Übung macht den Meister

Kundalini Yoga, Teil 6

Ich lese etwas aus der Hatha Yoga Pradipika, einer der Grundlagenschriften des Yoga, und am Ende des ersten Kapitels sagt der Autor Swatmarama einiges sehr Inspirierendes.

Im 64. Vers des 1. Kapitels sagt er:

„Jede Person, wenn sie aktiv Yoga praktiziert, egal, ob sie jung ist, alt oder sehr alt, ob sie gesund ist, kränklich oder schwach, kann Erfolg im Yoga haben.“

Ein doppelseitiger Begriff. In dem Original verwandt wird Siddha, das heißt sowohl jemand, der außergewöhnliche Kräfte bekommt, wie auch jemand, der Erfolg hat. Und Siddha heißt auch ein Vollkommener. Das sind eigentlich drei Ebenen. Zum einen kann uns Yoga helfen, das zu erreichen, was wir erreichen wollen, Gesundheit, mehr Energie, mehr Kraft für den Alltag, für Familie, Beziehung, für was auch immer wir es brauchen. Dazu kann Yoga uns helfen. Yoga kann uns helfen, außergewöhnliche Fähigkeiten zu aktivieren, die in uns schlummern, von denen wir vielleicht bisher noch gar nichts wussten. Und schließlich kann uns Yoga helfen, zur höchsten Vollkommenheit zu gelangen, zur Einheit mit dem Unendlichen. Nur, es gibt dort ein kleines „wenn“, das Swatmarama dort hineingibt, nämlich, „wenn sie aktiv Yoga praktiziert“. Also, es gilt dort, aktiv etwas zu tun, aus einer Opferrolle herauszukommen und sagen: „Ja, ich würde ja Erfolg haben, wenn nicht meine Eltern mich so und so erzogen hätten oder wenn die Gesellschaft nicht so wäre oder wenn ich nicht das falsche Erbgut mitgekriegt hätte oder wenn mein Yogalehrer mich so unterrichten würde, wie das eigentlich angebracht wäre, oder wenn ich jetzt nicht gerade irgendwo ein bisschen Schwächegefühl hätte, dann würde ich ja praktizieren können.“ Yoga will einen aus der Opferrolle herausbringen und will einen auch da rausbringen, dass wir sagen: „Mein Elend liegt an anderen.“ Oder auch genauso schlimm: „Mein Elend liegt nur an mir.“ Unter Yogaübenden oft verbreitet: „Ja, ich würde ja Yoga üben, aber leider bin ich so ein schlechter Mensch.“ Gut, „schlecht“ denkt hoffentlich keiner, aber: „Ich bin halt so und das geht nicht und jenes geht nicht usw.“  Also, Swatmarama sagt, aktiv Yoga üben und zwar da, wo wir sind. Nicht so üben, wie jemand anderes üben würde, und auch nicht so üben, wie ich üben würde, wenn ich ein anderer wäre. Swatmarama sagt hier, egal, ob wir jetzt jung sind, alt oder sogar sehr alt, ob wir gesund sind, kränklich oder schwach, wir können da, wo wir sind, können wir üben, wir können aktiv unser Leben in die Hand nehmen, und dann werden wir Siddha werden, Erfolg haben in dem, was wir wollen, neue Fähigkeiten in uns erwerben und Siddhi, Vollkommenheit, erreichen.

– Fortsetzung folgt –

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Hatha Yoga als spiritueller Weg zur Selbstverwirklichung, zur Befreiung, zur Erfahrung des Höchsten

Von einer ganzen Menge von Übungen heißt es, dass sie den Appetit steigern. Da kriegen viele Menschen Angst und sagen, „diese Übung mache ich nicht“. Das ist aber nicht der Appetit, der gesteigert ist, sondern das Agni wird dadurch gesteigert. Und ein starkes Agni kann im Gegenteil helfen, schlank zu bleiben, weil die Nährstoffe besser verdaut werden und dann ist man schneller befriedigt. Wenn der Körper nämlich merkt, ihm fehlen Nährstoffe, dann will er immer mehr zuführen und dann wird er vielleicht dick, weil ihm etwas fehlt. Währenddessen Agni verdaut die Nahrung gut. Also, wenn dort Appetit steht, müsst ihr es rückübersetzen in Agni. Und Ama wird meistens leider dort übersetzt als Beschwerde oder auch Krankheit. Und ihr findet in der Übersetzung immer wieder: „Diese Übung heilt alle Krankheiten.“ Und diejenigen von euch, die diese Übung regelmäßig machen und vielleicht doch merken, dass sie auch schon mal irgendwann krank waren, kratzen sich am Hinterkopf und sagen: „Was erzählt der Swatmarama dort?“ Eigentlich, er erzählt es nicht so, sondern es ist diese Doppeldeutigkeit. Ama heißt tatsächlich auch Krankheit, so wie Pitta tatsächlich auch Galle heißt. Aber im Ayurveda ist Ama eben diese Unreinheit. Wenn dort steht, „heilt alle Krankheiten“, dann heißt das, es beseitigt die verschiedenen Amas, Unreinheiten. Und wenn ihr das wisst, dann könnt ihr mit der Hatha Yoga Pradipika eine Menge Wissen und gut euer Ayurveda-Wissen verbinden mit Hatha Yoga, und dann die Wirkungen des Hatha Yoga eben auch in den Begriffen eines anderen Medizinsystems verstehen. Wir werden dort auf einige an diesem Wochenende eingehen, allerdings wird unser Hauptziel sein, so wie Swatmarama, Hatha Yoga als spiritueller Weg zur Selbstverwirklichung, zur Befreiung, zur Erfahrung des Höchsten.

Hari Om Tat Sat

– Fortsetzung folgt –

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Und das ist die dritte Wurzel vom Hatha Yoga, Raja Yoga, um die Energien zu beherrschen

Indem wir die Energien beherrschen, können wir die Chakras öffnen, das Prana subtiler machen und zum Höchsten kommen, unseren Geist zur Ruhe bringen und dann unser wahres Bewusstsein erkennen. Swatmarama sagt klar, er gibt die Hatha Yoga Pradipika heraus für Raja Yoga. Aber Swatmarama geht durchaus auch auf Wirkungen auf diesen Ebenen ein. Und für diese Wirkungen will ich gerade noch ein paar Ausdrücke aus der Ayurvedaterminologie gebrauchen. Ich will es nicht zu lange machen. Wen interessiert, so die Hatha Yoga Verse zu Ayurveda, da gibt es irgendwo auch ein Video dazu. Ich habe ja am letzten Ayurveda Kongress da einen 45-minütigen Vortrag darüber gehalten und dieses Video gibt es irgendwo im Internet. Wahrscheinlich auf sevenload oder auch, wenn ihr auf yogapad nachguckt oder einfach „Hatha Yoga Pradipika, Sukadev, Video und Ayurveda“ und dann werdet ihr dort auch hinkommen. Aber ich will euch nicht einfach nur in den Cyberspace verbannen, sondern ein paar Worte schon sagen. Wenn ich jetzt Ayurveda extrem vereinfache und die Ayurveda Gesundheitsberater mögen mir das verzeihen. Ich bin mir sehr bewusst, dass Ayurveda etwas sehr Komplexes ist. Nicht umsonst ist Ayurveda in Indien ein fünf- bis sechsjähriges Vollzeituniversitätsstudium, also nicht so einfach, wie es oft erscheint. Aber dennoch, ein paar einfache Prinzipien kann man auch in fünf Minuten behandeln. Und dort kann man sagen, es gibt drei Hauptursachen von Krankheit. Es gibt das Ungleichgewicht von Doshas, insbesondere, dass eines der drei Hauptdoshas zu stark wird. Wer von euch hat von Vata, Pitta und Kapha noch nie was gehört? Gut, alle haben etwas davon gehört. Also, wir haben alle eine natürliche Prakriti, ein natürliches Mischungsverhältnis von Vata, Pitta und Kapha, und wenn eines der Doshas zu stark wird, dann kann der Mensch krank werden. Zweite Ursache von Krankheit ist zu wenig Agni. Agni ist Verdauungsfeuer. Ayurveda unterscheidet noch eine Menge von verschiedenen Agnis. Wir beschränken uns jetzt auf eines. Wenn Agni zu schwach ist, dann verdaut der Körper die Nahrung nicht richtig und dann, anstatt dass er Nährstoffe aus der Nahrung bekommt, bekommt er dann so genannte Amas. Das könnte man als die dritte Ursache von Krankheiten bezeichnen, also zu viel Stoffwechselprodukte, Schlacken, Unreinheiten, wie auch immer wir es ausdrücken wollen. Und es gibt verschiedene Gründe, weshalb Amas entstehen können. Das kann eben ein zu schwaches Agni sein, das kann sein, dass Vata, Pitta und Kapha nicht richtig funktionieren, deshalb gibt es Amas, es kann sein, dass man das Falsche isst, oder dass man psychisch belastet ist und so die Selbstreinigungskräfte nicht richtig funktionieren. Und das Dumme ist dann, dass die sich alle auch gegenseitig dann aufschaukeln. Zu viel Ama hat Auswirkungen auf Agni, das wiederum gibt einen negativen Zyklus. Oder eine der Doshas ist schon im Ungleichgewicht, bringt Agni und Ama auch irgendwie in Probleme, und dann gibt es dort mehrere Teufelskreise. Und vieles reguliert der Körper von selbst, aber wenn man es nicht selbst reguliert, dann wird man krank. Da muss man dann eben bewusst eingreifen. Und die Hatha Yoga Übungen, die können jetzt darauf auch eingreifen. Und der Swatmarama beschreibt die Wirkung der Hatha Yoga Übungen auf diese Doshas. Jetzt in der Übersetzung, die die meisten von euch haben, sind Vata, Pitta und Kapha jetzt übersetzt in deutsche Ausdrücke, die man, um sie zu verstehen, eigentlich besser rückübersetzt ins Sanskrit. Wann immer ihr „Wind“ findet oder „Luft“, dann steht dort im Sanskrit meistens Vata. Da steht dann z.B.: „Diese Übung heilt alle Krankheiten, die aus einem Übermaß von Wind entstehen.“ Das heißt, diese Übung wirkt Vata besänftigend. Oder Pitta wird meist übersetzt als Galle und wann immer ihr dann lest, dass dort steht, „diese Übung heilt alle Krankheiten, die durch ein Übermaß von Galle entstanden sind“, hat das nichts mit der physischen Galle zu tun, sonder heißt, durch ein Übermaß von Pitta. Und Kapha wird meistens übersetzt als Schleim dort. Wann immer ihr also findet, „heilt alle Krankheiten, die durch ein Übermaß von Schleim bedingt sind“, heißt, diese Übung wirkt Kapha besänftigend. Eine Reihe von Übungen wird sogar als Tridosha bezeichnet. Das heißt, egal, welches Dosha aus dem Gleichgewicht gekommen ist, diese Übung hilft, die Doshas zu der natürlichen Prakriti zurückzubringen.

– Fortsetzung folgt –

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Zweite Wurzel, Tantra-Yoga, um über Übungen zum Höchsten zu kommen

Eine zweite Wurzel vom Hatha Yoga ist Tantra, wobei ihr vom Mittelstufen-Seminar wisst, Tantra ist auch die eigentliche Philosophie im Kundalini Yoga, und weißes Tantra ist ja praktisch Kundalini Yoga. Wir können also auch sagen, Tantra und Kundalini Yoga ist die zweite Wurzel. Und im Tantrismus gibt es allerdings verschiedene Zwecke. Zum einen natürlich kann man auch tantrische Praktiken üben, um zum Höchsten zu kommen, dann ist es Kundalini Yoga. Man kann aber auch tantrische Praktiken üben, um irgendwie Siddhis zu bekommen, außergewöhnliche Fähigkeiten, um irgendwie Erfolg zu haben. Und durchaus, Swatmarama in der Hatha Yoga Pradipika beschreibt so ein paar Wirkungen auf der Ebene. Und das klingt dann zum Teil, wenn wir das heute lesen, fast auch eigenartig. Da werden solche Versprechungen gemacht wie, „unter der Vielzahl der Frauen wird er zum Objekt der Bewunderung“. Also, auf dem Gebiet wird einem dort einiges versprochen und das würde sowohl für Männer wie auch für Frauen irgendwo zutreffen. Der Tantrismus ist ja schon so ein bisschen auch wie dem Brahmanismus entgegengesetzt und gebraucht deshalb manchmal eine etwas derbe Sprache. Da werden wir an anderer Stelle auch hinkommen. Irgendwo schreibt er, diese Übung sollte geheim gehalten werden, wie das illegitime Verhältnis zu einer Frau aus gutem Hause. Jetzt solltet ihr allerdings nicht denken, dass der jetzt für solche Sachen wäre, sondern Brahmacharya, Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten, gehört auch bei Swatmarama zu den Yamas, und er ist nicht für promiskuen roten Tantra als Ausrede irgendwo, um untreu sein zu können oder seinen Trieben einfach zu frönen. Es gibt zwar auch rot-tantrische Praktiken, zu denen wir allerdings nicht kommen werden an diesem Wochenende, also keine falschen Hoffnungen oder Befürchtungen. Ganz am Ende sind sie irgendwo beschrieben, aber diese eben nicht im Sinne von untreu werden und auch nicht im Sinne von, gegen Brahmacharya zu verstoßen und auch nicht als etwas, was man unbedingt machen muss. Also jedenfalls, Hatha Yoga, um Kräfte zu bekommen. Auch das ist durchaus in der modernen Gesellschaft auch üblich, viele Menschen machen Hatha Yoga, um leistungsfähiger zu werden und mehr Energie zu haben, um kreativer zu werden, um den modernen Alltag bewältigen zu können. Nach irgendeiner Studie, siebzig Prozent der Deutschen fühlt sich überlastet durch ihre Arbeit. Das ist eine ganze Menge, siebzig Prozent. Und zwanzig bis dreißig Prozent hat die Befürchtung, wenn es so weitergeht, dann kriegen sie ein Burnout-Syndrom und werden dauerhaft krank. Dann gibt es natürlich Yoga. Yoga hilft, Energie zu bekommen, dass man inmitten dieser fordernden Zeit umso mehr Kraft hat, und außerdem hilft Yoga, kreativ zu werden, Yoga hilft, zu seinen individuellen Talenten zu kommen, und die moderne Wirtschaft, daneben, dass sie Menschen sehr fordert, fordert insbesondere auch Kreativität. Eigentlich, Kreativität wird durch Druck nicht ganz so schnell freigesetzt. Also, sie fordert Kreativität und sie fordert, dass Menschen ihre Stärken kennen und sie durchsetzen inmitten von Druck, und genau dafür hilft Yoga, da gibt es auch einige Studien dafür. Und daneben sind auch Menschen heutzutage an Attraktivität interessiert und jeder über vierzig, der mit Yoga beginnt, wird feststellen, dass er schon nach ein paar Wochen Yoga ein paar Jahre jünger aussieht. Und wer es mit über fünfzig oder sechzig beginnt, dann kann der Rückgang in der Alterswahrnehmung durchaus fünf bis zehn Jahre sein. Auch hier habe ich mal eine amerikanische Studie gelesen, die tatsächlich gezeigt hat, Menschen, die Yoga üben, werden fünf bis zehn Jahre jünger als ihr biologisches Alter eingeschätzt und zwar auch fünf bis zehn Jahre jünger als eine Kontrollgruppe. Also irgendwo drei bis sieben Jahre jünger als eine Kontrollgruppe, die Sport oder gymnastische Übungen macht. Also, irgendwas scheint dort auch gut zu sein. Also, auch dafür machen Menschen Yoga. Damals, im alten Indien und heute auch, wobei ausdrücklich natürlich das echte Kundalini Yoga sowieso mit Raja Yoga verbunden ist.

