Angenommen, man wäre nicht spirituell, dann ärgert man sich einfach und dann ist vielleicht der andere daran schuld. Jetzt angenommen, man ist ein spiritueller Aspirant und weiß, Ärger ist eigentlich ein Zeichen von Schwäche. Dann ärgert man sich erstens über den anderen und zweitens ärgert man sich über sich selbst. Das kann man noch weiterführen. Dann ärgern wir uns darüber, dass wir nicht freundlich zu uns selbst waren. Dann haben wir uns schon dreimal geärgert. Also, die dritte Strophe sagt: „Mögen wir freundlich auch zu uns selbst sein. Mögen wir freundlich zu unserem Körper sein. Mögen wir freundlich mit uns selbst umgehen. Und mögen wir letztlich auch dankbar sein für die ganze Persönlichkeit, die wir haben, und mögen wir das dann alles auch gut entfalten.“ Hier steht ja auch: „Mögen wir das gut weiter entfalten.“ Großes Vertrauen wird ausgedrückt, letztlich, tief im Inneren, sind wir gut.
Vierte Strophe besagt: „Mögen wir in allem, dem wir im Alltag begegnen, Gutes sehen. Mögen wir mit unseren Ohren hören, was gut für uns ist. Mögen wir mit unseren Augen erblicken, was gut für uns ist. Mögen wir das Leben, das uns zugeteilt wurde, genießen und letztlich die Götter mit unserem Körper preisen. Möge Er, der Ernährer und Besitzer allen Wohlstandes, uns das geben, was gut für uns ist.“ Also, mögen wir das Gute sehen. Wir können immer das Gute und das weniger Gute sehen. Man sieht einen Menschen, in jedem Menschen ist das Gute wie auch das weniger Gute. Und wir können uns so über jeden Menschen aufregen oder wir können in jedem Menschen Gott sehen. Was ist für den Frieden zuträglicher? Allerdings, nur eine rosarote Brille, ist auch nicht immer gut. Angenommen, ihr seid Lehrer in einer Klasse und ihr gebt jedem eine Eins. Zum einen werdet ihr nicht lange den Job behalten und zum zweiten ist das auch nicht immer vorteilhaft. Wir hatten im Religionsunterricht einmal einen Pfarrer gehabt, der hat grundsätzlich nur Einser und Zweier gegeben, für den gab es keine andere Note. Es war schon schwierig, eine Zwei zu kriegen. Und das hat er immer durchgehalten. Und wenn er gehört hat, dass die Versetzung von jemandem gefährdet ist, dann hat er gerade eine Eins gekriegt. Der war ein grundgütiger Mensch und bis heute – ich wurde ja irgendwie gefragt, Ideale – also irgendwo, der war für mich schon ein Ideal von jemandem, der die Bergpredigt umgesetzt hatte. Aber zur Schande unserer Klasse, muss ich sagen, wir waren nicht die ruhigste Klasse und nicht die aufmerksamste. Also, das wurde dann genutzt, um mit Gummis dann irgendwelche Papierschnipsel durch die Gegend zu schießen. Also, es gab dort so einige, Und der Lehrer, den hat das gar nicht berührt. Der hat höchstens mal freundlich hingeschaut. Obgleich er auch gut gelehrt hatte, also mich hat er fasziniert. Aber andere haben dabei gestört, das hat ihn aber nicht gestört. Dann haben wir später einen anderen Religionslehrer gehabt. Der hat das volle Spektrum – also, nicht das volle Spektrum, irgendwo Fünfen waren gegen seine ethischen Prinzipien, aber ansonsten hat er das ausgenutzt und da haben wir sicher intellektuell mehr gelernt. Und der hat nicht erlaubt, dass jemand was anderes macht. Aber es war sicher gut, dass wir beide hatten. Aber wenn alle Lehrer wie der erste gewesen wären, das wäre jetzt der Schulbildung nicht zuträglich gewesen.
Fortsetzung folgt –
Dies ist die 29. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken
- Spirituelle Retreats