Swami Vishnudevananda sagte immer, er hofft, dass bald seine karmischen Aufgaben abgeschlossen sind, dass er allein mit dem Unendlichen verschmelzen kann. Es gibt ja auch dieses schöne Lied: „One fine morning, when my work is over, gonna fly away home. Eines schönen Morgen, wenn all mein Karma vorbei ist, fliege ich zurück nach Haus zum höchsten Brahman.” Gut, da können wir nur eines machen, nicht nur eines, sondern viel machen, nämlich, wir können unser Karma bewusst abarbeiten. Das klingt ein bisschen komisch. Also jedenfalls, wir können unsere Aufgaben annehmen. Wir können das, was zu tun ist, tun. Wenn wir vor dem wegrennen, was zu tun ist, dann müssen wir es später noch mal machen. Also macht man es doch besser jetzt. Und vor allem die unangenehmen Aufgaben, die macht man besser jetzt, dann sind sie vorbei. Gut, manche Menschen lieben es, die Schwierigkeiten immer wieder in die Zukunft zu verlagern, sodass sie Zeit ihres Lebens immer wieder damit konfrontiert werden. Das ist auch eine Art, sein Leben zu gestalten, und auch damit kann man schrittweise sein Karma abarbeiten. Oder man kann sagen: „Ich mache es jetzt.“ Man kann nicht alles jetzt machen, aber man hat ja noch einige Tage, Wochen, Monate, Jahrzehnte, Leben, Millionen Leben. Gut, solange wollen wir nicht warten. Also, wir wollen unsere Aufgaben erfüllen. Und das dritte – auf das dritte wollte ich ja eigentlich hinaus, um diesen Vers zu kommentieren. Und das dritte ist, Mangel an Ojas. Um das Bewusstsein wirklich zu erfahren, und solange wir im Körper sind, haben wir auch Prana, und damit unser Geist diese höchste Bewusstseinserfahrung spiegeln kann und wirklich dauerhaft auch durch sich hindurch wirken lassen kann, braucht es auch ein Gefäß dort. Und das ist letztlich das Ojas, die spirituelle Kraft. Wenn wir genügend Ojas angesammelt haben, dann gelingt es unserem Geist, zur Ruhe zu kommen, sich auszudehnen, dass das reine Bewusstsein für uns spürbar wird. Und um dieses Ojas wirklich ausreichend zu sammeln, dafür ist es notwendig, über einen längeren Zeitraum, ohne Unterbrechung, mit aufrichtiger Hingabe, zu praktizieren. So beschreibt es Patanjali im Yoga Sutra. Über einen längeren Zeitraum, mit aufrichtiger Hingabe, ohne Unterbrechung. Gut, ohne Unterbrechung heißt jetzt, jeden Tag. Es heißt auch, an Sattva-Regeln sich zu halten – für die, die wissen, was das ist. Also, auch die Ernährung spielt eine gewisse Rolle, der Lebensstil spielt eine Rolle. Aber am wichtigsten ist, täglich zu praktizieren. Gut, es sind jetzt einige Anfänger hier, für die ist vielleicht die Vorstellung, täglich zu praktizieren, vielleicht etwas in der fernen Zukunft. Dann empfehle ich, jeden Tag etwas, sei es nur sechs Runden Sonnengruß und nehmt einmal die Woche eine Yogastunde. Und dann schrittweise kann man es aufbauen. Aber viele der Anwesenden üben ja schon eine Weile Yoga, und da ist es eben gut, täglich zwanzig Minuten zu üben, besser noch, eine Stunde zu üben, noch besser, eineinhalb Stunden zu üben. Und manche üben sogar zwei bis drei Stunden am Tag. Aber schon die Stunde ist eine gute. Asana, Pranayama, Meditation, eine Stunde am Tag, ist schon gut für viele. Gut, die, die im Ashram wohnen, da ist es sicherlich ein gutes Stück mehr, was ihr dort praktiziert. Allein der Satsang, der täglich ist, ist ja schon eine Stunde. Asanas, Pranayama dazu. Die meisten meditieren nochmals, entweder, wenn sie abends in den Satsang gehen, meditieren sie nochmal morgens, oder wenn sie morgens in den Satsang gehen, nochmal abends. Und dann kommt man auf zwei bis drei Stunden am Tag. Das kann man mal mehr werden lassen und man kann es mal weniger werden lassen. Jetzt seid ihr z.B. hier im Ashram, also praktiziert ihr mehr. Wenn ihr nach Hause fahrt, die meisten werden anschließend etwas weniger praktizieren. Aber das Wichtige ist, nie ganz aufhören. Das Ojas kann mal sich mehr aufbauen und weiter aufbauen, aber etwas langsamer. Aber in dem Moment, wo man eine Weile gar nichts praktiziert, dann ist es wieder so, dass diese spirituelle Energie, diese spirituelle Kraft wieder verloren geht. Zum Trost, beim zweiten Mal es aufzubauen geht schneller als beim ersten Mal. Kanäle haben sich irgendwo geöffnet. Aber es ist besser, man übt wirklich weiter.
– Fortsetzung folgt –
Unbearbeitete Niederschrift eines Satsang-Vortrags mit Sukadev Bretz. nach Meditation und Mantra-Singen bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Weiterführende Links:
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