– Fortsetzung folgt –

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Ausdehnungs-Entspannung

Die Yoga Vidya Ausdehnungs-Entspannung ist besonders beliebt. Daher erhältst du hier in diesem Podcast Kanal immer wieder Variationen dieser Entspannung. Diese Entspannungstechnik löst alle Verspannungen auf:  Zunächst die körperlichen Verspannungen. dann auch die energetischen Verspannungen. Schließlich kann auch Fühlen und Denken sich entspannen. Und das Bewusstsein kann sich weit ausdehnen. Diese Aufnahme ist ein Ausschnitt […]

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Hatha Yoga hat in Indien drei verschiedene Wurzeln, in drei großen Systemen

Ayurveda…-

Swatmarama beschreibt Wirkungen von allen drei Standpunkten aus. Aber man kann sagen, er sagt, die Hatha Yoga Pradipika ist hauptsächlich für die Erlangung von Raja Yoga, für die Herrschaft über den Geist. Die drei Wurzeln des Hatha Yoga sind erstens Ayurveda und Ayurveda, das indische Medizinsystem, dort kann man sagen, Hatha Yoga für Gesundheit. Zwar hat auch Ayurveda spirituelle Aspekte, aber erst mal und vordringlich ist Ayurveda etwas für die Gesundheit. Heutzutage sagt man, es ist die indische Naturheilkunde, aber für die Inder war es einfach die Heilkunde. Es war keine Alternativmedizin, sondern es war die Medizin. Es gibt zwar in Indien auch noch andere Medizinsysteme, z.B. in Tamil Nadu ist Siddantha recht populär gewesen zu bestimmten Zeiten, aber Ayurveda ist sicher das vorherrschende Medizinsystem gewesen und dort werden eben auch die Hatha Yoga Übungen beschrieben als ein Mittel für die Gesundheit. Wenn wir also heute im Westen das Phänomen haben, dass die Mehrheit der Menschen irgendwo Yoga nicht aus spirituellen Gründen übt und sehr viel einfach übt für die Gesundheit, dann ist das jetzt kein modernes westliches Phänomen, es ist auch nicht wirklich ein Missbrauch des spirituellen Yogas, sondern es ist das, was es in Indien auch schon seit ein paar Tausend Jahren gegeben hat, eine der Anwendungen vom Hatha Yoga. Und in Indien wurden die Gesundheitswirkungen eben in Ayurvedaterminologie beschrieben. Heute – wer z.B. hier eine Yogalehrerausbildung macht – dort beschreiben wir die Gesundheitswirkungen hauptsächlich in Terminologie der westlichen Schulmedizin. Der Grund ist natürlich klar, die Mehrheit der Menschen, wenn sie krank wird, geht zu einem westlichen Mediziner, und sehr wohl kann man die Wirkungen von Yoga nach westlicher Medizin durchaus beschreiben, man kann sie sogar, mindestens zu einem Teil, erklären, und man kann sie auch mit empirischer Forschung nachvollziehen und Yoga gehört zu den am intensivsten erforschten Medizinsystemen überhaupt. Und nach einer Studie kann man sagen auch, von allen so genannten alternativen Medizinsystemen, nach strengen wissenschaftlichen Untersuchungen, wirkt Yoga stärker als alles andere, was untersucht worden ist, auf die Gesundheit. Sodass man eigentlich sagen kann, Yoga ist schon keine alternative Medizin mehr, insbesondere wenn man sieht, dass Autogenes Training und PMR und Meditationstechniken eben aus dem Hatha Yoga stammen, und viele der modernen Physiotherapien auch von Hatha Yoga beeinflusst wurden, sowohl Krankengymnastik als auch Atemübungen, dann sieht man, wie weit eigentlich schon Yoga in die westliche Schulmedizin integriert worden ist, und man findet kaum noch eine Reha Klinik, wo nicht irgendwo Yoga in der ein oder anderen Abwandlung mit angeboten wird.

– Fortsetzung folgt –

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Die Hatha Yoga Pradipika ist eine der vier Hauptschriften des Hatha Yoga

Erste Kapitel sind Grundlagen, dann Yamas, Niyamas und Asanas. Das zweite Kapitel ist die Pranalehre, Kriyas und Pranayama. Im dritte Kapitel, da geht es um Kundalini und Mudras. Im vierten Kapitel geht es um Pratyahara, Dharana. Könnt ihr mir sagen, wie die beiden anderen Worte noch heißen müssen? Dhyana und Samadhi. Ihr seht also, die Hatha Yoga Pradipika hat ein sehr breites Spektrum, und viertes Kapitel wird durchaus so ein bisschen philosophisch, gibt Meditationstechniken und sagt, wie wir von Verhaftung zur Befreiung kommen können. Also, manche Menschen sagen, Hatha Yoga sind nur Asanas, dann ist das sicherlich… Da könnte ich sagen, das wäre so ähnlich, wie wenn man sagen würde, die Medizin besteht aus Lungenabhören. Lungenabhören gehört sehr wohl zur Medizin, aber zu behaupten, dass die gesamte Medizin nur daraus bestehen würde, wäre sicher eine recht extreme Reduktion. So ähnlich, Hatha Yoga besteht aus einem umfangreichen Methodenspektrum. Das Charakteristische ist sicherlich, Hatha Yoga ist viel Praxis und wenig Theorie. Und auch wenn im vierten Kapitel Swatmarama so etwas Philosophie hineinbringt, kann man sicherlich nicht sagen, dass die Hatha Yoga Pradipika eine stringente Philosophie dort verkündet, sondern da werden wir noch darauf kommen. Swatmarama sagt letztlich, Hatha Yoga ist religions- und weltanschauungsneutral, mindestens religions- und weltanschauungsübergreifend, und das Wichtige ist die Praxis.

Beginnen wir mit dem ersten Kapitel, bzw. den ersten Versen.

Swatmarama beginnt:

„Ich grüße den ersten Herrn, Shiva, der die Hatha Vidya an Parvati lehrte.“

Was ist nochmal Vidya? Wissen, Weisheit. Also, hier heißt es, Shiva, das kosmische Bewusstsein, lehrte Hatha Yoga an Parvati. Parvati, in der Mythologie die Gemahlin von Shiva, die nach der Shiva Samhita eben das Hatha Yoga gelehrt bekommen hat und dann den Menschen weitergegeben hat. Und Parvati steht aber auch für die Seele, welche zurückkehren will zu Shiva, zum reinen Bewusstsein, und die praktisch Inspiration bekommt vom höchsten Bewusstsein. Letztlich soll das heißen, das Hatha Yoga ist göttlich inspiriert. Es ist nicht etwas, wo irgendjemand so logisch nachgedacht hat, „wie könnte das denn gut sein“, sondern es stammt aus höheren Bewusstseinsebenen, oder, es ist ja auch ein bekanntes Phänomen, Stanislav Grof z.B. beschreibt das, dass Menschen, die in außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen sind, manchmal von selbst in Asanas, Pranayamas und Mudras hineingehen. Und der Stanislav Grof, der außergewöhnliche Bewusstseinszustände in verschiedenen Kulturen beobachtet hat, hat so gesagt, es sei interessant, dass er oft das gesehen hätte, auch Menschen, die nie von Yoga gehört hätten, dass die dann wie von selbst mit manchen der Pranayamas, Asanas und Mudras begonnen hätten. So ist also Hatha Yoga göttlich inspiriert und es ist auch immer gut, wenn wir mit Hatha Yoga beginnen, dass wir uns wenden an Gott, das Göttliche, das höhere Bewusstsein.

Swatmarama sagt weiter: „Das ist ein Schritt zur Aneignung des alles überragenden Hatha Yoga. Swatmarama Yogi gibt die Hatha Yoga Vidya einzig für die Erlangung von Raja Yoga heraus, nachdem er seinen eigenen Guru gegrüßt hat.“

Viele Schriften in Indien beginnen damit, erst wird Gott gegrüßt, der Guru wird gegrüßt oder Ehrerbietung wird ihm erwiesen, dann wird gesagt, wozu ist diese Schrift und diese Praxis gut, und dann als nächstes, welche Eigenschaften sollte ein Schüler haben, damit er dafür qualifiziert ist.

Und hier ist also Swatmarama so, dass er sagt: „Ich grüße Shiva, das universelle Bewusstsein. Ich lehre Hatha Yoga und Hatha Yoga lehre ich, um Raja Yoga zu erlangen und Raja Yoga ist die Herrschaft über den Geist. Und ich tue dies mit Ehrerbietung zu meinem Meister.“

– Fortsetzung folgt –

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Durch Yoga kannst du die Freude in deinem eigenen Selbst erfahren und diese Freude weiter geben an andere

Swatmarama hat die Hatha Yoga Pradipika aber niedergeschrieben zu einer Zeit als der größte Teil Indiens von Türkvölkern, die Moslems waren, besetzt war, und die so langsam bestimmte Aspekte des Hinduismus in den Hintergrund gedrängt haben. Und interessanterweise, die älteste Handschrift datiert aus dem 17. Jahrhundert, wo dann gerade am Ende des 17. Jahrhundert einer namens Aurangzeb, ein Mogul-Kaiser war, und im Unterschied zu seinem Großvater, der sehr tolerant war und das Gespräch der Religionen gefördert hat, war der Aurangzeb ein furchtbarer Tyrann und Fanatiker, der hat alle Hindu-Tempel in seinem Reich zerstören lassen, weshalb man in ganz Nordindien keinen älteren Tempel findet. Die schönsten Tempel Indiens sind wo? In Südindien. Warum? Da hat der Aurangzeb keine Gewalt darüber gehabt. Nordindien war reicher als Südindien, hatte schönere Tempel, die sind nur alle zerstört worden. Und über die wichtigsten der Tempel hat der Aurangzeb dann Moscheen drauf errichten lassen und daraus ergeben sich bis heute diverseste Verwicklungen. Und in dieser Zeit hat es also der Swatmarama als wichtig erachtet, das aufzuschreiben, um den Meistern eine Gedächtnis-, Erinnerungshilfe zu bringen, da der Hatha Yoga so ein bisschen um die Zeit in den Untergrund gehen musste.

Also, der Autor der Hatha Yoga Pradipika ist der Swatmarama und das Wort „Rama“ kennt ihr, heißt wörtlich, „derjenige, der sich erfreut, der sich freut“. „Atma“ heißt „Selbst“. „Swa“ heißt „das eigene“. Das ist derjenige, der aus seinem eigenen Selbst Freude ausstrahlt. Wir sind ja oft anders, wir brauchen Freude von außen. Irgendjemand muss uns ein Kompliment machen, irgendjemand muss nett zu uns sein, dann denken wir, „dann bin ich freudevoll“. Swatmarama hat die Freude in seinem eigenen Selbst erfahren und diese Freude hat er mit anderen geteilt und hat es als Liebe, Mitgefühl wirken lassen. Die Hatha Yoga Pradipika ist eine der vier Hauptschriften des Hatha Yoga. Die drei anderen sind die so genannte Shiva Samhita, die soll von Shiva selbst, nicht geschrieben worden sein, sondern verkündet worden sein. Da wird praktisch gesagt: „Shiva sagte…“ Dann gibt es eine, die nennt sich Geranda Samhita. Samhita heißt so etwas wie Hymne. Und das ist also die Hymne von Geranda, wo also ein großer Meister namens Geranda etwas erzählt hat über Hatha Yoga. Und dann gibt es noch die Goraksha Shataka. Shataka heißt die Hundertschaft, also die hundert Verse von Goraksha, die auch eben über Hatha Yoga gehen. Und wenn ihr die Hatha Yoga Pradipika so ein bisschen versteht, und die Grundlagen der Hatha Yoga Pradipika könnt ihr am Ende dieses Wochenendes verstehen, dann ist es auch leicht, diese drei Schriften zu begreifen. Die Hatha Yoga Pradipika hat vier verschiedene Kapitel. Jetzt im Unterschied zum Yoga Sutra hat die Hatha Yoga Pradipika keine Kapitelüberschriften, sondern da steht nur, Kapitel 1 und dann, Kapitel 2, Kapitel 3 und Kapitel 4. Ich will euch trotzdem, jetzt zwar nicht die Überschriften nennen, aber so den Inhalt dieser Kapitel.

