Von einem relativeren Standpunkt aus haben wir alle gute Seiten und weniger gute Seiten. Und wer von uns könnte mit gutem Gewissen sagen, dass es nicht eine Situation gibt, wo vielleicht unsere unguten Eigenschaften irgendwie wieder zum Vorschein kommen würden. Der Swami Vishnu hat mal in einem Vortrag erzählt, das war irgendwo in den 40er Jahren, um die Zeit der indischen Unabhängigkeit, wo die Hindu-Moslem-Unruhen waren, und da gab es irgendwo so einen Fall, dass irgendwo Moslems in einen Hindu-Tempel gegangen sind und dann dort im Hindu-Tempel eine Kuh umgebracht haben. Und darauf hin sind die Hindus sehr verärgert geworden und sind dann irgendwo mit Stöcken in das Moslemviertel eingedrungen. Es gab dort alle möglichen Unruhen und Swami Vishnu hat dann irgendwo erlebt, wo irgendwo plötzlich er selbst gesehen hat, wie seine Hand einen Stein genommen hat und er kurz davor war, zu werfen. Und dann hat er gedacht: „Was passiert dort mit mir?“ Er hat nicht geworfen, aber er hat gesagt, plötzlich hat er gemerkt, er ist auch einem Massengeist zugänglich. Massenverrücktheit, dort können alle Möglichen davon ergriffen werden. Und wir wissen nicht, ob wir nicht in irgendeinen Kontext gestellt werden, wo das Schlimme in uns hervorgerufen wird. Deshalb gilt es, ein bisschen bescheiden zu sein. Wenn wir jetzt sagen, schlechte Gesellschaft gilt es, zu vermeiden, dann heißt es auch, dass wir uns bemühen sollten, das Gute in anderen hervorzurufen und nicht das Schlechte. Es liegt letztlich an uns, in welcher Gesellschaft wir sind. Wenn man mit Menschen auf eine bestimmte Weise spricht, dann ruft man etwas Bestimmtes im anderen Menschen an oder hervor und prompt ist man in schlechter Gesellschaft. Wenn man mit dem gleichen Menschen vielleicht anders umgeht, ruft man das Beste in diesem Menschen hervor, prompt ist man in guter Gesellschaft. So gilt es, auf diese Weise gute Gesellschaft zu haben. Wie gesagt, es gibt ein paar Menschen, die sollte man meiden, wie ich am Anfang gesagt habe, wenn es aus ethischen Gründen ist oder um von Süchten loszukommen. Und ansonsten gilt es, sich so zu verhalten, dass wir das Gute aktivieren. Dann nennt er noch Unbeständigkeit. Auch durch Unbeständigkeit kann unser spiritueller Fortschritt zu Grunde gehen. Es gibt letztlich auch eine sattvige, rajasige und tamasige Unbeständigkeit und Beständigkeit. Der Krishna spricht in der Bhagavad Gita von diesen Arten von Unbeständigkeit oder Beständigkeit. Aber ich will es jetzt nicht zu sehr verkomplizieren. Unbeständigkeit im Sinne von, heute sehr viel und dann mehrere Tage nichts, und dann wieder sehr viel und dann wieder nichts, das führt dazu, dass der Fortschritt langsam ist und dass er auch immer wieder verloren geht. Es heißt, um zum Höchsten zu kommen, brauchen wir eine bestimmte Menge von Ojas. Ojas ist spirituelle Energie. Yogis sind ja auf der einen Seite die Optimistischten mit dem positivsten Weltbild und Menschenbild, was man überhaupt haben kann. Es heißt: „Tat Tvam Asi. Das bist du. Aham Brahmasmi. Ich bin Brahman. Ich bin jetzt schon und in diesem Moment Brahman. Ich brauche gar nichts zu tun, um Brahman zu sein, ich bin es jetzt schon.“ So ähnlich, was müsste ich machen, um jetzt in diesem Moment auf der Bühne zu sitzen? Nichts, ich sitze auf einer Bühne. Was müsste ich machen, um ein gelbes Hemd anzuhaben? Nichts, ich habe ein gelbes Hemd an. Was muss ich machen, um Brahman zu sein? Nichts, ich bin schon Brahman. Also, auf der einen Ebene: „Aham Brahmasmi und ich bin es jetzt und egal, was ich anstelle, ich bleibe es immer.“ Auf einer anderen Ebene nutzt es mir aber wenig, wenn ich es nicht wirklich verwirkliche und aus dieser Bewusstheit heraus handle und aus dieser Bewusstheit heraus mit anderen Menschen eben liebevoll umgehe, im Bewusstsein dieser Einheit. Und da gilt es wiederum, dass wir etwas tun, um das wirklich zu verwirklichen. Und da heißt es, da gibt es drei verlangsamende Dinge, die uns davon abhalten, jetzt und in diesem Moment das Höchste zu erfahren, und was auch dazu führt, dass wir eine Weile brauchen, um zum Höchsten zu kommen. Das eine ist Mangel an Ojas, das zweite ist Karma, was noch zu erledigen ist, und als drittes sind es unsere Samskaras, Eindrücke im Unterbewusstsein.
– Fortsetzung folgt –
Unbearbeitete Niederschrift eines Satsang-Vortrags mit Sukadev Bretz. nach Meditation und Mantra-Singen bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Weiterführende Links:
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