Spirituelle Blindheit

zenAlso, Menschen leben in einer Illusion und tatsächlich, die Mehrheit der Menschen lebt in einer spirituellen Blindheit. Und manchmal muss man auch selbst realistisch sein, auch die Mehrheit der spirituellen Menschen verbringt die Mehrheit des Tages in spiritueller Blindheit, oder? Wenn ihr ehrlich seid? Oder mindestens einen Teil des Tages. Morgens meditiert man, man liest etwas, und dann, irgendjemand verhält sich eigenartig. Letztlich, die drei Weisen, wie man auf Bedrohung reagieren kann, Flucht, Kampf, Totstellen, bleiben die drei Weisen, wie Menschen auf bedrohliche Situationen reagieren. Fliehen, vor der Situation weg rennen. Kämpfen, ärgerlich werden und losgehen. Und totstellen heißt erstarren. Und es könnte sein, dass heutzutage viele Menschen eben in diesen dritten Zustand gehen und wenn der dann länger wird, dann nennt er sich irgendwann Depression. Eine der vielen Erklärungen, die man heutzutage hat, dass jetzt so viele Menschen in Depressionen fallen. Früher hat man nur vom Flucht-Kampfmechanismus gesprochen und dass der einen stresst, und man hat vergessen, es gibt den Flucht-Kampf-Totstellmechanismus. Also, wenn ein Tiger kommt, dann kann man entweder fliehen oder kämpfen oder sich nicht bewegen. Wenn man sich nicht bewegt, merkt der Tiger das vielleicht nicht und geht vorbei. Und so ähnlich, in bedrohlichen Situationen, Chef schimpft einen, kann man entweder kämpfen – das ist gegen den Chef meistens nicht sehr gut – man kann fliehen, einen neuen Job suchen, oder man kann erstarren. Und das machen dann viele Menschen. Es über sich ergehen lassen und hoffen, das geht vorbei, aussitzen. Oder Kunde beschwert sich. Fliehen, weg rennen vor dem Kunden, kämpfen, gegen den Kunden schimpfen. Keines von beiden geht, stattdessen hoffen, er hört bald auf. Es gibt natürlich noch eine vierte Lösung und die vierte Lösung wäre mitfühlen und einfühlen, irgendwo so machen, dass es für einen selbst und für den anderen ok ist. Und letztlich erkennen: „In mir ist Gott, in dem anderen ist Gott, und letztlich ist das Ganze irgendwo ein Lila, ein göttliches Spiel.“ Und im Bewusstsein der Verbundenheit, im Bewusstsein dieses Spiels, das gerade da ist, können wir an die ganze Sache mit Humor, mit Heiterkeit und mit Geschicktheit herangehen. Und mit Verbundenheit.

Also, letztlich würde man sagen, spirituell das anzugehen, heißt, gar keine Bedrohung zu spüren. Gut, und jetzt könnt ihr selbst überlegen, wie häufig fühlt ihr euch bedroht und reagiert mit Flucht, Kampf, Erstarren? Und wie häufig könnt ihr Situationen einfach als irgendwo Teil des kosmischen Spiels mit einer gewissen Heiterkeit, Gelassenheit, Humor angehen? Und natürlich wird man auch hier sagen, wir werden durchaus beeinflusst von anderen Menschen, von unserer Erziehung und vielleicht auch von Erfahrungen von früheren Leben. Und man kann auch sagen, und solange es uns noch nicht gelingt, mehrheitlich uns gar nicht bedroht zu fühlen, kann es auch hilfreich sein – und hier kommen wir dann zu den relativeren Aspekten des Yoga – eben zu lernen, mit uns selbst mitfühlend umzugehen und irgendwo auch mit bedrohlichen Situationen anders umzugehen. Aber von einem spirituellen Standpunkt aus empfinden wir keine Bedrohung und deshalb brauchen wir weder Ängste zu bekommen, noch Wut, noch Wut zu unterdrücken, noch zu erstarren, noch in die Depression hinein zu rutschen.

– Fortsetzung folgt –

Dies ist die16. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Spirituelle Entwicklung, Teil 3: Fragen zum Thema Vedanta

swami sivanand17Spirituelle Entwicklung, Teil 3: Fragen zum Thema Vedanta

Ich habe hier eine Reihe von Fragen. Dann habt ihr vielleicht auch noch Fragen, es können auch praktische Fragen zur Meditation sein oder zu Erfahrungen, die ihr habt, oder aus dem Alltag, aber zuerst will ich hierauf eingehen.

„Wenn spirituelle Normalsichtigkeit der natürliche Zustand ist, weshalb leben dann in meiner Wahrnehmung wesentlich mehr Menschen in spiritueller Blindheit?“

Das ist eine gute Frage. Aber so ähnlich, wie man sagen kann, bis vor 550 Jahren hat man in Europa daran geglaubt, dass die Erde eine Scheibe ist. Jetzt wäre die Frage: Obgleich die Erde eine Kugel ist, warum hat die große Mehrheit der Menschen gedacht, dass die Erde eine Scheibe ist? Es spielt letztlich keine Rolle, warum. Menschen können in der Täuschung leben. Oder bis vor zweihundert Jahren war so die offizielle Meinung, die Mehrheit der Menschen hat das auch geglaubt, dass die Erde – ich glaube – 4500 Jahre v.Chr. geschaffen worden ist. Oder 3500 Jahre, je nachdem. Es gibt zwei Lesungen, wie man die Patriarchen im Alten Testament zusammenzählt und dann hat man gedacht, die Erde ist 3500 oder 4500 v.Chr. entstanden. Oder vor ein paar Jahrhunderten hat man gedacht, eigentlich noch vor 150 Jahren, hat man gedacht, die Europäer, die weiße Rasse ist überlegen. Vor 300 Jahren haben sie das als Grundlage genommen, die Schwarzen zu versklaven. Also, ich greife das jetzt nur auf, dass es verrückte Täuschungen gibt, aus denen man aufwachen kann. Und auch wenn eine Mehrheit von Menschen einer verrückten Täuschung unterliegt, heißt das noch lange nicht, dass sie deshalb korrekt ist. Und so unterliegt die Mehrheit der Menschen jetzt der Täuschung, dass sie eben in einer spirituellen Blindheit sind. Man glaubt das, was die Eltern einem erzählt haben, man glaubt das, was die Lehrer einem erzählt haben, man glaubt das, was die so genannte Peer-Group einem erzählt, also die Jugendlichen, mit denen Jugendliche aufwachsen. Und es kann vollständig irrtumsbehaftet sein. Also, die so genannten Normalen können ziemlich geistesgestört sein. Ich würde die Vorstellung, dass es minderwertige Menschen gibt für Verwirrtheit halten. Und ich glaube, heute würde dem jeder zustimmen. Ich würde auch die Vorstellung für verwirrt halten, dass man Tiere essen darf. Und ich hoffe, dass das in fünfzig Jahren jeder so sieht. So wie es heute jeder für verrückt erklärt, dass man auf Beutezug gegangen ist früher in manchen Kulturen, um andere Menschen zu schlachten, sie zu bekommen, um sie anschließend zu schlachten und essen zu können. Die haben irgendwo gedacht, das wäre normal. Da hieß es sogar, dass man stark wird, wenn man das Herz eines anderen Menschen isst. Um stark zu sein, muss man mindestens einmal im Leben das Herz eines Kriegers gegessen haben. Solche verrückten Vorstellungen gab es. Genauso, wir können in diesem Irrtum leben und die Mehrheit der Menschen lebt in einem gewissen Irrtum. Menschen heute leben in dem Irrtum, Geld macht glücklich. Oder Menschen leben in dem Irrtum, ein großes Haus zu haben, macht glücklich, ein großes Auto zu haben, macht glücklich, das neueste Smartphone oder Tablet PC zu haben, macht glücklich, irgendwie beruflicher Aufstieg, macht glücklich usw. Alle möglichen Irrtümer. Oder wenn man nur die richtige Person findet, ist man dauerhaft glücklich. Vieles können wir machen, um vorübergehendes Glück zu haben. Ohne Zweifel, es gibt irgendwelche Umstände, wo man sich ein bisschen wohler fühlt, es gibt Menschen, mit denen kann man besser zusammenleben, es gibt Beruf, wo man besser leben kann, es gibt Kollegen und Vorgesetzte oder Mitarbeiter, und irgendwo Geschicktheit im Handeln heißt auch dort, dass man irgendwo lernt, damit umzugehen. Nur die Vorstellung, dass irgendetwas Äußeres einen dauerhaft glücklich macht, ist illusorisch. Meine wahre Natur ist Brahman. Diese zu erfahren, macht dauerhaft glücklich.

 

– Fortsetzung folgt –

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Frage eines Schülers

1a43Teilnehmer: „Wenn man eine Rückführung erlebt, ist man ja voll da. Ich weiß genau, dass ich da liege und kann genau denken und alles…“ (schlecht zu verstehen)

Aber du erinnerst dich immer noch: „Ich bin die Person, die jetzt gerade liegt und zurückgeführt wird, aber ich erlebe etwas anderes.“ Oder man hat irgendeine Phantasie oder man träumt, so eine Art Halbtraum, man weiß, auch wenn man jetzt diesem Traum irgendwo nachgeht oder gerade so am aufwachen ist und dann noch die alten hat, dann weiß man: „Ah, ich habe das alles geträumt, aber ich bin jetzt der.“ Und so ähnlich auch, wir können das scheinbar vergessen, aber wir wissen: „Aham Brahmasmi.“

Also, Aham Brahmasmi. Tat Twam Asi. Prajnanam Brahman, letztlich die Bewusstheit, Prajna, ist Brahman. Ayam Atma, dieses Selbst ist Brahman.

– Fortsetzung folgt –

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Gleichmut und beständige Liebe

krishna27Krishna definiert: „Wenn einem Lob und Tadel gleichbleiben, wenn man der Gleiche bleibt in Hitze und Kälte, Vergnügen und Schmerz, wenn man ohne Verhaftung ist und allen Menschen im gleichen Geist der Liebe begegnen kann, dann ist man im Nirvikalpa Samadhi gegründet.“ Krishna beschreibt es noch mehr, ich habe es euch jetzt kondensiert. Aber Arjuna stellt ihm genau diese Frage, ich glaube, ein halbes Dutzend Mal. In den achtzehn Kapiteln beschreibt Krishna fünf oder sechs Mal die Charakteristika eines Vollkommenen. Der Arjuna will erst wissen: „Wie erkennt man einen Menschen? Wie sitzt er, wie geht er, wie steht er?“ Und Krishna ignoriert die Frage des Sitzens, Gehen und Stehen vollständig und erklärt es so. Und so weiß man es letztlich auch. Das heißt nicht, dass man eine wandelnde Statue ist oder schwebt, man kann genauso hinken wie vorher auch, ein Selbstverwirklichter kann auch Krankheiten haben, er kann auch Temperament haben, aber er hat diese Gleichmut und den beständigen Geist der Liebe. Und jetzt, um wieder darauf zurückzukommen, ich nehme an, wer länger auf dem Weg ist, hatte Erfahrungen des Göttlichen irgendwann gehabt, aber die vergehen dann irgendwann und dann muss man sie wieder hervorrufen. Und dann bleiben die manchmal monatelang weg. Gut, und dann gilt es, das ist dann der Weg des Jnana Yoga, Yoga der Erkenntnis, wo man sagt: „Ich habe das schon mal erkannt. Und selbst wenn es mir momentan nicht möglich ist, durch den Grauschleier hindurchzugehen, dennoch weiß ich, ich bin dieses unendliche Selbst. Und auch wenn ich jetzt durch ein bestimmtes Karma hindurchgehe, wo anscheinend ich jetzt nicht mehr diese große Bewusstheit habe, ich weiß trotzdem, Tat Twam Asi, Das bist du. Oder Aham Brahmasmi. Ich bin dieses unendliche Brahman.“ Das ist so ähnlich wie, angenommen, ihr seid mal eine Weile in einem anderen Kontext, dann vergesst ihr trotzdem nicht, dass ihr ursprünglich von woanders her wart. Kennt ihr ein Beispiel?

– Fortsetzung folgt –

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Bewusstsein des Ewigen

sukadev,..Manchmal ist dann auch wichtig und das ist auch wieder das Jnana Yoga, es gibt Techniken, um zu dieser Erfahrung von Brahman zu kommen, und danach müssen wir die auch analysieren diese Erfahrung. Und dann können wir aus dieser Erfahrung heraus leben. Denn es ist jetzt auch unrealistisch anzunehmen, wir würden jetzt ständig im Bewusstsein der unendlichen, ewigen Wirklichkeit sein. Es heißt, die großen Meister, die sind ständig in der Bewusstheit des Ewigen und Unendlichen und Absoluten. Aber so viele gibt es nicht wirklich. Und manche der hier Anwesenden haben ja gestern gesagt, sie haben vor zehn Jahren die Yogalehrerausbildung gemacht und manche vielleicht sind schon seit zwanzig Jahren auf dem Yogaweg, meditieren. Und wer so lange meditiert, seid ihr ständig im Gottesbewusstsein? Vermutlich nicht. Das erschreckt manchmal, jetzt macht man zwanzig Jahre und manchmal ist das für einen selbst eine große Enttäuschung. Man denkt, so irgendwo am Anfang versteht man, Knie tun weh, Rücken tut weh, Schultern tun weh in der Meditation, ok, muss man durchhalten. Dann macht man Asanas, irgendwann sitzt man gut. Dann macht man Pranayama, Prana steigt, dann kommen die Meditationserfahrungen, schön. Dann denkt man: „Ja, wenn ich so zurückschaue, im letzten Jahr, was ich für Fortschritte gemacht habe, dass extrapoliere ich in die Zukunft, dann in sechs Jahren müsste mein Leben ohne Probleme verlaufen.“ Ich kann mich erinnern, als ich mit Yoga begonnen hatte, dann habe ich irgendwann Swami Sivanandas Buch „Sadhana“ in die Hand bekommen und da stand: „Jeder ernsthafte Aspirant kann in sechs Jahren Samadhi erreichen.“ Dann habe ich gedacht, ganz so ernsthaft bin ich nicht, verdopple ich das, in zwölf Jahren erreiche ich Samadhi. Und die ersten Jahre sah das wirklich so aus, ich bewegte mich dorthin. Aber dann, so nach drei Jahren, ging es nicht mehr so. Und dann irgendwann als ich dann elf Jahre praktiziert hatte oder zehn, da habe ich irgendwo gemerkt, das wird wohl nichts mit den zwölf Jahren Dauersamadhi, selbst wenn ich vorige Erfahrungen als vielleicht Savikalpa Samadhi deuten kann, bin ich nicht im dauernden Gottesbewusstsein.

– Fortsetzung folgt –

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Spirituelle Entwicklung, Teil 2: Die vier Mahavakyas

1aaaccSpirituelle Entwicklung, Teil 2: Die vier Mahavakyas

Es gibt im Jnana Yoga vier so genannte Mahavakyas, große Aussprüche: Tat Twam Asi – Das bist du.  Aham Brahmasmi – ich bin dieses Brahman. Prajnanam Brahman – Bewusstsein ist Brahman. Ayam Atma Brahman – Ayam – dieses, Atma – Selbst, ist Brahman. Diese finden wir in den Upanishaden. Wahrscheinlich habt ihr alle schon mal von den Upanishaden gehört. Upanishaden sind der letzte Teil der Veden. Veden, die uralten Schriften, Veda heißt wörtlich Wissen, in denen das gesamte Wissen dargelegt ist, sowohl das relative Wissen, das wird in den ersten drei Teilen der Veden beschrieben, wie auch das absolute Wissen, das in den Upanishaden, dem vierten Teil der Veden beschrieben wird. Hundertacht Upanishaden, was den letzten Teil der Veden ausmacht, und in diesen Upanishaden stehen dann die vier Mahavakyas. Jede dieser vier Mahavakyas steht in ein paar der Upanishaden, aber es gibt auch Upanishaden, wo kein Mahavakya beschrieben wird. Aber weil diese in mehreren Upanishaden beschrieben werden, sind die also die Mahavakyas, die großen Aussprüche. Tat Twam Asi – Das bist du. Wenn man überlegt: „Wer bin ich?“ Das bist du. Das, Tat. Das heißt, wir können es nicht beschreiben. Es sagt nicht: „Ich bin groß, ich bin klein, ich bin dick, ich bin dünn usw.“ Sondern Tat – Das bist du. Angenommen, jemand anders fragt uns: „Wer bist du?“ Dann sagen wir: „Ich bin Frau Sowieso.“ Oder angenommen, man geht irgendwo auf eine Messe vom Beruflichen und jemand fragt: „Wer sind Sie?“ Dann sagt man: „Ich bin Einkaufsleiterin.“ Angenommen, man geht auf einen Elternabend, und dann: „Wer sind Sie?“ „Ich bin die Mutter von der Petra.“ Angenommen, man geht nach dreißig Jahren auf so ein Abi-Feier-Jubiläum: „Wer bist du denn?“ „Ja, ich bin die Karla, ich saß zwei Bänke vor dir.“ Angenommen, man spricht mit einem anderen Hobbyastrologen: „Wer bist du?“ „Ja, ich bin Sonne Löwe, Aszendent Steinbock, Mond im sechsten Haus, Mondknoten im vierten Haus.“ „Ahh.“ Angenommen, man spricht mit einem Ayurveda-Menschen und fragt: „Wer bist du?“ „Ich bin VataPitta mit momentan einer Kapha-Störung.“ Angenommen, man geht ins Krankenhaus und der Arzt, der einen operieren will, fragt: „Wer sind Sie denn?“ „Ah, ich bin der Beinbruch.“ Oder: „Wer ist das denn?“ Die Schwester sagt: „Das ist der Beinbruch im rechten Oberschenkel.“ Also so viele Beschreibungen, aber wir können zu allem sagen, sind wir irgendetwas davon? Neti, Neti, das sind wir alles nicht. Was sind wir in Wahrheit? Tat Twam Asi – Das, was nicht beschreibbar ist. Tat, Das. Wenn wir uns für uns selbst beschreiben wollten, dann ist es schwierig. Bin ich wirklich selbst ausreichend beschrieben mit Vata, Pitta, Kapha, mit Mutter oder Vater oder Tochter? Bin ich ausreichend beschrieben? Angenommen, ihr geht zur Goldenen Hochzeit eurer Eltern und dann trefft ihr irgendjemand. „Wer bist du denn?“ „Ja, ich bin die Tochter von der usw.“ Also, mit all dem sind wir nicht ausreichend beschrieben, deshalb Tat Twam Asi – Das, unbeschreibbar, das bist du. Das, was nicht in Worte gebracht werden kann, Das bist du. Jetzt habe ich viele Worte gebraucht für das, was nicht in Worte zu bringen ist. Aber es ist eben erfahrbar. Und ich weiß jetzt nicht, ob es euch am Tag öfters gelungen ist, das zu erfahren, oder ob ihr mehr vielleicht Reinigungserfahrungen, wie Müdigkeit oder Kopfweh hattet, oder der Geist sich erst mal freut, jetzt kann es mal wild drauflos denken. Das gibt es auch manchmal und das ist auch notwendig. Also, wenn der Geist nicht davon abzuhalten ist, zu denken, dann braucht er das halt gerade. Und wenn halt irgendwo Müdigkeit so auftaucht, dann war halt anscheinend Stress die letzten Wochen und dann kann jetzt mal der Geist so ein bisschen sich hinter einem Grauschleier verstecken. Das ist dann auch ganz ok. Oder wer sich entschieden hat, auf Kaffee zu verzichten und normalerweise Kaffee trinkt, wird vielleicht einen leichten Kaffeeentzug haben. Man kann sich natürlich auch entschieden haben, nicht darauf zu verzichten, wir haben ja das Café Maya, wo ihr gut in Versuchung geführt werden könnt. Oder wir haben grünen Tee morgens, damit kann man auch dem ein bisschen vorbeugen. Aber man kann auch sagen: „Ich nehme das so in Kauf, ein oder zwei Tage, und danach habe ich meinen Geist von den externen Stimulantien befreit. Und danach habe ich wieder die Klarheit, die ich habe, ohne diese Dinge.“ Also, so was kann auch da sein. Aber selbst wenn das da ist: „Tat Twam Asi. Ich bin etwas, was jenseits davon ist.“ Und das kann man Momente erfahren und manchmal auch länger.

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Moment der Gegenwart

asana6Manche Computerprogrammierer machen solche Erfahrungen, plötzlich sind sie nur noch da dran und es fließt. Im Tanzen erfahren es manche. Manche erfahren das im Gespräch mit anderen Menschen. Manche erfahren es in ganz anderen Kontexten. In dem Moment, wo wir in der Gegenwart sind, das Ego weg ist, im Sinne von: „Ich muss besser sein als andere. Ich muss das und das erreichen. Was kriege ich dafür, wenn ich das jetzt mache?“ In dem Moment kommt eine spirituelle Erfahrung, im Sinne von, Weggehen vom Ego, Verbundenheit, Ausdehnung. Das ist so, wie Karma Yoga zur Öffnung führt. Nächstes Prinzip, Raja Yoga. Raja Yoga heißt, im Wesen gibt es mehrere Aspekte. Natürlich, alle anderen Yogawege haben natürlich auch noch mehr Aspekte. Yogawege heißen nicht nur, dass wir jetzt in jedem Moment in dieser euphorischen spirituellen Erfahrung drin sind. Jeder Yogaweg hat auch noch viele andere Aspekte, aber jetzt geht es eben besonders um diese Erfahrung. Raja Yoga heißt, wir üben Praktiken, die unser Bewusstsein erweitern. Und in diesem Sinne gehört auch alles Kundalini Yoga, es gehört alles Hatha Yoga, gehört auch zum Raja Yoga, Meditationstechniken. Dann überschneidet es sich natürlich, weil es ja auch im Jnana Yoga und im Bhakti Yoga Meditationstechniken gibt, auch im Karma Yoga. Aber Raja Yoga sagt, wir können Übungen machen, um einen erweiterten Bewusstseinszustand herzustellen. Und der erweiterte Bewusstseinszustand ist dann eine spirituelle Erfahrung. Und eine spirituelle Erfahrung kann dann unsere Alltagserfahrung spiritualisieren.

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Was ist die Welt?

Und im Alltag, wenn ihr heute Nachmittag oder zwischendurch mal für euch selbst seid, dass ihr dann Momente habt, wo ihr probiert, keine Worte zu formulieren. Vielleicht zwischendurch mal fragen: „Was ist die Welt? Wer bin ich?“ Das sind dann Worte. Und dann schauen, ob ihr vorübergehend die Worte weglassen könnt und dann die Erfahrung der wortlosen Bewusstheit macht. Und danach, nachdem ihr die Erfahrung gemacht habt, kann man wieder analysieren: „Was ist das für eine Erfahrung?“ Und dort vielleicht erkennen: „Ja, Sarvam, hinter allem ist Brahman.“ Die anderen will ich jetzt nochmal kurz erwähnen, die werden wir dann etwas – vielleicht die nächsten Tage will ich die etwas genauer analysieren und dann auch Übungen, wie können wir darüber Erfahrungen machen. Bhakti Yoga ist der Yoga der Hingabe, der Gottesverehrung. Das ist letztlich der Weg über die Emotionen und über Liebe. Wir spüren Gott, wir erfahren Gott, wir geben uns Gott hin und dann kommt daraus die Erfahrung Gottes. Im Bhakti Yoga gibt es eine ganze Menge von Techniken auch, um Liebe und Hingabe zu entwickeln. Mantrasingen. Viele von euch sind mit Mantrasingen vertraut, ich weiß nicht, ob jemand von euch bis gestern noch nie Mantras gesungen oder gehört hatte. Aber wir finden das eigentlich in allen spirituellen und religiösen Traditionen, dass man singt. Singen geht an die Emotionen und zwar ruft es die Emotion der Hingabe, der Gottesverehrung hervor. Wir können Pujas machen. Ich glaube, am Donnerstagabend haben wir eine Puja, ein Ritual, welches alles Mögliche macht, um Hingabe zu erzeugen. Wir können Arati machen. Arati kann man ja auf verschiedene Weise machen. Wir können es Karma Yoga mäßig machen, wir schicken Gedanken von Licht, Liebe, Ehrerbietung, Wohlwollen in alle Richtungen. Wir können es als Bhakti Yoga machen, wir bringen Gott etwas dar, Licht dar, wir verehren Gott, wir verneigen uns. Also, Gottesverehrung führt dazu, dass wir Gott wahrnehmen und Gott fühlen, spüren, Gottes Liebe entwickeln. Dritter Mechanismus oder dritte Wirkweise, wie wir zu einer spirituellen Erfahrung kommen, ist Karma Yoga. Karma Yoga, der Yoga der Tat. Und Karma Yoga hat zwei Hauptaspekte. Der eine Aspekt ist, uneigennütziges Dienen. Wir tun etwas für andere. Und wenn wir etwas für andere tun und dabei vom Ego uns lösen, dann kommt die Erfahrung der Liebe zu anderen Menschen. Und in dem Moment, wo eine wirkliche Erfahrung von Liebe zu einem anderen Menschen ist, ist das in jedem Fall auch eine spirituelle Erfahrung. Spirituell im Sinne von Verbundenheit, Einheit, nicht Ego-Bewusstsein, nicht Egozentriertheit, nicht Getrenntheit, sondern eine Verbundenheitserfahrung.

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Die Welt in Konzepte und Worte fassen

1a,,,,,Der Mensch macht noch etwas, um die Welt zu strukturieren und von sich zu trennen. Das ist, die Welt in Konzepte und Worte zu fassen. Z.B. wir sagen, das ist ein Kissen, es sind sogar zwei Kissen. Damit habt ihr das Ganze etikettiert, ihr habt es in eine Schublade gebracht und dann ist es „Kissen“. Wenn man die Welt mal wahrnimmt ohne Worte, dann ergibt sich etwas anderes. Das war so eine meiner ersten Zugänge zur Spiritualität, jenseits von der kindlichen Religiosität im Kindergottesdienst und dann irgendwelche Visionen, die ich als Kleinkind hatte oder auch in Gebeten. Aber so als Jugendlicher bin ich geritten und irgendwann hatte ich mal den Ehrgeiz oder den Wunsch, die Welt wahrzunehmen wie mein Pferd. Ich wollte mein Pferd verstehen. Und zuerst war ich ein bisschen naiv und habe nur gedacht, ich weiß nur eines, wie ein Pferd die Welt nicht wahrnimmt, nämlich in Worten. Pferd spricht keine Worte, hört keine Worte, also will ich mal probieren, die Welt ohne Worte wahrzunehmen. Und so bin ich dann auf Ausritten, habe ich das dann gemacht, probiert, keine Worte geistig zu formulieren. Und das ist mir auch durchaus mit etwas Übung gelungen, manchmal Minuten lang, manchmal bis zu einer Viertelstunde, kein Wort, keinen Satz zu formulieren. Das war eine große geistige Bemühung und da war plötzlich ein Einheitsgefühl da. Da war keine Trennung mehr von mir und dem Pferd und mir und der Welt, sondern irgendwo, plötzlich war so eine Herzensöffnung, verbunden mit allem, waren mystische Erfahrungen, an die ich bis heute immer wieder denke. Also, das ist auch eine Jnana Yoga Weise. Gut, später habe ich dann mal ein Buch gelesen, „Die Psychologie des Pferdes“, und dann wusste ich, zu glauben, die wahrnehmen zu können wie ein Pferd, ist absolut illusionär. Das Buch hat behauptet, das Pferd sieht keine Farben, es sieht auch keine Entfernungen, ein Pferd hört Entfernungen. Es sieht keine, deshalb bemüht sich das Pferd auch immer, Laute zu erzeugen. Wenn es nicht mit den Hufen geht, dann wiehert es oder andere oder mit Echolot. Jetzt, wie nimmt ein Pferd die Welt wahr? Hört Entfernungen, sieht keine Entfernungen. Dann hieß es, das Pferd sieht nur Grauschattierung. Das kam mir aber komisch vor, da habe ich gesagt, woher weiß der das? Vielleicht sieht das Pferd Gelb- oder Grünschattierungen oder Grün-Blau-Schattierungen. Was auch wieder zeigt, wie relativ die Welt ist. Aber das ist auch eine Weise des Jnana Yogis, sich mal zu lösen von Konzepten, von Worten, sich zu lösen von Bildern und dann Brahman zu erfahren. Das ist übrigens etwas, wozu ich euch heute besonders animieren will. Wir haben ja mehrere Tage und heute dann insbesondere, dass ihr versucht, eine spirituelle Erfahrung über diese beiden Jnana Yoga Prinzipien zu machen. Sei es, dass ihr zwischendurch überlegt: „Wer bin ich?“ Und dabei euch löst von allem Wahrnehmbaren. Wir werden gleich nochmal eine kleine Meditation dazu machen, wir werden um 16:00 Uhr dazu eine Meditation machen.

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Jeder Gedanke ist eine Illusion

1a2Der chinesische Philosoph Zhuangzi hat mal gesagt: „Letzte Nacht habe ich geträumt, ich war ein Schmetterling. Jetzt weiß ich nicht, bin ich ein Mensch, der geträumt hat, er war ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der jetzt träumt, Zhuangzi, der Philosoph zu sein.“ Woher wissen wir das? Nichts davon wissen wir. Jeder Gedanke kann Illusion sein. Nur an einem können wir nicht zweifeln: Es muss jemanden geben, der zweifelt. Und dieser jemand, der zweifelt, muss bewusst sein. Also Bewusstsein, an dem können wir nicht zweifeln. Das gibt es, ansonsten könnte ich jetzt nicht zweifeln. Also, cogito ergo sum, ich denke und zweifle, also bin ich. Es muss jemanden geben, der denkt und zweifelt, sonst würde der Rest nicht kommen. Und daher Chid, ich bin Bewusstsein. Gut, und der nächste, Ananda – der Begriff heißt „Wonne“ – und das ist jetzt nicht mehr logisch zu eruieren, aber letztlich aus Erfahrung heraus. In dem Moment, wo ich mich nicht identifiziere und nicht mehr mich nur als Körper oder Psyche oder Persönlichkeit empfinde, in dem Moment, wo ich mich löse von Körper, Psyche, Persönlichkeit und mich empfinde als unendliches Sein, als reines, unbegrenztes Bewusstsein, in dem Moment ist Ananda da. Also, Mikrokosmos, also nach innen gehen, wäre Loslösung von den Identifikationen vom Begrenzten. Die zweite Weise des Jnana Yoga wäre Sarvam Brahman – Sarvam, alles, ist Brahman. Wir sehen jetzt die Welt in Farben, in Formen, wir sehen die Welt, wir hören die Welt. Sehen und Hören sind so die wichtigsten Sinne, über die wir die Welt wahrnehmen. Dann empfinden wir die Welt, wir spüren die Welt, natürlich, dann riechen und schmecken wir sie noch. Aber auch hier sagt wieder die logische Analyse: Besteht die Welt wirklich aus Sehbarem und Hörbarem und Riech- und Schmeckbarem? Die moderne Wahrnehmungspsychologie sagt, es gibt keine Farben, es gibt nur Schwingungen. Es gibt auch keine Töne, es gibt Klangschwingungen in der Luft. Es gibt keine Gerüche, es gibt kleine Partikel, die in die Nase gehen und als Geruch wahrgenommen werden. Es gibt keinen Geschmack. Geschmack ist eine Mischung aus Geschmackspartikeln, die die Zunge stimulieren, und Geruchspartikel, die in die Nase gehen. Weshalb, wenn man mal die Nase schließt und dann isst, schmeckt das schon ganz anders. Weshalb, wenn man erkältet ist, manchmal die Nahrung nach nichts schmeckt, denn der größte Teil des Geschmackes ist eigentlich Geruch. Das ist eine interessante Sache, um relative Wahrnehmung zu machen. Das könnt ihr vielleicht heute mal machen, mal zwanzig Sekunden lang die Nase schließen. Ihr braucht keine Angst zu haben, dass andere euch komisch angucken. Im Yoga-Ashram sind Menschen gewohnt, dass Menschen mal komische Sachen machen. Und dann könnt ihr mal sehen, wie relativ die Welt ist. Man braucht sich bloß zwei Nasenlöcher zuzuhalten und ihr könntet nicht mehr den Unterschied zwischen Gurke und Apfel herausfinden. Manche erinnern sich vielleicht an den Biologieunterricht, man kann keinen Unterschied zwischen Zwiebel und Apfel herauskriegen, wenn man die Nase schließt. Das fand ich damals ein sehr beeindruckendes Experiment. Einer war vorne, hat die Augen geschlossen bekommen und dann hat jemand ihm die Nase zugehalten und dann sollte er herausfinden, ob das jetzt Zwiebel oder Apfel ist. Das konnte er nicht. Das ist also Geruch, bei geschlossener Nase nicht spürbar. Gut, und dann, wenn wir sehen, und was ist jetzt die Welt? Und hier kann man auch wieder Jnana Yoga mäßig sagen, wenn wir jetzt alles wegnehmen, was wir darüberstülpen über die Welt, nämlich Formen, Farben, Gerüche, Geschmäcker, Hörbares, Fühlbares, Tastbares, wenn wir all das wegnehmen, dann bleibt nur noch Brahman übrig, denn eigentlich ist die Welt nur Brahman. Und hier ist dann Jnana Yoga eine Weise, zu versuchen letztlich, erst mal intellektuell, mit logischen Denken, sich zu lösen von dem Äußeren, dann zu spüren, was ist das, was erfahrbar ist, wenn wir mal von Bildern absehen, Hörbarem absehen und Riechbarem absehen.

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Wer bin ich?

1aaaaa,Gut, wer bin ich? Und das ist eben der Weg des Jnana Yoga. Wir beobachten all das und wir lösen uns davon. Und dann schauen wir: „Wer bin ich?“ Und das führt dann zu der spirituellen Erfahrung von sich selbst als Bewusstsein, unabhängig von Körper, Emotionen, Gedanken, Gefühlen usw. Bis zu einem gewissen Grad ist der Jnana Yoga Weg auch ein toller Yogaweg. Wir können nämlich die höchste Wirklichkeit erfahren, ohne dass wir unseren Geist beherrschen müssten. Wir können die höchste Wirklichkeit erfahren, ohne all unsere neurotischen Tendenzen zu überwinden. Man kann sogar nach ICD10 oder DSM5 oder so ähnlich, das sind die International Classification of Diseases, da gibt es irgendeinen Absatz, den habe ich jetzt vergessen. Ich habe mal mit jemandem zusammengelebt, die hat für die Heilpraktiker-PsychotherapiePrüfung gelernt und wollte, dass ich sie dann abhöre. So habe ich dann alle klassifizierbaren psychischen Störungen gelernt, wobei da immer irgendwo die Psychologen selbst sagen, eigentlich ist es unsinnig, diese Etiketten zu geben. Man macht es nur, dass man nachher krankenkassenmäßig abrechnen kann. Mensch ist Mensch und die Psyche ist nicht so einfach klassifizierbar in Störungen. Nichtsdestotrotz, wir können die verschiedenen Störungen sogar behalten und trotzdem die höhere Wirklichkeit erfahren. Also, ein kleiner Trost für all diejenigen, die seit Jahren versuchen, ihren Geist zu beherrschen, all ihre psychischen Störungen loszuwerden, wenn wir dann erfahren haben, wer wir wirklich sind, dann ist das, was als psychische Störung bezeichnet wird, nicht mehr psychische Störung. Wir werden nicht mehr davon beherrscht, sondern wir erfahren, wer wir wirklich sind und leben das andere dann heiter. Und weil wir uns verbunden fühlen mit anderen, eben auch mitfühlend und nicht mehr destruktiv. So wird oft gesagt, Jnana Yoga ist ein direkter Weg. Natürlich, die meisten von euch waren schon öfters hier, ihr wisst, wir sind hier Befürworter des ganzheitlichen Yogawegs und da gehört auch mit dazu, dass man lernt, auch mit sich selbst geschickt umzugehen, der ganze Yogaweg. Aber zunächst mal, wenn wir überlegen, wie erfahren wir eine höhere Wirklichkeit, der Jnana Yogaweg heißt, wir lernen, uns zu lösen von dem anderen, wir lernen, uns nicht zu identifizieren, wir lernen auch, hinter dem Universum der Namen und Formen die höhere Wirklichkeit wahrzunehmen. Also die mikrokosmische Betrachtungsweise, wir beobachten: „Was ist in uns?“ Wir fragen uns: „Wer bin ich?“ Wir identifizieren uns nicht damit. Und dann leuchtet der Kern auf, der wir eigentlich sind und der wird auch bezeichnet als Satchidananda. Denn alles Begrenzte ist beobachtbar. Wenn irgendetwas Raum hat, dann können wir es beobachten, dann können wir sagen, das beginnt dort und es endet dort. Also können wir nicht begrenzt sein, denn wir können alles Begrenzte beobachten. Und dann gibt es „Ich“, der beobachtet das Begrenzte. Damit bin ich unbegrenzt, das ist Sat. Sat heißt unendliches Sein, unbegrenzt. Als solches können wir es erfahren. Chid heißt Bewusstsein. Eines wissen wir, wir sind Bewusstsein. Descartes hat mal gesagt: „Cogito ergo sum. Ich denke, also bin ich.“ Das wird oft missverstanden, dass Menschen denken, Descartes hat gedacht: „Ich bin die Gedanken.“ Das stimmt nicht. Descartes, eigenartigerweise als der Begründer des philosophischen Materialismus, eigentlich ist sein entscheidendes Werk „Meditationes“, ist eine Jnana Yoga Schrift. Dort analysiert er nämlich: Wovon können wir ausgehen, was wissen wir in dieser Welt? Und wir wissen in dieser Welt eigentlich nichts, denn die ganze Welt kann eine Illusion sein. Woher wissen wir, dass hier eine Uhr ist? Wir sehen sie. Aber Sehen kann einen täuschen. Es gibt die optische Täuschung. Wir könnten auch träumen. Wir könnten träumen, dass wir hier sitzen in einem Sahasrara Raum und dort ein spirituelles Retreat haben. Vielleicht gibt es gar keinen Sahasrara Raum. Vielleicht gibt es gar kein Bad Meinberg. Vielleicht gibt es gar keine Erde. Wir wissen es nicht, ob es die Erde gibt, wir wissen nicht, ob es Bad Meinberg gibt, wir wissen nicht, ob es eine Uhr gibt, denn all das wissen wir nur über unser Denken. Und wir wissen, dass wir jede Nacht einschlafen und die Traumwelt, aus der wachen wir auf. Die Traumwelt kann ähnlich sein wie die physische Welt und meistens ist sie es ja auch, aber sie muss es nicht sein, die Traumwelt kann auch ganz anders sein.

– Fortsetzung folgt –

Dies ist die 4. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Geist mit seinen Gedanken

1a.........Wir können die Gedanken beobachten, das ist der nächste Schritt: „Bin ich die Gedanken?“ Bin ich die Gedanken? Manche von euch haben sich da schon hundert Mal damit beschäftigt, schon ganze Jnana Yoga Seminare gemacht. Natürlich, wir sind nicht die Gedanken. Warum sind wir nicht die Gedanken?  Auch wieder, sie kommen, sie gehen, ich kann sie beobachten, manche Gedanken können wir sehen, manche können wir hören, manche können wir spüren. Ein Gedanke ist auch was Spürbares. Ob Gedanken riechen und schmecken ist nochmal eine interessante Sache, aber es gibt Synästheten, bei denen sind Gedanken mit Geruch und Geschmack verbunden. Der eine Gedanke schmeckt einem und der andere schmeckt einem nicht, wie man so schön sagt. Bis zu einem gewissen Grad können wir Gedanken beeinflussen. Wir können also sagen: „Den Gedanken will ich nicht.“ Wir können einen anderen Gedanken hervorrufen, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Man sagt so schön, wir können nicht verhindern, dass Gedanken auftauchen, aber wir können verhindern, dass die Vögel der Gedanken sich ein Nest in unserem Geist bauen. Damit können wir auch sagen, die Gedanken sind wie Vögel, die kommen, und wir können sie wegziehen lassen, wir können auch Vögel willkommen heißen, wir können versuchen, auch mal vorübergehend vogellos zu sein, das wäre dann Raja Yoga. Aber wir können sie beobachten und das ist Jnana Yoga. Natürlich, bin ich Emotionen? Auch hier, Emotionen kann man beobachten. Das ist sogar interessant. Habt ihr schon mal versucht, z.B. ein Gefühl des Ärgers zu lokalisieren? Das könnt ihr das nächste Mal probieren: Wo beginnt es? Bei manchen beginnt es hier. Und bis wohin geht es nach oben? Vielleicht bis hier. Wie breit ist das eigentlich? Breit? Eng? Da könnt ihr mal das nächste Mal gucken. Ist es mittig oder ist es mehr links? Es gibt tatsächlich manche, die spüren es mehr so links, manche spüren es mehr rechts und mancher Ärger ist so, und dann könnt ihr gucken, wo fängt er an? Manche sagen, er fängt zwei Zentimeter vor dem Brustbein subjektiv an und geht bis drei Zentimeter hinter dem Brustbein nach innen. Tatsächlich lokalisierbar. Und wenn man das so lokalisiert hat, kann man hineinspüren, dann kann man sagen: „Ja, gut, und jetzt gebe ich diesem Gedanken das Etikett Ärger.“ Dann können wir mal gucken: „Und wie ist es fünf Zentimeter rechts neben dem Ärger?“ Oft, wenn man dann fünf Zentimeter rechts guckt, dehnt sich plötzlich das Gefühl des Ärgers dorthin aus. Und wenn man weit genug geht, irgendwo kommt man hin, da ist kein Ärger. Und da sehen wir, nicht ich bin der Ärger, sondern der Ärger ist etwas Wahrnehmbares, Beobachtbares, aber wir haben keinen Zwang, den Ärger wahrzunehmen und zu beobachten. Also bin ich nicht der Ärger. Ich bin noch nicht mal die Persönlichkeit. Jetzt wird es natürlich noch etwas schwieriger. Woher wissen wir überhaupt über unsere Persönlichkeit? Woher wisst ihr, welche Persönlichkeit ihr habt? Ihr guckt nach innen und sagt: „Wenn ich jetzt tief genug in mich hineinspüre, dann weiß ich, welche Persönlichkeit ich habe. Bin ich jetzt Vata, Pitta, Kapha im Temperament von Ayurveda? Bin ich Sanguiniker, Melancholiker, Choleriker oder Phlegmatiker, griechisch-römische Typenlehre?“

Teilnehmer: „Durch erlebte Erfahrung.“

Also, letztlich kann man sagen, Reaktionsmechanismen auf äußere Reize, verbunden mit innerem Erleben, mit inneren Gedanken, und so kann man das beobachten.

– Fortsetzung folgt –

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Wie erfährt man das Göttliche

swami s4Spirituelle Entwicklung, Teil 1: Wie erfährt man das Göttliche

Spirituelles Retreat, Spiritualität, die tiefe Überzeugung, hinter allem steckt eine höhere Wirklichkeit, diese ist erfahrbar und diese wollen wir erfahren. Wie ist aber diese spirituelle Wirklichkeit, die höhere Wirklichkeit erfahrbar? Und dort gibt es die verschiedenen Yogawege. Und es ist gut, zu verstehen, wie eigentlich diese Yogawege wirken und wie führen uns die Yogawege zu dieser Erfahrung einer höheren Wirklichkeit. Und es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Yogawege einzuteilen. Krishna teilt in der Bhagavad Gita die Yogawege in drei Hauptyogawege ein, Karma Yoga, Bhakti Yoga, Jnana Yoga. Und die ersten sechs Kapitel der Bhagavad Gita widmen sich besonders dem Karma Yoga, die zweiten sechs Kapitel besonders dem Bhakti Yoga, die letzten sechs Kapitel besonders dem Jnana Yoga. Und dann unterteilt er diese Yogawege noch weiter und dann gibt es achtzehn Yogawege. Swami Vivekananda hat die Einteilung in vier Yogawege populär gemacht und wir bei Yoga Vidya sprechen häufig von sechs Yogawegen. Wenn wir aber jetzt sehen wollen, wie führt uns Yoga zur Erfahrung einer höheren Wirklichkeit, dann sind tatsächlich die vier Yogawege, wie sie Swami Vivekananda beschreibt, besonders hilfreich, weil es vier verschiedene Mechanismen sind, wenn wir es so sagen, vielleicht Mechanismen irgendwie nicht passt. Oder vier Weisen, wie das Individuum mit seinen begrenzten Erfahrungshorizont das Unbegrenzte erfährt. Und ich will diese Aufteilung… Das erste ist Jnana Yoga, Yoga des Wissens. Dann Bhakti Yoga, Yoga der Hingabe. Karma Yoga, Yoga der Tat. Und Raja Yoga, Yoga der Selbstbeherrschung. Raja heißt König, Herrschaft, Beherrschen. Raja Yoga, der Yoga der Selbstbeherrschung. Jetzt, wie führen diese Yogawege zur Erfahrung? Jnana Yoga ist der Yoga des Wissens. Jnana Yoga ist der Yoga der Fragestellungen. Man stellt die Frage: „Wer bin ich? Was ist die Welt?“ Und Raja Yoga ist ein Prozess der logischen Analyse und  über die logische Analyse lösen wir unser Bewusstsein vom Vergänglichen. Ein Beispiel: Diese bekannten Jnana Yoga Subjekt-Objekt-Analyse: „Wer bin ich?“ Wichtige Frage. Und seit Jahrtausenden wird diese Frage gestellt. „Wer bin ich?“ Und ich gehe davon aus, ihr habt euch alle damit beschäftigt, manche vielleicht, solange sie denken können, manche intensiv zu bestimmten Zeiten ihres Weges. „Wer bin ich?“ Und im Jnana Yoga gibt man dort diese Analyse: „Ich bin der Beobachter, ich bin nicht das Beobachtbare. Ich bin Bewusstsein.“ Und natürlich, wir können das erst mal als Analogie nehmen, wir können sagen: „Bin ich das Glas?“ Nein, ich bin zunächst mal nicht das Glas. Warum? Weil ich beobachte das Glas, ich sehe das Glas, ich kann es hören, ich kann es schlecken, ich kann es riechen, ich kann es natürlich sehen, ich kann es jemand anderem geben, ich kann es leertrinken. Also, ich mache all das mit dem Glas. Dann können wir weitergehen und das wird etwas schwieriger, wenn man z.B. fragt: „Bin ich der Körper?“ Hier kommen wir gleich schon zu etwas Fundamentalen. Einfach können wir sagen, „bin ich die Hand“, wenn man erst mal Teile des Körpers nimmt. Bin ich die Hand? Nein, ich bin nicht die Hand. Warum nicht? Ich sehe die Hand, ich höre die Hand, ich schmecke die Hand, ich rieche die Hand, ich kann auch die Hand verlieren. Ich kann die Hand verlieren und ich kann sie auch wieder angenäht bekommen. Es gibt tatsächlich Fälle, wo Menschen ihre Hand angenäht bekommen haben, die sie in einem Sägewerk abgesägt haben. Und es gibt sogar schon Handtransplantation, wo einem im Unfall verstorbenen Menschen seine Hand abgetrennt wurde und jemandem, der die Hand verloren gehabt hat, wieder angesetzt. Der Mensch bleibt immer noch Ich mit einer anderen Hand. Und so, jedes Körperteil, letztlich, ich bin nicht das Körperteil. Und dann dieser Prozess ist ja etwas, was wir in der Meditation dann machen können. Wir können den Atem beobachten. Atem strömt ein, Atem strömt aus.

– Fortsetzung folgt –

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Wofür brennt mein inneres Feuer

om7Wofür brennt mein inneres Feuer

Dann könnt ihr nochmals zwei Minuten überlegen, vor dem Hintergrund von all dem, womit ihr euch jetzt beschäftigt habt die letzten eineinhalb Stunden, gibt es etwas, was ihr jetzt vielleicht tatsächlich kurzfristig ändern wollt, also die nächsten vier Wochen? Das könnte auch einfach heißen, ihr ändert einfach die Einstellung zu euch selbst und klopft euch auf die Schulter: „Ist ja alles in Ordnung.“ Das kann aber auch heißen, dass ihr irgendwas Praktisches ändern wollt. Vielleicht einen kleinen Schritt oder vielleicht steht ein großer Schritt an. Und dann könnt ihr noch überlegen, mittelfristig, vor dem Hintergrund, was vielleicht für euch wichtig ist im Leben, gibt es etwas, wo ihr denkt, was ihr die nächsten zwei Jahre einleiten wollt? Man muss das nicht denken. Man kann auch mal sagen: „Ich warte ab, was Gott mir sagt oder was das Schicksal mir anbietet. Das ist mein bedeutsames Leben, ich stehe immer diesen Impulsen und dem zur Verfügung.“ Also, es gibt keine Notwendigkeit, dass man sich selbst Ziele setzt, aber es gibt manche Menschen, die werden jetzt vielleicht sagen: „Ja, in zwei Jahren sollte ich das und das einleiten, um dem, was mir wichtig ist, gerecht zu werden.“ Wenn ihr in langen Kategorien denken wollt – nicht jeder muss das. Wie gesagt, der reine Bhakta, also der Gott-Hingebungsvolle, der sagt: „Ich vertraue mich ganz an, ich mache das nicht.“ Oder er muss es nicht machen, so herum. Aber ein Raja Yogi würde es machen. Langfristig, länger als fünf Jahre, die nächsten fünf bis zehn Jahre, zwanzig Jahre, irgendetwas. Oft bei Eltern, die Kinder haben, steht das vielleicht an in fünf, zehn, zwanzig Jahren. Vielleicht auch bei solchen, die pflegebedürftige Eltern haben, auch da kann es anstehen, fünf, zehn, zwanzig Jahre. Aber es kann auch einfach sein, die Umstände, die man jetzt hat, man traut sich nicht, sie jetzt zu ändern, vielleicht in fünf, zehn, zwanzig Jahren. Und zum Schluss möchte ich euch noch etwas ganz Tröstendes auf den Weg geben, etwas hoffentlich Entspannendes. Nicht, dass ihr euch stresst, ein sinnvolles Leben führen zu müssen. Vom Karmastandpunkt aus kann man kein sinnloses Leben führen, denn die Philosophie des Karmas sagt, wir kriegen automatisch die Lernlektionen, die wir brauchen, um daran zu wachsen. Und deshalb, es ist nicht möglich, ein sinnloses Leben zu führen. Wir können es bewusst sinnvoll und sinnhaft führen oder wir können es unbewusst sinnhaft führen. Wir können kein sinnloses Leben führen, das ist gar nicht möglich. Deshalb, ihr müsst euch auch nicht stressen im Sinne von, wenn euch zu all dem wenig einfällt, dann geht einfach davon aus, das, was auf euch zukommt, ist das vom Schicksal geschickte, dass ihr daran wachst. Und ein Sinn kann auch sein, das bewusst anzugehen im Hier und Jetzt.

Hari Om Tat Sat

– Fortsetzung folgt –

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Stelle dir die Sinnfrage

anandamai maWenn man jemandem im Burnout sagt, „in drei Monaten wird es schon besser sein“, kann der überhaupt nichts damit anfangen. Wenn man ihm erzählt, „vor sechs Monaten hat es dir doch noch Spaß gemacht“, dann ist das für den wie jemand ganz anderes. Wir müssen nicht auf Burnout warten. Man kann vorher die Sinnfrage stellen, man kann vorher in die Gegenwart gehen. Man kann die Sinnfrage ein bisschen verschieben, wir müssen nicht alles sofort und gleich machen, aber man kann überlegen: „Wenn ich es jetzt schon Jahre verschoben habe, ist das richtig?“ Manchmal kommt man einfach zum Schluss: „Eigentlich, das, was ich mache, ist gut.“ Es gibt hier in der Ankündigung noch ein paar Fragen, die sehr gut sind, die ich euch nochmal vorlese, die ihr euch auch nochmal stellen könnt: „Welche Ziele möchte ich in meinem Leben erreichen?“ Nicht jeder muss ein Ziel erreichen. Man kann auch sagen: „Mein Ziel ist, aus dem Moment heraus zu leben und auf göttliche Inspiration zu warten und das zu tun.“ Aber es gibt Menschen, die haben Ziele. Und wenn man das weiß, dann ist es auch gut, denen zu folgen und sie nicht zu verschieben. „Wenn ich alle Möglichkeiten hätte, was würde ich in meinem Leben verändern?“ Vielleicht habt ihr euch schon die Frage gestellt als ihr die Ankündigung gelesen habt. Ich weiß, ihr habt jetzt immer nur ein paar Sekunden dafür, aber ihr könnt so eine Notiz machen. Wenn ihr bei irgendeiner dieser Fragen irgendwo denkt, „da bräuchte ich mehr Zeit“, wäre mein Tipp, nehmt euch dann die Zeit vielleicht noch heute Abend oder morgen. „Was bedeutet Glück und Zufriedenheit für mich?“ Das ist auch eine Frage, die sich manche stellen können, die auch nicht auf jeden anwendbar ist. „

– Fortsetzung folgt –

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Ich bewirke gutes

büro2Oder manche, die vielleicht in gewinnzielorientierten Unternehmen tätig sind, die eigentlich irgendwas verkaufen, was kein Mensch wirklich braucht, weil es schon genügend gibt, und wenn es die Firma nicht gäbe, dann wären andere Firmen ganz überglücklich, auch dann kann man überlegen: „Vielleicht könnte ich etwas anders mit meinen Kollegen umgehen? Und dadurch, dass ich freundlich zu ihnen bin, bewirke ich etwas. Vielleicht mit Kunden anders umgehen. Dadurch, dass ich so mit ihnen umgehe, berühre ich sie. Vielleicht kann ich so Gutes bewirken.“ Und vielleicht kommt jemand zum Schluss: „Nein, so wie ich jetzt bin…“ Was sollte man dann machen? Überlegen: „Ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, zu springen?“ Vielleicht ist er nicht gekommen. Und dann weiß man: „Ich bewirke doch etwas Gutes, weil ein paar Menschen mir anvertraut sind, die brauchen das, was ich verdiene, dann bewirke ich dort für die wenigstens etwas Gutes und das muss ich noch eine Weile machen. Das ist auch ok. Aber in ein paar Jahren werde ich dann etwas anderes machen.“ Oder vielleicht erkennt man: „Ja, so werde ich nicht glücklich. Ich bin hier, um was Sinnvolles zu machen. Und ich habe Talente und Fähigkeiten und Möglichkeiten. Nein, ich muss nicht auf den Burnout warten, um dann gezwungen zu sein.“ Der Rüdiger Dahlke hat auf dem Business-Yogakongress so einen Vortrag gehalten über Burnout. „Krankheit als Sprache der Seele“ ist ja eines seiner vielen Themen, die er so hatte. Er sagte: „Krankheiten zwingen einen dazu, etwas zu tun, was man auch ohne die Krankheit hätte machen können.“ Und ein Burnout zwingt einen zu zwei Sachen, erstens, sich intensiv mit Sinn auseinanderzusetzen, weil das ganze Leben einem plötzlich sinnlos erscheint. Und zum zweiten, es zwingt einen, in der Gegenwart zu sein und nicht alles in die Zukunft zu verschieben, denn einer im Burnout kann nicht an die Zukunft denken. Wenn er an die Zukunft denkt, kommt er in Panik, und die Vergangenheit ist so weit weg.

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Spirituelle Lernaufgaben

yoga9Hier könnt ihr auch mal überlegen, was habt ihr in den letzten Monaten an Fähigkeiten in euch entfaltet? Und was beabsichtigt ihr in nächster Zeit, an Fähigkeiten zu entfalten? Das heißt nicht nur, eine Ausbildung zu machen, diejenigen, die jetzt eine Yogalehrerausbildung machen, ihr seid gerade dabei. Aber es kann eine neue Herausforderung sein, es kann irgendwas Neues lernen sein. Es ist auch noch genug Zeit für dieses Jahr, sich etwas vorzunehmen. Wir haben noch nicht die erste Hälfte von diesem mystisch-magischen Jahr 2012 hinter uns. Und ich halte es für unwahrscheinlich, dass am 21.12. die Erde nicht mehr bevölkert sein wird, aber vielleicht ist in diesem Jahr mehr möglich, weil so viele denken, es ist speziell. Deshalb ist es jetzt vielleicht besonders wichtig, zu überlegen, was wirklich wichtig ist. Und ihr könnt auch überlegen, wo engagiert ihr euch für Gutes? Und da gibt es kleines Gute und es gibt großes Gute. Auf eine gewisse Weise könnte jede Mutter sagen: „Ich bewirke schon mal etwas Gutes.“ Ihr könnt aber überlegen, reicht euch das aus? Wobei die ersten Monate des Babys sich die Frage hoffentlich nicht stellt, aber nach einer Weile stellt sich die Frage. Und auch dann wiederum kann man überlegen: „Wo könnte ich denn noch Gutes bewirken? Vielleicht noch dieses Jahr? Manche werden vielleicht feststellen: „Eigentlich bewirke ich ja viel Gutes. Ich bin Krankenschwester, ich bin Physiotherapeut. Und auch wenn die heutigen Arbeitsbedingungen so sind, dass ich nicht so arbeiten kann, wie ich eigentlich denke, dass es sein müsste, eigentlich bin ich von morgens bis abends dabei, Gutes zu tun.“ Dann könntet ihr überlegen: „Ich könnte mir das ja bewusst machen. Jeden Morgen, heute bewirke ich Gutes. Und auch wenn mir die drei Fälle, wo ich denke, da kann ich nicht machen, was ich eigentlich machen müsste, wirklich an die Substanz gehen, es gab zwanzig andere oder drei andere, denen ich wirklich helfen konnte.“ Es ist gut, sich dessen bewusst zu sein: „Ich bewirke Gutes. Und es ist wert, das, was ich tue. Auch wenn ich es nicht so gut tun kann, wie ich es kann.“

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Mache aus deinem Job den tollsten Job

sukadev7Ich kannte mal jemanden, der war Nachtwächter und er hat gesagt: „Tollster Beruf, den man sich vorstellen kann.“ Er ist Nachtwächter. Jeden Abend konnte er Bücher lesen, er konnte meditieren, er konnte spazieren gehen, er konnte sein Mantra wiederholen. Er sagte: „Ich werde dafür bezahlt, dass ich acht Stunden pro Nacht mich bilde und Praktiken machen und ab und zu mal nach irgendwelchen Dingen suche.“ Er fand das den tollsten Job, den es gibt. Ich kannte auch so ähnlich eine Nachtschwester, das war noch zu Zeiten, als die Arbeit noch nicht so kondensiert war wie heute. Heute müssen ja zwei Nachtschwestern das machen, wo früher auf der Station vor zehn Jahren fünf Nachtschwestern da waren. Wir hatten heute auch so einen Vortrag, wo jemand darüber gesprochen hatte – heute oder gestern oder war es am Essenstisch. Irgendwo hat jemand davon gesprochen, diese Kondensierung der Arbeit. Aber sie sagte auch, sie war Nachtschwester: „Nachts passiert nicht so viel.“ Sie hat viel Zeit letztlich auch wieder, zu lesen und spirituelle Bücher zu lesen. Und das ist jetzt nicht die große Erfüllung, denn idealerweise schlafen alle Patienten. Und ab und zu mal war sie konfrontiert mit der Endlichkeit des Lebens, denn die meisten sterben nachts und zwar ohne dass ein Arzt noch letzte Wiederbelebungsmaßnahmen machen kann. Das wäre spirituell so gut gewesen, diese Phase, irgendwo fünf oder sechs Jahre als Nachtschwester. Also, ich will da eben auch sagen, so kann ein Beruf auch sein. Nicht jeder Beruf muss gleich die Berufung sein. Aber den beiden zuträglich, die beiden Personen hatten sich ansonsten engagiert für Gutes, die haben nicht einfach nur den Tag verplempert, sondern haben sowohl spirituelle Praktiken gemacht als auch engagiert für etwas Gutes in der restlichen Zeit, die sie dann eben auch hatten. Genauso auch, Partnerschaft spielt eine Rolle auf allen Ebenen. Man kann sich gegenseitig unterstützen, um Gutes zu bewirken, sich selbst zu entfalten, spirituell entwickeln. Man kann manchmal auch durch das Reiben aneinander vieles lernen. Durch Reiben kann kreatives Potenzial auch in einer Beziehung entstehen und neue Ideen. Durch Reiben kann auch geschehen, dass man lernt, sich selbst zu entfalten und auch den Freiraum sich zu nehmen und dem anderen auch. Und man kann durch Rücksichtnahme und Durchsetzung – das muss ja beides in einer Partnerschaft parallel sein. Wenn einer nur Rücksicht nimmt und der andere sich nur durchsetzt, das ist glücklicherweise heute nicht mehr das Ideal einer Partnerschaft, weshalb normalerweise beides in eine Partnerschaft hineingehört und das sind spirituelle Lernaufgaben und Lernaufgaben im Sinne von Dharma, Selbstentfaltung und Gutes bewirken.

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Spiritueller Lebensstil

amma20Es gibt auch einen spirituellen Lebensstil, der ein ethischer Lebensstil ist, der ein mitfühlender Lebensstil ist. Dann gibt es noch die ganze Ebene des Dharmas. Und Dharma ist ein nicht übersetzbarer Begriff im Sanskrit. Dharma in diesem Kontext heißt, Dinge, nach denen man streben sollte, wo es wert ist, Dinge, die wichtig sind. Dharma heißt, Gutes bewirken, Dharma heißt auch Selbstentfaltung. Das sind auch zwei Sachen, die wichtig sind im Leben. Vielleicht, bevor ich da noch ein bisschen weiter einsteige, ihr seht hier diese vier Ebenen und die betreffen das ganze Leben. Im Grunde genommen würde man sagen, Beruf, Partnerschaft, Familie berühren idealerweise immer vier Ebenen. Der Beruf sollte einem irgendwie auch Spaß machen, Kama, er sollte einem irgendwo eine gewisse finanzielle Absicherung geben, Artha. Wir können eine Einstellung zum Beruf haben, dass wir daran wachsen, was an Aufgaben kommt, die der Beruf einem gibt. Und damit hilft er auch, spirituell zu wachsen. Und er spielt eine große Rolle bei Dharma. Der Beruf kann auf zwei Weisen für Dharma eine Rolle spielen. Man kann sagen, manche Menschen haben einen Job und nicht wirklich einen Beruf, im Sinne von Berufung, oder sie haben eigentlich einen Beruf gelernt, aber sind jetzt in einem Job tätig, weil die wenigsten Menschen sind tätig in dem Beruf, den sie mal gelernt haben. Man kann auch sagen, ein Job könnte die Aufgabe haben, einem einfach die Geldmittel zur Verfügung zu stellen, dass man, ohne allzu sehr gestresst zu sein, das hat, was man braucht, um dann nach dem zu streben, was wirklich wichtig ist. Und dann engagiert man sich in seiner Freizeit für etwas anderes, in irgendeinem gemeinnützigen Verein oder besonders engagierte Mutter oder Vater, aber im Sinne von, wirklich etwas auch bewirken wollen in einem größeren Maßstab. Jetzt nicht die eigenen Kinder überfrachten, sondern eine Zeitlang sind die Kinder der Mittelpunkt, um Gutes zu bewirken, aber davor und danach und während auch weitergehend. Also, in diesem Sinne. Und dann kann man sagen: „Und der Beruf, der zwar nicht jetzt meine volle Erfüllung ist, er gibt mir die finanziellen Mittel für das andere, er braucht meine Energien nicht vollständig auf, sodass ich nicht in Burnout gerate, habe deshalb Energien für das, was wirklich wichtig ist, und ich kann parallel meine spirituellen Praktiken machen.“

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Wir wissen nicht wirklich was die Zukunft bringt

1adMan muss jetzt nicht verantwortungslos handeln, aber man muss sich jetzt auch nicht massivste Gedanken machen, dass man möglichst viel für das Alter zurücklegt und ständig Sicherheit. Das ist nicht wirklich wichtig. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass alles, was man jetzt für das Alter anlegt, in vierzig Jahren unbedeutend ist, jetzt für die Jungen. Vielleicht gibt es dann auch überhaupt kein Geld mehr. Und wer weiß, wie es sein wird. Was ist jetzt wirklich wichtig? Da kommen wir auf Dharma und Moksha. Zum einen, wirklich wichtig, Moksha, die Verwirklichung unserer wahren Natur. Es wird niemanden geben, der am Ende seines Lebens zwanzig Jahre oder vierzig Jahre meditiert hat und sagt: „Die Meditation war die überflüssigste Zeit meines Lebens.“ Das wird niemand sagen. Menschen werden im Gegenteil sagen: „Die Meditation war mit die wertvollste Zeit des Lebens.“ Und wenn ihr tiefe spirituelle Erfahrungen hattet, werdet ihr das als das Wertvollste dort ansehen. Und tiefe spirituelle Erfahrungen gehen oft auch einher mit tiefen Einsichten für etwas, was zu tun ist, oder Verständnis oder mit Liebe, Bewusstseinserweiterung. Daher, das Wichtigste ist, Swami Sivananda sagt es immer: „Goal of life is self-realisation.“ Es gibt so mehrere Lieder, die er dort immer wieder gesungen hat. Und immer wieder, wenn ihr Bücher von Swami Sivananda lest, im Grunde genommen läuft es immer darauf hinaus: „Sei dir bewusst, das Wichtigste ist Gottverwirklichung und Selbstverwirklichung.“ Vom yogischen Standpunkt her nicht. Es heißt: „Aham Brahmasmi. Die Tiefe des Selbst ist eins mit dem Göttlichen.“ Aber Menschen mögen philosophisch unterschiedlich das ansehen. Und wir brauchen jetzt nicht über Philosophie zu streiten oder zu diskutieren. Manche von euch haben ja auch das Seminar mitgemacht „Indische Schriften und Philosophiesysteme“, sei es im Rahmen der zweijährigen Yogalehrerausbildung im Zentrum, sei es im Rahmen einer Yogalehrerweiterbildung. Yoga kann durchaus praktiziert werden von unterschiedlichen Philosophiesystemen her und für manche ist es Gottverwirklichung oder Gott-Nähe und Erlösung, die Buddhisten nennen es dann Nirwana und im Vedanta nennen wir es eben Atma Sakshatkara, Verwirklichung des Selbst, Selbstverwirklichung, oder Brahma Sakshatkara, Verwirklichung von Brahman, dem Höchsten. Und jetzt könnt ihr auch wieder überlegen, viele von euch sind damit vertraut, viele von euch haben mindestens mal gedacht: „Das ist ja eigentlich tatsächlich wertvoll.“ Die meisten von euch werden tief im Hintergrund sagen: „Ja, das ist das Wichtigste, worum es im Leben geht.“ Jetzt könnt ihr mal nachdenken: Und wie viel Zeit und Energie steckt ihr in dieses Ziel hinein? Wie viel Minuten am Tag für die Praktiken? Wie viel Tage und Wochen, die ihr dem besonders widmet im Jahr? Und wie sonst ist euer Lebensstil darauf ausgerichtet?

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