Auf eine gewisse Weise, natürlich in unseren Breiten stellt sich etwas nicht, was in Indien wichtig war über Jahrhunderte und heute in vielen Teilen Indiens auch noch, Kama heißt auch, dafür zu sorgen, dass man was zu essen hat. Kama heißt auch, dafür zu sorgen, dass man ein Dach über dem Kopf hat und wenn der Winter kommt, dass man Nahrungsmittel hat. Oder in Indien, wenn der Monsun kommt, dass man ein Dach über dem Kopf hat und dass man überleben kann. Darüber brauchen wir uns weniger Gedanken zu machen. Wir können uns aber Gedanken machen durchaus: Wie können wir anderen helfen, dass sie das machen? Es gibt immer noch eine Milliarde Menschen auf der Welt, die Hunger leidet. Und zweieinhalb weitere Milliarden Menschen, die qualitativ unterernährt sind und keine Wahl haben. Zwar sind im Westen auch die meisten Menschen quantitativ überernährt und qualitativ unterernährt, aber sie hätten die Wahl. Artha, finanzielle Absicherung und gewisser beruflicher Erfolg. Hier kann man sagen, glücklicherweise haben wir in Deutschland ein noch halbwegs funktionierendes soziales Sicherungsnetz, es muss keiner verhungern in Deutschland und auch keine Angst haben, dass er im Alter verhungern wird. Ich muss jetzt gerade daran denken, beim Business Yoga Kongress gab es so eine Frau, die lebhaft geschildert hat, wie sie in einen Burnout hineingekommen ist. Und sie hat so beschrieben, sie war irgendwo in der Fernsehbranche tätig und hat auch gut verdient, hat Teams mit siebzig Leuten angeleitet, irgendwelche großen Sendungen auch gemacht, zwar nicht vor der Kamera, aber eben hinter der Kamera, irgendeine wichtige Person. Und sie hat viel Geld verdient und sich ständig überlegt: „Was passiert, wenn ich keinen nächsten Auftrag mehr bekomme?“ Denn die sind ja nicht angestellt, sondern sie hat gesagt, in neun Jahren achtzehn verschiedene Verträge. „Was passiert, wenn ich keinen nächsten Vertrag bekomme?“ Ihr Kontostand ist immer weiter gewachsen und sie hatte achtzig bis hundert Stundenwochen, hat gar keine Zeit gehabt, Geld auszugeben. Aber es war immer das Damoklesschwert: „Ich brauche Sicherheit. Ich brauche Sicherheit.“ Egal, wie viel Geld da war: „Ich brauche Sicherheit.“ Und so, viele Menschen haben das irgendwo und das braucht es nicht. Wir können sagen, schon alleine in Deutschland zu leben, das, wo sich Jahrtausende lang Menschen bemühen mussten, um eine Sicherheit zu haben, die haben wir alleine dadurch, dass wir in Deutschland leben. Was nicht heißt, dass man jetzt auf Kosten der Gemeinschaft leben soll. Wenn man die Wahl hat, dann sollte man durchaus seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Wenn man nicht die Wahl hat, sollte man aber auch kein schlechtes Gewissen haben. Kama und Artha sollte man nicht überbewerten. Das wird in unserer heutigen Zivilisation stark überbewertet. Da nebendran haben wir die Manifestation der Überbewertung von Kama. Ich glaube, ihr wisst alle, was da nebendran ist? Aber man kann auch sagen, es ist die Möglichkeit, wir müssen nicht alles haben, wir wissen, wir könnten es haben. Das ist ja auch was Schönes. Und Artha in diesem Sinne wird auch überbewertet. Man sagt, 25-Jährige machen sich Sorgen über ihre Alterssicherung. Wir hatten dort heute einen, der – ich habe es jetzt vergessen. Das ist eigentlich ein bekannter Mensch. Der hat irgendwie gesprochen über die Zukunft, er war so ein Zukunftsforscher, der irgendwo sagt, Menschen extrapolieren immer das, was heute ist. So ähnlich wie, angenommen, es gibt ja die berühmte Sache, Ende des 19. Jahrhunderts gab es die Vorhersage, Mitte des 20. Jahrhunderts wird New York im Pferdemist ersticken, denn es ist absehbar, dass es immer mehr Pferde in New York gibt und die Leute immer mehr fahren und ab da wird es eine Pferdemistkatastrophe in New York geben. So ähnlich, wir wissen nicht, was in der Zukunft ist.
– Fortsetzung folgt –
Dies ist die 14. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Essen. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken