Karma Yoga, der Yoga des uneigennützigen Dienen

Es gibt auch noch einen zweiten Grund. Manchmal, wenn die Energie wirklich stark wird, haben Menschen eine Neigung zum Eingebildetsein. „Was bin ich doch großartig, Jetzt brauche ich nur einen Menschen anzugucken und dann macht der schon, was ich will.“ Oder: „Ich habe so eine Ausstrahlung und ich habe jetzt ganz schnell die Beförderung in meinem Beruf gekriegt und auch meine Kinder tun jetzt, was ich so will, was sie vorher nie gemacht haben. Selbst der Mann spurt.“ Das ist vielleicht am schwierigsten. Aber vieles in der Art kann passieren, muss nicht sofort passieren, hängt auch von der Menge an Praxis ab und mit wie viel Enthusiasmus ihr praktiziert. Aber eine Menge kann durchaus passieren oder mindestens ein bisschen kann passieren. Gut, und dann kann man sich was darauf einbilden. Und dann wächst das Ego und eigentlich wollen wir ja das Ego nicht wachsen lassen. Wenn wir dann Hingabe zu Gott, zur Göttin, zur kosmischen Energie haben, können wir sagen: „Danke, dass du durch mich hindurch wirkst. Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe. Das Prana, das du mir schenkst, möge in deinen Dienst gestellt werden.“ Und dann ist es etwas Harmonischeres. Und damit sind wir auch schon beim vierten Punkt, Karma Yoga, der Yoga des uneigennützigen Dienens, etwas sehr Wichtiges, deshalb, weil wir wollen ja nicht einfach nur mehr Energie haben – es ist zwar auch schön, wenn wir höhere Erfahrung, Bewusstseinserweiterung haben – aber Bewusstseinserweiterung heißt auch, dass wir mehr tun können zum Wohl anderer. Und indem wir diese Energie, die wir gewinnen, für andere einsetzen, dadurch öffnet sich unser Herz mehr und dann haben die Praktiken, die wir üben, machtvollere Wirkungen, vor allem auch schönere Wirkungen, liebevollere Wirkungen, und dann tun wir wieder mehr für andere, dafür öffnet sich unser Herz mehr, die Praktiken können mehr Energie erzeugen, und so ist Karma und Kundalini Yoga wie ein wunderbarer Engelskreislauf, verbindet sich und harmonisiert sich sehr gut. So können wir sagen, Kundalini Yoga hat mit allen Gemeinsamkeiten. Kundalini Yoga ist aber hauptsächlich ein Praxisweg. Und wir können die Praktiken des Kundalini Yoga einteilen in fünf Unteryogas. Das ist erstens Hatha Yoga. Ihr kennt die Einteilung auch in sechs Yogawege und dann ist Kundalini Yoga der fünfte und Hatha Yoga der sechste. Aber wir können auch sagen, Kundalini Yoga hat Elemente der anderen Yogawege und Hatha Yoga ist auch Teil vom Kundalini Yoga. Über Körpertechniken Prana aktivieren, Nadis reinigen, Chakras öffnen und schließlich über Erwecken der Kundalini Bewusstseinserweiterung erreichen. Und ihr wisst, im Hatha Yoga gibt es dafür vor allem Asanas, Pranayamas, Kriyas, Tiefenentspannungen und an diesem Wochenende übt ihr auch Bandhas, Energieverschlüsse, so dass Prana in eine bestimmte Richtung fließen kann und auch Mudras, kombinierte Energielenkungsübungen. Dann gibt es Yantra Yoga. Yantra, man arbeitet an den Energien mittels Bildern, sei es, geometrische Bilder, Yantra im engeren Sinne, aber auch mit solchen Gottesdarstellungen, aber auch mit Farben und Visualisierungen und Chakravorstellungen. Wir arbeiten mit Mantra, nutzen die Kraft des Klanges. Man kann auch mit einem inneren Klang üben, Nada Yoga. Man kann auch mit musikalischen Instrumenten üben, das wäre auch Nada Yoga. Und schließlich gibt es Laya Yoga. Laya wörtlich Auflösung. Laya Yoga will uns helfen, konkrete Verhaftungen zu lösen und insbesondere gefühlsmäßig uns zu öffnen und weit zu werden. Man kann es auch so sagen, wir können auch die Hatha Yoga Übungen kombinieren mit den anderen Yoga Techniken und dadurch erst werden die Hatha Yoga Übungen zu echten Kundalini Yoga Übungen. Wenn ihr die Vorwärtsbeuge haltet und euch vorstellt, Licht strömt durch die Wirbelsäule nach oben, habt ihr das mit Yantra Yoga verbunden. Wenn ihr dabei ein Mantra wiederholt, dann ist es Mantra Yoga. Wenn ihr in der Vorwärtsbeuge so einen inneren Klang hört, oft so wie ein hoher Hmmm, und dann diesen höheren Klang spürt, wie er durch euch hindurch strömt, euch nach oben öffnet, dann habt ihr es mit Nada Yoga verbunden. Und wenn ihr dabei Bewusstseinslenkung macht, ohne euch was zu visualisieren und ohne Mantra, sondern einfach nur spürt, z.B. in die unterste Wirbelsäule oder die ganze Wirbelsäule, dann ist es Laya Yoga. Jeder dieser Wege hat sehr komplexe und sehr viele Übungen. Wir werden jetzt nicht alles behandeln, auch nicht am Wochenende. Wer hier die zwei Wochen da ist, wird ein bisschen mehr noch lernen. Es gibt so zwei Wochen Sadhana-intensiv, könnt ihr nächstes Jahr auch mal mitmachen, das ist eine schöne Ergänzung für eure Praxis und euer Studium. Gut, Kundalini Yoga ist also ein Yoga von systematischem Angehen, ein Übungsweg in Verbindung mit Philosophie und Energie in den Alltag. Kundalini Yoga ist entgegen von dem, was man manchmal hört oder liest, ohne größere Gefahren, wenn korrekt ausgeführt unter kompetenter Anleitung, unter Beachtung der verschiedenen Vorsichtsmaßregeln. Es ist ein fortgeschrittenerer Aspekt des Yoga, es ist ein inneres Abenteuer, kann das Leben in jeglicher Hinsicht bereichern. Nicht jeder wird dadurch zum Genie, aber in jedem Fall, wenn man diese Praktiken intensiv ausführt, sind sie ein Schlüssel für tiefe Meditation, für geistige Ausstrahlung und Lebensenergie, schließlich für das Transzendieren von selbstgemachten Grenzen, für das innere Erwecken und Erweiterung des Bewusstseins.

– Fortsetzung folgt –

Unbearbeitete Niederschrift eines  Satsang-Vortrags mit Sukadev Bretz.  nach Meditation und Mantra-Singen bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Weiterführende Links:

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