Zwanzig Jahre später kam Yama wieder und sagte: „Es ist Zeit. Ich nehme dich jetzt mit.“ Sagte der andere: „Du hast mir drei Boten versprochen.“ Sagte Yama: „Ich habe dir drei Boten geschickt. Der erste Bote war dein nachlassendes Augenlicht. Du hast dir eine Brille darüber gesetzt. Der zweite Bote war dein ergrauendes Haar. Du hast es dir gefärbt. Der dritte Bote war die ausfallenden Zähne. Du hast sie nicht beachtet. Jetzt ist es Zeit.“ Ich weiß nicht, wie viele von euch schon diese Boten bekommen haben. Ich habe jetzt momentan einen eigenartigen Boten gekriegt mit Augen. Ich habe ja schon seit Kindheit eine Brille, jetzt kann ich nah nicht lesen mit Brille. Also, ich kann jetzt nur noch lesen ohne Brille. Ein Signal. Aber jetzt könnt ihr noch über etwas anderes nachdenken. Angenommen, ihr wüsstet – ihr geht nach Indien zu den Palmblattbibliotheken. Und da zieht ihr ein Blatt und das sagt: „Karma ist nur noch für sechs Monate. In sechs Monaten wirst du sterben.“ Wobei das kein verantwortungsbewusster Astrologe oder Palmblattbibliothekar so sagen würde, denn das kann auch zur sich selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Und wenn euch das irgendwann jemand erzählt, glaubt ihm besser nicht. Aber angenommen, ihr wüsstet das. Und ihr wüsstet, in einem halben Jahr würdet ihr sterben. Jetzt könnt ihr mal nachdenken. Das sind jetzt alles nur kurze Anreißer und manche werden sagen: „Blöde Übung.“ Dann könnt ihr auch einfach nur atmen. Und wenn ihr sagt, „viel zu wenig Zeit“, könnt ihr vielleicht heute Abend oder morgen früh das nochmal üben. Jetzt könnt ihr gerade mal so ein paar Momente überlegen: „Angenommen, ich wüsste, in einem halben Jahr würde ich gehen. Was würde ich dann ändern?“ Wer was zu schreiben hat, kann auch was schreiben. Ihr könnt es aber auch einfach nur denken. Eine nächste Übung: Angenommen – jetzt je nach Alter – in zehn, zwanzig, dreißig oder fünfzig Jahren sprechen euch eure Enkel an oder die Enkel eurer Nachbarn oder die Enkel der Mitbewohner des Seniorenwohnsitzes und fragen: „Was war denn wirklich wichtig in deinem Leben im Jahr 2012? Wir haben gelesen, damals haben viele Menschen gedacht, die Welt geht unter oder was ganz Entscheidendes passiert. Was war wirklich wichtig in deinem Leben im Jahr 2012?“ Was würdet ihr antworten? Da könnt ihr gerade nochmal nachdenken. Was war wichtig für dich 2012? Was hast du Wichtiges in dir selbst getan? Was hast du Wichtiges gemacht für dich, für andere oder wie auch immer? Und jetzt – ich gebe euch wenig Zeit – ist ja erst Juni, noch nicht mal das halbe Jahr vorbei. Jetzt angenommen, ihr wüsstet, in zehn, zwanzig, dreißig Jahren wird euch diese Frage gestellt werden. Was würdet ihr dann noch machen, was dann in zehn, zwanzig, dreißig Jahren ihr noch für wert haltet, der nächsten oder übernächsten Generation zu erzählen. Ich will euch jetzt noch eine kleine Anekdote erzählen aus der Mahabharata, einem der großen indischen Epen. Und dort gibt es einen Rakshasa, das ist so ein Naturwesen, und der versperrte den Weg. Und die Pandavas wollten da durchgehen. Und dieser Rakshasa hat gesagt: „Ich lasse euch nur durch, wenn ihr mir drei Fragen beantwortet.
– Fortsetzung folgt –
Dies ist die 2. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Essen. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken