Übung macht den Meister

Kundalini Yoga, Teil 6

Ich lese etwas aus der Hatha Yoga Pradipika, einer der Grundlagenschriften des Yoga, und am Ende des ersten Kapitels sagt der Autor Swatmarama einiges sehr Inspirierendes.

Im 64. Vers des 1. Kapitels sagt er:

„Jede Person, wenn sie aktiv Yoga praktiziert, egal, ob sie jung ist, alt oder sehr alt, ob sie gesund ist, kränklich oder schwach, kann Erfolg im Yoga haben.“

Ein doppelseitiger Begriff. In dem Original verwandt wird Siddha, das heißt sowohl jemand, der außergewöhnliche Kräfte bekommt, wie auch jemand, der Erfolg hat. Und Siddha heißt auch ein Vollkommener. Das sind eigentlich drei Ebenen. Zum einen kann uns Yoga helfen, das zu erreichen, was wir erreichen wollen, Gesundheit, mehr Energie, mehr Kraft für den Alltag, für Familie, Beziehung, für was auch immer wir es brauchen. Dazu kann Yoga uns helfen. Yoga kann uns helfen, außergewöhnliche Fähigkeiten zu aktivieren, die in uns schlummern, von denen wir vielleicht bisher noch gar nichts wussten. Und schließlich kann uns Yoga helfen, zur höchsten Vollkommenheit zu gelangen, zur Einheit mit dem Unendlichen. Nur, es gibt dort ein kleines „wenn“, das Swatmarama dort hineingibt, nämlich, „wenn sie aktiv Yoga praktiziert“. Also, es gilt dort, aktiv etwas zu tun, aus einer Opferrolle herauszukommen und sagen: „Ja, ich würde ja Erfolg haben, wenn nicht meine Eltern mich so und so erzogen hätten oder wenn die Gesellschaft nicht so wäre oder wenn ich nicht das falsche Erbgut mitgekriegt hätte oder wenn mein Yogalehrer mich so unterrichten würde, wie das eigentlich angebracht wäre, oder wenn ich jetzt nicht gerade irgendwo ein bisschen Schwächegefühl hätte, dann würde ich ja praktizieren können.“ Yoga will einen aus der Opferrolle herausbringen und will einen auch da rausbringen, dass wir sagen: „Mein Elend liegt an anderen.“ Oder auch genauso schlimm: „Mein Elend liegt nur an mir.“ Unter Yogaübenden oft verbreitet: „Ja, ich würde ja Yoga üben, aber leider bin ich so ein schlechter Mensch.“ Gut, „schlecht“ denkt hoffentlich keiner, aber: „Ich bin halt so und das geht nicht und jenes geht nicht usw.“  Also, Swatmarama sagt, aktiv Yoga üben und zwar da, wo wir sind. Nicht so üben, wie jemand anderes üben würde, und auch nicht so üben, wie ich üben würde, wenn ich ein anderer wäre. Swatmarama sagt hier, egal, ob wir jetzt jung sind, alt oder sogar sehr alt, ob wir gesund sind, kränklich oder schwach, wir können da, wo wir sind, können wir üben, wir können aktiv unser Leben in die Hand nehmen, und dann werden wir Siddha werden, Erfolg haben in dem, was wir wollen, neue Fähigkeiten in uns erwerben und Siddhi, Vollkommenheit, erreichen.

– Fortsetzung folgt –

Unbearbeitete Niederschrift eines  Satsang-Vortrags mit Sukadev Bretz.  nach Meditation und Mantra-Singen bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Weiterführende Links:

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