Das zur Ruhe bringen unseres Geistes

swami sivananda66Wobei Zur-Ruhe-Bringen etwas anderes ist als Schläfrigkeit. Wir können auch sagen, jede Nacht bringen wir unseren Geist zur Ruhe, übermäßig befreit kommen wir dort nicht raus. Wenn wir Glück haben, sind wir morgens ein bisschen erholt, wenn wir Pech haben, haben wir danach nochmal schlecht geträumt und dann ist man eher trotz Schlaf nicht erholt. Gut, die Jnana Yogis würden das auch interpretieren, der Grund, weshalb wir nach dem Schlafen doch mehrheitlich erholt sind, ist deshalb, weil wir doch unbewusst im Tiefschlaf Kontakt hatten mit unserer wahren Natur und in unserer wahren Natur ruhen. Und auch ein guter Grund, weshalb wir Träume träumen, ist vom Jnana Yoga her, einfach damit wir jede Nacht daran erinnert werden, die Welt, in der wir uns am Tag befinden, ist nicht so wirklich, wie das so scheint. Jede Nacht gehen wir ein paar Mal in Traumwelten hinein. Das erinnert uns jeden Tag daran, die Tagwelt ist auch nichts anderes als eine Art von Traumwelt. Jede Nacht werden wir daran erinnert. Regenerierend ist der Tiefschlaf, wenn Atman in Brahman ruht, allerdings im unbewussten Zustand. Aber das erinnert uns daran, so finden wir zu einem gewissen Frieden, indem Atman weiß, „ich bin mit Brahman“ und nicht durch alle möglichen äußeren Aktivitäten. Und jede Nacht werden wir daran erinnert, es gibt andere Welten als die Welt, in der wir uns jetzt befinden. Deshalb, vom Karma Yoga aus, es gilt zwar, diese Welt ernst zu nehmen, vom Jnana Yoga aus aber nicht zu ernst. Raja Yoga, nach dem Vers, „Yogas Chitta Vritti Nirodhah“ und dann, „Tada Drashtuh Swarupe Vasthanam, dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen“, ein paar Verse weiter spricht er über die fünf Haupt-Vrittis, die fünf Haupt-Gedanken und dazu gehört auch Nidra und Nidra heißt Schlaf. Und das heißt, unseren Geist zur Ruhe zu bringen, heißt auch, die Schlaf-Vritti zur Ruhe zu bringen. Das heißt, Schläfrigkeit an sich ist auch eine Vritti, es ist nicht unsere wahre Natur. Unsere wahre Natur ist reines, unendliches, ewiges Bewusstsein. Wir müssen sogar die Schlaf-Vritti zur Ruhe bringen. Und die Schlaf-Vritti zur Ruhe bringen heißt, unser Bewusstsein ist unendlich wach.

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 56. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Der Königsweg

1ayqSpirituelle Entwicklung, Teil 9

Raja Yoga. Das Konzept des Raja Yoga ist ein Vielfaches. Aber wenn es jetzt darum geht, wie kommen wir zur Erfahrung von Brahman, dort beschreibt Patanjali so den Weg: „Yogas Chitta Vritti Nirodhah. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Vrittis, Nirodhah, zur Ruhe bringen, der Vrittis, der Gedanken im Chitta, im Geist.“ Und dann folgt der dritte Vers: „Tada Drashtuh Swarupe Vasthanam. Dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur.“ Und die wahre Natur, wisst ihr, was ist die wahre Natur? Bewusstsein, Satchidananda, Brahman, wie auch immer wir es ausdrücken wollen. Also, wenn wir Kaivalya, Befreiung, erfahren wollen, brauchen wir bloß die Gedanken im Geist zur Ruhe zu bringen. Sind die Gedanken im Geist zur Ruhe gebracht, dann ruhen wir in unserem wahren Wesen. Das ist das Hauptkonzept im Yoga Sutra. Es gibt noch viele andere, und das Yoga Sutra ist ja zweihundertsechs Verse lang und da steckt vieles drin, unter anderem die ganzen Yamas und Niyamas, aber alles andere sind so Techniken, die uns helfen können, unseren Geist mehr zur Ruhe zu bringen. Ich will da gleich etwas mehr noch darauf eingehen. Aber jetzt vorher war dann die Frage, Yamas und Niyamas. Ich will sie kurz aufschreiben. Yamas: Ahimsa – Nicht-Verletzen, Satya – Wahrhaftigkeit, Asteya – Nicht-Stehlen, Brahmacharya – Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten, Aparigraha – Unbestechlichkeit. Dann gibt es die Niyamas: Saucha – Reinheit, Santosha – Zufriedenheit, Tapas – Disziplin, Swadhyaya – Selbststudium, Ishvarapranidhana – Hingabe an Gott. Das zu praktizieren, hält uns schon ein ganzes Leben lang beschäftigt. Und vermutlich nicht nur ein Leben, sondern viele, viele Leben. Ahimsa – Nicht-Verletzen. Positiv ausgedrückt, Maitri Bhavana, Mitgefühl zu allen Wesen. Eigentlich hat Patanjali in sehr viel mehr den Ausdruck „Maitri Bhavana“ als „Ahimsa“. Ahimsa ist also Nicht-Verletzen. Himsa – Verletzen, Ah – nicht. Maitri Bhavana heißt, Liebe zu kultivieren zu allen. Bhavana – das Gefühl, von Maitri – Freundlichkeit, Liebe, Mitgefühl. Damit sind wir allein schon beschäftigt und das ist so ein bisschen vielleicht morgen mehr ein Thema, wenn wir über Karma Yoga dann sprechen. Aber grundsätzlich im Raja Yoga geht es darum, Bewusstseinsveränderungen einzuleiten. Also, Raja Yoga ist im Grunde genommen, wir wollen ein erweitertes Bewusstsein erreichen. Und über die Erweiterung des Bewusstseins, aus dem normalen Denkmodell hinauskommend, dort erfahren wir, wer wir wirklich sind. Das ist so das Grundkonzept im Raja Yoga. Erweiterung des Bewusstseins. Und wie geht das grundsätzlich? Irgendwie müssen wir unseren Geist zur Ruhe bringen.

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Nicht-Verletzen und Mitgefühl

16nUnd dann anschließend aus Ahimsa kommt dann heraus nicht nur Nicht-Verletzen, sondern eben Maitri Bhavana, Mitgefühl. Und in dem Moment, wo wir Mitgefühl haben, in dem Moment haben wir Bewusstseinserweiterung. Wir spüren den Schmerz des anderen. Wir spüren seine Verletztheit. Das ist erst mal nicht schön. Dann gehen wir aber noch tiefer. Und was ist hinter dem Schmerz und der Verletztheit des anderen, was ihn dazu gebracht hat, das Komische zu tun, was er jetzt gerade gemacht hat? Dort hinter ist das Bedürfnis nach Liebe. Und dahinter ist letztlich die reine Seele. Und so kommen wir über Ahimsa dazu, den Menschen zu spüren und dann sind wir in Chitta Vritti Nirodhah, wir sind in der Liebe und dann sind wir in der Einheit. Und aus der Einheit kommt wieder Liebe. Wenn wir jetzt nur Ahimsa oberflächlich nehmen würden, Nicht-Verletzen, und jetzt nicht das Ganze auf eine Bewusstseinserweiterungsebene bringen, dann ist das eine Sisyphusarbeit. „Du sollst nicht töten.“ Wird schwierig. Dann fühlen wir uns verletzt – und es heißt noch dazu, „in Gedanken, Worten und Tat“. Wir fühlen uns verletzt und dann ärgern wir uns über den anderen. Und dann ärgern wir uns über unseren Ärger. Dann ärgern wir uns darüber, dass wir uns über uns selbst ärgern, denn, „du sollst…“ Und dieses Über-Ich-Gewissen, „du sollst…“, schafft dann alle möglichen Probleme letztlich. Sondern diese Konzepte von Ahimsa müssen verbunden werden mit Chitta Vritti Nirodhah, und damit, es geht um Bewusstseinserweiterung. Und da ist Ahimsa, was eigentlich ergänzt werden muss durch Maitri Bhavana, eine Weise, wir merken erst mal, wenn wir aus Reflex als Reaktion Himsa haben, wenn wir das umwandeln in Maitri Bhavana, in Mitgefühl. Maitri Bhavana heißt erst mal Mitleid und dann leiden wir auch mit dem anderen, es geht weiter in Mitgefühl, wir fühlen den anderen, es geht weiter mit Einheitserfahrung und dann strahlt Brahman, Purusha durch. Ähnlich natürlich auch mit Satya: „Du sollst nicht lügen.“ Und spätestens dann kommen wir in alle möglichen Konflikte. Es gibt diesen banalen Ausdruck, Partner war beim Friseur und fragt: „Wie gefalle ich dir?“ Das ist immer ein Problem für fast jeden Mann. Der Mann mag meistens seine Frau wie sie ist und wenn sie jetzt ihr Aussehen ändert, in neunzig Prozent der Fälle gefällt das dem Mann weniger. Aber er will halt nicht verletzen. Was macht man jetzt? Nach einer Weile gewöhnt man sich daran, dann mag man auch das wieder, denn die Frisur ist eigentlich nicht so erheblich. Aber auch hier landet man irgendwo, Mitgefühl, im Sinne von, Frau ändert ihr Aussehen vielleicht, weil sie ihre Stimmung ändern will. Irgendwann habe ich mal gelesen, Menschen, die ihre Frisur ändern, wollen nicht ihre Frisur ändern, sie wollen ihre Stimmung ändern. Und dann ist das Ändern der Frisur oder das Alte abschneiden und irgendwo was Neues beginnen, und das wird zum Ausdruck gebracht über Frisuränderung. Manchmal, hier im Ashram, machen das Menschen, indem sie sich eine Glatze dann schneiden. Was ich dann nicht immer sehr angemessen finde, aber Menschen hilft das manchmal, was loszulassen.

