Prana-Schwingung und Bewusstseinsebene

1a38Spirituelle Entwicklung, Teil 12: Prana-Schwingung und Bewusstseinsebene

 

Ich hatte gesprochen über sieben Grundprinzipien, spirituelle Philosophie. Es gibt eine höhere Wirklichkeit, Brahman. Sich als Individuum zu fühlen, ist Maya, Illusion. Aus der Identifikation mit dem Individuum und Trennung vom anderen entsteht letztlich Leiden. Leiden ist überwindbar, wir können uns erfahren, in den ersten Schritten als verbunden, schließlich als eins. Wie kommen wir dort hin? Wir praktizieren, wir nehmen die Lektionen des Alltags an, und wir vertrauen auf Gnade. Vier Haupt-Yogawege, die über verschiedene Weisen zu dieser Erfahrung hinkommen. Jnana Yoga, Analyse, Beobachtung und Lösen vom Individuellen, indem wir lernen, das Individuelle zu beobachten und feststellen: „Ich bin das ja gar nicht.“ Und da gibt es Meditationstechniken, Achtsamkeitstechniken, im Alltag können wir immer wieder üben. Und der Vorteil vom Jnana Yoga ist durchaus, wenn wir das mal begriffen haben, dann bleibt dieses mit uns. Selbst wenn unsere Psyche durch verschiedene Höhen und Tiefen weiter durchgeht, die Erinnerung bleibt. So ähnlich, angenommen, jemand hat – nehmen wir ein Beispiel von einer Identifikation, die es tatsächlich dort gibt. Und das ist jetzt kein unproblematischer Fall, aber jemand denkt, er hätte die Mutter und den Vater als seine Mutter und seinen Vater, er ist in dem Wissen aufgewachsen, und findet dann irgendwann als Achtzehnjähriger heraus, Eltern sagen: „Wir müssen dir was sagen. Du bist nicht unser Kind. Wir haben dich adoptiert und deine Eltern sind die und die.“ Ab dem Moment, obgleich alles Äußere gleich bleibt, die Identifikation ändert sich und für diesen jungen Mann ändert sich alles radikal. Und egal, ob wir das jetzt als positiv oder negativ dort sehen. Oder angenommen, es gab ein Vertauschen bei der Geburt und es kommt auch irgendwann heraus, weil die anderen Eltern das herausgekriegt haben und dann suchen sie den. Jetzt nehmen wir an, jemand war bis jetzt sehr arm, bei armen Eltern, aber die vertauschten sind eigentlich Millionäre, und die Eltern entscheiden sich trotzdem, wo das Kind vielleicht zehn, zwölf ist, es bleibt bei den bisherigen, aber sie haben gegenseitiges Besuchsrecht. Ab dem Moment weiß er: „Ich bin eigentlich reich.“ Wenn wir das einmal erkannt haben, dann können die äußeren Umstände gleich bleiben, aber es ändert sich eine ganze Menge. Ähnlich, wenn wir einmal erkannt haben, „ich bin nicht Karl-Otto, ich bin nicht künstlerisch, ich bin nicht Taxifahrer, der leider nicht malen kann, was er eigentlich lieber machen würde, ich bin nicht Vater, ich bin nicht Sohn eines Alkoholikers, ich bin nicht usw.“ – da können wir noch vieles sagen – sondern, „ich bin das unsterbliche Selbst“. Wenn wir es einmal verstanden haben, das ändert alles im Leben. Auch wenn man weiter Taxifahrer ist, auch wenn man weiter schaut, ob man doch irgendwie von den Gemälden leben kann, selbst wenn man weiter lernen muss, mit seinen Alkoholiker-Vater umzugehen usw., dennoch, wenn man einmal das verstanden hat, dann bleibt es, Jnana Yoga. Bhakti Yoga, Hingabe an Gott, kann etwas sehr Euphorisches sein, die Gottesnähe zu spüren, mit Gott verbunden zu sein. Wir können Praktiken machen, um dieses Gefühl herzustellen. Die reinen Jnanis kritisieren manchmal die reinen Bhaktas, dass dann, wenn das Gefühl weg ist der Verbundenheit, dann sinkt der Mensch in Verzweiflung. Wenn man einmal die Gottesnähe erfahren hat und dann sie nicht hat, das ist dann grässlich. Aber die Bhaktas würden sagen, und das ist ja gut so. Wer die Trennung von Gott als schmerzhaft erlebt, bei dem steigt die Sehnsucht nach Gott. Und wenn er wirklich vollständiges Atmanivedana irgendwann erreicht hat, dann ist er dauerhaft verschmolzen. Und wiederum bleibt ja Erinnerung, wenn wir mal eine intensive Verbundenheit mit Gott hatten.

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 76. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Körperliche und geistige Gesundheit durch Meditation

meditation2Kabat Zinn hat in seinen Forschungen festgestellt, für psychische und physische Gesundheit ist es unerheblich, ob jemand gut meditiert oder nicht. Es ist sogar unerheblich, ob ihm Meditation Spaß macht oder nicht. Es muss es nur machen. Das kann einem helfen, eine Verhaftungslosigkeit zu haben und gelassen täglich zu meditieren, egal, ob es mal schön ist oder nicht. Nichtsdestotrotz, wir wollen ja nicht einfach nur ein bisschen gesünder sein körperlich und psychisch, sondern wir wollen wirklich unsere Bewusstheit erweitern und letztlich wollen wir Gott erfahren, Brahman erfahren, Kaivalya erfahren, wie auch immer wir es ausdrücken wollen. Und dazu ist langfristig schon gut, es mit Enthusiasmus zu üben und sich immer wieder auch aufzuraffen, nicht nur dort morgens sich hinzusetzen und lustlos zu üben. Seit inzwischen zweiunddreißig Jahren, jeden Morgen Pranayama, jeden Morgen „Jaya Ganesha“, sogar wenn ich in Urlaub fahre, jeden Morgen „Jaya Ganesha“. Man könnte das einfach zur Gewohnheit werden lassen und der Geist kann sich ja wunderbar mit anderen Sachen beschäftigen. Mit der Zeit kann man meditieren, sein Mantra wiederholen und noch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft betrachten und vieles andere. Es gilt dann immer wieder, Tapas. Es heißt nicht einfach nur, Tagesablauf gestalten, es heißt nicht einfach nur, irgendwas praktizieren, sondern es heißt Tapas, Enthusiasmus, mit Hitze und Energie, letztlich mit einer gewissen Leidenschaft. Wobei es hier auch wieder eine Frage des Temperamentes ist. Es gibt Menschen, die haben halt ein hitzigeres Temperament, dann ist es ein bisschen hitzigere Praxis. Es gibt solche, die sind insgesamt gelassener, dann ist es insgesamt eine gelassenere Praxis, aber trotzdem, Hingabe muss dabei sein. Und zu allererst ist natürlich wichtig, dass wir überhaupt praktizieren. Aber dann sollte man nicht nur praktizieren, sondern wir sollten dann die Praxis füllen mit Bewusstheit, Konzentration, Intensität, Leidenschaft, wie auch immer ihr es nennen wollt. Und eine Hilfe dafür ist natürlich, in den Ashram zu gehen, dort wird meistens wieder der Enthusiasmus für die Praxis wieder neu geweckt. Mit anderen zu praktizieren, ist eine Hilfe. Ein Buch zu lesen über Heilige und Weise, kann eine Hilfe sein. Und sich nochmal bewusst zu machen: „Warum mache ich das überhaupt?“ Und manchmal zu beten: „Bitte, lieber Gott, lieber Meister – oder wie auch immer – göttliche Mutter, hilf mir, dass ich wieder konzentrierter dabei bin.“ Oder man kann sich selbst fragen: „Wie müsste ich denn praktizieren, dass ich es wieder mit mehr Hingabe und Enthusiasmus mache?“ Und dann dauern die Dürrephasen nicht zu lange. Aber nicht, dass ihr mich falsch versteht, besser man übt ohne Hingabe, als man übt nicht. Aber wenn man übt, dann immer wieder schauen: „Wie kann ich üben mit Hingabe?“

Fortsetzung folgt –

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Disziplinierter Lebenswandel

sukadev,,,Genauso auch – gibt es irgendeines dieser zehn, wo ich noch ein paar Worte darüber sagen sollte? Nehmen wir mal Tapas. Das, woran ihr am wenigsten gedacht habt. Wenn ihr nichts sagt. Tapas heißt – am besten übersetzt man es als Disziplin. Patanjali definiert Tapas an zwei verschiedenen Stellen unterschiedlich. Tapas hat je nach Kontext unterschiedliche Bedeutung. Tapas heißt in einem Sinne, einen disziplinierten Lebenswandel zu haben. Also nicht einfach nur tun, was einem so in den Sinn kommt. Das gehört auch irgendwo dazu, denn Patanjali erwähnt ja gerade im dritten Kapitel mehrere Techniken, zur Intuition zu kommen und zu spüren, mehr Zugang zu finden zu seiner eigenen Bestimmung. Und eigentlich das ganze dritte Kapitel ist voll von Hilfen, zur Intuition zu kommen. Es wäre jetzt unsinnig, die Intuition zu erwecken und nachher doch nur einer starren Disziplin zu folgen. Das wäre schon fast masochistisch. Aber erst mal die Fähigkeit, ein diszipliniertes Leben zu führen, was heißt, man nimmt sich vor, morgens Asanas zu praktizieren und tut es, man nimmt sich vor, zu meditieren und tut es, man nimmt sich vor, Pranayama zu üben und man tut es, man nimmt sich vor, gesünder zu essen und man tut es, man nimmt sich vor, dass niemand mehr fürs Essen getötet werden muss und man wird Vegetarier. Man stellt vielleicht fest, dass Milchindustrie mit Töten verbunden ist und wird vegan. Gut, ich muss zugeben, ich habe dafür dreißig Jahre gebraucht, bis von der Einsicht, ich sollte irgendwann Veganer werden, bis ich es letztes Jahr geworden bin. Vielleicht waren es auch nur fünfundzwanzig Jahre. Aber irgendwann wird das Tapas dann stark, dann setzt man es um.

Teilnehmer: „Ich meine, man kann ja auch gezwungen werden durch eine Milchunverträglichkeit.“

In dem Fall aus freien Stücken, keinerlei Milchunverträglichkeiten. Manchmal hilft das.

Tapas. Aber Tapas heißt nicht einfach nur Disziplin, denn die könnte starr und kalt sein. Der Ausdruck „Tapas“ heißt wörtlich „Hitze“. Tapas steht auch für Feuer. Tapas steht auch für Enthusiasmus. Das heißt, in dem Wort steht drin, wir machen eine Disziplin nicht als kalte Disziplin, sondern wir machen sie mit Leidenschaft. Deshalb mag ich manchmal nicht, dass dispassion übersetzt wird als Leidenschaftslosigkeit, sondern man würde besser vielleicht sagen, als Verhaftungslosigkeit. Natürlich, Leidenschaft im engeren Sinn ist das, was Leiden schafft, das wollen wir dort nicht machen. Aber wie es eigentlich gebraucht wird, leidenschaftlich, mit Enthusiasmus, das ist das, was gemeint ist. Wenn man Asanas mechanisch macht, haben die schon ihre Wirkung. Wenn wir sie mit Bewusstheit machen, dann sind sie umso wirkungsvoller. Meditation täglich ausgeführt, hat schon ihre Wirkung.

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Immer ist die Liebe dabei

krishna26In diesem Sinne, wenn wir jetzt die Yamas und die Niyamas anschauen, wir können die zum einen etwas distanzierter machen, im Sinne von beobachten und deshalb nicht in die menschlichen Emotionen hineingehen oder wir können sie mit Intensität machen, das heißt praktisch, immer die Liebe ist dabei. Also,  Ahimsa, Nicht-Verletzen, ich sagte, ich mag eigentlich lieber den anderen Ausdruck, aber weil es halt, in der Aufzählung der Yamas heißt es halt Ahimsa, obgleich Patanjali häufiger von Maitri Bhavana spricht, Mitgefühl und Liebe. Man könnte jetzt das distanziert machen, „du sollst nicht töten und du sollst nicht verletzen“, dann heißt es noch dazu, „weder in Gedanken, noch in Worte, noch in Tat“, dann ist es mehr eine Negation und dann ist es mehr eine ethische Vorschrift. Aber was es zu Raja Yoga macht, ist, wenn es aus dem Geist der Liebe und des Verständnisses kommt. Dafür gibt dann ja Patanjali dann im dritten Kapitel ein paar Tipps. „Fühle mit deinem Herzen das Herz des anderen. Intensiviere das und dann erfährst du die Verbindung mit dem anderen.“ Oder: „Versetze dich ganz in den anderen hinein. Versuche, den anderen voll zu verstehen. Mache Samyama auf seine Gedanken. Und dann verstehst du, was er will.“ Oder noch mehr: „Und wenn die Ursache der Bindungen verschwunden sind, dann kannst du dich vollständig in einen anderen hineinversetzen.“ Also praktisch, eines der Mittel für Ahimsa ist, uns wirklich so sehr in einen anderen Menschen hineinversetzen zu können, dass wir so denken und fühlen können wie er oder sie. Das ist die größte Steigerung des Mitgefühls. Da sagt er aber, das geht nur, wenn die Ursachen der Bindungen an sich selbst überwunden sind. Vorher die Empfehlung, mehr über den anderen zu wissen, sich darauf konzentrieren, seine Gedanken und Gefühle erahnen, oder von seinem Herzen das Herz des anderen zu spüren, Liebe. Und dann, wenn es einem gelingt, mit dieser Übung oft genug von sich selbst zu abstrahieren und sich in andere hineinzuversetzen, irgendwann sind die Ursachen der Bindungen verschwunden und wir können uns ganz in den anderen Menschen hineinversetzen. Stückweise geht das. Das sind ja keine irrealistischen Sachen, sondern es geht. Es sind Sachen, die wir praktizieren können und die wir im Kleinen auch tatsächlich erfahren können.

Teilnehmer: „Das eine könnte man ja in Trance erleben, also in so einem schläfrigen Zustand, die Kurve, die du heute Morgen gemalt hast. Das wäre so ein schläfriger Zustand, in dem ich diese Verbundenheit erlebe, Grenzenlosigkeit. Gleichzeitig könnte ich es aber auch erleben, ich fühle diese Verbundenheit und bin wach dabei. Und dann gibt es das, was du meinst, das ist die Distanz, diese Bewusstheit, die das Ganze von oben beobachtet?“

Drei verschiedene Gemütszustände, die alle ihre eigene Schönheit haben und eigentlich alle ihre Berechtigung haben. Es gibt diese tranceartige Verbundenheit irgendwo, die man ja gerne auf Festen usw. hat oder auch auf andere Weise. Aber es gibt auch dieses bewusste Einheitsgefühl, gesteigerte Bewusstheit der Liebe. Und es gibt etwas, wo man irgendwo lächelnd, distanziert und doch heiter ein bisschen mitfühlend über dem Ganzen dort steht.

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Enthusiastisch und verhaftungslos

swami sivananda71Spirituelle Entwicklung, Teil 11: Enthusiastisch und verhaftungslos

Ich will vielleicht das Thema, das heute Morgen angesprochen wurde, nochmals aufgreifen, weil ich es für wichtig halte. Yamas und Niyamas spielen im Raja Yoga eine Rolle. Raja heißt ja königlich und Raja heißt auch Herrschaft. Der Raja Yoga Weg ist ein Yogaweg, zum einen der Selbstbeherrschung, es ist aber auch ein königlicher Weg. Und königlicher Weg soll auch etwas heißen, es ist ein Weg mit Intensität, es ist auch ein Weg mit Power dahinter. Es ist ein Unterschied zwischen Sankhya und Raja Yoga, wer sich ein bisschen auskennt. Es ist auch ein gewisser Unterschied zwischen Buddhismus, wie es Buddha selbst gelehrt hat, was mindestens die Indologen sagen, da kommt der Theravada am nächsten, und dem Raja Yoga System. Es gibt viele Ähnlichkeiten. Raja Yoga, wie der Geist analysiert wird, was Ursache vom Leiden ist und vieles andere ist dort sehr ähnlich, auch die Praktiken sind durchaus ähnlich. Nur im Raja Yoga ist da eine Intensität dabei, eine Intensität der Erfahrung, eine Intensität der Konzentration, eine Intensität auch, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Es gibt ein ganzes drittes Kapitel, das dort über die Vibhutis geht, außergewöhnlichen Fähigkeiten. Manchmal wird das ein bisschen weginterpretiert und vielleicht hänge ich nur einer bestimmten Interpretation an. So die buddhistische Tradition ist sehr häufig die der Gelassenheit und beobachten und letztlich, mindestens in dieser einen Interpretation, weniger eine des Engagements und der Intensität und dort voll konzentriert darin aufgehen und verschmelzen, sondern mehr beobachten, anschauen usw. Ich spreche jetzt nur über das, was jetzt manche Indologen sagen, das wäre die Ursprungslehre von Buddha. Natürlich hat sich der Buddhismus weit ausgeweitet.  Aber es ist heute oft die Interpretation des Buddhismus und es ist in der heutigen Zeit, wo Mindfulness, das versteht ja heutzutage Buddhismus, wenn man darüber spricht. Und Mindfulness hat auch Eingang gefunden in die westliche Psychotherapie, interessanterweise sogar besonders stark in die kognitive Verhaltenstherapie, früher die unspirituellste aller psychotherapeutischen Methoden, aber das hat sich jetzt irgendwo mit integriert, da ist mehr so eine gewisse Distanz. Man beobachtet seine Gedanken, geht nicht richtig rein, man beobachtet seine Emotionen, geht nicht richtig rein, man beobachtet eigentlich alles, seinen Körper und seinen Atem usw. Man lernt eine gewisse Distanz davon. Etwas, was es im Jnana Yoga gibt, was es im Sankhya gibt, was auch irgendwo im Raja Yoga angedeutet ist, es gibt es also auch als Technik, aber im Raja Yoga ist so mehr auch Dharana, Dhyana, hineingehen, ist Samyama, vollkommen verschmelzen mit dem, was wir machen, und eine gewisse Intensität. Beides führt zum Ziel. Ich weiß jetzt nicht, wie es beim Zen-Buddhismus ist. Ist das eher die distanzierte, beobachtende Haltung oder mehr die verschmelzende, intensive oder es kommt darauf an? Es gibt da einen, wo ich annehme, der weiß etwas mehr als ich über Zen. Ein bisschen von beidem. Letztendlich, man kann sagen, wie im Yoga. Je nachdem, im Jnana Yoga ist es mehr beobachten, Raja Yoga ist mehr hineingehen. Also, mal das eine und mal das andere. Ich glaube, es gibt so Geschichten, wo jemand ganz mit etwas verschmilzt und deshalb in Satori rutscht und jemand anderes, der, die Welt bricht zusammen, er bleibt gelassen und rutscht dann in Satori. Also, da ist mal die eine und mal die andere.

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Segen kann man auf verschiedene Weisen geben.

1awqWir hatten heute Morgen so gesprochen von eigenartigen Geschichten im Alten Testament. Da gab es ja die eine komische Geschichte zwischen Abraham und Isaak. Es gibt ja auch eine komische Geschichte, Isaak und Jakob. Der Jakob wollte den Segen von Isaak bekommen. Und der Isaak mochte aber den Esau lieber, also hat der Jakob sich verkleidet, er hat sich ein Fell übergezogen, weil der Isaak war irgendwo blind gewesen, aber der Esau hatte anscheinend mehr Haare als der Jakob. Und so hat er dann den Segen sich erschlichen vom Isaak. Jetzt mag man auch Verschiedenes dort sehen. Man kann eines sehen, wie wichtig der Segen ist für Kinder, dass sie ihn sich notfalls erschleichen wollen. Wenn ihr Eltern seid, dann gebt euren Segen euren Kindern. Und ihr könnt selbst noch überlegen, ob ihr vielleicht irgendwo freizügig sein könnt mit eurem Segen.

Teilnehmer: „Ich habe das so verstanden, dass er ihm den Segen irrtümlicherweise gegeben hat, weil er nicht kapiert hat, dass es der falsche Sohn ist, und dass er dann gesagt hat, für den Sohn, den er ja eigentlich viel lieber gehabt hat, „ich habe jetzt keinen mehr“. Das habe ich nie verstanden, dass da eigentlich, nachdem der Irrtum aufgeklärt war, wo ich dann denke, warum der Hahn dann zu ist. Aber vielleicht muss man das auch gar nicht verstehen.“

Ich muss zugeben, das gehört auch zu den Teilen, die ich jetzt auch nicht verstehe. Ich vermute, dass kaum ein Pfarrer das wirklich versteht. Was aber auch heißt, wir müssen nicht immer alles verstehen. Wir können auch manchmal sagen, auch diese Großen in der religiösen Geschichte sind manchmal Irrtümern unterlegen. Und vielleicht kann es uns einen Trost geben, so würde es der jetzt pensionierte Gemeindepfarrer interpretieren. Er würde sagen, die waren alle sehr menschlich im Alten Testament und extrem menschlich und sie wurden überzeichnet, um das Leben plastisch zu machen. Und es sollte uns als kleine Gläubige ein Trost sein, dass selbst der große Issak, selbst der große Jakob, selbst der große Abraham hahnebüchene Sachen gemacht haben. Und sie hatten tiefe Hingabe zu Gott und trotzdem haben sie unglaubliche Dummheiten gemacht, ethisch Verwerflichstes. Wir sollten nicht das ethisch Verwerfliche nachahmen, wir sollten uns darin üben, Hingabe zu Gott zu üben und natürlich versuchen, ethisch zu leben, aber wissen, als Menschen sind wir unvollkommen. Vielleicht ist das gerade die Größe der Schriften, dass sie uns eben nicht nur einen Buddha zeigen, nicht nur einen Jesus und Sivananda zeigen, sondern auch sehr menschliche Gestalten, wie einen Arjuna, wie einen Jakob, Isaak, wie einen David, der große König, oder Salomon, so verehrt, aber Sachen gemacht, unmöglich. Die würden heute ganz schnell abgewählt oder ins Gefängnis gesteckt, der Staatsanwalt würde sofort ermitteln. Unser letzter Präsident war dort ein Unschuldslamm dagegen. Aber wir sollten dann eben nicht nachahmen, was die Schlimmes gemacht haben, sondern wir sollten uns bemühen, das Gute zu machen, Hingabe zu üben, und zu wissen, wir machen auch manchmal Fehler. Und letztlich, das wäre jetzt die christliche Interpretation, Gott liebt uns, selbst wenn wir Fehler machen. Von daher, ich würde das einfach nur als einen Irrtum von Isaak ansehen. Und er ist deshalb sehr menschlich, dass er mit irgendeinem Irrtum dort behaftet war. Aber vermutlich würde irgendein Religionskenner sagen, dass da in damaliger Zeit irgendwas üblich war und vielleicht nur ein Sohn den Hauptsegen des Vaters kriegen konnte, man könnte sagen, dass war dann eben ein Irrtum der damaligen Religion. Heute ist das auch unter Juden nicht üblich, dass nur ein Segen weitergegeben werden kann, sondern im Gegenteil, Vater gibt dem Sohn und Mutter dem Sohn den Segen an alle Söhne und Töchter weiter.

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Verbindung zu Swami Sivananda

swami vishnu7Gut, dann gibt es ja manchmal auch die Frage, Menschen sagen: „Ich habe in einer anderen Tradition, z.B. von TM eine Mantraweihe bekommen und jetzt bin ich bei Yoga Vidya, fühle mich mit Swami Sivananda verbunden. Was mache ich jetzt?“ Dann gibt es mehrere Möglichkeiten. Die eine Möglichkeit ist, angenommen, jemand fühlt sich mit diesem Mantra sehr gut und fühlt dort sich sehr gut verbunden, dann gibt es keinen Grund, jetzt das Mantra zu wechseln. Aber die Mantras sind andere als in unserer Tradition, deshalb könnte ich nicht in das gleiche Mantra nochmal einweihen. Aber man könnte dann sagen, die Namensgebung, die könnte man dann so machen, dass das verbunden ist mit der Einweihung in der Tradition. Und es gibt auch Menschen, die dann eben ein Mantra bekommen hier, aber jetzt nicht unbedingt sich als Schüler von Swami Sivananda, Swami Vishnudevananda sehen, aber den Segen für diese Art der Mantra-Meditation bekommen wollen. Das geht jetzt bei der Mantra-Weihe in unserer Tradition auch so, auch Namensgebung ist jetzt nicht, dass man automatisch mit dem Meister auf Dauer verbunden ist, man könnte es aber von seiner individuellen Hingabe aus machen und dann könnte Mantra und Name einen auch mit der Guru-Tradition verbinden, es muss aber auch nicht sein. Dagegen eine Brahmacharya-Weihe wäre immer verbunden mit Anerkennung des Gurus, Swami Sivananda, Swami Vishnudevananda.

Fortsetzung folgt –

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Frage an Sukadev

sukadev,....Teilnehmer: „Wie ist das, wenn man aus einer anderen Tradition noch eine Einweihung hat oder eine Mantra-Einweihung? Ist das jetzt hinderlich? Man sagt ja immer, man soll in einer Tradition bleiben. Wie ist das dann, kollidiert das, oder?“

Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten und wie so oft im Yoga würde man sagen, es kommt darauf an. Und letztlich hängt es auch so ein bisschen von der Tradition ab. Und jetzt hängt es auch davon ab, was für eine Art von Einweihung es ist. Es gibt Meistertraditionen und dort, wenn man das Mantra bekommt, in der Tradition nimmt man den Meister als seinen Guru an und der Guru nimmt den Schüler als seinen Schüler an. Gut, und damit ist dort eine Verbindung hergestellt. Jetzt heißt das nicht, dass man jetzt notwendigerweise bei diesem Meister für den Rest seines Lebens sein wird. Das ist auch in Indien nicht immer so. Es gab immer Fälle, wo Menschen auch die Meister gewechselt haben. Swami Sivananda, sein erster Meister war sein Vater, dann der nächste war so ein Selbstverteidigungsmeister, vermutlich ein Kalari-Meister, bei dem er vieles gelernt hat und auch eine Einweihung bekommen hat. Dann wurde er von jemandem in Vedanta eingeweiht, er hat einen Vedanta-Guru gehabt. Dann hat er schließlich einen Sannyas-Guru gehabt, den Swami Vishwananda, der ihm Sannyas gegeben hat. Und dann gab es noch einen, den er auch noch als seinen Guru angesehen hat, einen Swami Vishnudevananda – nicht der Swami Vishnudevananda, sondern ein anderer – der ihm dann die praktische Spiritualität beigebracht hatte und das war die, wo er jeweils auch ein Einweihungsritual mitbekommen hat. Es gab dann noch andere Lehrer, von denen er auch gelernt hatte. Also, hier kann man sehen, es geht durchaus, dass man verschiedene Einweihungen haben kann. Aber Swami Sivananda hat so gesagt, sein Satguru war dann letztlich der Swami Vishwananda. Das war der wichtigste, zu dem war die tiefste Energieverbindung. Und so ähnlich kann man durchaus unterschiedliche Einweihungen haben, man wird langfristig seinen Hauptguru haben, seinen Satguru. Und dann hängt es jetzt wiederum davon ab. Man kann die Kraft der alten Einweihung mit einem Schlag auch wieder zu null führen, indem man die Praktiken, die damit zusammenhängen, nicht mehr praktiziert. Da braucht man jetzt keine Angst zu haben, man kriegt kein schlechtes Karma, kommt nicht in die Hölle oder man wird auch keine Unfälle oder sonstiges haben, sondern einfach die Einweihungstradition ist damit dort zu Ende. Man hat eine Weile gelernt, die Lektionen, die man gelernt hat, hat man gelernt, und jetzt hat man dann einen neuen Lehrer. Dann gibt es auch die Besonderheit, wenn man in einer Tradition ein Mantra bekommen hat und dann in einer anderen Tradition es das gleiche Mantra gibt, dann kann man auch nochmal eine neue Einweihung bekommen in das gleiche Mantra. Ich habe z.B. mein Mantra, das ich meditiere, habe ich als erstes bekommen, zwar nicht in einer formellen Einweihung, aber doch in einem einweihungsähnlichen Rahmen. Und als ich dann den Swami Vishnu als meinen Meister erkannt habe, dort habe ich von ihm nochmal die Mantraweihe genommen, in das gleiche Mantra. Das kann man also auch machen.

Fortsetzung folgt –

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Bewusstseinsübungen im Yoga

abc40Mit Bewusstseinsübungen kannst du Zugang finden zu anderen Ebenen des Bewusstseins. Mit Bewusstseinsübungen kannst du mehr herausfinden über die essentiellen Fragen des Menschseins: Wer bin ich? Was ist wirklich? Was ist der Sinn des Lebens?

Arten von Bewusstseinsübungen

Es gibt verschiedene Arten von Bewusstseinsübungen:

  • Achtsamkeitsübungen wie die Achtsamkeitsmeditation: Mit dieser Art der Bewusstseinsübung lernst du, ganz ins Hier und Jetzt zu kommen und schärfst so die Bewusstheit im Hier und Jetzt. Dies verhilft dir zu einem objektiveren Erleben und zu einem Lösen von automatisierten Reiz-Reaktions-Mustern
  • Bewusstseinserweiterungsübungen: Mit dieser Art von Bewusstseinsübung dehnst du dein Bewusstsein aus. Du erfährst dich als weites Bewusstsein, nicht mehr als begrenztes Bewusstsein
  • Bewusstseinsverbindungsübungen: Indem du dich mit anderen Wesen oder der Natur verbindest, fühlst du Einheit und Verbundenheit. Die Trennung verschwindet

Bewusstseinsübung Achtsamkeitsmeditation als Video

Die Achtsamkeitsmeditation ist eine besonders populäre Bewusstseinsübung: Du lernst, alles vorurteilsfrei in der Gegenwart wahrzunehmen. Indem du so ganz in der Gegenwart bist, wirst du frei von Reiz-Reaktions-Mustern, von automatisierten Flucht-Kampf-Mechanismen. Mit den Achtsamkeits-Bewusstseinsübungen kommst du aus zwanghaften Gedanken und Grüblerei aus. Mit dem durch Achtsamkeitsmeditation geschärften Bewusstsein wirst du auch das, was im Alltag geschieht, genauer, schärfer, wahrnehmen können. Hier ein Beispiel der Bewusstseinsübung Achtsamkeitsmeditation als Video:

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Ausdehnungsmeditation als Bewusstseinsübung

Eine weitere Meditation aus der Gruppe der Bewusstseinsübungen ist die Ausdehnungsmeditation. Durch die Ausdehnungsmeditation lernst du, weg zu kommen von der Identifikation mit dem physischen Körper. Du spürst dich selbst als erweitertes Bewusstsein. Die Ausdehnungsmeditation ist eine besonders effektive Bewusstseinsübung, mit der du erfährst, dass Bewusstsein nicht beschränkt sondern potentiell unendlich ist. Aus gutem Grund gibt es im Deutschen keinen Plural von Bewusstsein: Denn es gibt nur ein unendliches Bewusstsein, das sich auf so viele verschiedene Weisen ausdrückt. Hier ein Video mit der Bewusstseinsübung „Ausdehnungsmeditation“:

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Bewusstseinsübung Ausdehnung – machtvolle Yoga Übungen

Hier die Niederschrift eines Vortrags, in dem Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, die Ausdehnungs-Bewusstseinsübungen erläutert. Denn Bewusstseinserweiterung kommt nicht immer einfach so von selbst. Du kannst Übungen praktizieren, insbesondere Bewusstseinsübungen, um so das zu erfahren, was wirklich ist. Hier also die Worte von Sukadev zum Thema Bewusstseinsübungen:

Yogis sagen, es gibt eine Möglichkeit, dich auszudehnen. Eigentlich brauchst du dich nicht ausdehnen, weil du bist auf deiner Bewusstseinsebene eins mit der Weltenseele. Du bist verbunden mit allen Wesen überall. Und du brauchst nur zu verwirklichen, wer du wirklich bist, und dann hast du diese Ebene erreicht. Und auf einer anderen Ebene, was einen dann auch befriedigt, bevor wir jetzt dieses Höchste erreichen, und realistisch gesehen ist es nicht ganz so schnell, dass man Nirvikalpa Samadhi erreicht und Satchidananda dauerhaft verwirklicht. Alles, was wir tun, um uns mit Menschen verbunden zu fühlen, mit Menschen verbunden zu fühlen, mit der Natur verbunden zu fühlen, irgendwo verbunden zu fühlen, all das ist das, was im Leben wirklich zählt und befriedigt. Das, was einen von anderen trennt, ist nicht das, was einen befriedigt und was einem dauerhaft Freude bereitet. Das, was einen verbindet, daher dieses Sat. Und wir können auch sagen, immer wieder kleine Bewusstseinserweiterungsübungen. Da gibt es ja viele im Yoga, in der Meditation, in den Asanas, wenn wir einen Baum sehen. Auch in Essen gibt es Bäume, wenn auch Essen zu den Städten in Deutschland gehört mit weniger Bäumen, mindestens in manchen Teilen, aber im Süden und im Norden sind dann auch wieder sehr viel mehr. Aber selbst eine Zimmerpflanze, sogar eine graue Häuserwand, wir können unser Bewusstsein dorthin ausdehnen. Wir können uns lösen von unserem Bewusstsein und das ist etwas, was wir immer wieder tun können. Ich komme da nochmal mehr drauf, wenn ich auf Ananda zu sprechen komme.

– Fortsetzung folgt –

Dies ist die 7. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Essen. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:

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Durch Gnade kann Karma beschleunigt werden

shri karthikeyanDer Swami Vishnu hat dann gerne so den Witz gemacht: „Wenn jemand sagt, er nimmt euer Karma auf sich, dann schickt ihm alle Rechnungen. Wenn er die dann bezahlt, dann glaubt ihm. Wenn er die nicht bezahlt, dann hat er das manifesteste Karma eben nicht übernommen und dann könnt ihr nicht davon ausgehen, dass er das andere Karma dort wegnimmt.“ Aber in einem anderen Sinne, wenn man bei einem Meister ist, Gnade entsteht, durch Gnade kann Karma beschleunigt werden, es kann aber auch sein, dass wir Lektionen schneller lernen. Wenn wir Lektionen schneller lernen, kann es auch sein, dass manches Karma, dessen Ziel es war, was zu lernen, eben wir nicht brauchen. Meine Erfahrung mit ernsthaften spirituellen Aspiranten ist nicht, dass deren Leben sehr ruhig und – ich würde sagen – spießbürgerlich verläuft. Ich weiß nicht, ob das ein Charakteristikum unserer Tradition oder insgesamt ist, wer intensiv übt, erlebt mehr und das Leben wird kunterbunter, es wird nicht langweilig. Und in diesem Sinne wird auch gesagt, Karma beschleunigt sich, mehr passiert. Oder vielleicht ist man einfach nur bewusster. Sachen, die man vorher ignoriert hätte, jetzt stellt man sie fest. Weil man mehr Prana hat, kann man auch mehr angehen.

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 68. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Wenn Gott durchschimmert im Alltag, das ist eine Gnade

kind2Wenn Gott durchschimmert im Alltag, das ist eine Gnade

Wir können nicht sagen, „ich habe es mir erarbeitet“, denn aus dem Ego geht gar nichts im Spirituellen. Das Ego kann höchstens sich bemühen, sich selbst zur Seite zu schieben, was schon ein Paradox an sich ist. Es kann sich bemühen, Unterscheidungskraft zu üben, wie im Jnana Yoga. Es kann sich bemühen, Praktiken zu üben, die Hingabe erzeugen, im Bhakti Yoga. Es kann sich bemühen, konzentriert zu sein. Aber nur, wenn dann Gnade durchscheint, dann funktioniert es tatsächlich. Und die Gnade kommt dann von Gott und die Gnade kann auch kommen vom Meister.

Teilnehmer: „Ist Gnade dann auch, dass Karma schneller abläuft oder vielleicht, dass man das ausarbeiten muss?“

Das gibt es auch. Also, man kann jetzt nicht sagen, dass die Gnade einem das Karma wegnimmt, denn wir bekommen ja Karma, um daran zu wachsen. Das wäre so ähnlich, wie wenn man jetzt einem Kind sagt: „Du musst jetzt drei Wochen lang keine Hausaufgaben machen.“ Hilft man dann dem Kind? Eltern sind jetzt sehr gnädig dem Kind gegenüber und sagen: „Ich entbinde dich jetzt drei Wochen lang von den Hausaufgaben.“ Oder die Eltern schreiben die Hausaufgaben für das Kind drei Wochen lang. So irgendwie als Fünft- und Sechstklässler hat öfters meine Mutter die Aufsätze für mich geschrieben. Irgendwie hat sie gemeint, sie tut mir einen Gefallen damit. Bis ich festgestellt habe, die Note waren besser, wenn ich sie selbst geschrieben habe. Also, man tut seinen Kindern keinen Gefallen. Und so ähnlich, ein Guru würde seinen Schülern keinen Gefallen tun, wenn er ihnen das Karma wegnimmt. Er nimmt ihnen wertvolle Lektionen, an denen sie wachsen können. Allerdings, du hast am Anfang gefragt: „Kann das Karma sich beschleunigen?“ Ja, es kann sich beschleunigen. „Können wir Aufgaben schneller lösen vielleicht durch die Gnade eines Meisters?“ Ja, und dann kann es sein, dass das Karma nicht in der Stärke notwendig ist wie vorher. Und in diesem Sinne wird manchmal gesagt, die Gnade des Meisters kann sogar das Karma umwandeln. Aber wir dürfen das jetzt nicht zu weit ausdehnen. Es gab mal eine Phase, das ist heute etwas seltener, aber das gibt es auch wieder, wo manche sagen, man muss nur zu einem Meister hingehen und der gibt einem dann eine Einweihung oder Energieübertragung und dann, durch die Gnade des Meisters geschieht alles, das Karma wird ausgearbeitet, reduziert, aufgelöst und dann kommt ganz schnell die Verwirklichung.

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 67. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Elternhaus wo Yoga gelebt wird

1aerOft rebellieren die Kinder gegen den Weg der Eltern erst mal. Ich habe das schon oft erlebt, ich bin ja jetzt auch schon seit über dreißig Jahren in spirituellen Yogagemeinschaften, so alt bin ich schon. So jung habe ich schon begonnen. Und da habe ich es oft erlebt, dass die Kinder dann irgendwann im Alter von vierzehn, fünfzehn rebelliert haben. Sie haben dann zum Teil angefangen, zu rauchen oder Alkohol zu trinken, noch schlimmer, Fleisch zu essen und andere eigenartige Sachen, was die Eltern natürlich sehr belastet hat. Zum Teil, die Mehrheit nicht. Vegetarier ist die Mehrheit geblieben, aber es gab ein paar Ausnahmen. Aber ich habe dann auch beobachtet, die meisten sind dann Mitte zwanzig wieder auf den Yogaweg zurückgekommen. Sie haben wieder angefangen, zu praktizieren, und relativ viele sind dann selbst Yogalehrer geworden und haben es dann irgendwo weiter fortgesetzt. Die Bhagavad Gita sagt so, in einem Haus geboren zu werden, wo die Eltern Yoga üben, das ist etwas sehr Großartiges. Und wir haben inzwischen so einige, wenn Menschen hier aufgenommen werden, dann fragt man auch immer: „Wie bist du zum Yoga gekommen? Dein spiritueller Lebenslauf?“ Es gibt schon so einige, die sind von ihren Eltern oder sogar Großeltern ins Yoga eingeführt worden. Als ich das vor kurzem mal bei jemandem gehört habe, irgendwie der Großvater hat ihn ins Yoga eingeführt, habe ich gedacht, Yoga hat sich schon gut etabliert, dass Menschen von ihren Großeltern ins Yoga eingeführt werden und dann fünfzehn oder zwanzig Jahre später in einer Yogagemeinschaft Mitglied werden. In diesem Sinne ist man ein Segen für die nachfolgenden Generationen. Also, wir können schon allein ein Segen durch die Liebe sein, wir können die Liebe bewusst weitergeben, dann ist es ein Segen, und wir können es bewusst auch sagen: „Ich gebe dir meinen Segen.“ Gut, und dann gibt es noch Gnade, die Gnade kann uns nur Gott geben. Ihr könnt jetzt nicht sagen: „Ich gebe dir meine Gnade.“ Es gibt natürlich das Ganze verweltlicht, dann gibt es eine Begnadigung, aber jetzt bleiben wir beim Spirituellen. Letztlich ist Gnade das, was letztlich uns die höchste Erfahrung gibt, oder auch kleine große Erfahrungen.

Fortsetzung folgt –

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„Was ist Segen? Was ist Gnade?“

swami s4Was ist Segen? Was ist Gnade?“

Eigentlich ist Segen und Gnade etwas, ein Wort dafür, was nicht in Worte fassbar ist. Deshalb fällt es schwer, darüber zu sprechen. Wenn wir es genau logisch erklären könnten, dann wäre es nicht mehr Segen und wäre es auch keine Gnade. Aber wir können sagen, jetzt erst mal, Segen ist nochmal leichter als Gnade. Segen, man kann auch selbst seinen Segen geben, jeder Mensch kann seinen Segen geben. Das heißt, er gibt die Zustimmung und schickt Energie hinein und Herzenskraft und Liebe. Beispielsweise in früheren Zeiten, wenn ein Kind oder Jugendlicher oder ein junger Erwachsener das Haus verlassen hat, haben die Eltern ihren Segen gegeben. Und das war dann auch psychologisch wichtig. Sie haben nicht gegen den Willen der Eltern das Haus verlassen, sondern das war dann tatsächlich so, dass Vater und Mutter, mindestens in manchen Gegenden in Deutschland war das so, die haben dann die Hand auf den Kopf gehalten als Segensgeste. „Mit unserem Segen verlässt du das Haus. Wir lassen dich los und unser Segen ist mit dir.“ Das war dann für den, der geht, etwas Wichtiges, er hatte den Segen. Wenn man nicht den Segen hatte, war es etwas Schlimmes, gegen den Segen. Und dann des Weiteren natürlich auch, dabei wird auch Energie übertragen. Das ist nicht etwas Psychologisches, sondern es ist Energie und es ist Gedankenkraft, die dabei übertragen wird. In diesem Sinne kann jeder Mensch anderen seinen Segen geben. Oder z.B. wenn jemand bei uns in der Ashramgemeinschaft Mitarbeiter wird, da gibt es auch so ein kleines Mitarbeiter-Einweihungsritual, was durchaus auch Ähnlichkeiten hat mit dem, was man in einer Mantraweihe macht, mit der Reinigung und den Aschen und dem Auftragen der drei heiligen Pulver, Anrufung des Segens der Meister. Das sind immer Teile praktisch aller Einweihungen unserer Tradition. Das ist aber ein bisschen kürzer, es ist nicht die lange Meditation wie bei der Mantraweihe. Und danach verneigt sich der Betreffende, der neu in die Ashramgemeinschaft aufgenommen wird, vor dem Altar und damit vor Gott und den Meistern. Und zum Schluss schaut er jedem kurz in die Augen und dann bekommt er den Segen von allen Anwesenden, im Sinne von, jeder wünscht ihm etwas Gutes, jeder sagt: „Ja, ich heiße dich willkommen.“ In diesem Sinne ist es durchaus gut, Menschen, die einem nahestehen, durchaus auch zu sagen: „Du hast meinen Segen.“ Das ist Menschen wichtig, selbst Menschen, die gar nicht wissen, was das überhaupt ist. Wir können sagen: „Meinen Segen hast du.“ Und wenn ihr Kinder habt, dann sagt das auch mal euren Kindern. „Für das, was du vorhast, meinen Segen hast du.“ Und man sagt gerne, wenn das nicht da ist, dann ist irgendwo eine Ordnung in der Familie gebrochen. Mindestens Hellinger geht da sehr viel davon aus, dass viele Probleme dadurch entstehen. Es muss nicht alles stimmen, was er sagt.

 

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Meditation ist die wichtigste spirituelle Praxis

sukadev,,,,,Die Mantra-Weihe ist ein besonders wichtiges Ritual, weil die Meditation ist eigentlich die wichtigste spirituelle Praxis und das Mantra ist in unserer Tradition die verbreitetste Weise, zu meditieren. Es gibt auch andere, die anders meditieren, aber die Mehrheit wird als langfristige Haupttechnik die Mantrameditation wählen und da ist auch eine besondere Segensenergie dahinter und diese Meditation wird einfach tiefer, wenn man eine Einweihung dort bekommt. Deshalb, wir werden die Selbstverwirklichung letztlich in der Meditation erfahren und eine große Hilfe ist eben, dabei eine Meditationstechnik zu wählen, die besonders stark ist und dabei jedes Mal, wenn man meditiert, ist man dabei auch mit dieser Einweihungsenergie dabei. Und man kann, wenn man eingeweiht ist, diese Meditation dann auch besonders gut verbinden mit der Vorstellung, mit Gott oder mit den Meistern verbunden zu sein. Deshalb, Swami Vishnu hat sogar gesagt, von allen vier Einweihungen, die in unserer Tradition wichtig sind, ist die Mantra-Weihe die allerwichtigste, sogar wichtiger als Brahmacharya- oder Sannyas-Weihe, es ist einfach die wichtigste überhaupt. Jeden Tag hat sie eine Wichtigkeit. Jedes Mal, wenn wir ein Mantra wiederholen, jede Mantrawiederholung wird etwas effektiver, wenn wir eine Einweihung haben, noch effektiver, wenn wir uns dessen bewusst sind und uns bewusst verbinden.

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Spirituelle Namengebung

1avsDann gibt es die Namens-Weihe und in der Namens-Weihe wird nochmal die Verbindung zu den Meistern hergestellt und über den spirituellen Namen ist dort auch so etwas wie eine geistige Neugeburt, im Sinne, man kann leichter sich so von den alten Verhaftungen etwas mehr lösen und kann das neue Ideal, das ja ins Leben getreten ist, bevor man eine Manta-Weihe bekommt, dass dieses nochmal stärker wird. Dann gibt es noch Brahmacharya-Weihe. Das heißt, jemand, der für eine gewisse Zeit lang enthaltsam leben will und Schüler eines Meisters und einer Meistertradition konkret sein will, verpflichtet sich für eine gewisse Zeit, ich sage gerne, für mindestens drei Jahre, diese Gelübde so zu halten, sexuell enthaltsam zu leben, im Ashram zu leben und sich besonders auf den Meister einzustimmen. Das ist also dann eine Einweihung für diese konkrete Form der spirituellen Praxis. Und danach kann man sich entscheiden, entweder weiter Brahmachari zu sein oder wieder ein anderes Leben zu führen mit Partnerschaft oder wie auch immer man es führen will. Oder wenn man das dann weitere drei Jahre gemacht hat, kann man dann die Sannyasa-Diksha bekommen und das ist die Einweihung zum Swami. Und ein Swami ist dann Mönch oder Nonne, der das Gelübde ablegt für Enthaltsamkeit und letztlich Loslösen von allen Identifikationen und Loslösen von individueller Familie. Hier bei Yoga Vidya haben wir momentan zwei Brahmacharis und eine Swamini, die große Mehrheit geht den anderen Weg, aber natürlich, sehr viele nehmen Manta-Weihe und Namens-Weihe.

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Spirituelle Entwicklung, Teil 10: Weihe und Segen

1azSpirituelle Entwicklung, Teil 10: Weihe und Segen

Ich habe zwei Fragen bekommen. Die Frage ist: „Was ist Segen und was ist Weihe?“

Ich gehe mal auf die zweite Frage ein: „Was ist Weihe, Einweihung?“ Das ist natürlich in jedem spirituellen System etwas anderes. Jetzt in unserem System, Yoga Vidya in der Sivananda Tradition, der Ausdruck „Weihe“ auf Sanskrit heißt „Diksha“ und Diksha, Weihe oder Einweihung heißt dann, dass ein Kanal geöffnet wird, so dass Segen fließen kann. Jetzt wäre die Frage: „Was ist Segen?“ Segen, man kann sagen, ist Energie, ist Licht, ist Führung usw. Man kann sagen, Gott ist zum einen das ganze Universum, Gott ist die Intelligenz hinter dem ganzen Universum, Gott ist Brahman. Wir können aber auch sagen, Gott ist die schöpferische Kraft hinter allen. Und Gott ist auch die Kraft hinter den großen Meistern. Und wenn wir eine Einweihung machen, dann wird die Kraft der Meister angerufen und die Kraft Gottes und diese Kraft soll dann in den Schüler hineingehen, um dem Schüler zu helfen, spirituell sich zu entwickeln. In unserer Tradition gibt es insbesondere die Mantra-Diksha, dann die Nama-Diksha, die Namensgebung, dann noch die Brahmacharya-Diksha, dann gibt es noch die Sannyasa-Diksha. Im weiteren Sinn sind auch, man kann sagen, gibt es eine Art Segen für Kinder, es gibt eine Art spirituelle Hochzeit, und genauso gibt es auch einen Segen für Sterbende. Auch das, könnte man sagen, sind Lebensweihen. Aber jetzt zunächst mal, die wichtigsten sind die ersten beiden, Mantra-Einweihung. In der Mantra-Einweihung wird ein Kanal geöffnet, ein Kanal, sowohl zu den Tiefen des Selbst, wie auch ein Kanal zu Gott, wie auch ein Kanal zu den Meistern, und so, dass der Zugang anschließend leichter geht. Und die Shakti des Mantras, die Kraft des Mantras, wird erweckt und stärker spürbar. Und auch so ein bisschen von dem so genannten Kilaka, den inneren Unreinheiten, werden dabei weggenommen, dadurch, dass der Einweihende sich zum Instrument macht, dass  dann eine Reinigungsschwingung kommen kann. Und so kann die Mantra-Meditation tiefer werden. Das sind Mantra-Weihen.

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Einpünktige Konzentration

1a.....Einpünktige Konzentration wäre, ihr hört einen Vogel und ihr spürt nur den Vogel. Eine ausgedehnte Konzentration wäre, ihr geht spazieren, ihr hört den Vogel, ihr hört parallel vielleicht irgendwelche Autos, die fahren, ihr hört das Rauschen der Bäume, aber es scheint heute relativ windstill zu sein, ihr riecht etwas, ihr seht etwas, ihr spürt die Erde, und alles gleichzeitig. Also, zur Erweiterung des Bewusstseins und Reduzierung der Vrittis gibt es tatsächlich die beiden Sachen, einpünktig auf eine Sache oder mehreres gleichzeitig. Und ihr könnt auch selbst überlegen: „Was habe ich in meinem Leben schon für Techniken erfahren, die mir geholfen haben, ganz im Hier und Jetzt zu sein und dabei einen erweiterten Bewusstseinszustand zu haben, und wie könnte ich das vielleicht heute machen?“ Also, nehmt den heutigen Tag eben als besonders Raja Yoga mäßig, konzentriert im Hier und Jetzt. Ab und zu mal, das Yoga Sutra hat nicht nur diese Techniken, ab und zu mal wird euer Geist plötzlich reflektieren wollen. Dann gebt dem auch ein bisschen Zeit und sagt: „Ok, jetzt willst du nachdenken. Aber in einer Viertelstunde bin ich mal wieder konzentriert im Hier und Jetzt.“ Und dann sagt wieder: „Und jetzt wieder konzentriert im Hier und Jetzt.“ Dann probiert das ein paar Mal und dann kann es sein, dass euer Geist wieder sagt: „Jetzt muss ich wieder mich über irgendwas innerlich beschweren. Irgendwo will ich mich jetzt über was aufregen und Alternativen aufzeigen, was besser noch sein könnte.“ Ok, dann seid mitfühlend mit euch selbst und lasst eurem Geist dort verschiedene Ideen dort spinnen und sich aufregen. Und danach geht wieder ins Hier und Jetzt. Also, Raja Yoga, bewusst Konzentration des Geistes. Und man kann auch sich bewusst vornehmen: „Ich will jetzt wacher noch sein.“ Und notfalls muss man halt ein Mittagsschläfchen halten, wenn der Geist ansonsten zu dösig ist. Dann soll er halt erst mal ein paar Minuten Mittagsschläfchen halten und danach ist man wieder wach. Oder notfalls Pranayama, um klarer zu denken. Und dann im Hier und Jetzt.

Hari Om Tat Sat

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Leben aus dem Göttlichen

swami s33Letztlich, Brahman ist Satyam, Shivam, Sundaram. Er ist Wahrheit und wenn Brahman Wahrheit ist, wenn wir dann lügen, wie können wir zu dieser höchsten Wahrheit kommen? Und letztlich, die Wahrheit kommt aus Leben aus Brahman heraus. Gut, jetzt noch ein paar Tipps für den Tag. Wir wollen ja alles, was wir machen, dann eben auch als Tipp für den Tag und ihr habt ja auch bei diesem spirituellen Retreat immer viel Zeit, das umzusetzen, längere Mittagspause als bei Intensivseminaren oder Aus- und Weiterbildungen. Und dort ist ein Konzept eben, über Konzentration zu Bewusstseinserweiterung zu kommen. Und dort wäre jetzt für heute die besondere Anregung, seid so viel wie möglich im Hier und Jetzt, ohne nachzudenken. Was also heißt, wenn ihr gleich die Yogastunde mitmacht, dann versucht, immer konzentriert zu sein, bei dem Atmen, bei der Empfindung der Dehnung, bei den Chakras, bei dem, was ihr macht. Wenn ihr esst, dann esst bewusst, spürt das Essen. Wenn ihr euch beim Essen unterhaltet – dann habt ihr zwar schon mehr als eine Sache – aber dann versucht, nicht gleichzeitig noch zusätzlich nachzudenken, sondern am besten, wenn ihr euch mit jemanden unterhaltet, versucht, ihn zu spüren, von eurem Herzen den anderen zu spüren. Das ist ja gerade ein großer Teil des Yoga Sutra, das ganze dritte Kapitel gibt Tipps, wie wir uns mehr konzentrieren können. Also, wir können, wenn wir mit einem Menschen zusammen sind, mit unserem Herzen sein Herz spüren. Wir können versuchen, seine Gedanken zu erfassen. Das muss nicht einfach nur Telepathie sein, sondern wenn ein Mensch spricht, wir können versuchen, ihn über die Sprache zu verstehen. Wenn ihr vielleicht dann zwischendurch spazieren geht, wenn ihr etwas seht, seht es bewusst, wenn ihr Vögel hört, versucht, sie mal bewusst zu hören. Wenn ihr geht, man kann dabei entweder eine einpünktige Konzentration oder eine ausgeweitete Konzentration üben.

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Einfühlungsvermögen

ammaGut, wie ist man jetzt Satya und Ahimsa gleichzeitig? Es ist schwierig, man kommt in einen Konflikt hinein. Wie kann man den lösen? Mit Maitri Bhava, mit Mitgefühl letztlich. Wir spüren, warum der oder die andere das macht, wir spüren uns selbst, wir spüren die Liebe, und dann wird einem eine interessante Antwort einfallen. Man kann sagen, „interessant“ oder „gewöhnungsbedürftig“, man hat wenigstens nicht gelogen, man hat aber auch nichts Verletzendes gesagt. Die erste Reaktion ist oft dann, „grässlich“, man hat aber Mitgefühl, und dann, indem man all das erkennt, warum macht die andere Person das, wo man sie doch vorher so gemocht hat, wie sie war. Und über dieses Mitgefühl ist wieder Bewusstseinserweiterung da. Ähnlich können wir auch wieder in Saucha, Reinheit, oder Santosha, Tapas usw.

Ich weiß jetzt nicht, in welche Gottesdienste du gegangen bist und welche christliche Literatur du gelesen hast. Es gibt schon sehr erhebende Interpretationen von diesen Versen. Man findet in der christlichen Literatur schon sehr viel mehr als jetzt einfach nur dieses Wörtliche. Alles bedarf natürlich der Interpretation, es bedarf des Lebens und am besten würde man, wenn man als spiritueller Mensch interessiert ist, spirituell zu wachsen, dann Interpretationen nehmen von Menschen, die es erfahren haben. Also, wenn man Bücher nimmt, würde man dann z.B. die Predigt von Meister Eckhart nehmen oder „Gespräche mit Gott“ oder die ganzen Johannes vom Kreuz, Theresa von Avila, „Die Nachfolge Christi“ von Thomas von Kempen, Thomas a Kempis, also, dort findet man die wichtigen Sachen. Die findest du jetzt nicht dort, wo Menschen religiös, aber nicht wirklich spirituell sind. Erinnert euch, am Anfang habe ich gesagt, es gibt religiöse Menschen, die sind spirituell, es gibt religiöse Menschen, die sind nicht spirituell, und es gibt spirituelle Menschen, die sind nicht religiös. Und wenn wir jetzt spirituell sind, das verbinden wollen mit einer Religion, dann gilt es, aus der Religion eben das zu nehmen, was von spirituellen Menschen stammt, die gesagt haben: „Ich habe Gott tatsächlich erfahren.“ Nicht von Menschen, die eben sagen: „Ja, glaube nur das Richtige und dann wirst du nach dem Tod schon in den Himmel kommen. Aber in diesem Leben, ich habe Gott nicht wirklich erfahren, aber Gott hat Gebote gegeben, halte die, dann wirst du die Verwirklichung erreichen.“ Also, hier müssen wir schauen, wenn wir spirituelle Tiefe erfahren wollen, dann gilt es, sich an die Menschen zu richten oder von den Menschen zu lernen, die diese spirituelle Tiefe erreicht haben. Und die gibt es wieder in allen Religionen. Aber es gibt Anhänger von Religionen, die verrückte Geschichten sagen. Und es gibt Anhänger von Religionen, die Sachen sagen, die eben nicht zur spirituellen Erfahrung führen. Also hier, die Yamas und die Niyamas sind zu verstehen als Praktiken, um dem Geist wacher zu machen, konzentrierter zu machen und zur Bewusstseinserweiterung zu führen. Und das ist immer das, womit wir dann auch umgehen. Wenn wir sagen, „ich will Ahimsa verwirklichen“, ist es nicht, „du sollst Ahimsa üben“, sondern im Sinne von: „Übe Ahimsa, Konzentriertheit, erweiterte Bewusstheit und Einheitserfahrung.“ „Du sollst nicht lügen“ oder „du sollst wahrhaftig sein, Satya“, nicht als ein Gebot, „ansonsten kommst du in die Hölle“, sondern als eine Hilfe, wie wir zur Bewusstseinserweiterung kommen können.

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Gedanken zur Ruhe bringen

om2Unser jetziges Bewusstsein kann etwas wacher sein, manche sind jetzt vielleicht gerade sehr wach, manche so halb am Dösen, manche dreiviertel. Und paradoxerweise, wenn wir so die Wachheit nehmen, und hier ist die Anzahl von anderen Vrittis. Angenommen, wir sind wenig wach. Wie viele andere Vrittis, Gedanken, haben wir, außer dem Nidra, der Schläfrigkeit, an sich? Wenig. Angenommen, wir werden jetzt etwas wacher. Wie viele Vrittis haben wir dann? Mehr. Angenommen, wir sind noch wacher? Noch mehr. Angenommen, wir sind noch wacher? Langsam wird es nicht mehr. Und dann sind wir wirklich ganz aufmerksam. Wie viele Vrittis haben wir dann? Weniger, eine irgendwann, und irgendwann keine. Und hier ist Kaivalya. Große Wachheit, kein Gedanke, noch nicht mal Nidra. Es gilt also, den Gedanken von Nidra zu überwinden. Und den Nidra-Gedanken überwinden wir zum einen auch, indem wir die anderen Vrittis zur Ruhe bringen, aber dabei die Wachheit des Geistes auch fördern. Das ist ja die große Schwierigkeit in der Meditation, wenn man jetzt nur die Anzahl der anderen Vrittis reduziert, dann kann das in zwei Richtungen gehen. Nämlich in die Schläfrigkeit oder in die Wachheit. Preisfrage, was passiert häufiger? Das Schöne ist allerdings auch, es kann dann auch sich von hier plötzlich hierher katapultieren. Das habt ihr vielleicht auch schon mal bemerkt. Irgendwo, ihr bemüht euch um Konzentration. Nach einer Weile merkt ihr, ihr kommt in so eine Art Döszustand, Halbbewusstheit, irgendwo so ein paar Tagträume parallel, es ist irgendwo angenehm wohlig, ihr wisst, es ist nicht wirklich Meditation, aber ihr kriegt auch den Geist nicht unter Kontrolle, ihr überlegt, „muss ich jetzt aufhören, die Augen öffnen“, ihr kriegt es noch ein paar Mal hin, den Geist ein bisschen konzentrierter und wacher zu halten, dann irgendwann gebt ihr es auf. Und dann wiederholt ihr noch so im Halbbewusstheitszustand das Mantra, wenigstens noch beim Ein- und bei Ausatmen, während zwischendurch so dieses angenehm wohlige Dösgefühl, vielleicht mit ein paar Bildern parallel, dabei ist. Und dann plötzlich ist man wach. Und plötzlich erfährt man erweiterten Bewusstseinszustand. Oder Knie tun weh oder man hat plötzlich das „Om“ von weit weg gehört. Was auch immer. Also, Konzept des Raja Yoga ist, wir wollen wach werden. Und um dorthin zu kommen, ist, gleichzeitig Gedanken reduzieren, gleichzeitig bewusster dort werden. Und Patanjali sagt, wenn wir diese Yamas und die Niyamas üben, das hilft uns, unseren Geist konzentrierter zu halten. Und das hilft uns auch, andere Bewusstseinszustände hervorzurufen. Und umgekehrt, wenn wir dann in höheren Bewusstseinszuständen sind, dann fällt auch all das leichter. Es ist also so eine Art Engelskreislauf. Wir bemühen uns, unseren Geist mehr in Ahimsa zu bringen, und das beinhaltet einiges an Kontrolle, Mitgefühl zu entwickeln, andere zu verstehen, auch uns selbst zu verstehen. Ahimsa heißt ja nicht nur Mitgefühl mit anderen, sondern auch Mitgefühl mit uns selbst. Das beinhaltet eine große Bewusstheit auch, denn das Normale wäre, irgendwas ärgert einen, also, erstens, es ärgert einen, zweitens schaut man, man kann sagen, die einfache Weise wäre dann loszuschreien oder loszuschlagen oder loszuknurren, was Hunde und Katzen machen. Eine fiese Methode wäre, das machen dann hauptsächlich Menschen, „wie kann man den anderen vernichten“, so hintenherum. Ahimsa hieße, zu schauen, den Menschen zu verstehen und dann geschickt damit umzugehen. Das bedarf viel Achtsamkeit.

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