Nichtsdestotrotz, es gibt auch dann Situationen, da geht es einfach schief. Beispielsweise, jemand hat einen Naturkostladen eröffnet und er läuft zwei Jahre gut und danach öffnet ein Naturkostsupermarkt eine Straße weiter, dass führt mit großer Wahrscheinlichkeit zum Konkurs oder zur Geschäftsaufgabe des kleineren Naturkostladens. Manches hat man nicht in der eigenen Hand. Dann wäre aber jetzt der Ansatz vom Yoga, wäre nicht zu denken, es war notwendigerweise eine Fehlentscheidung. Auch wenn man etwas gemacht hat, was nachher gescheitert ist, die Zeit, wo man daran gearbeitet hat, hat das eigene Potenzial gestärkt. Die Erfahrungen, die man gemacht hat, über sich selbst hinauszuwachsen, haben auch irgendwo Fähigkeiten in einem aktiviert. Letztlich, die Erfahrung des Scheiterns nachher, ist eine menschlich wertvolle Erfahrung, die irgendwo auch etwas ist, woran wir wachsen. Vor dem kosmischen Hintergrund wird ja alles, was wir machen, irgendwann scheitern.
Also, kein Haus, das ihr baut, wird in tausend Jahren noch Bestand haben. In zehntausend Jahren bestimmt nicht. Vermutlich in hundert Jahren nicht. Und egal, was ihr sonst noch bastelt, in zehntausend Jahren… Das ist eine kurze Zeit erdgeschichtlich und vom kosmologischen geht sowieso alles irgendwann kaputt. Und so auch, wenn etwas vorher nicht funktioniert, dann ist es nicht falsch gewesen, die Entscheidung so zu treffen, man hat wichtige Erfahrungen gesammelt. Und hier ist ja auch dieser yogische Begriff von Karma, der sagt, die Aufgabe auf dieser Welt ist es, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln und letztlich auch irgendwo zum einen über Erfahrungen uns zu entwickeln, dass wir das Höchste verwirklichen, aber auch so, dass wir unser Potenzial immer mehr verwirklichen, und auch, dass wir was Gutes in die Welt hineinbringen. Aber was dann konkret daraus wird, ist jetzt nicht so erheblich. Also, man hat eine Entscheidung getroffen, anfänglich ging es auch gut, und nachher stellt man fest, es war nicht gut oder es scheitert, dann lässt man los. Aber nicht in der Vorstellung, dass man eine Fehlentscheidung getroffen hat, sondern man sagt, „ich bin durch eine Erfahrung durchgegangen“. Das ist so auch die Einstellung, die Krishna in der Bhagavad Gita als Aspekt des Karma Yoga sagt. Er sagt zum einen: „Yoga Karmasu Kausalam. Yoga ist Geschick im Handeln.“ Dann sagt er aber: „Sei gleichmütig in Erfolg und Misserfolg und sei gleichmütig in den Früchten deiner Handlung, also Belohnung, ob du die bekommst oder nicht.“ Das ist ein bisschen schwierig, denn um Entscheidungen gut zu treffen, ist es immer gut, sich über die Konsequenzen der Entscheidung Gedanken zu machen. Entscheidungen sollte man von hinten her aufziehen. Also, wenn man ein ganz übergeordnetes Ziel hat, dann ist es gut, bei allen untergeordneten Sachen schauen, „helfen die mir dort hin?“ Und wenn man ein kleineres Ziel dann irgendwo hat, dann wird man überlegen, „was hilft mir, dieses kleinere Ziel zu erreichen?“ Und obgleich man besser die Sache von hinten her denkt, müssen wir dennoch nachher gleichmütig sein, ob das hinten bei rauskommt. Und dann gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit, man stellt fest, man hat etwas begonnen und irgendwo offensichtlich geht es so nicht weiter. Schon bevor man die ersten Schritte gemacht hat. Und dann sollte man doch loslassen. Dann nimmt man das als eine Übung des Loslassens. Da habe ich irgendwann auch mal etwas gelernt von einem meiner BWL-Professoren. Ich hatte ja gestern so erzählt, dass eigentlich die BWL mir wenig Spaß gemacht hat, bis ich zu dem Schluss kam, dass auch die verrücktesten volkswirtschaftlichen Rechnungen irgendwo aus der Psychologie desjenigen resultieren, der sie gebastelt hat. Aber einer, der hat so darauf bestanden und hat gesagt, man soll die künftigen Kosten und die künftigen Nutzen analysieren. Egal, wie viel man vorher investiert hat, wenn die künftigen Kosten höher sind als die künftigen Nutzen, muss man die ganze Investition stoppen. Ich weiß nicht, ob das irgendwo klar ist? Also im Betriebswirtschaftlichen, so angenommen, man hat sich entschieden, irgendein Unternehmen zu kaufen irgendwo und hat dafür eine Million – nehmen wir mal etwas ganz Hypothetisches, dass es jenseits ist, was für die meisten hier praktisch ist. Die Kategorien, wo ein BWLer typischerweise denkt: Das hat hundert Millionen gekostet, das Unternehmen zu kaufen und jetzt stellt man fest, das ist nicht profitabel zu führen, jedes Jahr wird es voraussichtlich in den nächsten Jahren immer eine Million Verlust machen. Und auch, wenn man hundert Millionen schon hineingesteckt hat, man weiß, künftig wird es immer wieder eine Million Euro Verlust machen. Auch wenn eine Million wenig ist vor dem Hintergrund von hundert Millionen, gilt es, die Investition fallen zu lassen. Das ist dieses Beispiel. Und was das jetzt heißt und da muss man natürlich viele Kosten einbeziehen. Bei den praktischen Entscheidungen von Menschen kann man nicht alles in Euros umrechnen, sondern da gibt es menschliche Kosten und andere Kosten. Aber manchmal gilt es auch einfach, loslassen. Aber eben mein Tipp ist, nicht zu früh. Das ist auch nochmal eine gute Anregung, vieles kann man eben auch mit anderen besprechen. Nicht immer kann man das mit jedem besprechen. Manche haben das Glück, einen Partner zu haben, mit dem sie es besprechen können. Manche haben das Glück, einen Partner zu haben, mit dem sie über vieles sprechen können, aber vielleicht gerade über das nicht, weil der entweder zu früh bremst oder grundsätzlich immer nur ermutigt, aber mit jemandem über Sachen sprechen oder jemanden um Ratschlag bitten, selbst wenn der nachher was rät und man es nachher ganz anders macht, manchmal kommen neue Gesichtspunkte und Ideen dazu.
(Fortsetzung folgt).
Niederschrift eines mp3 Mitschnitts „Schweinehund-Podcast“ aus dem Yoga Seminar „Den inneren Schweinehund überwinden – mit Yoga und Meditation„. Mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg.