Setze dich durch und gebe nach
Dritten Aspekt von Shiva und Shakti, das ist Sonne und MOnd. Gut, Sonne und Mond – ihr kennt Hatha Yoga. Ha heißt Sonne, Tha heißt Mond. Ich werde gerade etwas Mondhaftes zu mir nehmen, nämlich Wasser. Und Sonne ist hier das Machtvolle, das Kraftvolle, das Gestaltende, das sich Durchsetzende, das Mutige und Mond ist das Beruhigende, das Nachgebende, das Verstehende, das Erfahrende, das sich Zurückziehende. Also, es hat eine gewisse Ähnlichkeit, wie diese hier, diese Dualität, Polarität, aber es sind auch zwei Weisen, wie wir auf Situationen im Leben reagieren können. Etwas geht schief. Was können wir machen? Wir können mit Sonne reagieren oder mit Mond. Sonne heißt, mehr anstrengen, gestalten und sagen, „jetzt erst recht“. Oder: „Wenn es so nicht geht, dann eben anders.“ Mond heißt, abwarten oder: „Es soll nicht sein. Ich lasse es lieber sein.“ Oder: „Ich ziehe mich zurück.“ Oder ihr habt euch gemeldet oder ihr habt irgendwo euch beworben für irgendeine Aufgabe, Projektleitung und jetzt gibt es jemand anderes, der auch Projektleiter sein will. Jetzt könnt ihr reagieren mit Sonne oder mit Mond. Mit Sonne, ihr könnt zeigen, warum ihr die geeignete Person seid. Und Mond heißt: „Ja, mache du ruhig mal.“ Oder ihr habt euch irgendwie auf eine gemeinsame Aktivität mit eurem Partner, eurer Partnerin gefreut, die ihr vorher ausgemacht habt, und jetzt sagt Partner, Partnerin: „Ich will was ganz anderes machen.“ Jetzt könnt ihr mit Sonne oder Mond reagieren. Mond wäre: „Ok, wenn du willst, machen wir das.“ Sonne heißt, man kämpft darum, was man vorher ausgemacht hatte. Was ist die bessere Reaktion? Es kommt darauf an. Beides oft. Manchmal hilft es sogar, erst nachzugeben und dann… Manchmal hilft, ein Schritt zurück und zwei Schritte nach vorne. Und manchmal hilft es, erst reinzugehen, zwei Schritte nach vorne und dann einen Schritt zurück. Ich glaube nicht, dass es hilfreich ist, immer auf die gleiche Weise zu reagieren. Eine gewisse Beobachtung, meine ich machen zu können, dass Yogaleute oft eine Neigung zu haben, mehr als Mond zu reagieren. Ich weiß nicht, ob das nur ein Wahrnehmungsfehler ist. Und ich meine, manchmal reagieren Yogaleute zu viel auf Mondweise. Man sagt ja gerne: „Der Klügere gibt nach.“ Aber angenommen, alle Klügeren geben immer nach, wer würde dann die Welt regieren? Die Dummen. Also angenommen, man wäre klüger. Nicht immer ist man ja klüger. Aber angenommen, man wäre klüger und überlässt dann immer den Dümmeren das Feld, dann darf man sich anschließend nicht darüber beschweren, wie das Umfeld gestaltet wird. Also, da muss man öfters darüber nachdenken. Und manchmal muss man überlegen, ist es jetzt klüger, zu gestalten, oder ist es klüger, nachzugeben. Und das ist in vielerlei Hinsicht das Richtige.
– Fortsetzung folgt –
Dies ist der … Beitrag zum Thema „Shiva-Shakti-Philosophie für den Alltag“. Ein unbearbeiteter Mitschnitt eines Workshops mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Zentrum Essen. Mehr Informationen: