Enthusiastisch und verhaftungslos

swami sivananda71Spirituelle Entwicklung, Teil 11: Enthusiastisch und verhaftungslos

Ich will vielleicht das Thema, das heute Morgen angesprochen wurde, nochmals aufgreifen, weil ich es für wichtig halte. Yamas und Niyamas spielen im Raja Yoga eine Rolle. Raja heißt ja königlich und Raja heißt auch Herrschaft. Der Raja Yoga Weg ist ein Yogaweg, zum einen der Selbstbeherrschung, es ist aber auch ein königlicher Weg. Und königlicher Weg soll auch etwas heißen, es ist ein Weg mit Intensität, es ist auch ein Weg mit Power dahinter. Es ist ein Unterschied zwischen Sankhya und Raja Yoga, wer sich ein bisschen auskennt. Es ist auch ein gewisser Unterschied zwischen Buddhismus, wie es Buddha selbst gelehrt hat, was mindestens die Indologen sagen, da kommt der Theravada am nächsten, und dem Raja Yoga System. Es gibt viele Ähnlichkeiten. Raja Yoga, wie der Geist analysiert wird, was Ursache vom Leiden ist und vieles andere ist dort sehr ähnlich, auch die Praktiken sind durchaus ähnlich. Nur im Raja Yoga ist da eine Intensität dabei, eine Intensität der Erfahrung, eine Intensität der Konzentration, eine Intensität auch, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Es gibt ein ganzes drittes Kapitel, das dort über die Vibhutis geht, außergewöhnlichen Fähigkeiten. Manchmal wird das ein bisschen weginterpretiert und vielleicht hänge ich nur einer bestimmten Interpretation an. So die buddhistische Tradition ist sehr häufig die der Gelassenheit und beobachten und letztlich, mindestens in dieser einen Interpretation, weniger eine des Engagements und der Intensität und dort voll konzentriert darin aufgehen und verschmelzen, sondern mehr beobachten, anschauen usw. Ich spreche jetzt nur über das, was jetzt manche Indologen sagen, das wäre die Ursprungslehre von Buddha. Natürlich hat sich der Buddhismus weit ausgeweitet.  Aber es ist heute oft die Interpretation des Buddhismus und es ist in der heutigen Zeit, wo Mindfulness, das versteht ja heutzutage Buddhismus, wenn man darüber spricht. Und Mindfulness hat auch Eingang gefunden in die westliche Psychotherapie, interessanterweise sogar besonders stark in die kognitive Verhaltenstherapie, früher die unspirituellste aller psychotherapeutischen Methoden, aber das hat sich jetzt irgendwo mit integriert, da ist mehr so eine gewisse Distanz. Man beobachtet seine Gedanken, geht nicht richtig rein, man beobachtet seine Emotionen, geht nicht richtig rein, man beobachtet eigentlich alles, seinen Körper und seinen Atem usw. Man lernt eine gewisse Distanz davon. Etwas, was es im Jnana Yoga gibt, was es im Sankhya gibt, was auch irgendwo im Raja Yoga angedeutet ist, es gibt es also auch als Technik, aber im Raja Yoga ist so mehr auch Dharana, Dhyana, hineingehen, ist Samyama, vollkommen verschmelzen mit dem, was wir machen, und eine gewisse Intensität. Beides führt zum Ziel. Ich weiß jetzt nicht, wie es beim Zen-Buddhismus ist. Ist das eher die distanzierte, beobachtende Haltung oder mehr die verschmelzende, intensive oder es kommt darauf an? Es gibt da einen, wo ich annehme, der weiß etwas mehr als ich über Zen. Ein bisschen von beidem. Letztendlich, man kann sagen, wie im Yoga. Je nachdem, im Jnana Yoga ist es mehr beobachten, Raja Yoga ist mehr hineingehen. Also, mal das eine und mal das andere. Ich glaube, es gibt so Geschichten, wo jemand ganz mit etwas verschmilzt und deshalb in Satori rutscht und jemand anderes, der, die Welt bricht zusammen, er bleibt gelassen und rutscht dann in Satori. Also, da ist mal die eine und mal die andere.

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 72. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Segen kann man auf verschiedene Weisen geben.

1awqWir hatten heute Morgen so gesprochen von eigenartigen Geschichten im Alten Testament. Da gab es ja die eine komische Geschichte zwischen Abraham und Isaak. Es gibt ja auch eine komische Geschichte, Isaak und Jakob. Der Jakob wollte den Segen von Isaak bekommen. Und der Isaak mochte aber den Esau lieber, also hat der Jakob sich verkleidet, er hat sich ein Fell übergezogen, weil der Isaak war irgendwo blind gewesen, aber der Esau hatte anscheinend mehr Haare als der Jakob. Und so hat er dann den Segen sich erschlichen vom Isaak. Jetzt mag man auch Verschiedenes dort sehen. Man kann eines sehen, wie wichtig der Segen ist für Kinder, dass sie ihn sich notfalls erschleichen wollen. Wenn ihr Eltern seid, dann gebt euren Segen euren Kindern. Und ihr könnt selbst noch überlegen, ob ihr vielleicht irgendwo freizügig sein könnt mit eurem Segen.

Teilnehmer: „Ich habe das so verstanden, dass er ihm den Segen irrtümlicherweise gegeben hat, weil er nicht kapiert hat, dass es der falsche Sohn ist, und dass er dann gesagt hat, für den Sohn, den er ja eigentlich viel lieber gehabt hat, „ich habe jetzt keinen mehr“. Das habe ich nie verstanden, dass da eigentlich, nachdem der Irrtum aufgeklärt war, wo ich dann denke, warum der Hahn dann zu ist. Aber vielleicht muss man das auch gar nicht verstehen.“

Ich muss zugeben, das gehört auch zu den Teilen, die ich jetzt auch nicht verstehe. Ich vermute, dass kaum ein Pfarrer das wirklich versteht. Was aber auch heißt, wir müssen nicht immer alles verstehen. Wir können auch manchmal sagen, auch diese Großen in der religiösen Geschichte sind manchmal Irrtümern unterlegen. Und vielleicht kann es uns einen Trost geben, so würde es der jetzt pensionierte Gemeindepfarrer interpretieren. Er würde sagen, die waren alle sehr menschlich im Alten Testament und extrem menschlich und sie wurden überzeichnet, um das Leben plastisch zu machen. Und es sollte uns als kleine Gläubige ein Trost sein, dass selbst der große Issak, selbst der große Jakob, selbst der große Abraham hahnebüchene Sachen gemacht haben. Und sie hatten tiefe Hingabe zu Gott und trotzdem haben sie unglaubliche Dummheiten gemacht, ethisch Verwerflichstes. Wir sollten nicht das ethisch Verwerfliche nachahmen, wir sollten uns darin üben, Hingabe zu Gott zu üben und natürlich versuchen, ethisch zu leben, aber wissen, als Menschen sind wir unvollkommen. Vielleicht ist das gerade die Größe der Schriften, dass sie uns eben nicht nur einen Buddha zeigen, nicht nur einen Jesus und Sivananda zeigen, sondern auch sehr menschliche Gestalten, wie einen Arjuna, wie einen Jakob, Isaak, wie einen David, der große König, oder Salomon, so verehrt, aber Sachen gemacht, unmöglich. Die würden heute ganz schnell abgewählt oder ins Gefängnis gesteckt, der Staatsanwalt würde sofort ermitteln. Unser letzter Präsident war dort ein Unschuldslamm dagegen. Aber wir sollten dann eben nicht nachahmen, was die Schlimmes gemacht haben, sondern wir sollten uns bemühen, das Gute zu machen, Hingabe zu üben, und zu wissen, wir machen auch manchmal Fehler. Und letztlich, das wäre jetzt die christliche Interpretation, Gott liebt uns, selbst wenn wir Fehler machen. Von daher, ich würde das einfach nur als einen Irrtum von Isaak ansehen. Und er ist deshalb sehr menschlich, dass er mit irgendeinem Irrtum dort behaftet war. Aber vermutlich würde irgendein Religionskenner sagen, dass da in damaliger Zeit irgendwas üblich war und vielleicht nur ein Sohn den Hauptsegen des Vaters kriegen konnte, man könnte sagen, dass war dann eben ein Irrtum der damaligen Religion. Heute ist das auch unter Juden nicht üblich, dass nur ein Segen weitergegeben werden kann, sondern im Gegenteil, Vater gibt dem Sohn und Mutter dem Sohn den Segen an alle Söhne und Töchter weiter.

Fortsetzung folgt –

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Verbindung zu Swami Sivananda

swami vishnu7Gut, dann gibt es ja manchmal auch die Frage, Menschen sagen: „Ich habe in einer anderen Tradition, z.B. von TM eine Mantraweihe bekommen und jetzt bin ich bei Yoga Vidya, fühle mich mit Swami Sivananda verbunden. Was mache ich jetzt?“ Dann gibt es mehrere Möglichkeiten. Die eine Möglichkeit ist, angenommen, jemand fühlt sich mit diesem Mantra sehr gut und fühlt dort sich sehr gut verbunden, dann gibt es keinen Grund, jetzt das Mantra zu wechseln. Aber die Mantras sind andere als in unserer Tradition, deshalb könnte ich nicht in das gleiche Mantra nochmal einweihen. Aber man könnte dann sagen, die Namensgebung, die könnte man dann so machen, dass das verbunden ist mit der Einweihung in der Tradition. Und es gibt auch Menschen, die dann eben ein Mantra bekommen hier, aber jetzt nicht unbedingt sich als Schüler von Swami Sivananda, Swami Vishnudevananda sehen, aber den Segen für diese Art der Mantra-Meditation bekommen wollen. Das geht jetzt bei der Mantra-Weihe in unserer Tradition auch so, auch Namensgebung ist jetzt nicht, dass man automatisch mit dem Meister auf Dauer verbunden ist, man könnte es aber von seiner individuellen Hingabe aus machen und dann könnte Mantra und Name einen auch mit der Guru-Tradition verbinden, es muss aber auch nicht sein. Dagegen eine Brahmacharya-Weihe wäre immer verbunden mit Anerkennung des Gurus, Swami Sivananda, Swami Vishnudevananda.

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Frage an Sukadev

sukadev,....Teilnehmer: „Wie ist das, wenn man aus einer anderen Tradition noch eine Einweihung hat oder eine Mantra-Einweihung? Ist das jetzt hinderlich? Man sagt ja immer, man soll in einer Tradition bleiben. Wie ist das dann, kollidiert das, oder?“

Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten und wie so oft im Yoga würde man sagen, es kommt darauf an. Und letztlich hängt es auch so ein bisschen von der Tradition ab. Und jetzt hängt es auch davon ab, was für eine Art von Einweihung es ist. Es gibt Meistertraditionen und dort, wenn man das Mantra bekommt, in der Tradition nimmt man den Meister als seinen Guru an und der Guru nimmt den Schüler als seinen Schüler an. Gut, und damit ist dort eine Verbindung hergestellt. Jetzt heißt das nicht, dass man jetzt notwendigerweise bei diesem Meister für den Rest seines Lebens sein wird. Das ist auch in Indien nicht immer so. Es gab immer Fälle, wo Menschen auch die Meister gewechselt haben. Swami Sivananda, sein erster Meister war sein Vater, dann der nächste war so ein Selbstverteidigungsmeister, vermutlich ein Kalari-Meister, bei dem er vieles gelernt hat und auch eine Einweihung bekommen hat. Dann wurde er von jemandem in Vedanta eingeweiht, er hat einen Vedanta-Guru gehabt. Dann hat er schließlich einen Sannyas-Guru gehabt, den Swami Vishwananda, der ihm Sannyas gegeben hat. Und dann gab es noch einen, den er auch noch als seinen Guru angesehen hat, einen Swami Vishnudevananda – nicht der Swami Vishnudevananda, sondern ein anderer – der ihm dann die praktische Spiritualität beigebracht hatte und das war die, wo er jeweils auch ein Einweihungsritual mitbekommen hat. Es gab dann noch andere Lehrer, von denen er auch gelernt hatte. Also, hier kann man sehen, es geht durchaus, dass man verschiedene Einweihungen haben kann. Aber Swami Sivananda hat so gesagt, sein Satguru war dann letztlich der Swami Vishwananda. Das war der wichtigste, zu dem war die tiefste Energieverbindung. Und so ähnlich kann man durchaus unterschiedliche Einweihungen haben, man wird langfristig seinen Hauptguru haben, seinen Satguru. Und dann hängt es jetzt wiederum davon ab. Man kann die Kraft der alten Einweihung mit einem Schlag auch wieder zu null führen, indem man die Praktiken, die damit zusammenhängen, nicht mehr praktiziert. Da braucht man jetzt keine Angst zu haben, man kriegt kein schlechtes Karma, kommt nicht in die Hölle oder man wird auch keine Unfälle oder sonstiges haben, sondern einfach die Einweihungstradition ist damit dort zu Ende. Man hat eine Weile gelernt, die Lektionen, die man gelernt hat, hat man gelernt, und jetzt hat man dann einen neuen Lehrer. Dann gibt es auch die Besonderheit, wenn man in einer Tradition ein Mantra bekommen hat und dann in einer anderen Tradition es das gleiche Mantra gibt, dann kann man auch nochmal eine neue Einweihung bekommen in das gleiche Mantra. Ich habe z.B. mein Mantra, das ich meditiere, habe ich als erstes bekommen, zwar nicht in einer formellen Einweihung, aber doch in einem einweihungsähnlichen Rahmen. Und als ich dann den Swami Vishnu als meinen Meister erkannt habe, dort habe ich von ihm nochmal die Mantraweihe genommen, in das gleiche Mantra. Das kann man also auch machen.

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 69. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Bewusstseinsübungen im Yoga

abc40Mit Bewusstseinsübungen kannst du Zugang finden zu anderen Ebenen des Bewusstseins. Mit Bewusstseinsübungen kannst du mehr herausfinden über die essentiellen Fragen des Menschseins: Wer bin ich? Was ist wirklich? Was ist der Sinn des Lebens?

Arten von Bewusstseinsübungen

Es gibt verschiedene Arten von Bewusstseinsübungen:

  • Achtsamkeitsübungen wie die Achtsamkeitsmeditation: Mit dieser Art der Bewusstseinsübung lernst du, ganz ins Hier und Jetzt zu kommen und schärfst so die Bewusstheit im Hier und Jetzt. Dies verhilft dir zu einem objektiveren Erleben und zu einem Lösen von automatisierten Reiz-Reaktions-Mustern
  • Bewusstseinserweiterungsübungen: Mit dieser Art von Bewusstseinsübung dehnst du dein Bewusstsein aus. Du erfährst dich als weites Bewusstsein, nicht mehr als begrenztes Bewusstsein
  • Bewusstseinsverbindungsübungen: Indem du dich mit anderen Wesen oder der Natur verbindest, fühlst du Einheit und Verbundenheit. Die Trennung verschwindet

Bewusstseinsübung Achtsamkeitsmeditation als Video

Die Achtsamkeitsmeditation ist eine besonders populäre Bewusstseinsübung: Du lernst, alles vorurteilsfrei in der Gegenwart wahrzunehmen. Indem du so ganz in der Gegenwart bist, wirst du frei von Reiz-Reaktions-Mustern, von automatisierten Flucht-Kampf-Mechanismen. Mit den Achtsamkeits-Bewusstseinsübungen kommst du aus zwanghaften Gedanken und Grüblerei aus. Mit dem durch Achtsamkeitsmeditation geschärften Bewusstsein wirst du auch das, was im Alltag geschieht, genauer, schärfer, wahrnehmen können. Hier ein Beispiel der Bewusstseinsübung Achtsamkeitsmeditation als Video:

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Ausdehnungsmeditation als Bewusstseinsübung

Eine weitere Meditation aus der Gruppe der Bewusstseinsübungen ist die Ausdehnungsmeditation. Durch die Ausdehnungsmeditation lernst du, weg zu kommen von der Identifikation mit dem physischen Körper. Du spürst dich selbst als erweitertes Bewusstsein. Die Ausdehnungsmeditation ist eine besonders effektive Bewusstseinsübung, mit der du erfährst, dass Bewusstsein nicht beschränkt sondern potentiell unendlich ist. Aus gutem Grund gibt es im Deutschen keinen Plural von Bewusstsein: Denn es gibt nur ein unendliches Bewusstsein, das sich auf so viele verschiedene Weisen ausdrückt. Hier ein Video mit der Bewusstseinsübung „Ausdehnungsmeditation“:

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Bewusstseinsübung Ausdehnung – machtvolle Yoga Übungen

Hier die Niederschrift eines Vortrags, in dem Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, die Ausdehnungs-Bewusstseinsübungen erläutert. Denn Bewusstseinserweiterung kommt nicht immer einfach so von selbst. Du kannst Übungen praktizieren, insbesondere Bewusstseinsübungen, um so das zu erfahren, was wirklich ist. Hier also die Worte von Sukadev zum Thema Bewusstseinsübungen:

Yogis sagen, es gibt eine Möglichkeit, dich auszudehnen. Eigentlich brauchst du dich nicht ausdehnen, weil du bist auf deiner Bewusstseinsebene eins mit der Weltenseele. Du bist verbunden mit allen Wesen überall. Und du brauchst nur zu verwirklichen, wer du wirklich bist, und dann hast du diese Ebene erreicht. Und auf einer anderen Ebene, was einen dann auch befriedigt, bevor wir jetzt dieses Höchste erreichen, und realistisch gesehen ist es nicht ganz so schnell, dass man Nirvikalpa Samadhi erreicht und Satchidananda dauerhaft verwirklicht. Alles, was wir tun, um uns mit Menschen verbunden zu fühlen, mit Menschen verbunden zu fühlen, mit der Natur verbunden zu fühlen, irgendwo verbunden zu fühlen, all das ist das, was im Leben wirklich zählt und befriedigt. Das, was einen von anderen trennt, ist nicht das, was einen befriedigt und was einem dauerhaft Freude bereitet. Das, was einen verbindet, daher dieses Sat. Und wir können auch sagen, immer wieder kleine Bewusstseinserweiterungsübungen. Da gibt es ja viele im Yoga, in der Meditation, in den Asanas, wenn wir einen Baum sehen. Auch in Essen gibt es Bäume, wenn auch Essen zu den Städten in Deutschland gehört mit weniger Bäumen, mindestens in manchen Teilen, aber im Süden und im Norden sind dann auch wieder sehr viel mehr. Aber selbst eine Zimmerpflanze, sogar eine graue Häuserwand, wir können unser Bewusstsein dorthin ausdehnen. Wir können uns lösen von unserem Bewusstsein und das ist etwas, was wir immer wieder tun können. Ich komme da nochmal mehr drauf, wenn ich auf Ananda zu sprechen komme.

– Fortsetzung folgt –

Dies ist die 7. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Essen. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:

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Durch Gnade kann Karma beschleunigt werden

shri karthikeyanDer Swami Vishnu hat dann gerne so den Witz gemacht: „Wenn jemand sagt, er nimmt euer Karma auf sich, dann schickt ihm alle Rechnungen. Wenn er die dann bezahlt, dann glaubt ihm. Wenn er die nicht bezahlt, dann hat er das manifesteste Karma eben nicht übernommen und dann könnt ihr nicht davon ausgehen, dass er das andere Karma dort wegnimmt.“ Aber in einem anderen Sinne, wenn man bei einem Meister ist, Gnade entsteht, durch Gnade kann Karma beschleunigt werden, es kann aber auch sein, dass wir Lektionen schneller lernen. Wenn wir Lektionen schneller lernen, kann es auch sein, dass manches Karma, dessen Ziel es war, was zu lernen, eben wir nicht brauchen. Meine Erfahrung mit ernsthaften spirituellen Aspiranten ist nicht, dass deren Leben sehr ruhig und – ich würde sagen – spießbürgerlich verläuft. Ich weiß nicht, ob das ein Charakteristikum unserer Tradition oder insgesamt ist, wer intensiv übt, erlebt mehr und das Leben wird kunterbunter, es wird nicht langweilig. Und in diesem Sinne wird auch gesagt, Karma beschleunigt sich, mehr passiert. Oder vielleicht ist man einfach nur bewusster. Sachen, die man vorher ignoriert hätte, jetzt stellt man sie fest. Weil man mehr Prana hat, kann man auch mehr angehen.

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Dies ist die 68. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Wenn Gott durchschimmert im Alltag, das ist eine Gnade

kind2Wenn Gott durchschimmert im Alltag, das ist eine Gnade

Wir können nicht sagen, „ich habe es mir erarbeitet“, denn aus dem Ego geht gar nichts im Spirituellen. Das Ego kann höchstens sich bemühen, sich selbst zur Seite zu schieben, was schon ein Paradox an sich ist. Es kann sich bemühen, Unterscheidungskraft zu üben, wie im Jnana Yoga. Es kann sich bemühen, Praktiken zu üben, die Hingabe erzeugen, im Bhakti Yoga. Es kann sich bemühen, konzentriert zu sein. Aber nur, wenn dann Gnade durchscheint, dann funktioniert es tatsächlich. Und die Gnade kommt dann von Gott und die Gnade kann auch kommen vom Meister.

Teilnehmer: „Ist Gnade dann auch, dass Karma schneller abläuft oder vielleicht, dass man das ausarbeiten muss?“

Das gibt es auch. Also, man kann jetzt nicht sagen, dass die Gnade einem das Karma wegnimmt, denn wir bekommen ja Karma, um daran zu wachsen. Das wäre so ähnlich, wie wenn man jetzt einem Kind sagt: „Du musst jetzt drei Wochen lang keine Hausaufgaben machen.“ Hilft man dann dem Kind? Eltern sind jetzt sehr gnädig dem Kind gegenüber und sagen: „Ich entbinde dich jetzt drei Wochen lang von den Hausaufgaben.“ Oder die Eltern schreiben die Hausaufgaben für das Kind drei Wochen lang. So irgendwie als Fünft- und Sechstklässler hat öfters meine Mutter die Aufsätze für mich geschrieben. Irgendwie hat sie gemeint, sie tut mir einen Gefallen damit. Bis ich festgestellt habe, die Note waren besser, wenn ich sie selbst geschrieben habe. Also, man tut seinen Kindern keinen Gefallen. Und so ähnlich, ein Guru würde seinen Schülern keinen Gefallen tun, wenn er ihnen das Karma wegnimmt. Er nimmt ihnen wertvolle Lektionen, an denen sie wachsen können. Allerdings, du hast am Anfang gefragt: „Kann das Karma sich beschleunigen?“ Ja, es kann sich beschleunigen. „Können wir Aufgaben schneller lösen vielleicht durch die Gnade eines Meisters?“ Ja, und dann kann es sein, dass das Karma nicht in der Stärke notwendig ist wie vorher. Und in diesem Sinne wird manchmal gesagt, die Gnade des Meisters kann sogar das Karma umwandeln. Aber wir dürfen das jetzt nicht zu weit ausdehnen. Es gab mal eine Phase, das ist heute etwas seltener, aber das gibt es auch wieder, wo manche sagen, man muss nur zu einem Meister hingehen und der gibt einem dann eine Einweihung oder Energieübertragung und dann, durch die Gnade des Meisters geschieht alles, das Karma wird ausgearbeitet, reduziert, aufgelöst und dann kommt ganz schnell die Verwirklichung.

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Dies ist die 67. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Elternhaus wo Yoga gelebt wird

1aerOft rebellieren die Kinder gegen den Weg der Eltern erst mal. Ich habe das schon oft erlebt, ich bin ja jetzt auch schon seit über dreißig Jahren in spirituellen Yogagemeinschaften, so alt bin ich schon. So jung habe ich schon begonnen. Und da habe ich es oft erlebt, dass die Kinder dann irgendwann im Alter von vierzehn, fünfzehn rebelliert haben. Sie haben dann zum Teil angefangen, zu rauchen oder Alkohol zu trinken, noch schlimmer, Fleisch zu essen und andere eigenartige Sachen, was die Eltern natürlich sehr belastet hat. Zum Teil, die Mehrheit nicht. Vegetarier ist die Mehrheit geblieben, aber es gab ein paar Ausnahmen. Aber ich habe dann auch beobachtet, die meisten sind dann Mitte zwanzig wieder auf den Yogaweg zurückgekommen. Sie haben wieder angefangen, zu praktizieren, und relativ viele sind dann selbst Yogalehrer geworden und haben es dann irgendwo weiter fortgesetzt. Die Bhagavad Gita sagt so, in einem Haus geboren zu werden, wo die Eltern Yoga üben, das ist etwas sehr Großartiges. Und wir haben inzwischen so einige, wenn Menschen hier aufgenommen werden, dann fragt man auch immer: „Wie bist du zum Yoga gekommen? Dein spiritueller Lebenslauf?“ Es gibt schon so einige, die sind von ihren Eltern oder sogar Großeltern ins Yoga eingeführt worden. Als ich das vor kurzem mal bei jemandem gehört habe, irgendwie der Großvater hat ihn ins Yoga eingeführt, habe ich gedacht, Yoga hat sich schon gut etabliert, dass Menschen von ihren Großeltern ins Yoga eingeführt werden und dann fünfzehn oder zwanzig Jahre später in einer Yogagemeinschaft Mitglied werden. In diesem Sinne ist man ein Segen für die nachfolgenden Generationen. Also, wir können schon allein ein Segen durch die Liebe sein, wir können die Liebe bewusst weitergeben, dann ist es ein Segen, und wir können es bewusst auch sagen: „Ich gebe dir meinen Segen.“ Gut, und dann gibt es noch Gnade, die Gnade kann uns nur Gott geben. Ihr könnt jetzt nicht sagen: „Ich gebe dir meine Gnade.“ Es gibt natürlich das Ganze verweltlicht, dann gibt es eine Begnadigung, aber jetzt bleiben wir beim Spirituellen. Letztlich ist Gnade das, was letztlich uns die höchste Erfahrung gibt, oder auch kleine große Erfahrungen.

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Meditation ist die wichtigste spirituelle Praxis

sukadev,,,,,Die Mantra-Weihe ist ein besonders wichtiges Ritual, weil die Meditation ist eigentlich die wichtigste spirituelle Praxis und das Mantra ist in unserer Tradition die verbreitetste Weise, zu meditieren. Es gibt auch andere, die anders meditieren, aber die Mehrheit wird als langfristige Haupttechnik die Mantrameditation wählen und da ist auch eine besondere Segensenergie dahinter und diese Meditation wird einfach tiefer, wenn man eine Einweihung dort bekommt. Deshalb, wir werden die Selbstverwirklichung letztlich in der Meditation erfahren und eine große Hilfe ist eben, dabei eine Meditationstechnik zu wählen, die besonders stark ist und dabei jedes Mal, wenn man meditiert, ist man dabei auch mit dieser Einweihungsenergie dabei. Und man kann, wenn man eingeweiht ist, diese Meditation dann auch besonders gut verbinden mit der Vorstellung, mit Gott oder mit den Meistern verbunden zu sein. Deshalb, Swami Vishnu hat sogar gesagt, von allen vier Einweihungen, die in unserer Tradition wichtig sind, ist die Mantra-Weihe die allerwichtigste, sogar wichtiger als Brahmacharya- oder Sannyas-Weihe, es ist einfach die wichtigste überhaupt. Jeden Tag hat sie eine Wichtigkeit. Jedes Mal, wenn wir ein Mantra wiederholen, jede Mantrawiederholung wird etwas effektiver, wenn wir eine Einweihung haben, noch effektiver, wenn wir uns dessen bewusst sind und uns bewusst verbinden.

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Spirituelle Namengebung

1avsDann gibt es die Namens-Weihe und in der Namens-Weihe wird nochmal die Verbindung zu den Meistern hergestellt und über den spirituellen Namen ist dort auch so etwas wie eine geistige Neugeburt, im Sinne, man kann leichter sich so von den alten Verhaftungen etwas mehr lösen und kann das neue Ideal, das ja ins Leben getreten ist, bevor man eine Manta-Weihe bekommt, dass dieses nochmal stärker wird. Dann gibt es noch Brahmacharya-Weihe. Das heißt, jemand, der für eine gewisse Zeit lang enthaltsam leben will und Schüler eines Meisters und einer Meistertradition konkret sein will, verpflichtet sich für eine gewisse Zeit, ich sage gerne, für mindestens drei Jahre, diese Gelübde so zu halten, sexuell enthaltsam zu leben, im Ashram zu leben und sich besonders auf den Meister einzustimmen. Das ist also dann eine Einweihung für diese konkrete Form der spirituellen Praxis. Und danach kann man sich entscheiden, entweder weiter Brahmachari zu sein oder wieder ein anderes Leben zu führen mit Partnerschaft oder wie auch immer man es führen will. Oder wenn man das dann weitere drei Jahre gemacht hat, kann man dann die Sannyasa-Diksha bekommen und das ist die Einweihung zum Swami. Und ein Swami ist dann Mönch oder Nonne, der das Gelübde ablegt für Enthaltsamkeit und letztlich Loslösen von allen Identifikationen und Loslösen von individueller Familie. Hier bei Yoga Vidya haben wir momentan zwei Brahmacharis und eine Swamini, die große Mehrheit geht den anderen Weg, aber natürlich, sehr viele nehmen Manta-Weihe und Namens-Weihe.

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Spirituelle Entwicklung, Teil 10: Weihe und Segen

1azSpirituelle Entwicklung, Teil 10: Weihe und Segen

Ich habe zwei Fragen bekommen. Die Frage ist: „Was ist Segen und was ist Weihe?“

Ich gehe mal auf die zweite Frage ein: „Was ist Weihe, Einweihung?“ Das ist natürlich in jedem spirituellen System etwas anderes. Jetzt in unserem System, Yoga Vidya in der Sivananda Tradition, der Ausdruck „Weihe“ auf Sanskrit heißt „Diksha“ und Diksha, Weihe oder Einweihung heißt dann, dass ein Kanal geöffnet wird, so dass Segen fließen kann. Jetzt wäre die Frage: „Was ist Segen?“ Segen, man kann sagen, ist Energie, ist Licht, ist Führung usw. Man kann sagen, Gott ist zum einen das ganze Universum, Gott ist die Intelligenz hinter dem ganzen Universum, Gott ist Brahman. Wir können aber auch sagen, Gott ist die schöpferische Kraft hinter allen. Und Gott ist auch die Kraft hinter den großen Meistern. Und wenn wir eine Einweihung machen, dann wird die Kraft der Meister angerufen und die Kraft Gottes und diese Kraft soll dann in den Schüler hineingehen, um dem Schüler zu helfen, spirituell sich zu entwickeln. In unserer Tradition gibt es insbesondere die Mantra-Diksha, dann die Nama-Diksha, die Namensgebung, dann noch die Brahmacharya-Diksha, dann gibt es noch die Sannyasa-Diksha. Im weiteren Sinn sind auch, man kann sagen, gibt es eine Art Segen für Kinder, es gibt eine Art spirituelle Hochzeit, und genauso gibt es auch einen Segen für Sterbende. Auch das, könnte man sagen, sind Lebensweihen. Aber jetzt zunächst mal, die wichtigsten sind die ersten beiden, Mantra-Einweihung. In der Mantra-Einweihung wird ein Kanal geöffnet, ein Kanal, sowohl zu den Tiefen des Selbst, wie auch ein Kanal zu Gott, wie auch ein Kanal zu den Meistern, und so, dass der Zugang anschließend leichter geht. Und die Shakti des Mantras, die Kraft des Mantras, wird erweckt und stärker spürbar. Und auch so ein bisschen von dem so genannten Kilaka, den inneren Unreinheiten, werden dabei weggenommen, dadurch, dass der Einweihende sich zum Instrument macht, dass  dann eine Reinigungsschwingung kommen kann. Und so kann die Mantra-Meditation tiefer werden. Das sind Mantra-Weihen.

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Einpünktige Konzentration

1a.....Einpünktige Konzentration wäre, ihr hört einen Vogel und ihr spürt nur den Vogel. Eine ausgedehnte Konzentration wäre, ihr geht spazieren, ihr hört den Vogel, ihr hört parallel vielleicht irgendwelche Autos, die fahren, ihr hört das Rauschen der Bäume, aber es scheint heute relativ windstill zu sein, ihr riecht etwas, ihr seht etwas, ihr spürt die Erde, und alles gleichzeitig. Also, zur Erweiterung des Bewusstseins und Reduzierung der Vrittis gibt es tatsächlich die beiden Sachen, einpünktig auf eine Sache oder mehreres gleichzeitig. Und ihr könnt auch selbst überlegen: „Was habe ich in meinem Leben schon für Techniken erfahren, die mir geholfen haben, ganz im Hier und Jetzt zu sein und dabei einen erweiterten Bewusstseinszustand zu haben, und wie könnte ich das vielleicht heute machen?“ Also, nehmt den heutigen Tag eben als besonders Raja Yoga mäßig, konzentriert im Hier und Jetzt. Ab und zu mal, das Yoga Sutra hat nicht nur diese Techniken, ab und zu mal wird euer Geist plötzlich reflektieren wollen. Dann gebt dem auch ein bisschen Zeit und sagt: „Ok, jetzt willst du nachdenken. Aber in einer Viertelstunde bin ich mal wieder konzentriert im Hier und Jetzt.“ Und dann sagt wieder: „Und jetzt wieder konzentriert im Hier und Jetzt.“ Dann probiert das ein paar Mal und dann kann es sein, dass euer Geist wieder sagt: „Jetzt muss ich wieder mich über irgendwas innerlich beschweren. Irgendwo will ich mich jetzt über was aufregen und Alternativen aufzeigen, was besser noch sein könnte.“ Ok, dann seid mitfühlend mit euch selbst und lasst eurem Geist dort verschiedene Ideen dort spinnen und sich aufregen. Und danach geht wieder ins Hier und Jetzt. Also, Raja Yoga, bewusst Konzentration des Geistes. Und man kann auch sich bewusst vornehmen: „Ich will jetzt wacher noch sein.“ Und notfalls muss man halt ein Mittagsschläfchen halten, wenn der Geist ansonsten zu dösig ist. Dann soll er halt erst mal ein paar Minuten Mittagsschläfchen halten und danach ist man wieder wach. Oder notfalls Pranayama, um klarer zu denken. Und dann im Hier und Jetzt.

Hari Om Tat Sat

Fortsetzung folgt –

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Einfühlungsvermögen

ammaGut, wie ist man jetzt Satya und Ahimsa gleichzeitig? Es ist schwierig, man kommt in einen Konflikt hinein. Wie kann man den lösen? Mit Maitri Bhava, mit Mitgefühl letztlich. Wir spüren, warum der oder die andere das macht, wir spüren uns selbst, wir spüren die Liebe, und dann wird einem eine interessante Antwort einfallen. Man kann sagen, „interessant“ oder „gewöhnungsbedürftig“, man hat wenigstens nicht gelogen, man hat aber auch nichts Verletzendes gesagt. Die erste Reaktion ist oft dann, „grässlich“, man hat aber Mitgefühl, und dann, indem man all das erkennt, warum macht die andere Person das, wo man sie doch vorher so gemocht hat, wie sie war. Und über dieses Mitgefühl ist wieder Bewusstseinserweiterung da. Ähnlich können wir auch wieder in Saucha, Reinheit, oder Santosha, Tapas usw.

Ich weiß jetzt nicht, in welche Gottesdienste du gegangen bist und welche christliche Literatur du gelesen hast. Es gibt schon sehr erhebende Interpretationen von diesen Versen. Man findet in der christlichen Literatur schon sehr viel mehr als jetzt einfach nur dieses Wörtliche. Alles bedarf natürlich der Interpretation, es bedarf des Lebens und am besten würde man, wenn man als spiritueller Mensch interessiert ist, spirituell zu wachsen, dann Interpretationen nehmen von Menschen, die es erfahren haben. Also, wenn man Bücher nimmt, würde man dann z.B. die Predigt von Meister Eckhart nehmen oder „Gespräche mit Gott“ oder die ganzen Johannes vom Kreuz, Theresa von Avila, „Die Nachfolge Christi“ von Thomas von Kempen, Thomas a Kempis, also, dort findet man die wichtigen Sachen. Die findest du jetzt nicht dort, wo Menschen religiös, aber nicht wirklich spirituell sind. Erinnert euch, am Anfang habe ich gesagt, es gibt religiöse Menschen, die sind spirituell, es gibt religiöse Menschen, die sind nicht spirituell, und es gibt spirituelle Menschen, die sind nicht religiös. Und wenn wir jetzt spirituell sind, das verbinden wollen mit einer Religion, dann gilt es, aus der Religion eben das zu nehmen, was von spirituellen Menschen stammt, die gesagt haben: „Ich habe Gott tatsächlich erfahren.“ Nicht von Menschen, die eben sagen: „Ja, glaube nur das Richtige und dann wirst du nach dem Tod schon in den Himmel kommen. Aber in diesem Leben, ich habe Gott nicht wirklich erfahren, aber Gott hat Gebote gegeben, halte die, dann wirst du die Verwirklichung erreichen.“ Also, hier müssen wir schauen, wenn wir spirituelle Tiefe erfahren wollen, dann gilt es, sich an die Menschen zu richten oder von den Menschen zu lernen, die diese spirituelle Tiefe erreicht haben. Und die gibt es wieder in allen Religionen. Aber es gibt Anhänger von Religionen, die verrückte Geschichten sagen. Und es gibt Anhänger von Religionen, die Sachen sagen, die eben nicht zur spirituellen Erfahrung führen. Also hier, die Yamas und die Niyamas sind zu verstehen als Praktiken, um dem Geist wacher zu machen, konzentrierter zu machen und zur Bewusstseinserweiterung zu führen. Und das ist immer das, womit wir dann auch umgehen. Wenn wir sagen, „ich will Ahimsa verwirklichen“, ist es nicht, „du sollst Ahimsa üben“, sondern im Sinne von: „Übe Ahimsa, Konzentriertheit, erweiterte Bewusstheit und Einheitserfahrung.“ „Du sollst nicht lügen“ oder „du sollst wahrhaftig sein, Satya“, nicht als ein Gebot, „ansonsten kommst du in die Hölle“, sondern als eine Hilfe, wie wir zur Bewusstseinserweiterung kommen können.

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 59. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Das zur Ruhe bringen unseres Geistes

swami sivananda66Wobei Zur-Ruhe-Bringen etwas anderes ist als Schläfrigkeit. Wir können auch sagen, jede Nacht bringen wir unseren Geist zur Ruhe, übermäßig befreit kommen wir dort nicht raus. Wenn wir Glück haben, sind wir morgens ein bisschen erholt, wenn wir Pech haben, haben wir danach nochmal schlecht geträumt und dann ist man eher trotz Schlaf nicht erholt. Gut, die Jnana Yogis würden das auch interpretieren, der Grund, weshalb wir nach dem Schlafen doch mehrheitlich erholt sind, ist deshalb, weil wir doch unbewusst im Tiefschlaf Kontakt hatten mit unserer wahren Natur und in unserer wahren Natur ruhen. Und auch ein guter Grund, weshalb wir Träume träumen, ist vom Jnana Yoga her, einfach damit wir jede Nacht daran erinnert werden, die Welt, in der wir uns am Tag befinden, ist nicht so wirklich, wie das so scheint. Jede Nacht gehen wir ein paar Mal in Traumwelten hinein. Das erinnert uns jeden Tag daran, die Tagwelt ist auch nichts anderes als eine Art von Traumwelt. Jede Nacht werden wir daran erinnert. Regenerierend ist der Tiefschlaf, wenn Atman in Brahman ruht, allerdings im unbewussten Zustand. Aber das erinnert uns daran, so finden wir zu einem gewissen Frieden, indem Atman weiß, „ich bin mit Brahman“ und nicht durch alle möglichen äußeren Aktivitäten. Und jede Nacht werden wir daran erinnert, es gibt andere Welten als die Welt, in der wir uns jetzt befinden. Deshalb, vom Karma Yoga aus, es gilt zwar, diese Welt ernst zu nehmen, vom Jnana Yoga aus aber nicht zu ernst. Raja Yoga, nach dem Vers, „Yogas Chitta Vritti Nirodhah“ und dann, „Tada Drashtuh Swarupe Vasthanam, dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen“, ein paar Verse weiter spricht er über die fünf Haupt-Vrittis, die fünf Haupt-Gedanken und dazu gehört auch Nidra und Nidra heißt Schlaf. Und das heißt, unseren Geist zur Ruhe zu bringen, heißt auch, die Schlaf-Vritti zur Ruhe zu bringen. Das heißt, Schläfrigkeit an sich ist auch eine Vritti, es ist nicht unsere wahre Natur. Unsere wahre Natur ist reines, unendliches, ewiges Bewusstsein. Wir müssen sogar die Schlaf-Vritti zur Ruhe bringen. Und die Schlaf-Vritti zur Ruhe bringen heißt, unser Bewusstsein ist unendlich wach.

Fortsetzung folgt –

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Der Königsweg

1ayqSpirituelle Entwicklung, Teil 9

Raja Yoga. Das Konzept des Raja Yoga ist ein Vielfaches. Aber wenn es jetzt darum geht, wie kommen wir zur Erfahrung von Brahman, dort beschreibt Patanjali so den Weg: „Yogas Chitta Vritti Nirodhah. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Vrittis, Nirodhah, zur Ruhe bringen, der Vrittis, der Gedanken im Chitta, im Geist.“ Und dann folgt der dritte Vers: „Tada Drashtuh Swarupe Vasthanam. Dann ruht der Sehende in seiner wahren Natur.“ Und die wahre Natur, wisst ihr, was ist die wahre Natur? Bewusstsein, Satchidananda, Brahman, wie auch immer wir es ausdrücken wollen. Also, wenn wir Kaivalya, Befreiung, erfahren wollen, brauchen wir bloß die Gedanken im Geist zur Ruhe zu bringen. Sind die Gedanken im Geist zur Ruhe gebracht, dann ruhen wir in unserem wahren Wesen. Das ist das Hauptkonzept im Yoga Sutra. Es gibt noch viele andere, und das Yoga Sutra ist ja zweihundertsechs Verse lang und da steckt vieles drin, unter anderem die ganzen Yamas und Niyamas, aber alles andere sind so Techniken, die uns helfen können, unseren Geist mehr zur Ruhe zu bringen. Ich will da gleich etwas mehr noch darauf eingehen. Aber jetzt vorher war dann die Frage, Yamas und Niyamas. Ich will sie kurz aufschreiben. Yamas: Ahimsa – Nicht-Verletzen, Satya – Wahrhaftigkeit, Asteya – Nicht-Stehlen, Brahmacharya – Vermeidung von sexuellem Fehlverhalten, Aparigraha – Unbestechlichkeit. Dann gibt es die Niyamas: Saucha – Reinheit, Santosha – Zufriedenheit, Tapas – Disziplin, Swadhyaya – Selbststudium, Ishvarapranidhana – Hingabe an Gott. Das zu praktizieren, hält uns schon ein ganzes Leben lang beschäftigt. Und vermutlich nicht nur ein Leben, sondern viele, viele Leben. Ahimsa – Nicht-Verletzen. Positiv ausgedrückt, Maitri Bhavana, Mitgefühl zu allen Wesen. Eigentlich hat Patanjali in sehr viel mehr den Ausdruck „Maitri Bhavana“ als „Ahimsa“. Ahimsa ist also Nicht-Verletzen. Himsa – Verletzen, Ah – nicht. Maitri Bhavana heißt, Liebe zu kultivieren zu allen. Bhavana – das Gefühl, von Maitri – Freundlichkeit, Liebe, Mitgefühl. Damit sind wir allein schon beschäftigt und das ist so ein bisschen vielleicht morgen mehr ein Thema, wenn wir über Karma Yoga dann sprechen. Aber grundsätzlich im Raja Yoga geht es darum, Bewusstseinsveränderungen einzuleiten. Also, Raja Yoga ist im Grunde genommen, wir wollen ein erweitertes Bewusstsein erreichen. Und über die Erweiterung des Bewusstseins, aus dem normalen Denkmodell hinauskommend, dort erfahren wir, wer wir wirklich sind. Das ist so das Grundkonzept im Raja Yoga. Erweiterung des Bewusstseins. Und wie geht das grundsätzlich? Irgendwie müssen wir unseren Geist zur Ruhe bringen.

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Nicht-Verletzen und Mitgefühl

16nUnd dann anschließend aus Ahimsa kommt dann heraus nicht nur Nicht-Verletzen, sondern eben Maitri Bhavana, Mitgefühl. Und in dem Moment, wo wir Mitgefühl haben, in dem Moment haben wir Bewusstseinserweiterung. Wir spüren den Schmerz des anderen. Wir spüren seine Verletztheit. Das ist erst mal nicht schön. Dann gehen wir aber noch tiefer. Und was ist hinter dem Schmerz und der Verletztheit des anderen, was ihn dazu gebracht hat, das Komische zu tun, was er jetzt gerade gemacht hat? Dort hinter ist das Bedürfnis nach Liebe. Und dahinter ist letztlich die reine Seele. Und so kommen wir über Ahimsa dazu, den Menschen zu spüren und dann sind wir in Chitta Vritti Nirodhah, wir sind in der Liebe und dann sind wir in der Einheit. Und aus der Einheit kommt wieder Liebe. Wenn wir jetzt nur Ahimsa oberflächlich nehmen würden, Nicht-Verletzen, und jetzt nicht das Ganze auf eine Bewusstseinserweiterungsebene bringen, dann ist das eine Sisyphusarbeit. „Du sollst nicht töten.“ Wird schwierig. Dann fühlen wir uns verletzt – und es heißt noch dazu, „in Gedanken, Worten und Tat“. Wir fühlen uns verletzt und dann ärgern wir uns über den anderen. Und dann ärgern wir uns über unseren Ärger. Dann ärgern wir uns darüber, dass wir uns über uns selbst ärgern, denn, „du sollst…“ Und dieses Über-Ich-Gewissen, „du sollst…“, schafft dann alle möglichen Probleme letztlich. Sondern diese Konzepte von Ahimsa müssen verbunden werden mit Chitta Vritti Nirodhah, und damit, es geht um Bewusstseinserweiterung. Und da ist Ahimsa, was eigentlich ergänzt werden muss durch Maitri Bhavana, eine Weise, wir merken erst mal, wenn wir aus Reflex als Reaktion Himsa haben, wenn wir das umwandeln in Maitri Bhavana, in Mitgefühl. Maitri Bhavana heißt erst mal Mitleid und dann leiden wir auch mit dem anderen, es geht weiter in Mitgefühl, wir fühlen den anderen, es geht weiter mit Einheitserfahrung und dann strahlt Brahman, Purusha durch. Ähnlich natürlich auch mit Satya: „Du sollst nicht lügen.“ Und spätestens dann kommen wir in alle möglichen Konflikte. Es gibt diesen banalen Ausdruck, Partner war beim Friseur und fragt: „Wie gefalle ich dir?“ Das ist immer ein Problem für fast jeden Mann. Der Mann mag meistens seine Frau wie sie ist und wenn sie jetzt ihr Aussehen ändert, in neunzig Prozent der Fälle gefällt das dem Mann weniger. Aber er will halt nicht verletzen. Was macht man jetzt? Nach einer Weile gewöhnt man sich daran, dann mag man auch das wieder, denn die Frisur ist eigentlich nicht so erheblich. Aber auch hier landet man irgendwo, Mitgefühl, im Sinne von, Frau ändert ihr Aussehen vielleicht, weil sie ihre Stimmung ändern will. Irgendwann habe ich mal gelesen, Menschen, die ihre Frisur ändern, wollen nicht ihre Frisur ändern, sie wollen ihre Stimmung ändern. Und dann ist das Ändern der Frisur oder das Alte abschneiden und irgendwo was Neues beginnen, und das wird zum Ausdruck gebracht über Frisuränderung. Manchmal, hier im Ashram, machen das Menschen, indem sie sich eine Glatze dann schneiden. Was ich dann nicht immer sehr angemessen finde, aber Menschen hilft das manchmal, was loszulassen.

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Das was uns anspricht

1aqxEs gibt so ein paar Stellen, aber neunzig Prozent, können wir einfach sagen, ist das, was uns tief anspricht. Und das andere ist das, was uns irgendwo stört. Und es ist auch gut, wenn es uns irgendwo stört. Auch in den buddhistischen Schriften gibt es ein paar Sachen, die einen stören. Man kann auch sagen, die großen Heiligen wollten uns irgendwie davon abhalten, zu wörtlich alles zu nehmen, sondern sie haben ein paar Sachen reingeschmuggelt, die uns hoffentlich irgendwie abstoßen, so dass wir wissen, wir brauchen zum einen eine große Hingabe letztlich zur heiligen Schrift, aber wir sollten trotzdem selbst denken. Vielleicht eine Schrift, wo ich jetzt eigentlich keinen Vers finde, den ich irgendwo ablehnen würde, ist Yoga Sutra. Das ist kurz und prägnant, da würde ich keinen Vers finden, wo ich sagen würde, da ist irgendetwas, wo man von heutiger Ethik aus etwas ablehnen müsste. Was interessant ist. Also, in diesem Sinne können wir einiges dort sehen und vieles müssen wir im übertragenen Sinne nehmen. Manches können wir auch sagen, ist in einer Art Geheimsprache geschrieben, das heißt so, dass man einen Schlüssel kennen muss, um es zu verstehen. Und oft, was wörtlich steht, ist dort etwas eigenartig. In der Hatha Yoga Pradipika ist auch manches sehr eigenartig geschrieben. Eben gerade in der Hatha Yoga Pradipika ist da mehr so eine sehr sexuell anzügliche Sprache an einigen Stellen dort geschrieben und da muss man auch sehen, was ist damit eigentlich gemeint. Jetzt seid ihr auch wieder interessiert, was das sein soll. Müsst ihr sie durchlesen. Aber ihr seht, wie das wirkt, plötzlich habt ihr die Faszination vom Yoga Sutra verloren, jetzt wollt ihr alle die Bhagavad Gita durchlesen und die Hatha Yoga Pradipika daraufhin auch. Eine große spirituelle Reife heißt, große Ehrerbietung zu haben. Patanjali sagt ja im Yoga Sutra: „Studium der Schriften führt zur Verbindung mit Gott.“ Also, große Ehrerbietung ist dort… Es reicht nicht aus, es nur historisch-kritisch zu sehen, sondern Ehrerbietung, aber Bhakti heißt auch, eine gewisse Reife und das heißt auch, dass man feststellen muss, bestimmte Dinge, die dort wörtlich stehen, sind ethisch verwerflich und sollte man so nicht machen, was könnte dort die übertragene Bedeutung sein?

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Freisein von Interpretation

swami sivananda53Was der Abraham gemacht hat auf seinen Reisen und auf seinen Kriegszügen, die dazwischen waren. Oder der Jakob hat ja den Esau um sein Erbe betrogen, er gilt als einer der großen Patriarchen. Vom Isaak weiß ich jetzt nicht, was er gemacht hat. Aber auch was die Pandavas dort hatten für Frauengeschichten und wie dort der große Lehrer Drona mit einem Schüler von ihm umgegangen ist, weil er ihm nicht gepasst hat. Haarsträubendste Geschichten. Aber wir müssen damit nicht einverstanden sein, wir können die Sachen als haarsträubend bezeichnen. Es ist eigentlich nur mit einer Lupe vergrößert, menschliche Situationen, menschliche Dramen, ethische Konflikte, und wir können letztlich sehen, auch große Menschen können viele Fehler machen. Und auch daran können wir lernen. Und in diesem Sinne können wir vieles dort interpretieren. Wir finden das an einigen Stellen. Wir können sagen, die moderneren heiligen Schriften, die hatten schon diese Ebene für Erzähler, dass das etwas ist, was Menschen anspricht, dass es interessant ist auch für Menschen, die nicht tief spirituell sind. Das ist die Mehrheit. Die erzählen diese Geschichten, die werden davon aufgewühlt und irgendwo ist das dann auch faszinierend. Aber danach konnte dann die nächste Generation von heiligen Schriften kommen, die dann – wo wir sagen können, da könnte man fast jede Zeile irgendwie gutheißen. Ich sage, fast. Auch im Neuen Testament gibt es einige Sachen, die dort haarsträubend sind, aber es sind weniger. Man könnte wahrscheinlich sagen, neunzig Prozent des Neuen Testamentes, so wie es steht, können wir sagen, entspricht höchster spiritueller Weisheit. Ebenso neunzig Prozent von der Bhagavad Gita, können wir sagen, entspricht höchster Weisheit. Es gibt so ein paar Verse, die wir aus gutem Grund in der Yogalehrerausbildung überlesen und wo wir dann probieren, in der neuntägigen Weiterbildung der Bhagavad Gita, sie irgendwo klug zu interpretieren. Jetzt seid ihr alle neugierig, welche das sind. Dann müsst ihr sie durchlesen.

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Weisheit der alten Schriften

1aqrWenn ihr die Mahabharata im Original lest, manchmal haarsträubendste Sachen, weshalb es klugerweise die Mahabharata hauptsächlich in Zusammenfassungen gibt, wo dann die Meister klug genug sind, die Dinge zu nehmen, die für uns heute interessant sind. Was wir vielleicht auch noch dort einfach sehen müssen, die alten Schriften sind eben auch so geschrieben worden, nicht nur, dass da große Spiritualität drin ist, sondern das ist so, in Indien haben wir ja die Vedas, wir haben die Puranas, die Ithihasas. Und gerade was Ithihasas betrifft, das sind also die Epen, die die menschlichen Geschichten sind, das ist eine Mischung aus Epos als menschliches Drama und spiritueller Schrift. Und die waren halt so geschrieben, dass sie für das normale Volk interessant und faszinierend sind, letztlich auch aufwühlend sind. Wie vielen „normalen“ Menschen könnte man die Bhagavad Gita als Ganzes einfach so wiederholen? Man könnte mal probieren, einen Kinofilm aus der Bhagavad Gita zu machen. Aber Mahabharata, da ist Drama drin. Es gibt ja verschiedene Versionen der Mahabharata. Irgendwann war das sogar eines der großen Events in Europa, die Mahabharata aufgeführt in neun Stunden, die ganze Nacht durch. An vielen Orten und die Intelligenzia hat gesagt, da muss man hin. Also, gerade in dem Aufwühlenden, dort ist etwas, wo Menschen hingehen. Titanic schauen sich die Menschen an, nicht das, wo alles schön ist. Also, menschliches Drama dabei. Und in diesem Sinne z.B., ich kenne mich jetzt mit der Mahabharata besser aus als mit dem Alten Testament. Ich habe zwar das Alte Testament auch zweimal durchgelesen. Die Bibel, erstmals habe ich sie durchgelesen… Ich bin immer schon ein Mensch gewesen, der gerne gelesen hat, und zweitens einer, der sehr früh aufgestanden ist. Und irgendwann mal war ich im Skiurlaub mit meinen Eltern und ich hatte kein Buch mit. Grässlich. Ich bin um 05:00 Uhr morgens aufgestanden, der Rest der Familie steht erst um 08:00 Uhr auf, was macht man jetzt in der Zeit? Und da gab es halt in dem Hotel, wie in vielen Hotels, gab es nur ein Buch, nämlich die Bibel. Aus lauter Verzweiflung habe ich dann halt die Bibel von vorne bis hinten durchgelesen in den vierzehn Tagen. Gut, und dann später nochmal. Und ich fand sie doch interessant. Und ich hatte fast größere Probleme, das Neue Testament durchzulesen als das Alte. In dem Alten waren all diese Geschichten, die zum Teil haarsträubend sind, aber doch interessant. Und das ist eben das, was dort drin ist. Sie sind irgendwo menschlich interessant und der Mensch ist letztlich interessiert an ethischen Konflikten, der Mensch ist interessiert an Sex und Gewalt und davon haben wir genügend im Alten Testament, davon haben wir genügend in der Mahabharata. Und wir müssen nicht mit allem einverstanden sein, wie die so genannten Helden sich dort verhalten haben. Und das ist auch, die so genannten Helden, sowohl im Alten Testament wie auch in der Mahabharata, die haben Sachen gemacht, wenn dies heute jemand machen würde, der würde zurecht ins Gefängnis und zwar lebenslang kommen.

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Verhaftungslos Dienen

swami sivananda43Man hat es vielleicht am Anfang gemacht aus einer Inspiration, ,an hat es am Anfang gemacht als Dienst an Gott, aber dann wird es irgendwann zur Verhaftung und diese Verhaftung muss man irgendwo überwinden. In diesem Sinne gilt es dann, dass man loslässt. In diesem Sinne könnte man es auch sehen als etwas, was sich auf die eigenen Nachkommen, also was sich durchaus wörtlich auf den Sohn bezieht. Das heißt natürlich nicht, physisch umbringen. Aber man kann auch sagen, Mutter, Vater kümmern sich um ein Kind. Irgendwann ist die Zeit gekommen, das Kind loszulassen, im Sinne von, jetzt muss es seinen eigenen Weg gehen. Und bis zu einem gewissen Grad ist das mit Beginn der Pubertät schon so. Nicht umsonst, in früheren Zeiten, sind die Kinder im Alter von dreizehn, vierzehn aus dem Haus gegangen und sind dann in den Haushalt eines Meisters gegangen – also, nicht notwendigerweise eines spirituellen Meisters, sondern Handwerksmeister – oder sind auf Wanderschaft gegangen. Das ist mindestens in den Handwerkerfamilien so gewesen. In den Kaufmannsfamilien wurden die Dreizehn-, Vierzehnjährigen woanders hingeschickt, zu einem anderen Kaufmann. In den Bauernfamilien blieben die dann halt in der Familie, aber wurde ab da selbständig. In der evangelischen Kirche wird man mit der Konfirmation wahlberechtigt, man ist also gleichberechtigt in der Gemeinde mit allen anderen. Und heute haben wir eine verlängerte Jugend, im Sinne von, die Ausbildung ist erst abgeschlossen, früher bei Männern, mit siebenundzwanzig, achtundzwanzig hat man das Studium abgeschlossen. Heute wird alles schneller gemacht mit acht Jahren Gymnasium, Wehrdienst fällt weg und zum Bachelor und dann hofft man, dass man die Menschen mit zwanzig dem Arbeitsleben zuführen kann. Aber in jedem Fall, irgendwie um die Zeit dreizehn, vierzehn ist eigentlich die Erziehung im engeren Sinne vorbei. Dann gilt, mehr oder weniger Unterstützung zu geben, zuzuhören und doch ein bisschen Beispiel zu geben, ein bisschen zu lenken, ein paar Sachen noch zu verbieten, aber es ist anders als vorher. Und irgendwann loslassen. Und dann wird man aber auch feststellen, wenn man innerlich den Entschluss gefasst hat, „ich lasse jetzt los“, dann kommt dann oft wieder eine größere Nähe. Wenn Mutter oder Vater an dem Kind irgendwie festhält und weiter versucht, das Kind nach seinem Bild oder seinen Vorstellungen zu formen, dann wird es problematisch. Irgendwann müssen die Eltern sagen: „Ich lasse dich los. Gehe deinen eigenen Weg.“ Man kann sagen, man tötet seine eigene Verhaftung an die eigenen Vorstellungen, wie das Kind es eigentlich machen soll und dann wird oft das passieren, dass plötzlich das Kind, das nicht mehr Kind ist, wieder auf Mutter und Vater zugeht. In diesem Sinne steckt da sogar psychologisch eine große Bedeutung dahinter.

Teilnehmer: „Das ist natürlich gefährlich, das so hinzuschreiben.“

Ja, aber ich glaube nicht, dass das in den letzten Jahrhunderten zu so vielen Tötungen von Kindern geführt hat. Es gibt schon viele wirre Sachen im Alten Testament, aber es gibt auch viele wirre Sachen in der Mahabharata.

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