle Menschen wollen glücklich sein, alle streben nach Glück. Auf der einen Seite ja, denn unsere wahre Natur ist Freude und Wonne und sie ist verknüpft mit Liebe. Aber Menschen streben nicht einfach nur danach, irgendwie ein bisschen glücklich zu sein. Im Sanskrit unterscheidet man Ananda von Sukha und auch von Mudita. Sukha hat in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Bedeutungen und wenn es in Gegensatz gesetzt wird zu Ananda, Sukha und Mudita, ist Sukha so Sinnesvergnügen. Mudita ist so eine Art Euphorie, Begeisterung. Das ist durchaus was Schönes. Auch Sukha ist was Schönes. Aber Ananda ist so eine tiefere Erfahrung von Glück.  Und diese tiefere Erfahrung von Glück kann verbunden sein mit Sukha und Mudita, das ist letztlich Temperamentfrage, aber wir müssen nicht alle in jedem Moment auf einer emotionellen Seite glücklich sein.

– Fortsetzung folgt –

Dies ist die 8. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Essen. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:

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Reines Bewusstsein – Sat Chid Ananda

swami s5Dieses Bewusstsein war, ist und wird sein. Dieses Bewusstsein, aus dem heraus können wir leben, aus dem Bewusstsein heraus können wir in diese Welt hineingehen, und aus diesem Bewusstsein können wir erkennen, was wirklich wirklich ist. Satyadevi hat so den einen Ausdruck genannt, Sat, Chid, Ananda. Das ist, wie es auch genannt wird, unser wahres Selbst. Es ist Sat, es ist Chid und es ist Ananda. Sat heißt reines Sein, absolutes Sein, unendliches Sein. Chid heißt Bewusstsein, Wissen. Und Ananda heißt Freude. Das ist unsere wahre Natur. Und bewusst oder unbewusst streben wir alle danach, das zu erfahren. Man kann praktisch alle menschlichen Bestrebungen danach ableiten, dass wir irgendwo danach streben, mehr zu sein, mehr zu wissen und mehr Freude zu haben. Wir empfinden uns als endliches, begrenztes Wesen. Gut, manche Menschen identifizieren sich ganz mit ihrem Körper und haben dann natürlich große Angst, irgendwann sterben sie. Manche Menschen empfinden sich als ein geistiges Wesen, das sich ändert und dann weiß man nicht, was ist nach dem Tod. Das ist fast noch schlimmer. Wenn man jetzt nicht weiß, was nach dem Tod passiert, ist diese Grundangst da. Man weiß ja, jeden Moment kann man sterben. Wenn ich sage, angenommen, ihr sterbt heute Abend, das ist nicht nur eine theoretische Sache. Also, ich hoffe für euch, es ist rein theoretisch, aber Menschen sterben in Autounfällen, Menschen sterben in anderen Unfällen und alles Mögliche kann geschehen. Aber wenn wir uns mit Vergänglichem identifizieren, merken wir  irgendwie, es ist nicht ok. Und so strebt der Mensch, sein Seinsgefühl irgendwo auszudehnen. Angenommen, man identifiziert sich mit seinem Körper: „Ich bin dieser Körper.“ Dann wollen wir den Körper ausdehnen. Gut, es gibt mehrere Möglichkeiten, wir können viel essen, dann dehnt er sich auf eine Weise aus. Wir wollen ihn auf andere Weise ausdehnen, wir schmücken ihn, wir malen ihn an, wir dekorieren ihn. Gut, ich vermutlich etwas weniger, aber Menschen dekorieren ihren Körper, tun alles Mögliche, um irgendwo den Körper zu steigern. „Wenn ich schon der Körper bin, ist es nicht ausreichend, der Körper zu sein, ich muss diesen Körper irgendwo steigern.“ Dann natürlich noch mehr. „Und dann muss ich natürlich den Körper länger leben lassen und irgendwo, ich muss ausblenden, dass er sowieso stirbt, denn das geht gar nicht.“ Es gab mal so eine Umfrage, die war ohne Ankreuzantwort: „Wo wollen Sie gerne sterben?“ Und die Antwort, die am meisten war: „Wenn, dann zu Hause.“ Das ist lustig: „Wenn, dann zu Hause.“ Als ob man die Wahl hätte, dass man stirbt. Ihr habt gar nicht gemerkt, „wenn, dann zu Hause“. Also, wir werden alle sterben. Gut, und dann wollen natürlich Menschen ihr physisches Sein ausbauen. Wie können wir es noch ausbauen? Z.B., man kann Geld ansammeln und so kann man irgendwie sich vorstellen, man wird größer. Man kann Häuser bauen und sagen: „Ah, das bin ich.“ Man kann Bäume pflanzen, „das überlebt mich“. Man kann Bücher schreiben, „das überlebt mich“. Man kann Kinder in die Welt setzen, „das überlebt mich“ usw. Alles Mögliche, was Menschen machen, um ein begrenztes Sein auszudehnen, Sat. Nur all diese begrenzten Weisen, das Sat auszudehnen, letztlich dauerhaft befriedigt es einen doch nicht. Tief im Inneren weiß man: „Es ändert ja nichts wirklich an dem, was ich dort bin.“

