Ich hatte mal jemanden, der ist irgendwo gestürzt und hat dann eine Rippenprellung gehabt. Da gibt es jetzt eine ganze Menge Hatha Yoga Praktiken, die nicht mehr funktionieren. Alle Rückbeugen gehen nicht, alle Seitbeugen auch nicht und die Atemübungen, Kapalabhati geht gerade noch, sanfte Wechselatmung auch noch, aber ihr könnt mal probieren, den vollständigen Yoga-Atem mit Rippenprellung zu machen und Bhastrika – das hat Einfluss auf den Gemütszustand. Und bei solchen, die über diese Intensivpraktiken tatsächlich den Gemütszustand erheblich verändern, sind die Auswirkungen sehr stark. Man kann das dann aber auch als Anlass nehmen: „Ich will mich nicht mit dem Gemütszustand identifizieren.“ Man kann natürlich auch sagen: „Dann mache ich das mit intensiverer Meditation, mit intensiverem Mantrasingen. Ich lerne, das, was geht, mit größerer Konzentration zu machen und ich nehme es halt hin, denn die Rippenprellung wird ja auch, in ein bis zwei Wochen ist der Spuk vorbei, und dann kann es halt sein, dass in der Zeit der Gemütszustand ein anderer ist. Ich bin aber nicht der Pranazustand, ich bin nicht der Gemütszustand, und danach übe ich halt wieder und dann ist es wieder in Ordnung.“ Jetzt gibt es nur ein Problem. Wenn man dann zwei Wochen lang weniger geübt hat, verliert man die Lust des Übens. Und dann hat man die Lust des Übens verloren, der Gemütszustand ist unten, und dann, was macht man jetzt? Dann gibt es das, was ich sage, dann braucht man ein anderes Mantra. Das Mantra nennt sich „trotzdem“. „Es macht mir keinen Spaß, ich praktiziere trotzdem. Ich habe überhaupt keine Lust, wieder früh aufzustehen, trotzdem.“ Trotzdem – irgendwo in einem der Bücher von Swami Sivananda seht irgendwo so ein Ratschlag. Ich glaube, es könnte sein in diesem „Swami Sivananda im täglichen Leben“, dieses neue Buch, das wir haben, aber es könnte auch ein ähnliches Buch sein. Da wurde er gefragt: „Meister, was soll ich machen, wenn ich morgens keine Lust habe?“ Dann sagte er: „Sage dir, trotzdem, Bhagavan, trotzdem.“ Richte dich an dich selbst, Bhagavan: „Ich selbst bin eine Manifestation des Göttlichen. Trotzdem, ich werde das machen, Göttlicher.“ Und wenn das alleine schwierig ist, was macht man dann? Man geht in einen Yogakurs oder bucht ein Seminar und kommt hierher und dann ist alles in Ordnung. Meistens geht man dann ein, zwei Tage durch Reinigungserfahrungen durch. Das ist mir erst mal so richtig klar geworden als ich das vor – das ist inzwischen dreißig Jahre her – habe ich meine Diplomarbeit geschrieben und die wollte ich dann zügig beenden, es war auch ein Yogathema, BWL: „Determinanten der Arbeitsmotivation – Eine vergleichende Studie von westlicher und indischer Psychologie.“ Da mein Professor keine Ahnung hatte über indische Psychologie, habe ich das gänzlich betreuungsfrei machen können. Es hat es dann auch irgendwo sehr gut benotet. Aber dazu war es dann auch notwendig, da konnte ich nicht mehr mehrere Stunden Pranayama am Tag machen. Und da hat dann die Leiterin des Zentrums gesagt: „Buche dir vorher einen Flug in den Ashram, wo das Ticket nicht rückgebebar ist.“ Ich fand das zwar komisch, aber damals habe ich gemacht, was man mir gesagt hat. Das habe ich gemacht, dann war die Diplomarbeit zu Ende und eigentlich habe ich gedacht: „Jetzt brauche ich meine Ruhe, ausspannen. Und jetzt noch dazu in den Ashram? Noch dazu Karma Yoga, Mithilfe, an diesem verrückten Ort.“ Gut, aber nicht zurückgebebares Ticket, ich bin also geflogen, bin dann zwei Tage durch die Hölle gegangen und danach war alles wieder in Ordnung. Ich brauchte auch meine Ruhe nicht mehr, sonders es war wieder dieses pulsierende Gefühl. Also, das wäre der Kundalini Yoga Weg.
Fortsetzung folgt –
Dies ist die 80. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken
- Spirituelle Retreats