Das ist ok und das ist nicht nur ok, sondern eben auch gut. Aber angenommen, jemand erzählt und sagt: „Du, ich mache seit zwei Monaten jeden Tag zehn Minuten Pranayama und ich fühle mich toll dabei.“ Und dann solltet ihr nicht antworten: „Das ist gar nichts. Ich praktiziere jeden Tag eine Stunde Atemübungen.“ Das sagt man dann nicht, um dem anderen zu helfen, sondern man sagt es, um sein Ego zu stärken. Oder jemand erzählt einem: „Ja, ich krieg endlich den Kopfstand hin. Mir gelingt es, zehn Sekunden lang den Kopfstand zu halten.“ „Ach, das ist gar nichts, ich kann ihn inzwischen eine halbe Stunde halten und ich kriege sogar den Skorpion im Lotus eine Minute hin.“ Oder jemand sagt: „Ach, ich hatte heute so ein schönes Gefühl im Herzen.“ „Das hatte ich schon vor drei Jahren. Wenn es im Ajna Chakra ist, dann geht Yoga erst richtig los.“ Ich hoffe, ihr verstehe, was ich meine und in dieser Richtung müsst ihr auch den Swatmarama verstehen. Seine Erfahrungen mitzuteilen, um jemand anderes zu inspirieren, ist gut, um zu prahlen, ist nicht gut, und so sollte man dort eine gewisse Achtsamkeit haben und so damit umgehen.
Ab dem Vers 12 beschreibt Swatmarama so etwas und da kommt er auch im 2. und 3. und 4. Kapitel immer wieder darauf zu sprechen. Da beschreibt er fortgeschrittene Intensivpraxis und was man dafür machen kann. Man kann sagen, man kann Hatha Yoga in drei verschiedenen Intensitäten üben. Das eine wäre, man übt jeden Tag ein bisschen und vielleicht einmal die Woche nimmt man eine Yogastunde. Die zweite Intensität wäre, man übt jeden Tag vielleicht ein oder zwei Stunden lang, kombiniert das aber durchaus mit normalem beruflichen Alltag und Familienleben. Und dann gibt es eine dritte Intensität, für eine bestimmte Zeitdauer löst man sich von seinem beruflichen Alltag, man löst sich von seinem familiären Alltag und praktiziert ganz besonders intensiv. Z.B. diese dritte Intensitätsstufe macht ihr ja an diesem Wochenende, wo ihr ein Wochenende nicht in eurem normalen beruflichen Alltag seid und nicht euch um Haus, Garten usw. kümmert und auch nicht in intensiven Dialog mit eurem Partner, eurer Partnerin tretet. Manche sind mit Partner, Partnerin hier, aber ihr wisst, das ist jetzt nicht die Zeit, um intensive Partnerschaftsgespräche zu führen usw. Also, ihr seid losgelöst für eine Weile, um intensiv zu praktizieren, und das kann man ein Wochenende machen, das kann man eine Woche machen. Wir haben ja auch die so genannte Sadhana intensiv, das ist zwei Wochen lang. Das beginnt ja auch in zwei Wochen und wer irgendwo Zeit und Lust hat – kann ich nur empfehlen – dort übt man zwei Wochen lang sehr intensiv, so wie es in der Hatha Yoga Pradipika beschrieben wird, bis zu viermal am Tag Pranayama und zweimal am Tag Asanas und zweimal am Tag Mudras und zweimal am Tag Meditation und wir gehen noch etwas tiefer in die Hatha Yoga Pradipika hinein. Und dort in diesen zwei Wochen kann man richtig schön sich aufladen, Kraft sammeln. Wir haben dort auch manche, die machen das seit einigen Jahren, dass sie jedes Jahr das machen, sie sagen, wenn sie das machen, dann anschließend können sie ihren beruflichen Alltag und alles mit viel Energie dort machen oder bewältigen oder angehen. Und seit dem sie das regelmäßig machen, ist ihr Leben viel intensiver, schöner, erfolgreicher und es passiert eine ganze Menge an spiritueller Erfahrung, nicht nur während der zwei Wochen, sondern auch sehr viel länger. Man kann diese intensive Hatha Yoga Praxis auch länger ausbauen. Der Swami Vishnu hat z.B. in seinem Leben zweimal sechs Monate viermal am Tag Pranayama geübt, zwischen acht bis zwölf Stunden nur Pranayama plus zusätzlich Asanas und Meditation.
– Fortsetzung folgt –
Unbearbeitete Niederschrift eines Satsang-Vortrags mit Sukadev Bretz. nach Meditation und Mantra-Singen bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Weiterführende Links:
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