Und Momente des Glücklichseins einfügen hieße, letztlich über spirituelle Erfahrungen. Jetzt kann man überlegen: „Wie schaffe ich das zwischendurch, spirituelle Erfahrungen herzustellen?“ Für den einen ist es, sich immer wieder Zeit zu nehmen, den Himmel anzuschauen, eine Blüte anzuschauen. Für die anderen ist es, Bilder aufzuhängen, Ganesha, Sivananda anschauen, auf sich wirken lassen, im Herzen berühren lassen. Für den nächsten ist es, Mantras zu singen oder zu rezitieren. Einmal pro Stunde, dreißig Sekunden lang oder fünf Sekunden lang. Aber so wirklich, also nicht nur mechanisch, sondern so machen, dass man es irgendwo tief im Inneren spürt. Und dann, wenn wir einmal pro Stunde fünf Sekunden lang glücklich sind, das strahlt dann irgendwo aus. Oder hast du eine konkrete Frage dazu? Auch vielleicht etwas, man muss auch sich vor Überforderung schützen, im Sinne von, irgendwo Menschen haben hohe Ansprüche, schon bevor sie Yoga machen, und wenn sie Yoga machen, haben sie noch höhere Ansprüche. Und daran scheitern wir typischerweise. Man kann immer noch mehr meditieren. Man kann immer noch besser meditieren. Man kann immer noch mehr Asanas machen, noch mehr Pranayama machen. Wir können immer noch freundlicher zu anderen sein, wir können immer noch engagierter sein, wir können immer noch mitfühlender sein usw. Und hier kann man auch sagen, wir sind öfters auch mal zufrieden mit dem, was wir machen können. Und das ist dann auch so das Karma Yoga im Sinne der Bhagavad Gita, wir machen es so gut, wie wir können und lassen dann los. Und das ist ein gewisses Problem im ganzheitlichen Yoga. Ganzheitlich ist ein Problem, aber auch eine Chance. Der ganzheitliche Yoga, da praktizieren wir ja vieles. Wir machen Asanas, wir machen Pranayama, wir machen Tiefenentspannung, wir meditieren, außerdem wollen wir noch Kirtans singen, außerdem wollen wir vielleicht noch Pujas, wir wollen viel lesen und wir wollen vielleicht noch Sanskrit lernen. Und was wollen wir noch alles? Wie viele Stunden hat der Tag? Und wie viele Stunden muss man vielleicht zur Arbeit gehen? Wie viele Stunden sich um anderes kümmern? Aber wir wollen auch noch Yoga unterrichten usw. Angenommen, man würde einen eher einseitigen – oder einseitig ist vielleicht falsch, aber jedenfalls, wo man sagt, nur Meditation ist wichtig, dann hätte man vielleicht eineinhalb Stunden am Tag für die Meditation. Da kommen wir doch irgendwo hin, oder? Aber man kommt nicht wirklich irgendwo hin, meistens kommt man dann irgendwann eher in einen Zustand der Trägheit oder man verkürzt dann die Zeit doch. Aber eigentlich ist es kaum möglich, ausreichend Praktiken zu machen im ganzheitlichen Yoga, außer wenn ihr in den Ashram kommt, dann habt ihr die Zeit dafür. Aber im Alltag? Swami Sivananda sagt dann: „Do little Asanas, little Pranayama, little Meditation, Kirtan a little, serve a little, teach a little usw.“ Der Nachteil ist, wir können nie ausreichend machen, was wir gerne machen wollen, aber der Vorteil wiederum ist, wir lernen etwas Wichtiges. Es geht nicht darum, äußere Perfektion zu haben, sondern es geht darum, es vom Herzen zu machen, so gut wir können. Und die volle Perfektion gibt es letztlich nur bei Gott.
Fortsetzung folgt –
Dies ist die 34. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken
- Spirituelle Retreats