Also, ich habe mit fünfzehn angefangen – also, ab dreizehn habe ich mich gefragt: „Was soll das ganze Leben?“ Das hat mich zuerst mal in große Depressionen gebracht, weil ich irgendwo gedacht habe, was die anderen so wollen, das will ich nicht, das macht mich nicht glücklich, habe das Leid in der Welt gesehen und habe gedacht: „Was soll das ganze Leid?“ Aber dann mit fünfzehn habe ich dann Hermann Hesse gelesen und dann buddhistische Bücher gelesen und alle möglichen spirituellen Bücher gelesen, dann bin ich irgendwann über Thorwald Dethlefsen, „Schicksal als Chance“ und „Das Erlebnis der Wiedergeburt“, gekommen, da waren umfangreiche Literaturverzeichnisse. Und irgendwo mein Bruder hat schon in München studiert und den habe ich dann gebeten, mir alle Bücher in den Bibliotheken zu besorgen. Ich hatte mir vorher Schnelllesen beigebracht, ich wollte einfach so viel wie möglich Wissen ansammeln, um nachher mich dann für einen Weg zu entscheiden. Dann habe ich eigentlich gedacht, ich will irgendwie so einen westlichen esoterischen Weg gehen. Früher war Esoterik kein Schimpfwort wie heute, sondern da war Esoterik was Ernsthaftes, was Seriöses, wo es darum geht, die höhere Wirklichkeit zu erfahren. Im Unterschied zu Okkultismus, also Esoterik war das Ernsthafte. Später ist dort dann irgendwo der Begriff, die Bedeutung gewechselt. Also ein Westler, das hat so Dethlefsen und andere gesagt, muss einen westlichen Weg gehen. Dann habe ich irgendwann so ein Plakat gesehen, irgendwo kam ein Yoga Meister nach München. Das war noch bevor ich angefangen habe, dort zu studieren, irgendwo mal zu gucken, ob ich dort hinkomme. Und dann bin ich dort hin und dort haben die zwanzig Minuten lang gesungen „Om Namah Shivaya“. Da war ein Swami, der dort kreuzbeinig irgendwo auf der Bühne gehockt hatte und einen Vortrag gegeben hat. Und bei dem „Om Namah Shivaya“ habe ich irgendwo so eine Sehnsucht gespürt, habe irgendwo gespürt: „Ja, das will ich erfahren.“ Das war ein Westler zwar, ein Australier, der dort den Vortrag gegeben hat. Dann habe ich festgestellt, der spricht aus der Erfahrung. Der hat dann noch dazu gesagt, er hat einen Meister, der es vollständig verwirklicht hat. Das wiederum hatte ich bei den westlichen Esoterikern bei keinem so gespürt, dass die Erfahrung so intensiv war. Es gab auch niemanden, von dem es hieß, dass er das voll verwirklicht hat. Dann habe ich gedacht, dann könnte ich ja nochmal gucken. Aber irgendwo nach diesem einen Vortrag war mir irgendwo klar, so Zuhause habe ich mich da noch nicht gefühlt. Aber trotzdem habe ich dann doch gedacht, jetzt studiere ich erst mal Astrologie weiter, eine spirituelle Astrologie, und habe irgendwo so ein Buch, mit dem ich meditiert hatte und andere spirituelle Übungen. Aber dann habe ich gedacht, ich müsste doch nochmal in ein Yogazentrum gehen. Und dann bin ich halt ins Sivananda-Yoga-Vedanta–Zentrum in München hingegangen zum Satsang und dann bin ich erstmals in einen Meditationsraum, erstmals Räucherstäbchen gerochen, erstmals die ganzen Bilder. Und viele andere stößt so etwas erst mal ab und erst nachdem sie das Abstoßen überwunden haben, fühlen sie sich zu Hause. Bei mir war es so, sowie ich in den Raum hineingekommen bin, habe ich gemerkt, hier bin ich zu Hause. Irgendwo als ob da eine tiefe Erinnerung war. Und da habe ich gedacht: „Ja, ich bin angekommen.“
– Fortsetzung folgt –
Dies ist die 23. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken
- Spirituelle Retreats