– Fortsetzung folgt –

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Hatha Yoga mit die schönste Sache, die man dauerhaft machen kann

Aber Hatha Yoga, da geht es darum, wir bemühen uns und wir tun auch etwas, wir praktizieren. Und im Hatha Yoga steht da durchaus eben auch das Wort „Bemühen“ drin. Zwar ist Hatha Yoga auch Entspannung, zwar ist Hatha Yoga vielleicht mit die schönste Sache, die man dauerhaft machen kann, und zwar auch machen kann, bis irgendwann der Atem dauerhaft still steht, Akhanda Kumbaka. Akhanda heißt dauerhaft, Kumbhaka heißt Stillstehen, nennt sich dann physischer Tod. Also, bis dahin kann man irgendeine Form von Hatha Yoga immer üben. Was kann man sonst an Körperübungen machen bis zum Schluss? Mindestens kann man zum Schluss noch den Atem bewusst beobachten. Das ist auch eine Form von Pranayama. Also, Hatha Yoga ist zwar etwas ganz Schönes und es ist etwas Wunderbares, aber es ist auch eine Bemühung. Und die Hatha Yoga Pradipika ist das älteste bekannte spezielle Hatha Yoga Buch und es ist gar nicht so alt, es wird von Orientalisten heutzutage ins 14./15. Jahrhundert n. Chr. in chronologischer Reihenfolge gesetzt, auch wenn die älteste erhaltene Ausgabe von der Hatha Yoga Pradipika aus dem 17. Jahrhundert stammt. Das ist immer so eine schwierige Geschichte mit indischen Schriften, weil man weiß nicht, wie alt die sind, denn die Inder haben auf Palmblätter geschrieben bzw. geritzt. Palmblätter sind nicht so lange haltbar wie z.B. Pergament oder auch irgendwelche Holztafeln, wo andere Völker geschrieben haben. Und außerdem haben die Inder noch eine Eigenart, das heißt, wenn heilige Schriften dabei sind, zu zerfallen, dann müssen die in einem feierlichen Yajna Feuer verbrannt werden. Das ist nicht sehr gut für das Aufbewahren von Handschriften und für die Historiker. Aber das Hatha Yoga ist sicherlich älter als 13./14. Jahrhundert. Wir finden Andeutungen von Hatha Yoga schon in den Veden, wo dann z.B. beschrieben wird, dass irgendwelche Heilige in den Wald gegangen sind und dort monatelang die Luft angehalten haben. Da darf man sich natürlich jetzt nicht vorstellen, dass die am Stück die Luft angehalten haben, sondern da steht dann, sie haben monatelang Kumbhaka geübt. Und wenn man die Hatha Yoga Pradipika kennt, weiß man, Kumbhaka üben heißt nicht, dass man nur die Luft anhält, sondern Kumbhaka ist auch ein Name für Atemübung. Und sie haben also monatelang intensiv Atemübungen geübt. Oder manchmal steht, sie haben ihren Körper in furchtbare Verrenkungen gebracht. Für einen Außenstehenden sind die Asanas manchmal furchtbare Verrenkungen. Oder es steht auch, dass sie auf einem Bein gestanden haben für sehr lange Zeit. Oder dass sie auf dem Kopf gestanden haben. Oder in der alten Induskultur sieht man so ein paar Siegel, wo Menschen in Mulabhandasana z.B. sitzen, was so eine Art Schmetterling ist, den die meisten kennen, nur die Fersen eben unter dem Kandapunkt. Man findet den Lotussitz. Es gibt Symbole, wo der Bogen abgebildet ist, und man findet auch solche, wo die Finger an der Nase sind. Jetzt kann man natürlich sagen, man weiß jetzt nicht, ist das wirklich die Wechselatmung, es könnte ja auch sein, dass der sich die Nase putzt. Aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass jemand auf einem Siegelring jemand Naseputzendes abbildet, das wäre etwas eher Außergewöhnliches. Und so kann man relativ sicher davon ausgehen, Hatha Yoga ist mehrere tausend Jahre alt, wurde aber lange Zeit geheim gehalten, eben aus dem Grund, dass es äußerst schwer ist, mit irgendwelchen Beschreibungen Hatha Yoga zu üben, vor allem die fortgeschrittenen Formen von Hatha Yoga, mit denen man die Kundalini erwecken will und sein Bewusstsein erweitern will. Und die einfachen Formen von Hatha Yoga wurden es nicht für Wert gefunden, in Bücher reinzuschreiben, das lernt man eh von seinem Lehrer. Und das hatte – so sagte es mindestens der Swami Vishnu  – viele Jahrtausende so zur Grunderziehung eines Kindes gehört, das brauchte man nicht noch besonders in Schriften reinschreiben.

– Fortsetzung folgt –

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Einführung Hatha Yoga Pradipika: Hatha Yoga für Gesundheit und Energieerweckung

 

Kundalini Yoga, Teil 5

Hatha Yoga, wisst ihr inzwischen alle, was es heißt. Ha steht für Sonne, Tha steht für Mond und Yoga steht für Einheit, Vereinigung, Verbindung. Das Wort „Hatha“ hat aber auch noch eine andere Bedeutung, Hatha heißt auch Bemühung und Kraft. Und Hatha Yoga ist so einer der Yogawege, wo wir durchaus besonders uns bemühen, wo wir auch einiges dafür tun. Wir könnten auch sagen, eigentlich Bhakti und Jnana Yoga sind Yogawege, wo die Hauptsache eigentlich Einstellungsänderung ist. Man kann natürlich auch sagen, auch im Bhakti Yoga gibt es die neun Formen von Bhakti, die meisten von euch erinnern sich. Also auch Dinge, die wir machen können, wie Mantras singen, Geschichten hören oder lesen oder erzählen oder modern Videos anschauen über Heilige, Weise, Manifestationen Gottes. Wir können Rituale machen, wir können beten, wir können uns verneigen, wir können uns immer wieder an Gott erinnern. Aber das Wesentliche im Bhakti Yoga ist so eine Einstellung der Hingabe und der Liebe zu Gott. Theoretisch braucht man für Bhakti Yoga insbesondere sein Herz und man öffnet sein Herz und damit transformiert man alles. Und ähnlich auch im Jnana Yoga. Jnana Yoga, der philosophische Yoga, der Yoga des Wissens, der Yoga der Weisheit, wir werden uns bewusst, „Aham Brahmasmi, ich bin Brahman“ und „Jagan Mitya, die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist irgendwo eine Täuschung“ und „Sarvam Kalvidam Brahman, alles ist Brahman“ und dann können wir heiter und gelassen durchs Leben gehen. Wir spielen unseren Part und wissen, „alles, was einen Anfang hat, hat ein Ende, alles, was so scheint, als ob ich es nicht bin, bin ich trotzdem und alles, was scheinbar als Leid erscheint, ist eigentlich nur eine verquere Form von Freude“ Und so können wir gelassen und heiter und fröhlich durchs Leben gehen und alles tun, was zu tun ist, aber uns selbst und die Ereignisse nicht zu ernst zu nehmen. Das ist übrigens so ein Zeichen für einen echten Jnana Yogi. Ein echter Jnana Yogi ist heiter. Daran kann man ihn erkennen. Und ich kannte so einige reine Jnana Yogis, die hatten wirklich diese heitere Gelassenheit bis so weit, wo irgendjemand – der war allerdings auch schon über achtzig. So Ende achtzig war er als ich ihn kennengelernt habe und da kam dort irgendwie der Arzt und hat ihm jetzt irgendwas erzählt, dass ein anderes Organ nicht mehr so ganz funktioniert. Und dann musste er furchtbar lachen und fand das so ganz amüsant, dass sein Körper so schrittweise die Funktionsfähigkeit verliert. Und als er dann von einem Schüler gefragt wurde: „Aber Swamiji, das ist doch auch eine Krankheit, die mit Schmerzen verbunden ist.“ Und da hat er auch heiter lächelnd gesagt: „Yes, sure this body feels pains continuously, but who is the body and who am I? Der Körper spürt Schmerzen und tatsächlich beständig, aber wer ist der Körper, wer bin ich?“ Also, Jnana Yoga. Gut, natürlich, man kann sagen, ein Rentner Ende achtzig, bei dem ist sowas ganz möglich. Nicht umsonst heißt es ja auch oft, richtiges Jnana Yoga ist nur für die Leute ab fünfundsiebzig. Wobei das nicht so ganz stimmt, ich kannte auch Jnana Yogis, die sehr viel jünger waren. Und der bekannteste aller Jnana Yoga Meister, der Shankaracharya, hat sogar mit zweiunddreißig seinen Körper verlassen. Also, der hatte irgendwo vor seinem vierundzwanzigsten Lebensjahr über Jnana Yoga die Vollkommenheit erlangt.

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