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Das was uns anspricht

1aqxEs gibt so ein paar Stellen, aber neunzig Prozent, können wir einfach sagen, ist das, was uns tief anspricht. Und das andere ist das, was uns irgendwo stört. Und es ist auch gut, wenn es uns irgendwo stört. Auch in den buddhistischen Schriften gibt es ein paar Sachen, die einen stören. Man kann auch sagen, die großen Heiligen wollten uns irgendwie davon abhalten, zu wörtlich alles zu nehmen, sondern sie haben ein paar Sachen reingeschmuggelt, die uns hoffentlich irgendwie abstoßen, so dass wir wissen, wir brauchen zum einen eine große Hingabe letztlich zur heiligen Schrift, aber wir sollten trotzdem selbst denken. Vielleicht eine Schrift, wo ich jetzt eigentlich keinen Vers finde, den ich irgendwo ablehnen würde, ist Yoga Sutra. Das ist kurz und prägnant, da würde ich keinen Vers finden, wo ich sagen würde, da ist irgendetwas, wo man von heutiger Ethik aus etwas ablehnen müsste. Was interessant ist. Also, in diesem Sinne können wir einiges dort sehen und vieles müssen wir im übertragenen Sinne nehmen. Manches können wir auch sagen, ist in einer Art Geheimsprache geschrieben, das heißt so, dass man einen Schlüssel kennen muss, um es zu verstehen. Und oft, was wörtlich steht, ist dort etwas eigenartig. In der Hatha Yoga Pradipika ist auch manches sehr eigenartig geschrieben. Eben gerade in der Hatha Yoga Pradipika ist da mehr so eine sehr sexuell anzügliche Sprache an einigen Stellen dort geschrieben und da muss man auch sehen, was ist damit eigentlich gemeint. Jetzt seid ihr auch wieder interessiert, was das sein soll. Müsst ihr sie durchlesen. Aber ihr seht, wie das wirkt, plötzlich habt ihr die Faszination vom Yoga Sutra verloren, jetzt wollt ihr alle die Bhagavad Gita durchlesen und die Hatha Yoga Pradipika daraufhin auch. Eine große spirituelle Reife heißt, große Ehrerbietung zu haben. Patanjali sagt ja im Yoga Sutra: „Studium der Schriften führt zur Verbindung mit Gott.“ Also, große Ehrerbietung ist dort… Es reicht nicht aus, es nur historisch-kritisch zu sehen, sondern Ehrerbietung, aber Bhakti heißt auch, eine gewisse Reife und das heißt auch, dass man feststellen muss, bestimmte Dinge, die dort wörtlich stehen, sind ethisch verwerflich und sollte man so nicht machen, was könnte dort die übertragene Bedeutung sein?

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Freisein von Interpretation

swami sivananda53Was der Abraham gemacht hat auf seinen Reisen und auf seinen Kriegszügen, die dazwischen waren. Oder der Jakob hat ja den Esau um sein Erbe betrogen, er gilt als einer der großen Patriarchen. Vom Isaak weiß ich jetzt nicht, was er gemacht hat. Aber auch was die Pandavas dort hatten für Frauengeschichten und wie dort der große Lehrer Drona mit einem Schüler von ihm umgegangen ist, weil er ihm nicht gepasst hat. Haarsträubendste Geschichten. Aber wir müssen damit nicht einverstanden sein, wir können die Sachen als haarsträubend bezeichnen. Es ist eigentlich nur mit einer Lupe vergrößert, menschliche Situationen, menschliche Dramen, ethische Konflikte, und wir können letztlich sehen, auch große Menschen können viele Fehler machen. Und auch daran können wir lernen. Und in diesem Sinne können wir vieles dort interpretieren. Wir finden das an einigen Stellen. Wir können sagen, die moderneren heiligen Schriften, die hatten schon diese Ebene für Erzähler, dass das etwas ist, was Menschen anspricht, dass es interessant ist auch für Menschen, die nicht tief spirituell sind. Das ist die Mehrheit. Die erzählen diese Geschichten, die werden davon aufgewühlt und irgendwo ist das dann auch faszinierend. Aber danach konnte dann die nächste Generation von heiligen Schriften kommen, die dann – wo wir sagen können, da könnte man fast jede Zeile irgendwie gutheißen. Ich sage, fast. Auch im Neuen Testament gibt es einige Sachen, die dort haarsträubend sind, aber es sind weniger. Man könnte wahrscheinlich sagen, neunzig Prozent des Neuen Testamentes, so wie es steht, können wir sagen, entspricht höchster spiritueller Weisheit. Ebenso neunzig Prozent von der Bhagavad Gita, können wir sagen, entspricht höchster Weisheit. Es gibt so ein paar Verse, die wir aus gutem Grund in der Yogalehrerausbildung überlesen und wo wir dann probieren, in der neuntägigen Weiterbildung der Bhagavad Gita, sie irgendwo klug zu interpretieren. Jetzt seid ihr alle neugierig, welche das sind. Dann müsst ihr sie durchlesen.

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Weisheit der alten Schriften

1aqrWenn ihr die Mahabharata im Original lest, manchmal haarsträubendste Sachen, weshalb es klugerweise die Mahabharata hauptsächlich in Zusammenfassungen gibt, wo dann die Meister klug genug sind, die Dinge zu nehmen, die für uns heute interessant sind. Was wir vielleicht auch noch dort einfach sehen müssen, die alten Schriften sind eben auch so geschrieben worden, nicht nur, dass da große Spiritualität drin ist, sondern das ist so, in Indien haben wir ja die Vedas, wir haben die Puranas, die Ithihasas. Und gerade was Ithihasas betrifft, das sind also die Epen, die die menschlichen Geschichten sind, das ist eine Mischung aus Epos als menschliches Drama und spiritueller Schrift. Und die waren halt so geschrieben, dass sie für das normale Volk interessant und faszinierend sind, letztlich auch aufwühlend sind. Wie vielen „normalen“ Menschen könnte man die Bhagavad Gita als Ganzes einfach so wiederholen? Man könnte mal probieren, einen Kinofilm aus der Bhagavad Gita zu machen. Aber Mahabharata, da ist Drama drin. Es gibt ja verschiedene Versionen der Mahabharata. Irgendwann war das sogar eines der großen Events in Europa, die Mahabharata aufgeführt in neun Stunden, die ganze Nacht durch. An vielen Orten und die Intelligenzia hat gesagt, da muss man hin. Also, gerade in dem Aufwühlenden, dort ist etwas, wo Menschen hingehen. Titanic schauen sich die Menschen an, nicht das, wo alles schön ist. Also, menschliches Drama dabei. Und in diesem Sinne z.B., ich kenne mich jetzt mit der Mahabharata besser aus als mit dem Alten Testament. Ich habe zwar das Alte Testament auch zweimal durchgelesen. Die Bibel, erstmals habe ich sie durchgelesen… Ich bin immer schon ein Mensch gewesen, der gerne gelesen hat, und zweitens einer, der sehr früh aufgestanden ist. Und irgendwann mal war ich im Skiurlaub mit meinen Eltern und ich hatte kein Buch mit. Grässlich. Ich bin um 05:00 Uhr morgens aufgestanden, der Rest der Familie steht erst um 08:00 Uhr auf, was macht man jetzt in der Zeit? Und da gab es halt in dem Hotel, wie in vielen Hotels, gab es nur ein Buch, nämlich die Bibel. Aus lauter Verzweiflung habe ich dann halt die Bibel von vorne bis hinten durchgelesen in den vierzehn Tagen. Gut, und dann später nochmal. Und ich fand sie doch interessant. Und ich hatte fast größere Probleme, das Neue Testament durchzulesen als das Alte. In dem Alten waren all diese Geschichten, die zum Teil haarsträubend sind, aber doch interessant. Und das ist eben das, was dort drin ist. Sie sind irgendwo menschlich interessant und der Mensch ist letztlich interessiert an ethischen Konflikten, der Mensch ist interessiert an Sex und Gewalt und davon haben wir genügend im Alten Testament, davon haben wir genügend in der Mahabharata. Und wir müssen nicht mit allem einverstanden sein, wie die so genannten Helden sich dort verhalten haben. Und das ist auch, die so genannten Helden, sowohl im Alten Testament wie auch in der Mahabharata, die haben Sachen gemacht, wenn dies heute jemand machen würde, der würde zurecht ins Gefängnis und zwar lebenslang kommen.

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Verhaftungslos Dienen

swami sivananda43Man hat es vielleicht am Anfang gemacht aus einer Inspiration, ,an hat es am Anfang gemacht als Dienst an Gott, aber dann wird es irgendwann zur Verhaftung und diese Verhaftung muss man irgendwo überwinden. In diesem Sinne gilt es dann, dass man loslässt. In diesem Sinne könnte man es auch sehen als etwas, was sich auf die eigenen Nachkommen, also was sich durchaus wörtlich auf den Sohn bezieht. Das heißt natürlich nicht, physisch umbringen. Aber man kann auch sagen, Mutter, Vater kümmern sich um ein Kind. Irgendwann ist die Zeit gekommen, das Kind loszulassen, im Sinne von, jetzt muss es seinen eigenen Weg gehen. Und bis zu einem gewissen Grad ist das mit Beginn der Pubertät schon so. Nicht umsonst, in früheren Zeiten, sind die Kinder im Alter von dreizehn, vierzehn aus dem Haus gegangen und sind dann in den Haushalt eines Meisters gegangen – also, nicht notwendigerweise eines spirituellen Meisters, sondern Handwerksmeister – oder sind auf Wanderschaft gegangen. Das ist mindestens in den Handwerkerfamilien so gewesen. In den Kaufmannsfamilien wurden die Dreizehn-, Vierzehnjährigen woanders hingeschickt, zu einem anderen Kaufmann. In den Bauernfamilien blieben die dann halt in der Familie, aber wurde ab da selbständig. In der evangelischen Kirche wird man mit der Konfirmation wahlberechtigt, man ist also gleichberechtigt in der Gemeinde mit allen anderen. Und heute haben wir eine verlängerte Jugend, im Sinne von, die Ausbildung ist erst abgeschlossen, früher bei Männern, mit siebenundzwanzig, achtundzwanzig hat man das Studium abgeschlossen. Heute wird alles schneller gemacht mit acht Jahren Gymnasium, Wehrdienst fällt weg und zum Bachelor und dann hofft man, dass man die Menschen mit zwanzig dem Arbeitsleben zuführen kann. Aber in jedem Fall, irgendwie um die Zeit dreizehn, vierzehn ist eigentlich die Erziehung im engeren Sinne vorbei. Dann gilt, mehr oder weniger Unterstützung zu geben, zuzuhören und doch ein bisschen Beispiel zu geben, ein bisschen zu lenken, ein paar Sachen noch zu verbieten, aber es ist anders als vorher. Und irgendwann loslassen. Und dann wird man aber auch feststellen, wenn man innerlich den Entschluss gefasst hat, „ich lasse jetzt los“, dann kommt dann oft wieder eine größere Nähe. Wenn Mutter oder Vater an dem Kind irgendwie festhält und weiter versucht, das Kind nach seinem Bild oder seinen Vorstellungen zu formen, dann wird es problematisch. Irgendwann müssen die Eltern sagen: „Ich lasse dich los. Gehe deinen eigenen Weg.“ Man kann sagen, man tötet seine eigene Verhaftung an die eigenen Vorstellungen, wie das Kind es eigentlich machen soll und dann wird oft das passieren, dass plötzlich das Kind, das nicht mehr Kind ist, wieder auf Mutter und Vater zugeht. In diesem Sinne steckt da sogar psychologisch eine große Bedeutung dahinter.

Teilnehmer: „Das ist natürlich gefährlich, das so hinzuschreiben.“

Ja, aber ich glaube nicht, dass das in den letzten Jahrhunderten zu so vielen Tötungen von Kindern geführt hat. Es gibt schon viele wirre Sachen im Alten Testament, aber es gibt auch viele wirre Sachen in der Mahabharata.

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Frage an Sukadev

sukadev.,Teilnehmer: „Ich habe in letzter Zeit öfters über die Yamas und Niyamas mal wieder, ja, nicht nachgedacht, aber bestimmte Dinge sind mir einfach wichtig geworden und ich frage mich öfters, sind die Yamas, Niyamas eigentlich mehr so der Weg, dass man sich erst mal daran hält, um jetzt auf dem Weg fortzuschreiten, oder heißt das eher, das Ziel, also dass man die dann verwirklicht, dass man sie lebt und sagt, so, jetzt bin ich langsam so weit? Oder ist es irgendwie beides?“

Yamas und Niyamas. Damit sind wir so ein bisschen schon im Raja Yoga Thema drin und da will ich jetzt ein bisschen weiter ausholen und dann die Yamas und Niyamas mit hineinbringen, was ja auch letztlich das Thema war der ursprünglichen Frage, mit der ersten Frage, Abraham und Isaak. Gott befiehlt ihm, seinen Sohn umzubringen und er ist bereit dazu. Glücklicherweise hält Gott ihn davon ab. Von einem weiteren Kontext aus, vier Weisen, wie wir letztlich Gott erfahren können oder das Göttliche, Brahman erfahren können, oder vier Hauptweisen. Das erste war Jnana Yoga, fängt etwas an mit Analyse, mit Logik. Wir fragen: „Wer bin ich? Was ist die Welt?“ Einfache Fragen. Natürlich nicht einfache, tiefe Fragen. Wenn wir fragen, „wer bin ich“, sich lösen von Identifikationen mit dem Beobachtbarem, also Körper, Emotionen, Energien, Gedanken, Psyche, Emotionen, Persönlichkeit usw. Und dann erfahren wir, wer wir wirklich sind, Satchidananda. Oder: „Was ist die Welt?“ Wir abstrahieren von dem, was wir über die Welt darüberstülpen. Das ist ein großes Thema und wir haben ja im Haus hier viele Jnana-Yoga-Vedanta-Seminare, sowohl als Wochenende, als fünf Tage, wie auch als neun Tage, über Schriften, die das zum Thema haben, „was ist die Welt“, und wir versuchen, das wegzunehmen, was Kategorien des Geistes sind, wie Worte, Bilder usw., wie Zeit und Raum, die ja nicht so sind, wie wir sie erleben. Einstein sagte, alles ist nur Zeit-Raum-Kontinuum und was wir als Materie erleben, ist eine Verdichtung von Zeit-Raum. Im Grunde genommen können wir sagen, aber es ist alles Bewusstsein und irgendwo, was wir wahrnehmen, ist wie eine Kondensierung von Bewusstsein. Alles, was wir so wahrnehmen, ist nur eine Darüberstülpung. Wenn wir jetzt mindestens probieren, mal die Worte wegzunehmen und wenn wir versuchen, es von unserem Bewusstsein her direkt zu erfahren, dann erfahren wir, alles ist Bewusstsein. Oder Bhakti Yoga, Hingabe und Liebe. Wir spüren Gott überall, wir bitten Gott um Hilfe, wir bauen eine Beziehung auf zu Gott, wir beten zu Gott, wir erinnern uns an Gott, wir bauen einen Altar auf, wir singen Mantras, wir erzählen Geschichten über Gott, wir hören Geschichten über Gott und seine Heiligen. Manchen fällt es leichter, dort über Heilige und Meister zu hören und nachzudenken und zu lesen. Manchen fällt es leichter, über Inkarnationen Gottes, eben wie Jesus oder wie Shiva oder wie Krishna, nachzudenken. Manchen fällt es leichter, bildliche Vorstelllungen zu haben. Und manchen fällt es einfach leichter, so einen kindlichen Glauben zu haben, zu sagen: „Gott verstehe ich sowieso nicht, aber ich bete zu ihm, zu ihr und spüre.“ Bhakti Yoga. Wir können all unsere Emotionen darauf richten und dann immer wieder führt uns diese Hingabe, diese Liebe zu dieser Bewusstseinserweiterung, führt uns zu einer Erfahrung von Brahman. Und diese geht immer weiter und irgendwann sind wir bei Atman-Nivedana, Verschmelzung mit Gotte.

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Spirituelle Entwicklung, Teil 8: Abraham und Isaak und andere

1awqSpirituelle Entwicklung, Teil 8: Abraham und Isaak und andere

Ich will heute etwas auf Raja Yoga eingehen. Vorher, habt ihr irgendwelche Fragen? Irgendetwas, worüber ihr etwas wissen wollt?

Teilnehmer: „Du hattest ja gestern die Geschichte von Hiob erzählt. Da fiel mir ein, was mich als Kind eigentlich von der Kirche so abgestoßen hat, war diese Widersprüchlichkeit in der Geschichte von Abraham und Isaak. Da hätte ich gerne mal eine Meinung dazu, wie das hier gesehen wird, diese spezielle Geschichte aus der Bibel. Die fand ich so widersprüchlich, dass ich als Kind die Religion gar nicht akzeptieren konnte.“

Vielleicht erzählst du, welcher Teil davon dich dort jetzt besonders interessiert.

Teilnehmer: „Also erst mal ist es ja das Alte Testament und da ist ja Abraham aufgefordert, seinen Sohn Isaak zu töten. Nachdem sie ja die Gebote lehren, wo Töten natürlich total ausgeschlossen ist. Und dann kommt eben die Anforderung von Gott, dass der Abraham seinen Sohn töten soll. Das habe ich als Kind absolut abgelehnt und gesagt, nein, als Religion ist das absolut… Gibt es da irgendeine Meinung dazu?“

Also, wörtlich gesehen, kann man nur sagen, das klingt verrückt und widerspricht allen ethischen Prinzipien. Und wenn ich innerlich eine Stimme hören würde, ich müsste jemanden töten, dann hoffe ich, dass ich der nicht folgen würde. Und wenn irgendjemand mir sagt, er hätte Gott zu ihm sprechen gehört, er soll seinen Sohn umbringen, dann würde ich ihm sagen, dass er es bitte seinlassen soll. Und wenn er mir nicht glaubt, würde ich vielleicht die Polizei rufen. Die gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Also, wörtlich genommen macht die Geschichte keinen Sinn, um es mal so zu sagen, mindestens von meinem Standpunkt aus. Ich bin jetzt auch kein Theologe, ich bin jetzt auch kein christlicher Fundamentalist. Und ich bin sicher, jeder Pfarrer würde probieren, irgendwo, was dort wörtlich steht, weg zu interpretieren, denn irgendwo ist es peinlich. Aber jetzt ist es eine heilige Schrift und da muss irgendetwas anderes damit gemeint sein. Und oft werden wichtige Wahrheiten in verklausulierter Form geschrieben. Und wir können auch sagen, Isaak würde in der Geschichte die Nachkommenschaft beinhalten und würde beinhalten, was man selbst geschaffen hat, was man selbst in die Welt gesetzt hat. Und wenn man es in diesem Sinne verstehen würde – das ist so die Weise, wie ich das dort sehen würde – ist, es kann mal sein, man hat irgendwie etwas Großartiges gemacht, man hat ein Werk in die Welt gesetzt, man hat etwas Großartiges geschaffen. Und dann kann es aber sein, man hängt daran. Und wenn man dann daran hängt, dann macht man nicht mehr das, was sein soll, sondern jetzt ist man in Verhaftung.

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Feiertage als Gottesdienst

1axaWir haben das ja auch bei Yoga Vidya, wir zelebrieren Feiertage. Und auch an Ostern werden wir so ein Osterritual haben. Jetzt nicht so groß – wer großen Bezug zum christlichen Osterfest hat, wird das vermutlich eher in der Kirche begehen, was man ja auch hier machen kann. Ihr könnt auch hier sein und in den Gottesdienst gehen, in den katholischen, evangelischen Gottesdienst, das ist zu Fuß in fünfzehn bis zwanzig Minuten zu erreichen. Oder in unserer Tradition Shivaratri, praktisch in die ähnliche Zeit wie Fastnacht läuft das meistens hinaus. Die ganze Nacht, wo man wach bleibt und „Om Namah Shivaya“ rezitiert. Dann gibt es im Sommer Guru Purnima und Krishna Jayanthi. Und im Herbst gibt es dann Navaratri, das Fest der göttlichen Mutter, und Diwali, das Lichterfest. Und Großfeiern wären Weihnachten und Silvester/Neujahr. Also, bedeutsame Rituale sind dann auch hilfreich. Gut, Dasya ist dann mehr der Alltag, da sprechen wir etwas mehr darüber, wenn ich etwas über Karma Yoga spreche. Und Sakya beinhaltet all das, wir wollen zu einer Nähe Gottes kommen, dass wir irgendwo uns freundschaftlich verbunden fühlen mit Gott, vertraut sind mit Gott, und irgendwann erfahren: „Atma-Nivedana. Letztlich, mein eigenes Selbst ist eins mit Gott.“ Also, besondere Aufgabe, praktiziert besonders Smarana und Vandana, im Sinne von, immer wieder vergegenwärtigt euch Gott. Ihr könnt auch überlegen: „Wie ist eigentlich meine Beziehung zu Gott?“ Das ist auch eine Form von Smarana, so ein bisschen auch nachdenken: „Habe ich überhaupt eine Beziehung zu Gott? Hatte ich mal eine tiefere oder würde ich gerne eine haben? Oder will ich es eher abstrakt haben, im Sinne von Staunen?“ Und dann genießt die Schönheit und genießt den Geschmack. Krishna sagt: „Ich bin der Geschmack im Essen. Ich bin der Geschmack im Wasser. Ich bin die Schönheit in der Blume. Ich bin die Schönheit im Berg. Ich bin die Kraft in jedem Menschen. Ich bin die Klugheit in den Klugen. Ich bin die Liebe in den Liebevollen.“ Und als solches können wir Gott erfahren, Smarana, uns daran erinnern, und Vandana, Ehrerbietung erweisen.

Hari Om Tat Sat

Fortsetzung folgt –

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Rituale öffnen das Herz

1asqDann Padaseva. Seva heißt auch Dienst, und auch jeden Tag irgendetwas machen, Kerze anzünden, vielleicht die Kerze so ein bisschen schwenken, vielleicht Räucherstäbchen anzünden, vielleicht sich einfach nur selbst davor verneigen, vielleicht regelmäßig frische Blume oder einen Stein hinlegen oder eine Topfpflanze usw. Irgendetwas tun. Und dort hat man etwas, was ein besonders heiliger Ort ist, wo die Bhakti sich entwickeln kann. In diesem Sinne kann man auch an anderen Stellen irgendetwas hinhängen oder stellen, was einen wieder erinnert. So in diesem Haus habt ihr in allen Ecken und Enden irgendwelche Bilder von Meistern, von Aspekten Gottes. Und das kann man dann nutzen, Smarana, kurz anschauen, und Vandana, sich innerlich verbeugen. Wenn ihr das Treppenhaus hoch- und runtergeht, all die großen Meister, ich sage, ich mache jeden Tag Pilgerreise. Viele Meister sehe ich und bitte um ihren Segen. Oder ich gehe hinten herum – es gibt ja nicht nur dieses Treppenhaus, sondern hinten – da sind alle Aspekte Gottes in der hinduistischen Tradition, die findet ihr dort. Die kann man auch dort anschauen und deren Segen einholen. Und so gibt es viele Möglichkeiten. Archana heißt dann formelle Rituale. Und Rituale sind eben auch dazu gedacht, dass unser Herz angesprochen wird und wir Gottes Gegenwart erfahren. So wie in der christlichen Tradition die Gottesdienste aufgebaut sind, und vielleicht die Katholiken haben das ein bisschen mehr als die Evangelischen, obgleich ich evangelisch aufgewachsen bin und jetzt auch weiter mehr in den evangelischen Gottesdienst als in den katholischen dort gehe. Aber das ist irgendwo aufgebaut, Rituale sind so gemacht, dass Bhakti erzeugt wird. Ich glaube, am Donnerstag haben wir Puja, oder Arati, was wir ja jeden Morgen und jeden Abend haben, oder jeden Morgen um 05:00 Uhr Homa, und es gibt ja auch abends um 18:20 Uhr Puja, all das hilft, um das Herz zu öffnen. Also, formelle Rituale. Man kann auch selbst seine Rituale machen. Ihr könntet auch Puja lernen. Puja dauert letztlich nur zehn bis fünfzehn Minuten, wenn man sie in der einfachsten Form macht, und zwanzig Minuten in der mittleren Variation, wie wir es halt um 18:20 Uhr immer machen, man kann auch komplexere Formen machen. Man kann sein eigenes Ritual entwickeln oder man kann solche Jahreszeitenrituale machen und zwar bedeutsame Jahreszeitenrituale. Menschen machen heute auch Jahreszeitenrituale. An Silvester betrinken sich die Menschen und schießen irgendwo Dinge in den Himmel. Bei Fastnacht, irgendwo lässt man sich Witze erzählen und irgendwo tanzt und betrinkt man sich. An Ostern isst man Eier und sucht Eier. Und was gibt es da noch an Jahreszeitenrituale? Inzwischen Halloween, eigentlich der Abend aller Heiligen, Hallo’Eve, ist dann nur irgendwo, andere zu erschrecken. Dann gibt es noch Walpurgisnacht. Im Sommer macht man noch ein Ritual, man legt sich irgendwo hin und lässt sich verbrennen oder wenigstens die Haut verbrennen, auch Jahreszeitenritual. Also, Menschen machen schon Rituale, die nicht unbedingt übermäßig sinnvoll sind, aber irgendwo, sie strukturieren das Jahr. Und Weihnachten ist für viele nur noch eine Kauforgie. Vielleicht noch mit seinen Liebsten zusammen sein, was dann ja auch noch eine schöne Bedeutung ist. Aber all das, eigentlich sind das Momente, wo der Mensch nach etwas Höherem strebt und mit einem bedeutsamen Ritual zu den Jahreszeiten eine Verbindung aufbauen will zum Höchsten.

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 47. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Erinnern an das Göttliche

krishna3Es folgt Smarana. Und ich will euch heute jetzt auch insbesondere in den Zwischenpausen und bis heute Nachmittag dann auch zu Smarana ein bisschen motivieren oder inspirieren oder anregen. Smarana heißt, sich erinnern an göttliche Gegenwart. Das heißt, alles Mögliche nehmen und irgendwo sagen: „Das ist ein Zeichen für göttliche Gegenwart.“ Smarana kann auch Gebet sein, wir sprechen ein Gebet. Es kann sein, wir schauen uns den Himmel an und irgendwo lassen wir den Himmel auf uns wirken und spüren irgendwo göttliche Gegenwart. Wir schauen uns die Krokusse an und die ersten Osterglocken, die ersten Tulpen – wir sind ja dieses Jahr sehr früh mit all den Frühlingsblumen. Wir können sie auf uns wirken lassen. Den kleinen Bach, die Knospen, die da sind, die zwitschernden Vögel, die Gesichter der Menschen, das Brabbeln im Speisesaal, das unglaublich tolle Essen, ein Apfel. Das sind alles Wunder der Schöpfung. Eines meiner ersten Bücher über Mystik war mal so ein Buch, das hieß „Praktische Mystik“. Und das war jetzt weniger religiös, im Sinne von, irgendwo schwierige Übungen, sondern es erzählt: „Lerne es, zu staunen.“ Über all das, was man für so selbstverständlich anschaut, einfach staunen. Dann spüren wir irgendwo göttliche Gegenwart. Oder es heißt auch, Gott ist Satyam, Shivam, Sundaram. Satyam heißt wahr, Shiva heißt Liebe, Sundara, schön. Wir finden es auch in der Bibel: wahr, schön und gut. Oder das hat auch Goethe immer wieder gesagt: „Dem Wahren, Schönen, Guten.“ An der Frankfurter Oper steht auch: „Dem Wahren, Schönen, Guten.“ Satyam, Shivam, Sundaram. Da könnt ihr heute euch öfters daran erinnern, öfters staunen, öfters mal göttliche Gegenwart dort innerlich hervorrufen. Und mit Smarana eng verbunden ist dann Vandana. Vandana heißt Verbeugung, Respekt, Ehrerbietung. Swami Sivananda hat das Vandana sehr wörtlich genommen, das geht aber mehr in einem indischen Kontext. Swami Sivananda, wurde auch gesagt, Namaskar Sadhana, der hat sich vor allem verneigt. Wenn Schüler zu ihm gegangen sind, hat er sich vor den Schülern verneigt und die Füße angefasst. Sogar sein Assistent hat mal gesagt, wenn er aufs Klo gegangen ist, hat er sich zuerst vor dem Klo verneigt und sich erst dann entleert. Oder wenn er aufgestanden ist, hat er sich erst mal vor allem physisch verneigt, Ehrerbietung für den physischen Körper gezeigt. Und wenn Kinder kamen und zu Swami Sivananda gerannt sind, hat er sich erst mal vor den Kindern verneigt und dann haben die sich vielleicht vor ihm verneigt oder vielleicht ihn gebeten, ob er irgendein Stück Obst oder was anderes für sie hat. Oder manchmal sind sie einfach zu Swami Sivananda gerannt und haben gefragt, wie viel Uhr es ist, einfach weil sie zu dem freundlichen Menschen dort hinrennen wollten. Aber er hat sich dann erst verneigt. Und in seiner Phase, wo er noch nicht die höchste Verwirklichung hatte, war das tatsächlich so ein Sadhana, um selbst diese tiefe Demut zu bekommen, hat er sich vor allem verneigt. Das ist jetzt in unseren Breiten nicht angemessen, dass ihr z.B. nach Bad Meinberg geht und euch vor jedem irgendwo verneigt, obgleich, die sind inzwischen gewohnt, dass hier die Yogis manchmal so eigenartige Gewohnheiten haben, aber insgesamt auch ok und freundlich sind. Aber es wäre doch besser, wenn ihr es nicht macht.

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 45. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Spirituelle Entwicklung, Teil 7: Wie entwickelt man Hingabe?

swami vishnu4Spirituelle Entwicklung, Teil 7: Wie entwickelt man Hingabe?

Und dann wäre natürlich die Frage: Und wie kommen wir zu diesem Bhakti? Und viele von euch haben die Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya mitgemacht, da habt ihr von den neun Formen von Bhakti gehört. Die wenigsten werden sich noch genau daran erinnern, es sei denn, man hat selbst unterrichtet, dann behält man sich das typischerweise. Und manche haben die auch noch nicht gehört. Aber es ist hilfreich, es steht so in der Bhagavatam, einer Schrift über Bhakti Yoga, neun Weisen, wie wir Hingabe entwickeln können. Es beginnt mit Shravana, das heißt, Geschichten hören oder lesen über Gott und seine Heiligen. Das nächste ist Kirtana, das kennt ihr, singen. Dann gibt es Smarana, das heißt, sich an die göttliche Gegenwart zu erinnern. Smarana heißt eigentlich Erinnern. Dann Vandana, sich verneigen. Padasevana, wörtlich heißt das, Dienst zu Füßen Gottes, konkret heißt es, einen Altar zu pflegen. Dann Archana, rituelle Verehrung Gottes. Dann Dasya, Gott dienen im Alltag. Dasya heißt Diener. Sakhya, freundschaftliche Beziehung zu Gott pflegen, Nähe zu Gott entwickeln wie ein Freund. Schließlich Atma-Nivedana, Verschmelzung des eigenen Selbst mit Gott, vollkommene Selbsthingabe. Was heißt das jeweils konkret? Shravana, Geschichten über Gott und seine Heiligen lesen oder hören. So wie ich euch eben Geschichten von Swami Vishnu erzählt habe. So wie ich euch erzählt habe über Hiob oder über Kunti. Geschichten sprechen die Emotionen an. Menschen erzählen immer Geschichten, Menschen lesen Romane, gehen ins Kino usw. Der Mensch ist interessiert am Schicksal von anderen Menschen und das ruft Gefühle hervor, es gehört zum Menschsein dazu. Jetzt kommt es darauf an, welche Geschichten hören, lesen oder schauen wir uns an. Das führt zu unterschiedlichen Wirkungen. Und wenn wir das Gefühl von Bhakti erzeugen wollen, dann ist es gut, Geschichten zu hören, zu lesen oder als Video oder Filme anzuschauen über Manifestationen Gottes und seine Heiligen. So gibt es ja Bücher über Swami Vishnu, über Swami Sivananda, über Paramahamsa Yogananda, über Teresa von Avila, Therese von Lisieux, über Rumi, dem Sufiweisen, über die verschiedenen Zen-Meister, also die ganzen Zen-Geschichten, die Geschichten der Hasidim usw. All das hilft, das Herz zu öffnen. Und das, was auch heißt, wenn ihr irgendwo mal merkt, euer Herz ist irgendwo zu und ihr habt keine Freude, ist auch eine Möglichkeit, dann überlegt, mal so ein paar spirituelle Geschichten oder Biographien entweder zu lesen oder es gibt es ja jetzt auch im Internet, ihr braucht ja bloß irgendeinen Namen von irgendeinem Heiligen in Youtube einzugeben und dann findet ihr Originalfilme, Aufnahmen oder Lebensbeschreibungen usw. Wenn ihr Hindi kennen würdet, könntet ihr die ganze Mahabharata als Comic und als Schauspiel in Youtube sehen, manchmal gibt es die sogar mit englischen Untertiteln, so kann man die ganze indische Mythologie irgendwo finden. Das kann das Herz ansprechen. Es gibt indische Comics, die kann man ja inzwischen auch über das Internet sich bestellen, über alle Aspekte. Shravana, behaltet das so im Hinterkopf. Und gerade dann, wenn man sich mal einsam fühlt, gerade dann, wenn Gott weit entfernt sich anfühlt, das ist eine gute Sache. Kirtana macht ihr jetzt hier im Ashram etwas mehr vermutlich als zu Hause, Mantras singen, Mantras hören, und das geht natürlich sofort ans Herz und das erweckt Bhakti.

 

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Jahreszeitrituale

1aysMenschen brauchen Jahreszeitenrituale und diese sind gut. Dann gibt es auch wieder Lebensrituale und es ist gut, wenn jemand geboren wird, kurz danach ein bedeutsames Ritual zu haben. Es ist eigentlich gut bei der Einschulung, ein bedeutsames Ritual zu haben. Es ist gut, wenn von der Grundschule in die nächste Stufe jemand geht, ein bedeutsames Ritual zu haben. Es gibt den Eintritt ins Erwachsenenalter, der früher um die vierzehn war, ein Ritual zu haben, was jetzt Zeit des Jugendbeginns ist. Es ist gut, wenn man die Schule abgeschlossen hat, Berufsleben beginnt, dafür ein Ritual zu haben. Es ist gut, wenn man eine feste Partnerschaft beginnt, ein Ritual zu haben. Und es ist gut, wenn man in die Rente geht, ein Ritual zu haben. Es ist gut, wenn man stirbt, ein Ritual zu haben usw. Es ist gut, wenn andere das Ritual für einen dann machen. Also, in diesem Sinne, Rituale. Gut, und die anderen Aspekte können wir dann vielleicht heute Abend kurz besprechen. Ihr könnt heute am Tag auch so ein bisschen überlegen, was ihr von dem vielleicht machen könnt, ob ihr vielleicht auf der Ebene von Shravana, Kirtana, Smarana, Vandana, Padasevana, Archanam etwas in euren Alltag, der ja für manche am Freitag beginnt, für manche erst am Montag, ob ihr dort etwas mehr integrieren könnt und was davon ihr integrieren könnt. Es ist gut, es sich dann sogar aufzuschreiben, wie so eine Art Vorsatz, den ihr fasst, und nicht einfach nur denkt, „ja, mal sehen“ und dann kommt der Alltag ganz normal wieder, sondern ihr könnt überlegen und einen Vorsatz fassen.

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Segen der Rituals

ab55Also, man kann sagen, man macht etwas morgens, man macht etwas abends, sei es, nur eine Kerze zu schwenken, vielleicht ein Wochenritual, einmal die Woche etwas mehr. Wenn man nicht das volle Arati macht jeden Tag, kann man sagen: „Einmal die Woche mache ich das volle Arati.“ Oder man kann auch sagen: „Einmal die Woche mache ich Puja, mindestens in der Kurzform.“ Es gibt Jahreszeitenrituale, seinen Geburtstag kann man auf eine bestimmte Weise begehen. Es kann auch das Ritual sein, zu Yoga Vidya in den Ashram zu kommen. Man kann Weihnachten feiern, Shivaratri feiern, Krishna Jayanti, Navaratri, Wintersonnenwendetag und dann TagNacht-Gleiche, Sommersonnenwende. Man kann die christlichen Feiertage, die hinduistischen Feiertage, die Geburtstage der großen Meister feiern, so viele Möglichkeiten. Aber es ist etwas Gutes, dass das Jahr irgendwo auch rituell und zwar rituell bedeutsam strukturiert ist. Wir hier feiern Shivaratri, meistens Februar, manchmal auch im März. Gut, Ostern feiern wir auch etwas. Dann der nächste wichtige Feiertag ist dann Guru Purnima. Davor folgt noch Sivananda Maha Samadhi, 4. Juli. Dann Guru Purnima, meistens später. Danach folgt Krishna Jayanti im August. Danach folgt Sivanandas Geburtstag im September. Navaratri, meistens Oktober. Dann folgt als wichtiger Feiertag letztlich Weihnachten und Silvester/Neujahr. Das sind so die wichtigsten. Einen habe ich noch vergessen, Silvester/Neujahr ist auch Swami Vishnudevanandas Geburtstag. Dann haben wir noch ein paar andere, aber die strukturieren irgendwie das Jahr und so wird das Jahr mit Bedeutsamkeit gefüllt. Jeder Mensch strukturiert irgendwie das Jahr. Für manche beginnt es mit Feuerwerk im Neujahr. Dann geht es weiter mit kollektivem Besäufnis, das nennt sich dann Fastnacht oder einfach nur sinnlose Erheiterung. Das geht dann weiter, Ostereier, also irgendwas Böses, irgendwie Tiere quälen. Das nächste ist dann, was macht man dann im Sommer? Jedenfalls, irgendwann gibt es dann noch Halloween, wo man andere erschreckt. Dann irgendwann gibt es, man schenkt sich gegenseitig etwas und sorgt sich darum, ob man das Richtige schenkt und das Richtige geschenkt bekommt und schafft sich dort einen Stress und bringt noch jemand anderes um dafür. Aber die Menschen strukturieren irgendwie das Jahr. Und einen Geburtstag gibt es auch. Für manche heißt das Fliehen, irgendwo weit weg, aber nicht spirituell bedeutsam, sondern Hauptsache weg, und für andere ist es irgendwie anders. Ich übertreibe das jetzt, die meisten Menschen werden auch irgendeinen Sinn bei manchen dieser Feste auch finden.

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Verneigen, innerer Respekt

swami s7Vandana ist das nächste, Verneigen. Im Grunde genommen kann man sagen, auch letztlich das Staunen gehört auch zu Vandana dazu. Also, vieles überschneidet sich natürlich. Aber es heißt, innerlich sich zu verneigen und vielleicht auch äußerlich sich zu verneigen. Natürlich, hier in unseren Breiten ist das nicht ganz so üblich, dass man einen Baum sieht und dann formell sich so verneigt oder man kann vor den Baum gehen und sich verneigen. Aber Kopfnicken ist weiter mindestens so ein kleines Verneigen und das mit innerlichem Respekt, Respekt erzeugen. Padasevana, es gibt verschiedene Bedeutungen. Damit es sich nicht so überschneidet mit Dasya, würde man sagen, Padasevana, einen Altar pflegen und einen Altar haben. Und ihr könnt gerade überlegen, habt ihr Zuhause einen Altar? Wenn ihr es nicht habt, würde ich euch raten, schafft euch einen Altar. Wenn man ein großes Haus hat oder ein kleines Haus, kann man schauen, dass man vielleicht sogar ein Meditationszimmer hat. Wenn man kein separates Zimmer haben kann, dann eine Ecke in seinem Zimmer, und da hat es immer Platz. Also, die meisten Mitarbeiter hier im Haus, so viele Altare stehen in jedem Yogaraum und in jedem Büro, und fast jeder Mitarbeiter hat nochmal in seinem eigenen Zimmer, das ja meistens um die zwanzig bis fünfundzwanzig Quadratmeter groß ist, auch noch einen Altar. Das kriegt man schon unter. Und auf den Altar stellt man kein Glas Wasser, man stellt dort kein Essen drauf, man stellt auf den Altar selbst keine Uhr drauf, aber das, was für einen heilig ist. Und das schaut man dann jeden Morgen an, jeden Abend an, man verneigt sich davor und man kann davor meditieren, Asanas, Pranayama üben, und dann merkt man, die Murtis, die Figuren, werden aufgeladen mit göttlicher Kraft. Und wenn man dann jeden Morgen und jeden Abend zum Altar hingeht und sich die Gegenwart Gottes dort vergegenwärtigt, das strahlt dann in den Tag aus. Archana ist das nächste, das ist rituelle Gottesverehrung. Da gibt es dann klassische, traditionelle Rituale und ihr könnt euer eigenes Ritual auch entwickeln. Die klassischen sind dort Arati, Puja und Homa. Also, Arati kennt ihr, das machen wir jeden Morgen und Abend, ist auch nicht so schwierig, könnt ihr auch machen. Ihr könnt auch jemanden fragen. Wenn es euch interessiert, könnt ihr es ja auch als Frage stellen für heute Abend oder morgen früh. Man kann auch einfach eine Kerze nehmen und schwenken im Uhrzeigersinn und dabei ein Mantra singen oder nur so schwenken. Man kann, statt einfach nur ein Räucherstäbchen anzuzünden, wenn man es entzündet, dreht man es dreimal im Uhrzeigersinn. Wenn man eine Kerze angezündet hat, man dreht sie ein- oder dreimal im Uhrzeigersinn. Und man kann rituell Blumen darbringen usw. Es gibt auch Tagesrituale, es gibt Wochenrituale, es gibt Jahreszeitenrituale und es gibt Lebensrituale.

 

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Vergegenwärtigung der Gegenwart Gottes

swami sivananda30Kirtan. Man kann CDs abspielen und inzwischen, wenn ihr ein Telefon habt, könnt ihr auch plötzlich ein Mantra abspielen, man kann ja auch, wenn ihr die Yoga Vidya Mantras mit einer Telefonnummer anruft, kriegt ihr ein Mantra abgespielt. Oder natürlich könnt ihr auf unseren Blogs und Podcasts gehen, da sind überall Mantras. Es gibt sie auf Youtube, es gibt sie überall. Es gab noch nie eine Zeit, wo es so einfach war, ein paar Mantras zu hören. Und natürlich, in guter Qualität sind vermutlich weiterhin die CDs unübertroffen und helfen dann auch, wenn man sie sich kauft, dass diese Künstler auch weiter davon leben können und dass es mehr Menschen gibt, die ihr Leben dem Singen von Mantras auch widmen können. Gut, Smarana heißt Erinnern, es heißt auch Vergegenwärtigung der Gegenwart Gottes. Das geht über Gebet, wir können uns an Gott wenden. Es geht über immerwährende Mantra-Rezitation. Man kann es zur Übung machen, ständig das Mantra zu rezitieren. Und man kann es auch machen, man kann einfach sagen, Vergegenwärtigung Gott und letztlich auch Staunen. Also, Blume anschauen und sagen: „Ah, da ist Gott.“ Baum anschauen: „Da ist Gott.“ Ein Kind anschauen und im Babylachen: „Ah, da ist Gott.“ Im Partner: „Ah, da ist Gott.“ Letztlich können wir es immer weiter ausbauen und können sagen: „Ah, da ist Gott.“ Dass es so etwas gibt wie ein Smartphone, können wir sagen: „Ah, da ist Gott.“ Das Internet, irgendwo ist ja unbegreiflich, man tippt und dann sofort ist man in Japan, ansonsten, man schreibt was, tausend Menschen hören dort zu. Also kann man auch sagen: „Ah, da ist Gott.“ Es gibt ja ein ganzes Kapitel, zehntes Kapitel der Bhagavad Gita, Vibhuti Yoga, Yoga der Herrlichkeiten Gottes, wo Krishna dem Arjuna mehrere Dutzend Tipps gibt, wie er das Göttliche sehen kann. Sogar in der Devi Mahatmyam gibt es das auch, die Großartigkeit der göttlichen Mutter, und dort wird sogar gesagt: „In einem Wutanfall siehe das Wirken des Göttlichen.“ Das nächste Mal, wenn jemand einen Wutanfall hat, schaut euch mal diese Power an, was dort mit dem Menschen passiert, auch das ist was Göttliches. In dem Moment, wo ihr aufhört, es auf euch selbst zu beziehen und einfach nur diese Kraft und diese Power seht, könnt ihr sehen: „Ah, Durga manifestiert sich gerade.“ Parallel dazu aber knickt euren Kopf leicht ein, zieht die Schultern hoch, sonst wird der andere nur noch wütender, aber innerlich… Gerade, wenn es euer Chef ist oder euer Partner, wenn ihr dort unberührt lächelnd da seid, nicht so gut. Wenn es ein Kollege ist, der euch fertigmachen will oder so etwas, dann… Also, Smarana.

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Gebet als Hingabe

1asw..Gebet würde man eher zu Smarana dazuzählen. Eine gewisse Schwierigkeit in Deutschland wäre, es ist irgendwie nicht üblich, dass man über Heilige und Weise und über Gott spricht. Oder ich könnte sogar hier fragen, jetzt seid ihr drei Tage hier, wenn ihr hier gesprochen habt, wie häufig habt ihr gesprochen über das Leben eines großen Heiligen? Wie häufig habt ihr Geschichten erzählt von Shiva? Das ist durchaus in Indien ein bisschen üblicher. Gut, manchmal erzählen sie auch Klatschgeschichten, das ist auch gar nicht selten, aber man kriegt auch alle möglichen Wundergeschichten von den Meistern zu hören und von Shiva usw., das ist da ganz üblich. Das ist dieses Shravana. Ihr könntet das auch selbst machen. Z.B., die meisten von euch sind Yogalehrer, wenn ihr zu euren Schülern sprecht, erzählt ihnen irgendwelche Geschichten von Shiva, von Krishna, auch Lehrgeschichten gibt es ja auch, Nasrudin-Geschichten und aus den vielen Yoga Geschichten gibt es auch ein ganzes Buch dazu und vieles andere. Also das. Und wenn es einem mal gerade nicht gut geht, nimmt man sich einfach eine Heiligenbiographie und liest sie durch oder man kann auch ein Youtube-Video anschauen über Swami Sivananda, über das Leben von Swami Vishnu, über Anandamayi Ma, Ramana Maharshi, es gibt so vieles heutzutage. Früher konnte man nur jemanden haben, da musste man jemanden suchen, der die Geschichten erzählen kann, heute, ein paar Klicks und man ist im Internet. Gut, ein nächster ist Kirtan, das Singen. Wir singen hier morgens und abends. Es heißt auch durchaus, welche Musik hört man an? Es gibt manche Menschen, die mögen vielleicht dieses Hip Hop und Blues und Country Musik und Volksmusik mögen, aber ist die dazu geeignet, Hingabe zu Gott zu entwickeln? Man kann so sagen, wenn man herausfinden will, ob die Musik geeignet ist, einen zu Gott zu bringen, sollte man das Leben des Komponisten dieser Musik anschauen, denn der Komponist und der Musiker, sein Leben wird geprägt sein von dieser Musik. Wenn der im Gottesbewusstsein ist, dann kann man sagen: „Ok, die Musik, die er singt und spielt, wird vermutlich aus dem Gottesbewusstsein kommen.“ Wenn aber sein Leben selbst zerrissen ist, dann ist es vielleicht nicht ganz so. Gut, vielleicht hat er auch teilweise einen Zugang gehabt zu einer höheren Wirklichkeit, aber nicht so vollständig. Währenddessen die klassische indische Musik, insbesondere eben die spirituelle Musik, Mantramusik, ist aus Überbewusstsein entstanden. Auch hier kann man überlegen: „Singe ich das Richtige? Höre ich das, was mir hilft, an Musik?“ Das, was man hört, hat einen Einfluss. Gut, manchmal ist man gezwungen. Viele Menschen sind an irgendeinem Arbeitsplatz und das typische Team wird als Hintergrundmusik nicht haben: „Shri Krishna Govinda.“ Hier im Ashram geschieht es häufiger, aber auch nicht immer. Manchmal wollen die Menschen auch was hören und manche wollen irgendwo ein bisschen rebellisch sein und dann gerade das machen, was im Ashram nicht angesagt ist, aber es hat alles eine Auswirkung auf den Geist.

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Dies ist die 39. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Neun Formen der Hingabe

ramaIm Yoga sagt man, man kann sehr wohl etwas machen, und da gibt es eben die neun Formen von Bhakti, die neun Formen der Hingabe, die die meisten von euch kennen, alle von euch schon gehört haben oder fast alle. Es beginnt mit Shravana, wörtlich, Geschichten hören oder erzählen. Zweites ist Kirtanam. Kirtan heißt? Das wisst ihr alle, Mantrasingen. Drittes ist Smaranam. Und das heißt? Sich erinnern oder ins Gedächtnis rufen. Das nächste ist Vandanam. Das ist immer die Frage, schreibt man das jetzt mit „m“ am Ende? Eigentlich fast in jedem Sanskritwort, das auf kurzem „a“ endet, ist der Nominativ Singular „m“. Deshalb, eigentlich heißt es Asanam, Mantram, Shravanam, Kirtanam und Pranayamam, aber es hat sich irgendwo eingebürgert, dass man statt dem Nominativ Singular die Wurzelform nimmt, die eigentlich gar kein Fall ist. Und manchmal sagen wir dann Vandanam und manchmal kann man Vandana sagen. Und dann kommt Padasevana, dann folgt Archana, dann Dasya, Sakhya und Atma-Nivedana. Also mindestens die Ausbildungsleiter scheinen sich daran zu erinnern. Gut, Praktiken, das heißt, wie können wir letztlich das Gefühl der Hingabe erzeugen? Auf eine gewisse Weise, Gefühlsveränderungen machen Menschen bewusst oder unbewusst. Z.B. Menschen nutzen Musik, um eine Stimmung zu verändern. Menschen gehen zum Friseur, um eine Stimmung zu verändern. Menschen gehen ins Kino, um eine Stimmung zu verändern. Menschen schmücken ihr Zuhause, um eine Stimmung zu erzeugen. Menschen zünden Kerzen an, um eine Stimmung zu erzeugen. Menschen lesen Romane, um eine Stimmung zu erzeugen usw. Nur, nicht immer sind die Stimmungen, die dabei erzeugt werden, auch Bhakti, Hingabe zu Gott. Und im Grunde genommen, diese neun Techniken heißen, was können wir tun, um diese Stimmung, dieses Gefühl der Hingabe zu entwickeln, und dann wird natürlich ein Gefühl, das man regelmäßig hat, wird zu einer Einstellung, einem sehr Tiefem im Leben, insbesondere eben, wenn es sich an so etwas richtet wie Gott. Shravana heißt, Geschichten erzählen oder hören über Gott, Meister, Heilige. Und das heißt auch, womit füttern wir unseren Geist? Was lesen wir? Welche Videos schauen wir uns an? Auch welche Youtube-Videos? Welche Fernsehsendungen schaut jemand an, wenn er Fernsehen guckt? Worüber sprechen wir? Welche Vorträge hören wir uns an? All das hat eine Wirkung auf den Geist. Shravana heißt, sich bewusst zu werden: „Was ich höre an Geschichten und was ich sehe und was ich lese, hat einen Einfluss auf meinen Geist.“ Dann kann man überlegen, wenn man irgendwo das Gefühl hat, „Hingabe ist nicht mehr so stark da, Liebe auch nicht, Freude auch nicht und die Gegenwart Gottes auch nicht“, kann man überlegen: „Beschäftige ich mich ausreichend mit etwas, was in der Lage ist, dieses Gefühl von Hingabe und Gegenwart Gottes zu aktivieren?“

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Spirituelle Praxis, Teil 6: Bhakti Yoga – Hingabe und Gottesliebe entwickeln

1auSpirituelle Praxis, Teil 6: Bhakti YogaHingabe und Gottesliebe entwickeln

Ich will heute Morgen etwas sagen über Bhakti Yoga und die Bhakti Yoga Praktiken, letztlich wie man Hingabe entwickeln kann. Und ich hatte gestern eine Frage bekommen, auf die ich zuerst eingehen will:

„Ist die Seele bereits zum Zeitpunkt der Empfängnis im neu entstehenden Körper? Wann betritt die Seele den Körper?“

Ich habe ja ein ganzes Buch geschrieben „Karma und Reinkarnation“, dort könnt ihr sehr viel zu dem Thema nachlesen. Nach den Yogaschriften gibt es letztlich zwei Schritte in die Inkarnation. Der erste Schritt ist die Empfängnis und der zweite Schritt ist dann die Geburt. Im Moment der Empfängnis wird auch eine Seele aus der Feinstoffwelt verbunden sein mit der befruchteten Eizelle. Also, im Moment der Empfängnis ist die Seele schon damit verbunden. Die volle Inkarnation geschieht dann im Moment der Geburt. Und daher auch, in der indischen Astrologie gilt auch der Moment der Geburt, ganz konkret der erste Atemzug, das ist der Moment der Vollinkarnation in der physischen Welt. Aber die Seele ist schon in Verbindung im Moment der Empfängnis und man kann sogar sagen, oft ist die Seele schon vor der Empfängnis in der Nähe des Paares und inkarniert sich dann im Moment der Empfängnis. Aber erst mal im Mutterleib, Mutterleib Leben, da ist jetzt die Seele noch nicht ganz so daran gebunden. Die Seele kann durchaus Dinge auch wahrnehmen, die dieser zunächst noch Zellhaufen eben nicht wahrnehmen kann. Die inkarnierende Seele hört, was gesagt wird, sie hat also mehr dieses feinstoffliche Wahrnehmungsvermögen, und wird dann schrittweise sich mehr und mehr ganz in diesen physischen Körper dort zurückziehen oder diesen physischen Körper als Träger, als Fahrzeug annehmen.

Bhakti Yoga – Bhakti heißt Hingabe, Bhakti ist letztlich ein Gefühl, aber es ist mehr als ein Gefühl, Bhakti ist auch eine Lebenseinstellung, Bhakti ist eine Einstellung, wie wir unser ganzes Leben leben können, aber natürlich, Bhakti heißt Liebe, Bhakti heißt Hingabe. Und Yoga ist ja ein Übungssystem, eine Praxis, und daher gibt es viele Praktiken, mit denen wir Bhakti, Hingabe, erzeugen können. Bhakti ist nicht einfach nur da oder nicht da, sondern das ist eben das Ganze, wo es im Yoga darum geht, wir können selbst etwas dazu tun, um etwas zu entwickeln. Es ist etwas anders als in manchen anderen Traditionen. Ich kann mich erinnern, in meiner Konfirmandenzeit, da habe ich den Pfarrer gefragt: „Ich hatte früher als Kind so eine Liebe zu Gott und irgendwo ist die mir verlorengegangen. Gibt es eine Möglichkeit, dass ich die Liebe zu Gott wiedergewinnen kann?“ Dann hat er gesagt: „Da kannst du gar nichts machen, entweder du hast Liebe oder du hast sie nicht. Und Liebe zu Gott ist eine Gnade.“ Das hat mich in eine Verzweiflung gestürzt und letztlich bin ich dem dankbar, denn so bin ich eine Weile später zum Yoga gekommen, denn da wurde mir diese Antwort nicht gegeben. Natürlich, es gibt im Christentum auch eine Menge, die mir eine ganz andere Antwort gegeben hätten und es gibt natürlich auch christliche Praktiken, um Hingabe zu erzeugen, und eigentlich im evangelischen Christentum, auch dort gibt es das. Nur dieser konkrete Pfarrer war so der Meinung, da kann man nichts machen.

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