– Fortsetzung folgt –

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Im Leben gutes bewirken

sukadev15Ich gehe jetzt davon aus, da meistens vom Yoga freundliche Menschen angezogen werden, dass ihr vermutlich sehr viel mehr Gutes bewirkt habt als euch selbst bewusst ist und dass ihr vermutlich zehn bis hundert Mal mehr gute Sachen gemacht habt als ungute Sachen gemacht habt. Aber selbst wenn es anders wäre, kann man es immer noch umkehren und ins Gute wenden. Swami Vishnu hat manchmal auch so humorvoll gesprochen, wenn er über Investitionen gesprochen hat. Der Swami Vishnu hat durchaus auch ab und zu mal Nachrichten geguckt, hat auch Time Magazine gelesen und es gab noch so eine Tageszeitung. Wie heißt die englische Tageszeitung, die in Deutschland auch populär ist? Herald Tribune. Die mussten wir ihm immer besorgen. Er wollte irgendwo wissen, was auf der Welt los ist und womit sich Menschen beschäftigen und letztlich auch, wenn er irgendwo gemerkt hat, es entwickelt sich eine neue Katastrophe, dann hat er uns alle „Om Tryambakam“ singen lassen, Mantra für Frieden und Wohlwollen in diese bestimmte Konfliktregion. Und manchmal hat er auch humorvoll in die Investitionsseiten geschaut. Wir sind dort in einer guten Tradition, Yoga Vidya, wie Sivananda Yoga Vedanta und vorher Divine Life Society, also wir haben nie Geld, um es irgendwo anzulegen, deshalb ist das immer nur von theoretischem Interesse. Wir haben eher die Überlegung, wie kann man Kredite günstiger finanzieren, das ist von größerem praktischen Interesse. So hat er dort öfters auch mal so einfach drüber geguckt und dann hat er so gesagt: „Die sicherere Investition wäre, Spenden zu geben. Die nimmt man nämlich noch ins nächste Leben mit.“ Aber dann meinte er: „Aber als Yogi wollen wir ja gar nicht unbedingt ins nächste Leben hineinkommen und wir wollen uns nicht damit identifizieren, deshalb ist die Frage, ob wir gutes oder schlechtes Karma künftig haben für einen Yogi irrelevant.“ Die dritte Ebene habe ich noch nicht gesprochen, die dritte Ebene ist, wo wir kommen mit etwas, es bleibt gleich und es ändert sich nicht und wir gehen mit dem Gleichen. Und was ist das? Satchidananda, Atman, Brahman, das höchste Selbst, das Göttliche, oder der göttliche Kern im Menschen, das Bewusstsein, das Unbeschreibliche, das, was eigentlich das Ich ist. Wir kommen auf die Welt, sagen dann irgendwann „ich“, wir sind Bewusstsein, alles Mögliche ändert sich und am Ende des Lebens verlassen wir den physischen Körper. Und selbst wenn sich im Leben alles Mögliche geändert hat, etwas bleibt gleich. Angenommen, ihr schaut mit jemand anderes irgendwo alte Familienalben an, guckt dort und seht dort ein einjähriges Baby und dann sagt ihr eurem Freund oder Enkel oder wem auch immer: „Das bin ich.“ Jetzt überlegt, was macht das für einen Sinn, „das bin ich“? Bin ich dieses Papier? Nein. Bin ich ein kleines Baby von einem Jahr? Nein. Spreche ich so wie dieses Baby? Nein. Habe ich die gleichen intellektuellen Fähigkeiten wie dieses Baby? Nein. Sehe ich die Welt wie dieses Baby? Nein. Man kann sagen, bestimmte Charakteristika mögen ähnlich geblieben sein, bestimmte Gene mögen ähnlich geblieben sein. Trotzdem, von dem, was dieses Baby ausmacht und was den Erwachsenen ausmacht, ist eigentlich wenig gleich geblieben. Sogar alle Zellen haben sich geändert. Gut, ein paar Nervenzellen sind auch gleich geblieben, aber fast alle Zellen haben sich geändert. Und sogar alle Moleküle des menschlichen Körpers tauschen sich aus in hundert Tagen, außer Herz, Moleküle in den Haaren und in den Fingernägeln, die sind ein bisschen länger. Aber sollte jemand von euch mich vor über hundert Tagen gesehen haben, was hier vor euch sitzt ist alles neu. Höchstens das hier habt ihr vorher gesehen und hier diesen Teil der Nägel, das ist alles, was gleich geblieben ist. Alles andere ist neu vom Standpunkt der Moleküle. Das Hemd ist auch schon so alt. Da kann man sich überlegen: „Wer bin ich?“ Alle Moleküle ausgetauscht. Bei gesunden Zähnen sogar in den Zähnen. Gut, wenn ihr Wurzelkanäle gehabt habt, dann nicht mehr, aber ansonsten tauschen sich selbst die Moleküle in den Zähnen aus, in jedem Fall in allen Knochen. Also, wenige Moleküle bleiben gleich. Und was dort an Baby dort war, das bin ich. Was bin ich? Bewusstsein, das ist gleich geblieben.

– Fortsetzung folgt –

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Leben als Erfahrung

parvatiWer Kinder hat, weiß, schon die Babys sind unterschiedlich. Gleiche Eltern, vielleicht sogar, wenn die Eltern nicht umgezogen sind, gleiche Gegebenheiten, schon direkt nach der Geburt sind die Kinder anders. Oft sogar schon in der Schwangerschaft verhalten die sich anders. Also, Menschen kommen mit etwas. Sie sind nicht Tabula Rasa, also leere Tafel, die dann beschriftet wird, man kommt mit etwas. Im Laufe des Lebens machen wir alle möglichen Erfahrungen, tun alles Mögliche, entwickeln uns auf verschiedene Weisen, und dann, mit dem Ende des Lebens, dort nehmen wir dieses mit. Und was nehmen wir dort mit? Wir nehmen einen gewissen Energielevel mit, wir nehmen Fähigkeiten mit, wir nehmen Charakteristika mit, wir nehmen spirituelle Entwicklung mit und wir nehmen neues Karma für das nächste Leben mit. Und dort kann man sich auch wieder überlegen, auf der ersten Ebene kann man überlegen: „Wie viel Zeit und Energie bringe ich hinein in das Vergängliche, im Bewusstsein, ich werde es verlieren?“ Und zum zweiten kann man überlegen: „Angenommen, das mit der Reinkarnation ist so tatsächlich, was tue ich dafür, dass ich, wenn ich diese Erdebene verlasse, irgendwo mich entwickelt habe gegenüber dem Stand, den ich am Ende des letzten Lebens hatte, mit dem ich dieses Leben begonnen hatte? Was tue ich für mein Prana, meine Energie? Was tue ich für meine Charakterentwicklung? Was tue ich für meine spirituelle Entwicklung, meine spirituelle Einsicht? Und was tue ich letztlich, damit die tiefere spirituelle Erfahrung sich entwickeln kann?“ Und vielleicht auch: „Was tue ich auch, um ein gutes Karma zu bekommen?“ Ich bin jetzt kein Befürworter der Belohnungs-, Bestrafungstheorie des Karmas, dagegen hat sich schon Krishna gewandt und Patanjali gewandt und viele andere, auch wenn das in Indien unter dem populären Hinduismus und Buddhismus so die Populärausprägung ist, wenn einem was Schlechtes widerfährt, dann hat man was Schlechtes getan, wenn was Gutes passiert, muss man was Gutes getan haben. Das wäre eine Primitivinterpretation des Karmas. Krishna wendet sich dagegen und er soll vor 5000 Jahren gelebt haben. Patanjali wendet sich dagegen, der soll vor 2500 Jahren gelebt haben. Shankara hat dagegen gesprochen, der ist sicherlich eine historisch verbürgte Person, er hat vor 1200 Jahren gelebt, und die modernen Yogameister auch. Das ist eine Verkürzung. Die Erweiterung des Karmas, das kommt auf uns zu, was uns hilft, spirituell zu wachsen. Da werde ich auch nochmal etwas darauf eingehen. Dennoch, gewisse Früchte der Handlung gehören auch dazu und angenommen, man betrügt jemanden, dann wird das eine gewisse Auswirkung haben. Wenn wir betrügen, dann heißt das, wir handeln aus dem Ego, wir handeln aus der Getrenntheit, wir handeln ohne Mitgefühl. Damit wir lernen, Mitgefühl zu haben und zur Einheit, müssen wir nochmal erfahren, wie das ist, so etwas zu erfahren. Und umgekehrt, wenn man Gutes tut und sich damit identifiziert, dann kann man auch mal erfahren, wie es ist, wenn andere einem etwas Gutes tun. Da könnt ihr jetzt auch überlegen, von diesem Standpunkt – auch wenn der jetzt nicht der wichtigere Teil dieses Vortrages ist – von diesem Standpunkt aus könnt ihr auch überlegen: „Habe ich jetzt einiges getan, was es mir in meinem nächsten Leben einfacher macht, im Sinne von, habe ich Gutes für andere getan oder habe ich häufig gegen ethische Grundsätze verstoßen?“

– Fortsetzung folgt –

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Unsterbliche Seele

swami sivananda66Was ist es? Auf der einen Ebene kommt der Mensch ohne etwas und geht ohne etwas. Auf der zweiten Ebene kommt der Mensch mit etwas, verändert einiges und geht mit etwas anderem. Auf der dritten Ebene kommt der Mensch mit etwas, es verändert sich nichts und er geht mit dem Gleichen.“ Und ein Pandava nach dem anderen kam dort hin und keiner konnte die Frage beantworten. Schließlich kam Yudhisthira, der weiseste der fünf Pandavas, dieser Helden. Und der konnte die Frage beantworten. Ich glaube, die meisten von euch kennen die Antwort auch. Was ist die Ebene, auf der wir ohne etwas kommen und ohne etwas gehen? Die physisch-materielle. Wir kommen ohne etwas, wir kommen nackt auf die Welt, und wir gehen wieder nackt. Wir nehmen nichts mit, weder das Haus, noch den Garten, noch das abbezahlte Appartement, auch nicht den iPod, noch nicht mal die Lebensversicherung. Swami Vishnu hat gerne so Witze gemacht über Geldanlagen. Es gibt ja irgendwelche Anlageberater und da werden die Anlagen beschrieben, ob sie sicher sind oder unsicher oder riskant usw. Und er meinte, eigentlich alle Anlagen sind gleich. Egal, wie wir das Geld anlegen, wir werden es vollständig verlieren. Manches verliert man vor dem Tod, manches mit dem Tod. Da kann man sich nochmal bewusstmachen, wie viel Zeit verbringen wir, wie viel Gedanken verbringen Menschen damit, wie viel Energie, um etwas anzusammeln, das wir sicher verlieren werden. Eine Sache, die man öfters überlegen kann vor diesem Hintergrund. Dann gibt es die zweite Ebene. Auf der zweiten Ebene kommen wir mit etwas, es tut sich einiges, und wir gehen mit etwas anderem. Damit das funktioniert, müsst ihr natürlich wissen, Yogis glauben an Reinkarnation und sagen, der Moment der Geburt ist nicht der Beginn des Lebens in Wirklichkeit, sondern das ist der Beginn des irdischen Lebens. Eigentlich gibt es zwei Beginne des irdischen Lebens, vielleicht sogar drei. Der erste Schritt ist die Empfängnis und dann irgendwo die Verbindung, wo die Seele in die Nähe des Körpers kommt. Dann nach etwas drei Monaten ist die Seele mit diesem Körper recht stark verbunden. Und mit der Geburt ist dann Seele und Körper gut verbunden und es heißt, im Moment der Geburt gibt es dann auch allgemeinen Gedächtnisschwund und die Seele vergisst, wer sie war und hat gerade noch die Zeit, sich zu erinnern, dass es jetzt unangenehm wird und schreit. Es heißt nämlich, die Zeit vor dem Leben sei schöner, Astralwelten für die meisten eine angenehme Zeit, aber dann geboren werden, dann in dieser Welt muss man atmen und es ist kalt usw. Aber wie auch immer, wir kommen mit etwas und jeder, der Geschwister hat, weiß, nicht alle waren gleich. Oder seid ihr gleich wie eure Geschwister?

– Fortsetzung folgt –

Dies ist die 3. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Essen. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:

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Lebe dein Leben bewusst

asana22 Zwanzig Jahre später kam Yama wieder und sagte: „Es ist Zeit. Ich nehme dich jetzt mit.“ Sagte der andere: „Du hast mir drei Boten versprochen.“ Sagte Yama: „Ich habe dir drei Boten geschickt. Der erste Bote war dein nachlassendes Augenlicht. Du hast dir eine Brille darüber gesetzt. Der zweite Bote war dein ergrauendes Haar. Du hast es dir gefärbt. Der dritte Bote war die ausfallenden Zähne. Du hast sie nicht beachtet. Jetzt ist es Zeit.“ Ich weiß nicht, wie viele von euch schon diese Boten bekommen haben. Ich habe jetzt momentan einen eigenartigen Boten gekriegt mit Augen. Ich habe ja schon seit Kindheit eine Brille, jetzt kann ich nah nicht lesen mit Brille. Also, ich kann jetzt nur noch lesen ohne Brille. Ein Signal. Aber jetzt könnt ihr noch über etwas anderes nachdenken. Angenommen, ihr wüsstet – ihr geht nach Indien zu den Palmblattbibliotheken. Und da zieht ihr ein Blatt und das sagt: „Karma ist nur noch für sechs Monate. In sechs Monaten wirst du sterben.“ Wobei das kein verantwortungsbewusster Astrologe oder Palmblattbibliothekar so sagen würde, denn das kann auch zur sich selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Und wenn euch das irgendwann jemand erzählt, glaubt ihm besser nicht. Aber angenommen, ihr wüsstet das. Und ihr wüsstet, in einem halben Jahr würdet ihr sterben. Jetzt könnt ihr mal nachdenken. Das sind jetzt alles nur kurze Anreißer und manche werden sagen: „Blöde Übung.“ Dann könnt ihr auch einfach nur atmen. Und wenn ihr sagt, „viel zu wenig Zeit“, könnt ihr vielleicht heute Abend oder morgen früh das nochmal üben. Jetzt könnt ihr gerade mal so ein paar Momente überlegen: „Angenommen, ich wüsste, in einem halben Jahr würde ich gehen. Was würde ich dann ändern?“ Wer was zu schreiben hat, kann auch was schreiben. Ihr könnt es aber auch einfach nur denken. Eine nächste Übung: Angenommen – jetzt je nach Alter – in zehn, zwanzig, dreißig oder fünfzig Jahren sprechen euch eure Enkel an oder die Enkel eurer Nachbarn oder die Enkel der Mitbewohner des Seniorenwohnsitzes und fragen: „Was war denn wirklich wichtig in deinem Leben im Jahr 2012? Wir haben gelesen, damals haben viele Menschen gedacht, die Welt geht unter oder was ganz Entscheidendes passiert. Was war wirklich wichtig in deinem Leben im Jahr 2012?“ Was würdet ihr antworten? Da könnt ihr gerade nochmal nachdenken. Was war wichtig für dich 2012? Was hast du Wichtiges in dir selbst getan? Was hast du Wichtiges gemacht für dich, für andere oder wie auch immer? Und jetzt – ich gebe euch wenig Zeit – ist ja erst Juni, noch nicht mal das halbe Jahr vorbei. Jetzt angenommen, ihr wüsstet, in zehn, zwanzig, dreißig Jahren wird euch diese Frage gestellt werden. Was würdet ihr dann noch machen, was dann in zehn, zwanzig, dreißig Jahren ihr noch für wert haltet, der nächsten oder übernächsten Generation zu erzählen. Ich will euch jetzt noch eine kleine Anekdote erzählen aus der Mahabharata, einem der großen indischen Epen. Und dort gibt es einen Rakshasa, das ist so ein Naturwesen, und der versperrte den Weg. Und die Pandavas wollten da durchgehen. Und dieser Rakshasa hat gesagt: „Ich lasse euch nur durch, wenn ihr mir drei Fragen beantwortet.

– Fortsetzung folgt –

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Was im Leben wirklich wichtig ist

foto9Was im Leben wirklich wichtig ist, Teil 1

Was wirklich wichtig ist. Das ist vielleicht die wichtigste Frage überhaupt, die man sich regelmäßig stellen sollte. Ich komme jetzt gerade von einem Business-Yoga-Kongress. Bei Yoga Vidya Bad Meinberg haben wir so einen Business-Yoga-Kongress und da haben wir von verschiedenen Referenten einiges gehört. Dort gab es auch bekannte Vortragende, wie Rüdiger Dahlke u.a. Wir haben verschiedene Referenten gehabt, auch aus anderen spirituellen Traditionen, aus der Wirtschaft, aus der Wirtschaftspolitik, Gesundheitspolitik usw. Und ein Problem, das ja heute sehr stark auch in den Medien vertreten ist, ist Burnout. Inzwischen spricht man auch mehr von Boreout und auch von Getriebensein von Menschen. Eigentlich haben wir heutzutage so viele tolle Möglichkeiten, so vieles, was wir im Leben anstellen können, und darüber vergessen Menschen dann manchmal, was wirklich wichtig ist. Ich muss natürlich dazusagen, ich werde jetzt keinen weltanschaulich neutralen Vortrag darüber geben, sondern ich werde es vom klassischen Yogastandpunkt aus geben. Und die Yogis haben sich seit Jahrtausenden die Frage gestellt: Was ist wirklich wichtig? Und die Yogis haben diese Frage vor dem Hintergrund einer besonderen Tatsache gestellt, nämlich, Leben ist auf der physischen Ebene endlich. Wir werden irgendwann sterben. Und die Yogis sind zu dem Schluss gekommen, was wirklich wichtig ist, muss auch wichtig sein vor dem Hintergrund des Sterbens. Swami Vishnudevananda hatte gerne gesagt: „Lebe dein Leben so, dass du ohne Bedauern heute abtreten kannst, wenn es so geschieht, und dass du auch noch hundert gesunde Lebensjahre leben kannst und nach hundert Jahren sagen kannst, ich habe es gut gelebt.“ Nicht so einfach, beides zu leben. Manche würden sagen: „Wenn ich weiß, in einer Woche sterbe ich, würde ich mein Leben vollständig umkrempeln.“ Angenommen, ihr wüsstet, ihr würdet in einem halben Jahr sterben und sagen: „Vor dem Hintergrund, dass ich in einem halben Jahr sterbe, werde ich genau das weitermachen wie bisher.“ Dann habt ihr vermutlich euer Leben an wichtigen Sachen ausgerichtet. Andererseits, und wenn ihr dann überlegt, „ich werfe das Leben um“, aber angenommen, in einem halben Jahr kommt Fehldiagnose und man lebt stattdessen noch – gut, hundert Jahre klingt vielleicht etwas viel, aber fünfzig, siebzig Jahre weiter, was nicht undenkbar ist für viele der hier Anwesenden. Dann kann man überlegen: „Wenn ich noch fünfzig Jahre länger lebe, sind diese Umstellungen, die ich machen würde, wenn ich wüsste, ich würde noch ein halbes Jahr leben, wären die dem angemessen?“ Wenn wir beidem Rechnung tragen, dann können wir sagen, wir haben unser Leben so gelebt, wie wir es leben können vor dem Hintergrund der Sterblichkeit, wie auch des Lebens. Und ich werde euch öfters mal so ein paar Momente Pause geben, wo ihr überlegen könnt. Ihr könnt jetzt z.B. überlegen, angenommen, ihr würdet heute Abend sterben, wie auch immer. Wärt ihr zufrieden mit dem, wie ihr das Leben bisher gelebt habt? Wenn ihr an dem Übergang zum Tod einen Moment nachdenken könntet. Es gibt eine Geschichte, die das so ein bisschen auch verdeutlicht. In der indischen Mythologie gibt es einen Yama, das ist der Todesgott. Das darf man jetzt nicht wörtlich nehmen. Aber eines Tages kam der Todesgott zu einem Menschen und sagte: „Ich nehme dich jetzt mit, es ist Zeit.“ Und dann sagte er: „Du hast mir überhaupt keine Warnung gegeben. Das kannst du doch nicht machen. Ich habe so viele wichtige Dinge in meinem Leben noch zu tun. Bitte, lasse mich die noch erledigen.“ Sagte Yama: „Ok, ich werde dich jetzt erst mal lassen und komme dann später wieder.“ Sagte der Mensch: „Aber vorher gib mir bitte ein paar Warnungen, wann du kommst, dass ich mich darauf ausrichten kann.“ Sagte Yama: „Ok, ich werde dir drei Boten schicken.“

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