Wenn Menschen zu einem Meister gehen und sie werden dadurch mitfühlend, liebevoll, freudevoll und stahlen etwas aus, gut, dann scheint dort hinter irgendwas zu stecken und dann wird diese betreffende Richtung mehr Anhänger bekommen und vielleicht besser Praktizierende bekommen und andere werden irgendwann aussterben. Also im Sinne von, Menschen, die die Richtung geübt haben, sind irgendwann tot und weil sie nicht das Richtige ausstrahlen, dort finden sie auch keine Nachfolger danach. Aber es gab durchaus auch in Indien Streitigkeiten im Sinne von, Menschen haben dort lauthals gesprochen. Gut, und zur Zeit von Swatmarama ist etwas Neues eingeführt worden in Indien, nämlich tatsächlich Religionskriege. Die eingefallenen Moslems haben probiert, die Inder gewaltsam zu bekehren. Und das ist erst mal nicht übermäßig gelungen, in späteren Zeiten dann etwas mehr als in den Jahrhunderten, die vorangingen, und natürlich, den größeren Erfolg hatten in Indien letztlich dann nicht die gewaltsam Bekehrenden, sondern in Indien ist ja gerade der Sufismus relativ stark, der in anderen Teilen der moslemischen Welt ja verfolgt wurde. In Indien ist er bis heute relativ stark und es gibt eine ganze Menge von bekannten Sufi-Meistern heute noch, die eine große Anhängerschaft haben. Und denen ist es dann gelungen, wiederum Konvertiten zu bekommen oder zum Teil eben auch unten den Kastenlosen, denen ja übel mitgespielt wurde.
Swatmarama sagt dort jedenfalls, Menschen mögen sich über unterschiedliche Weltanschauungen und Religionen streiten, aber Hatha Yoga kann jeder praktizieren, egal, welche Weltanschauung man hat. Man praktiziert, dadurch erreicht man Kontrolle des Geistes, damit kommt man zu höheren Bewusstseinsebenen, und das kann eben verbunden sein mit den diversesten Weltanschauungen und Religionen und kann auch unabhängig von einer konkreten Weltanschauung und Religion geübt werden. Das ist ja auch etwas Aktuelles, womit man heute vielleicht seltener konfrontiert wird als noch vor zwanzig oder dreißig Jahren, wo Menschen fragen: „Kann denn ein Westler Yoga üben?“ Ich habe irgendwann mal ein Buch gelesen, wo noch in den fünfziger Jahren jemand gesagt hat, die Physiologie des Westlers sei anders als die eines Inders, der Westler dürfe keinen Kopfstand machen. Das waren noch die Nachwirkungen der dreißiger Jahre vermutlich, wo man denkt, die Physiologie sei irgendwo anders. Heute weiß man, dass sie recht wenig anders ist und wir können nur müde lächeln darüber. Oder wo es dann auch heißt, wir seien doch alle Westler und da dürfte man nichts aus dem Osten praktizieren. Die gleichen Westler sagen natürlich, die Inder sollen sehr wohl westliche Schulmedizin praktizieren und sie sollen sehr wohl westliche Modelle wie parlamentarische Demokratie und Marktwirtschaft übernehmen, das sind ja Errungenschaften im Westen. Aber letztlich sind solche Aussagen, wenn man sie genauer beleuchtet, auch irgendwo Ausdruck einer Vorstellung einer kulturellen Überlegenheit, ein bisschen subtiler gefasst. Gut, bevor ich jetzt weiter polemisch werde, ähnliche Probleme gab es durchaus eben in Swatmaramas Zeit: „Darf man von verschiedenen Religionen oder Weltanschauungen Hatha Yoga üben?“ Und dort war es eben seit Jahrtausenden in Indien üblich: „Ja, Hatha Yoga ist etwas, was von Angehörigen verschiedenster Religionen geübt werden kann und auch von Menschen, die keiner konkreten Religion angehören.“ Und da gab es sehr wohl die nestorianischen Christen, die Hatha Yoga praktiziert haben, es gibt Buddhisten, die Hatha Yoga praktiziert haben. Gerade im tibetanischen Buddhismus hat Hatha Yoga eine gewisse Rolle gespielt. Manche von euch kennen die fünf Tibeter, wo ja bestimmte Hatha Yoga Übungen über den Umweg von Tibet in den Westen gekommen sind.
– Fortsetzung folgt –
Unbearbeitete Niederschrift eines Satsang-Vortrags mit Sukadev Bretz. nach Meditation und Mantra-Singen bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Weiterführende Links:
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