Kundalini Yoga harmonisiert die verschiedenen Fähigkeiten und dann irgendwann erfolgt schrittweise die Erweckung der Kundalini. Eine solche Erweckung kann als Ausdruck haben, schrittweise mehr Energie für alles, was man tut, schrittweise Entfaltung von Talenten und Fähigkeiten, die man vorher nicht kannte, einer Erweiterung des Bewusstseins. Bei manchen Menschen mag es auch etwas dramatischer sein, Hitze oder Glühen in der Wirbelsäule, ein Erzittern des Körpers, ein automatisches Einnehmen von Yogastellungen und Atemübungen, Wahrnehmung subtilerer Welten, Reduzierung des Schlafbedürfnisses, Energieempfinden und ganz besondere ekstatische Erfahrungen. Kundalini Yoga ist allerdings nicht die Soforterweckung. Es ist nicht so, wenn man das erste Mal zum Kundalini-Yoga-Seminar geht, dass dann all eure Kundalinis sofort erwacht sind. Ein paar sind aus dem zweiwöchigen Sadhana-intensiv, wo ihr bis zu vielen Stunden Pranayama üben werdet, insbesondere in der zweiten Woche. Dort gibt es dann schon mehr Menschen, die auch intensivere Erfahrungen machen. An einem solchen Wochenende ist es mehr, mehr Prana, Reinigung der Nadis, Energiekanäle, Öffnen der Chakras und danach tiefere Erfahrungen in euren Praktiken und mehr Kraft für den Alltag nächste Woche.
Kundalini Yoga hat Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den anderen Yogawegen. Es gibt verschiedene Einteilungen des Yoga. Die meisten von euch sind vertraut mit den sechs Yogawegen. Swami Vivekananda, der um 1900 gelebt hat, hat so die Einteilung in vier Yogawege populär gemacht und auf die will ich mich zunächst beziehen und dann Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Kundalini Yoga aufzeigen. Wie heißt dieser Yoga weiter? Jnana Yoga, der Yoga des Wissens, eine gewisse Philosophie, ein gewisser Erkenntnisweg durch Befragung. Dann gibt es Raja Yoga. Raja Yoga, der Yoga der Geisteskontrolle und der systematischen Beherrschung der Gedanken. Raja heißt König. Dritter Yoga heißt Bhakti Yoga, der Yoga der Hingabe und Gottesverehrung. Ich habe auch schon gehört, Karma Yoga, der Yoga des uneigennützigen Dienens und des Handelns ohne Verhaftung. Man kann auch sagen, Engagement ohne Wünsche. Kundalini Yoga hat jetzt Gemeinsamkeiten mit all diesen Yogawegen. Im Kundalini Yoga gibt es auch eine Philosophie. Die meisten von euch sind vertraut mit Vedanta, der Philosophie des Absoluten, Brahman, Bewusstsein, Maya, die Kraft der Illusion und Jagad, die Welt. Im Kundalini Yoga spricht man mehr von Shiva und Shakti. Shiva in der Bedeutung von Bewusstsein, Shakti als kosmische Energie. Durchaus große Ähnlichkeiten, wie viele moderne Yogis im Westen gerne sich auf das Göttliche beziehen als kosmische Energie, Shakti, oder als Bewusstsein, Intelligenz hinter allem, mit anderen Worten, Shiva. Und so hat Kundalini Yoga eine ganze Kosmologie entwickelt, darüber werden wir morgen früh etwas erzählen. Diese wird auch als Tantra bezeichnet, also Tantraphilosophie. Ich werden morgen früh auch etwas mehr über Tantrismus erzählen. Und die Tantraphilosophie hat eben auch eine Kosmologie im Sinne von: Wie ist die Welt entstanden? Was ist die Welt? Spricht über sieben Ebenen der Schöpfung, über kausale, astrale Welten, physische Welten. Ich spreche dann auch über die Auflösung der Welt, zunächst mal auch die Rückkehr, also erstmal die Individualisierung und die Rückkehr des Individuums zum Höchsten und beschreibt die ganzen Schöpfungszyklen in sehr großen Zeitintervallen.
– Fortsetzung folgt –
Unbearbeitete Niederschrift eines Satsang-Vortrags mit Sukadev Bretz. nach Meditation und Mantra-Singen bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Weiterführende Links:
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