Spirituelle Entwicklung, Teil 7: Wie entwickelt man Hingabe?

swami vishnu4Spirituelle Entwicklung, Teil 7: Wie entwickelt man Hingabe?

Und dann wäre natürlich die Frage: Und wie kommen wir zu diesem Bhakti? Und viele von euch haben die Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya mitgemacht, da habt ihr von den neun Formen von Bhakti gehört. Die wenigsten werden sich noch genau daran erinnern, es sei denn, man hat selbst unterrichtet, dann behält man sich das typischerweise. Und manche haben die auch noch nicht gehört. Aber es ist hilfreich, es steht so in der Bhagavatam, einer Schrift über Bhakti Yoga, neun Weisen, wie wir Hingabe entwickeln können. Es beginnt mit Shravana, das heißt, Geschichten hören oder lesen über Gott und seine Heiligen. Das nächste ist Kirtana, das kennt ihr, singen. Dann gibt es Smarana, das heißt, sich an die göttliche Gegenwart zu erinnern. Smarana heißt eigentlich Erinnern. Dann Vandana, sich verneigen. Padasevana, wörtlich heißt das, Dienst zu Füßen Gottes, konkret heißt es, einen Altar zu pflegen. Dann Archana, rituelle Verehrung Gottes. Dann Dasya, Gott dienen im Alltag. Dasya heißt Diener. Sakhya, freundschaftliche Beziehung zu Gott pflegen, Nähe zu Gott entwickeln wie ein Freund. Schließlich Atma-Nivedana, Verschmelzung des eigenen Selbst mit Gott, vollkommene Selbsthingabe. Was heißt das jeweils konkret? Shravana, Geschichten über Gott und seine Heiligen lesen oder hören. So wie ich euch eben Geschichten von Swami Vishnu erzählt habe. So wie ich euch erzählt habe über Hiob oder über Kunti. Geschichten sprechen die Emotionen an. Menschen erzählen immer Geschichten, Menschen lesen Romane, gehen ins Kino usw. Der Mensch ist interessiert am Schicksal von anderen Menschen und das ruft Gefühle hervor, es gehört zum Menschsein dazu. Jetzt kommt es darauf an, welche Geschichten hören, lesen oder schauen wir uns an. Das führt zu unterschiedlichen Wirkungen. Und wenn wir das Gefühl von Bhakti erzeugen wollen, dann ist es gut, Geschichten zu hören, zu lesen oder als Video oder Filme anzuschauen über Manifestationen Gottes und seine Heiligen. So gibt es ja Bücher über Swami Vishnu, über Swami Sivananda, über Paramahamsa Yogananda, über Teresa von Avila, Therese von Lisieux, über Rumi, dem Sufiweisen, über die verschiedenen Zen-Meister, also die ganzen Zen-Geschichten, die Geschichten der Hasidim usw. All das hilft, das Herz zu öffnen. Und das, was auch heißt, wenn ihr irgendwo mal merkt, euer Herz ist irgendwo zu und ihr habt keine Freude, ist auch eine Möglichkeit, dann überlegt, mal so ein paar spirituelle Geschichten oder Biographien entweder zu lesen oder es gibt es ja jetzt auch im Internet, ihr braucht ja bloß irgendeinen Namen von irgendeinem Heiligen in Youtube einzugeben und dann findet ihr Originalfilme, Aufnahmen oder Lebensbeschreibungen usw. Wenn ihr Hindi kennen würdet, könntet ihr die ganze Mahabharata als Comic und als Schauspiel in Youtube sehen, manchmal gibt es die sogar mit englischen Untertiteln, so kann man die ganze indische Mythologie irgendwo finden. Das kann das Herz ansprechen. Es gibt indische Comics, die kann man ja inzwischen auch über das Internet sich bestellen, über alle Aspekte. Shravana, behaltet das so im Hinterkopf. Und gerade dann, wenn man sich mal einsam fühlt, gerade dann, wenn Gott weit entfernt sich anfühlt, das ist eine gute Sache. Kirtana macht ihr jetzt hier im Ashram etwas mehr vermutlich als zu Hause, Mantras singen, Mantras hören, und das geht natürlich sofort ans Herz und das erweckt Bhakti.

 

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 44. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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Jahreszeitrituale

1aysMenschen brauchen Jahreszeitenrituale und diese sind gut. Dann gibt es auch wieder Lebensrituale und es ist gut, wenn jemand geboren wird, kurz danach ein bedeutsames Ritual zu haben. Es ist eigentlich gut bei der Einschulung, ein bedeutsames Ritual zu haben. Es ist gut, wenn von der Grundschule in die nächste Stufe jemand geht, ein bedeutsames Ritual zu haben. Es gibt den Eintritt ins Erwachsenenalter, der früher um die vierzehn war, ein Ritual zu haben, was jetzt Zeit des Jugendbeginns ist. Es ist gut, wenn man die Schule abgeschlossen hat, Berufsleben beginnt, dafür ein Ritual zu haben. Es ist gut, wenn man eine feste Partnerschaft beginnt, ein Ritual zu haben. Und es ist gut, wenn man in die Rente geht, ein Ritual zu haben. Es ist gut, wenn man stirbt, ein Ritual zu haben usw. Es ist gut, wenn andere das Ritual für einen dann machen. Also, in diesem Sinne, Rituale. Gut, und die anderen Aspekte können wir dann vielleicht heute Abend kurz besprechen. Ihr könnt heute am Tag auch so ein bisschen überlegen, was ihr von dem vielleicht machen könnt, ob ihr vielleicht auf der Ebene von Shravana, Kirtana, Smarana, Vandana, Padasevana, Archanam etwas in euren Alltag, der ja für manche am Freitag beginnt, für manche erst am Montag, ob ihr dort etwas mehr integrieren könnt und was davon ihr integrieren könnt. Es ist gut, es sich dann sogar aufzuschreiben, wie so eine Art Vorsatz, den ihr fasst, und nicht einfach nur denkt, „ja, mal sehen“ und dann kommt der Alltag ganz normal wieder, sondern ihr könnt überlegen und einen Vorsatz fassen.

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Segen der Rituals

ab55Also, man kann sagen, man macht etwas morgens, man macht etwas abends, sei es, nur eine Kerze zu schwenken, vielleicht ein Wochenritual, einmal die Woche etwas mehr. Wenn man nicht das volle Arati macht jeden Tag, kann man sagen: „Einmal die Woche mache ich das volle Arati.“ Oder man kann auch sagen: „Einmal die Woche mache ich Puja, mindestens in der Kurzform.“ Es gibt Jahreszeitenrituale, seinen Geburtstag kann man auf eine bestimmte Weise begehen. Es kann auch das Ritual sein, zu Yoga Vidya in den Ashram zu kommen. Man kann Weihnachten feiern, Shivaratri feiern, Krishna Jayanti, Navaratri, Wintersonnenwendetag und dann TagNacht-Gleiche, Sommersonnenwende. Man kann die christlichen Feiertage, die hinduistischen Feiertage, die Geburtstage der großen Meister feiern, so viele Möglichkeiten. Aber es ist etwas Gutes, dass das Jahr irgendwo auch rituell und zwar rituell bedeutsam strukturiert ist. Wir hier feiern Shivaratri, meistens Februar, manchmal auch im März. Gut, Ostern feiern wir auch etwas. Dann der nächste wichtige Feiertag ist dann Guru Purnima. Davor folgt noch Sivananda Maha Samadhi, 4. Juli. Dann Guru Purnima, meistens später. Danach folgt Krishna Jayanti im August. Danach folgt Sivanandas Geburtstag im September. Navaratri, meistens Oktober. Dann folgt als wichtiger Feiertag letztlich Weihnachten und Silvester/Neujahr. Das sind so die wichtigsten. Einen habe ich noch vergessen, Silvester/Neujahr ist auch Swami Vishnudevanandas Geburtstag. Dann haben wir noch ein paar andere, aber die strukturieren irgendwie das Jahr und so wird das Jahr mit Bedeutsamkeit gefüllt. Jeder Mensch strukturiert irgendwie das Jahr. Für manche beginnt es mit Feuerwerk im Neujahr. Dann geht es weiter mit kollektivem Besäufnis, das nennt sich dann Fastnacht oder einfach nur sinnlose Erheiterung. Das geht dann weiter, Ostereier, also irgendwas Böses, irgendwie Tiere quälen. Das nächste ist dann, was macht man dann im Sommer? Jedenfalls, irgendwann gibt es dann noch Halloween, wo man andere erschreckt. Dann irgendwann gibt es, man schenkt sich gegenseitig etwas und sorgt sich darum, ob man das Richtige schenkt und das Richtige geschenkt bekommt und schafft sich dort einen Stress und bringt noch jemand anderes um dafür. Aber die Menschen strukturieren irgendwie das Jahr. Und einen Geburtstag gibt es auch. Für manche heißt das Fliehen, irgendwo weit weg, aber nicht spirituell bedeutsam, sondern Hauptsache weg, und für andere ist es irgendwie anders. Ich übertreibe das jetzt, die meisten Menschen werden auch irgendeinen Sinn bei manchen dieser Feste auch finden.

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Vergegenwärtigung der Gegenwart Gottes

swami sivananda30Kirtan. Man kann CDs abspielen und inzwischen, wenn ihr ein Telefon habt, könnt ihr auch plötzlich ein Mantra abspielen, man kann ja auch, wenn ihr die Yoga Vidya Mantras mit einer Telefonnummer anruft, kriegt ihr ein Mantra abgespielt. Oder natürlich könnt ihr auf unseren Blogs und Podcasts gehen, da sind überall Mantras. Es gibt sie auf Youtube, es gibt sie überall. Es gab noch nie eine Zeit, wo es so einfach war, ein paar Mantras zu hören. Und natürlich, in guter Qualität sind vermutlich weiterhin die CDs unübertroffen und helfen dann auch, wenn man sie sich kauft, dass diese Künstler auch weiter davon leben können und dass es mehr Menschen gibt, die ihr Leben dem Singen von Mantras auch widmen können. Gut, Smarana heißt Erinnern, es heißt auch Vergegenwärtigung der Gegenwart Gottes. Das geht über Gebet, wir können uns an Gott wenden. Es geht über immerwährende Mantra-Rezitation. Man kann es zur Übung machen, ständig das Mantra zu rezitieren. Und man kann es auch machen, man kann einfach sagen, Vergegenwärtigung Gott und letztlich auch Staunen. Also, Blume anschauen und sagen: „Ah, da ist Gott.“ Baum anschauen: „Da ist Gott.“ Ein Kind anschauen und im Babylachen: „Ah, da ist Gott.“ Im Partner: „Ah, da ist Gott.“ Letztlich können wir es immer weiter ausbauen und können sagen: „Ah, da ist Gott.“ Dass es so etwas gibt wie ein Smartphone, können wir sagen: „Ah, da ist Gott.“ Das Internet, irgendwo ist ja unbegreiflich, man tippt und dann sofort ist man in Japan, ansonsten, man schreibt was, tausend Menschen hören dort zu. Also kann man auch sagen: „Ah, da ist Gott.“ Es gibt ja ein ganzes Kapitel, zehntes Kapitel der Bhagavad Gita, Vibhuti Yoga, Yoga der Herrlichkeiten Gottes, wo Krishna dem Arjuna mehrere Dutzend Tipps gibt, wie er das Göttliche sehen kann. Sogar in der Devi Mahatmyam gibt es das auch, die Großartigkeit der göttlichen Mutter, und dort wird sogar gesagt: „In einem Wutanfall siehe das Wirken des Göttlichen.“ Das nächste Mal, wenn jemand einen Wutanfall hat, schaut euch mal diese Power an, was dort mit dem Menschen passiert, auch das ist was Göttliches. In dem Moment, wo ihr aufhört, es auf euch selbst zu beziehen und einfach nur diese Kraft und diese Power seht, könnt ihr sehen: „Ah, Durga manifestiert sich gerade.“ Parallel dazu aber knickt euren Kopf leicht ein, zieht die Schultern hoch, sonst wird der andere nur noch wütender, aber innerlich… Gerade, wenn es euer Chef ist oder euer Partner, wenn ihr dort unberührt lächelnd da seid, nicht so gut. Wenn es ein Kollege ist, der euch fertigmachen will oder so etwas, dann… Also, Smarana.

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Gebet als Hingabe

1asw..Gebet würde man eher zu Smarana dazuzählen. Eine gewisse Schwierigkeit in Deutschland wäre, es ist irgendwie nicht üblich, dass man über Heilige und Weise und über Gott spricht. Oder ich könnte sogar hier fragen, jetzt seid ihr drei Tage hier, wenn ihr hier gesprochen habt, wie häufig habt ihr gesprochen über das Leben eines großen Heiligen? Wie häufig habt ihr Geschichten erzählt von Shiva? Das ist durchaus in Indien ein bisschen üblicher. Gut, manchmal erzählen sie auch Klatschgeschichten, das ist auch gar nicht selten, aber man kriegt auch alle möglichen Wundergeschichten von den Meistern zu hören und von Shiva usw., das ist da ganz üblich. Das ist dieses Shravana. Ihr könntet das auch selbst machen. Z.B., die meisten von euch sind Yogalehrer, wenn ihr zu euren Schülern sprecht, erzählt ihnen irgendwelche Geschichten von Shiva, von Krishna, auch Lehrgeschichten gibt es ja auch, Nasrudin-Geschichten und aus den vielen Yoga Geschichten gibt es auch ein ganzes Buch dazu und vieles andere. Also das. Und wenn es einem mal gerade nicht gut geht, nimmt man sich einfach eine Heiligenbiographie und liest sie durch oder man kann auch ein Youtube-Video anschauen über Swami Sivananda, über das Leben von Swami Vishnu, über Anandamayi Ma, Ramana Maharshi, es gibt so vieles heutzutage. Früher konnte man nur jemanden haben, da musste man jemanden suchen, der die Geschichten erzählen kann, heute, ein paar Klicks und man ist im Internet. Gut, ein nächster ist Kirtan, das Singen. Wir singen hier morgens und abends. Es heißt auch durchaus, welche Musik hört man an? Es gibt manche Menschen, die mögen vielleicht dieses Hip Hop und Blues und Country Musik und Volksmusik mögen, aber ist die dazu geeignet, Hingabe zu Gott zu entwickeln? Man kann so sagen, wenn man herausfinden will, ob die Musik geeignet ist, einen zu Gott zu bringen, sollte man das Leben des Komponisten dieser Musik anschauen, denn der Komponist und der Musiker, sein Leben wird geprägt sein von dieser Musik. Wenn der im Gottesbewusstsein ist, dann kann man sagen: „Ok, die Musik, die er singt und spielt, wird vermutlich aus dem Gottesbewusstsein kommen.“ Wenn aber sein Leben selbst zerrissen ist, dann ist es vielleicht nicht ganz so. Gut, vielleicht hat er auch teilweise einen Zugang gehabt zu einer höheren Wirklichkeit, aber nicht so vollständig. Währenddessen die klassische indische Musik, insbesondere eben die spirituelle Musik, Mantramusik, ist aus Überbewusstsein entstanden. Auch hier kann man überlegen: „Singe ich das Richtige? Höre ich das, was mir hilft, an Musik?“ Das, was man hört, hat einen Einfluss. Gut, manchmal ist man gezwungen. Viele Menschen sind an irgendeinem Arbeitsplatz und das typische Team wird als Hintergrundmusik nicht haben: „Shri Krishna Govinda.“ Hier im Ashram geschieht es häufiger, aber auch nicht immer. Manchmal wollen die Menschen auch was hören und manche wollen irgendwo ein bisschen rebellisch sein und dann gerade das machen, was im Ashram nicht angesagt ist, aber es hat alles eine Auswirkung auf den Geist.

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Neun Formen der Hingabe

ramaIm Yoga sagt man, man kann sehr wohl etwas machen, und da gibt es eben die neun Formen von Bhakti, die neun Formen der Hingabe, die die meisten von euch kennen, alle von euch schon gehört haben oder fast alle. Es beginnt mit Shravana, wörtlich, Geschichten hören oder erzählen. Zweites ist Kirtanam. Kirtan heißt? Das wisst ihr alle, Mantrasingen. Drittes ist Smaranam. Und das heißt? Sich erinnern oder ins Gedächtnis rufen. Das nächste ist Vandanam. Das ist immer die Frage, schreibt man das jetzt mit „m“ am Ende? Eigentlich fast in jedem Sanskritwort, das auf kurzem „a“ endet, ist der Nominativ Singular „m“. Deshalb, eigentlich heißt es Asanam, Mantram, Shravanam, Kirtanam und Pranayamam, aber es hat sich irgendwo eingebürgert, dass man statt dem Nominativ Singular die Wurzelform nimmt, die eigentlich gar kein Fall ist. Und manchmal sagen wir dann Vandanam und manchmal kann man Vandana sagen. Und dann kommt Padasevana, dann folgt Archana, dann Dasya, Sakhya und Atma-Nivedana. Also mindestens die Ausbildungsleiter scheinen sich daran zu erinnern. Gut, Praktiken, das heißt, wie können wir letztlich das Gefühl der Hingabe erzeugen? Auf eine gewisse Weise, Gefühlsveränderungen machen Menschen bewusst oder unbewusst. Z.B. Menschen nutzen Musik, um eine Stimmung zu verändern. Menschen gehen zum Friseur, um eine Stimmung zu verändern. Menschen gehen ins Kino, um eine Stimmung zu verändern. Menschen schmücken ihr Zuhause, um eine Stimmung zu erzeugen. Menschen zünden Kerzen an, um eine Stimmung zu erzeugen. Menschen lesen Romane, um eine Stimmung zu erzeugen usw. Nur, nicht immer sind die Stimmungen, die dabei erzeugt werden, auch Bhakti, Hingabe zu Gott. Und im Grunde genommen, diese neun Techniken heißen, was können wir tun, um diese Stimmung, dieses Gefühl der Hingabe zu entwickeln, und dann wird natürlich ein Gefühl, das man regelmäßig hat, wird zu einer Einstellung, einem sehr Tiefem im Leben, insbesondere eben, wenn es sich an so etwas richtet wie Gott. Shravana heißt, Geschichten erzählen oder hören über Gott, Meister, Heilige. Und das heißt auch, womit füttern wir unseren Geist? Was lesen wir? Welche Videos schauen wir uns an? Auch welche Youtube-Videos? Welche Fernsehsendungen schaut jemand an, wenn er Fernsehen guckt? Worüber sprechen wir? Welche Vorträge hören wir uns an? All das hat eine Wirkung auf den Geist. Shravana heißt, sich bewusst zu werden: „Was ich höre an Geschichten und was ich sehe und was ich lese, hat einen Einfluss auf meinen Geist.“ Dann kann man überlegen, wenn man irgendwo das Gefühl hat, „Hingabe ist nicht mehr so stark da, Liebe auch nicht, Freude auch nicht und die Gegenwart Gottes auch nicht“, kann man überlegen: „Beschäftige ich mich ausreichend mit etwas, was in der Lage ist, dieses Gefühl von Hingabe und Gegenwart Gottes zu aktivieren?“

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Spirituelle Praxis, Teil 6: Bhakti Yoga – Hingabe und Gottesliebe entwickeln

1auSpirituelle Praxis, Teil 6: Bhakti YogaHingabe und Gottesliebe entwickeln

Ich will heute Morgen etwas sagen über Bhakti Yoga und die Bhakti Yoga Praktiken, letztlich wie man Hingabe entwickeln kann. Und ich hatte gestern eine Frage bekommen, auf die ich zuerst eingehen will:

„Ist die Seele bereits zum Zeitpunkt der Empfängnis im neu entstehenden Körper? Wann betritt die Seele den Körper?“

Ich habe ja ein ganzes Buch geschrieben „Karma und Reinkarnation“, dort könnt ihr sehr viel zu dem Thema nachlesen. Nach den Yogaschriften gibt es letztlich zwei Schritte in die Inkarnation. Der erste Schritt ist die Empfängnis und der zweite Schritt ist dann die Geburt. Im Moment der Empfängnis wird auch eine Seele aus der Feinstoffwelt verbunden sein mit der befruchteten Eizelle. Also, im Moment der Empfängnis ist die Seele schon damit verbunden. Die volle Inkarnation geschieht dann im Moment der Geburt. Und daher auch, in der indischen Astrologie gilt auch der Moment der Geburt, ganz konkret der erste Atemzug, das ist der Moment der Vollinkarnation in der physischen Welt. Aber die Seele ist schon in Verbindung im Moment der Empfängnis und man kann sogar sagen, oft ist die Seele schon vor der Empfängnis in der Nähe des Paares und inkarniert sich dann im Moment der Empfängnis. Aber erst mal im Mutterleib, Mutterleib Leben, da ist jetzt die Seele noch nicht ganz so daran gebunden. Die Seele kann durchaus Dinge auch wahrnehmen, die dieser zunächst noch Zellhaufen eben nicht wahrnehmen kann. Die inkarnierende Seele hört, was gesagt wird, sie hat also mehr dieses feinstoffliche Wahrnehmungsvermögen, und wird dann schrittweise sich mehr und mehr ganz in diesen physischen Körper dort zurückziehen oder diesen physischen Körper als Träger, als Fahrzeug annehmen.

Bhakti Yoga – Bhakti heißt Hingabe, Bhakti ist letztlich ein Gefühl, aber es ist mehr als ein Gefühl, Bhakti ist auch eine Lebenseinstellung, Bhakti ist eine Einstellung, wie wir unser ganzes Leben leben können, aber natürlich, Bhakti heißt Liebe, Bhakti heißt Hingabe. Und Yoga ist ja ein Übungssystem, eine Praxis, und daher gibt es viele Praktiken, mit denen wir Bhakti, Hingabe, erzeugen können. Bhakti ist nicht einfach nur da oder nicht da, sondern das ist eben das Ganze, wo es im Yoga darum geht, wir können selbst etwas dazu tun, um etwas zu entwickeln. Es ist etwas anders als in manchen anderen Traditionen. Ich kann mich erinnern, in meiner Konfirmandenzeit, da habe ich den Pfarrer gefragt: „Ich hatte früher als Kind so eine Liebe zu Gott und irgendwo ist die mir verlorengegangen. Gibt es eine Möglichkeit, dass ich die Liebe zu Gott wiedergewinnen kann?“ Dann hat er gesagt: „Da kannst du gar nichts machen, entweder du hast Liebe oder du hast sie nicht. Und Liebe zu Gott ist eine Gnade.“ Das hat mich in eine Verzweiflung gestürzt und letztlich bin ich dem dankbar, denn so bin ich eine Weile später zum Yoga gekommen, denn da wurde mir diese Antwort nicht gegeben. Natürlich, es gibt im Christentum auch eine Menge, die mir eine ganz andere Antwort gegeben hätten und es gibt natürlich auch christliche Praktiken, um Hingabe zu erzeugen, und eigentlich im evangelischen Christentum, auch dort gibt es das. Nur dieser konkrete Pfarrer war so der Meinung, da kann man nichts machen.

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Das Hier und Jetzt im Yogaunterricht

swami vishnu21Nicht während der Yogastunde überlegen, was ihr zu Hause dann macht, sondern dann hundertprozentig. Vielleicht kriegt man nicht die Menge an Vorbereitung rein, die man gerne hätte, vielleicht schafft man es nicht, alle Handouts vorzubereiten, die man meint, dafür machen zu müssen, vielleicht kann man nicht anschließend irgendwo Übungspläne vollständig aushändigen, die man denkt, das wäre doch gut, genau für diese Gruppe spezielle Pläne zu machen. Aber wenn man in der Stunde ist, dann ganz da sein. Vielleicht hat Mutter heutzutage kaum so viel Zeit, wie sie denkt, wie sie eigentlich mit ihren Kindern verbringen müsste, denn die Eltern sind auch da, man ist vielleicht berufstätig und man muss sich auch um sich selbst kümmern usw. Aber wenn Mutter oder Vater mit Kind ist, dann ganz. Nicht während beim Kind sein, dann darüber nachdenken, was ich sonst noch machen könnte usw. Vielleicht denkt man, dass man mit seinem Partner nicht genügend Zeit verbringt, aber wenn man da ist, dann mindestens ein paar Momente ganz dabei sein usw. Und so kann man sagen, was man macht, macht man richtig. Und hier gilt es, realistisch und freundlich mit sich selbst umzugehen. Auch dort, man wird auch ab und zu mal nachdenken, man wird auch mal bedauern, man wird auch mal planen müssen und dann gibt es halt auch mal Überschneidungen, aber doch immer wieder das, was man macht, von ganzem Herzen. Und dann entsteht auch dieses Flow-Gefühl, entsteht dieses Energie-Gefühl, dann ist es auch schön, dann entsteht auch wieder Freude, in dem Moment, wo wir das, was wir machen, wirklich ganz machen. Und danach müssen wir loslassen. Und vielleicht gerade dann, wenn es am schönsten ist, weil die nächste Aufgabe auf uns wartet. Dann gilt es eben auch, glücklich zu sein, obgleich so viel nicht erledigt ist, was wir eigentlich denken, was wir hätten machen müssen. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt. Man geht abends ins Bett und weiß: „Neunzigprozent von dem, was ich heute hätte machen müssen, habe ich nicht machen können.“ Der Trick ist, trotzdem in Ruhe zu schlafen, vielleicht sich glücklich zu schätzen, dass man so viele Aufgaben hat. „Ist doch toll! Irgendwo scheint Gott mir viel zuzutrauen. Aber da Gott auch weiß, dass ich nur begrenzte Mittel habe, muss er jetzt auch zufrieden sein, dass ich nur zehn Prozent der Aufgaben erledigt habe. Wenn er die anderen neunzig Prozent auch erledigt haben will, dann muss er mir Hilfe geben. Das überlasse ich jetzt alles Dir, Gott.“ Und dann können wir in Ruhe schlafen gehen. Und ich glaube, das passt jetzt auch zum Zeitpunkt.

Hari Om Tat Sat

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Hingabe und Loslassen

foto10Es gibt verschiedene Aspekte, natürlich, es hat was Schönes, wenn wir immer weiter in die Asana gehen und irgendwann mal in der Rückbeuge die Füße auf den Kopf kriegen in der Kobra oder in der Vorwärtsbeuge auch die Füße hinter den Kopf. Das ist aber nicht nötig. Es kann hilfreich sein, wenn ein Lehrer einem Hilfestellung gibt und dann vielleicht die entscheidenden paar Millimeter gibt, dass plötzlich das Prana besonders gut fließt. Und es kann hilfreich sein, dass man genau merkt, wie man in die Stellung hineinkommt. Aber es ist nicht unbedingt notwendig. Natürlich, das Wichtigste bei einer Asana ist die Konzentration, die Bewusstheit und die Atmung, aber man kann auch noch ein Stück weiter gehen. Und manchmal kann es auch helfen, wenn man jetzt merkt, „eigentlich tut es mir gut“, so am Anfang geht man zum Yogalehrer hin und sagt: „Du, kannst du mir vielleicht besonders mal ein bisschen Hilfestellung geben?“ Vielleicht hat nämlich der Yogalehrer kurz vor der Stunde, in der vorigen Stunde, von jemand anderes gehört, er will nicht korrigiert werden. Und dann in der nächsten Stunde korrigiert er dann weniger. Wenn er dann hört, „ich würde gerne Hilfestellungen kriegen“, dann geht er typischerweise zu dem Menschen hin, der Hilfestellungen haben will. Also, das machen, was wir zu machen haben, so gut wir können. Während wir es machen, mit Bewusstheit und Konzentration, mit Hingabe, und danach loslassen. Und hier ist ein gewisser Unterschied, wahrscheinlich haben viele von euch auch als Kind gehört: „Was man macht, das macht man richtig.“ Kennt ihr das? Das wurde mir immer wieder gesagt. Meine Mutter hat das gerne gesagt: „Wenn du was machst, dann mache es richtig.“ Nur, was heißt, es richtig zu machen? Heutzutage in unserer Gesellschaft ist es kaum möglich, etwas wirklich äußerlich richtig zu machen. Wer hat die Zeit dafür? Irgendwann hat mal jemand geschrieben: „Wenn du das Gefühl hast, alles unter Kontrolle zu haben, dann fährst du nicht schnell genug.“ Das ist das Lebensgefühl unserer Zeit heute für die meisten Menschen. Aber was es heißt, also, äußerlich perfekt etwas zu machen, haben wir die Zeit nicht dafür. Aber wir können das, was wir machen, trotzdem richtig machen. Richtig heißt, was wir machen, machen wir von ganzem Herzen und sind in dem Moment ganz dabei. Also, manche von euch sind Yogalehrer, manche denken, „ich müsste mich vor der Yogastunde vielleicht ein bis zwei oder besser drei Stunden vorbereiten“, aber leider, leider ist man vielleicht noch berufstätig, das ist illusorisch. Also stellt man fest: „Was ich gerne machen würde, geht nicht.“ Aber wenn ihr Yoga gebt, dann, in dem Moment, seid Hundertprozent da.

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Spirituelle Erfahrungen

swami sivananda21Und Momente des Glücklichseins einfügen hieße, letztlich über spirituelle Erfahrungen. Jetzt kann man überlegen: „Wie schaffe ich das zwischendurch, spirituelle Erfahrungen herzustellen?“ Für den einen ist es, sich immer wieder Zeit zu nehmen, den Himmel anzuschauen, eine Blüte anzuschauen. Für die anderen ist es, Bilder aufzuhängen, Ganesha, Sivananda anschauen, auf sich wirken lassen, im Herzen berühren lassen. Für den nächsten ist es, Mantras zu singen oder zu rezitieren. Einmal pro Stunde, dreißig Sekunden lang oder fünf Sekunden lang. Aber so wirklich, also nicht nur mechanisch, sondern so machen, dass man es irgendwo tief im Inneren spürt. Und dann, wenn wir einmal pro Stunde fünf Sekunden lang glücklich sind, das strahlt dann irgendwo aus. Oder hast du eine konkrete Frage dazu? Auch vielleicht etwas, man muss auch sich vor Überforderung schützen, im Sinne von, irgendwo Menschen haben hohe Ansprüche, schon bevor sie Yoga machen, und wenn sie Yoga machen, haben sie noch höhere Ansprüche. Und daran scheitern wir typischerweise. Man kann immer noch mehr meditieren. Man kann immer noch besser meditieren. Man kann immer noch mehr Asanas machen, noch mehr Pranayama machen. Wir können immer noch freundlicher zu anderen sein, wir können immer noch engagierter sein, wir können immer noch mitfühlender sein usw. Und hier kann man auch sagen, wir sind öfters auch mal zufrieden mit dem, was wir machen können. Und das ist dann auch so das Karma Yoga im Sinne der Bhagavad Gita, wir machen es so gut, wie wir können und lassen dann los. Und das ist ein gewisses Problem im ganzheitlichen Yoga. Ganzheitlich ist ein Problem, aber auch eine Chance. Der ganzheitliche Yoga, da praktizieren wir ja vieles. Wir machen Asanas, wir machen Pranayama, wir machen Tiefenentspannung, wir meditieren, außerdem wollen wir noch Kirtans singen, außerdem wollen wir vielleicht noch Pujas, wir wollen viel lesen und wir wollen vielleicht noch Sanskrit lernen. Und was wollen wir noch alles? Wie viele Stunden hat der Tag? Und wie viele Stunden muss man vielleicht zur Arbeit gehen? Wie viele Stunden sich um anderes kümmern? Aber wir wollen auch noch Yoga unterrichten usw. Angenommen, man würde einen eher einseitigen – oder einseitig ist vielleicht falsch, aber jedenfalls, wo man sagt, nur Meditation ist wichtig, dann hätte man vielleicht eineinhalb Stunden am Tag für die Meditation. Da kommen wir doch irgendwo hin, oder? Aber man kommt nicht wirklich irgendwo hin, meistens kommt man dann irgendwann eher in einen Zustand der Trägheit oder man verkürzt dann die Zeit doch. Aber eigentlich ist es kaum möglich, ausreichend Praktiken zu machen im ganzheitlichen Yoga, außer wenn ihr in den Ashram kommt, dann habt ihr die Zeit dafür. Aber im Alltag? Swami Sivananda sagt dann: „Do little Asanas, little Pranayama, little Meditation, Kirtan a little, serve a little, teach a little usw.“ Der Nachteil ist, wir können nie ausreichend machen, was wir gerne machen wollen, aber der Vorteil wiederum ist, wir lernen etwas Wichtiges. Es geht nicht darum, äußere Perfektion zu haben, sondern es geht darum, es vom Herzen zu machen, so gut wir können. Und die volle Perfektion gibt es letztlich nur bei Gott.

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Sinnvolles Leben führen

ab66Ich weiß jetzt nicht, zu welcher Richtung du neigen würdest, aber siehe eben, dass das Temperament seinen Sinn hat und wertschätze das auch. Und dass es auch für andere sinnvoll ist. Und dann gibt es natürlich jede Menge kleine Dinge. Vielleicht auch noch etwas anderes, es gab auch einen großen Psychologen des 20. Jahrhunderts, der hat auch gesagt, Menschen streben nicht wirklich danach, glücklich zu sein, Menschen streben danach, ein sinnvolles Leben zu führen. Und wenn man ein sinnvolles Leben führt, dann ist das nachher auch irgendwo glücklich. Wenn man dagegen versucht, ein glückliches Leben zu führen, wenn das nicht ausreichend sinnvoll ist, gelingt es dem Menschen nicht, ein glückliches Leben zu führen. Das war der Viktor Frankl, derjenige, der die so genannte Logo-Therapie gefunden hat. Jetzt nicht, es gibt ja auch die Logopädie, das ist aber was anderes. Logo-Therapie ist eben die Sinn-Therapie. Der hat irgendwo gesagt, wer in seinem Leben einen Sinn sieht, der ist psychisch stabil. Nur wenn der Sinnkontext durcheinandergerät, dann werden Menschen destabilisiert. Und so kann man überlegen: „Ist das, was ich mache, sinnvoll? Sind die Ziele in meinem Leben sinnvoll?“ Und wenn man feststellt: „Das, wonach ich strebe, ist sinnvoll. Das, wo ich meine Energie hineinstecke, ist sinnvoll. Und dann ist es jetzt gar nicht mal so erheblich, ob ich dabei ständig glücklich bin oder nicht.“ Dann kann man sich ruhig aufregen, man kann ab und zu mal melancholisch werden, ab und zu mal ausgepowert sein und traurig sein, sich über Menschen ärgern oder was auch immer, aber man weiß, insgesamt ist es schon für was gut. Natürlich, wenn man feststellt, „was ich mache, ist nicht sinnvoll“, dann kann man schauen: „Ist das, was ich mache, vielleicht für etwas anderes sinnvoll?“ Oder man kann sagen: „Gut, dann muss ich dem entweder einen höheren Sinn geben, und wenn das nicht möglich ist, was anderes machen.“ Also, die Sinnfrage ist die wichtigere als die Glücksfrage. Wir können schon in dem Moment alles sinnvoll machen, indem wir sagen: „Der Sinn meines Lebens ist, zu Brahman zu kommen. Dafür gehe ich davon aus, alles, was kommt, hilft mir dazu.“ Dann, wenn wir das so annehmen, wird es wieder etwas leichter. Aber dennoch ist die Frage: „Folge ich meinem Dharma?“ Das heißt: „Mache ich das, was meine Bestimmung ist, um Gutes zu bewirken?“ Auf der einen Ebene können wir sagen, vom höchsten Standpunkt aus können wir sowieso nichts anderes machen als das, was im höchsten Plan vorgesehen ist. Aber auf einer anderen Ebene ist es schon so, dass Gott durch jeden von uns etwas Besonderes vorhat und wenn wir das Gefühl haben, dass das, was wir machen, sinnvoll ist, auch im relativen Sinn, und dass das, was wir machen, zu was Gutem beiträgt, dass wir unsere Talente sinnvoll einsetzen können, macht uns das insgesamt glücklicher. Und dann gibt es natürlich noch viele weitere Sachen. Das eine wäre auch, Momente des Glücklichseins einzufügen.

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Täglich meditieren

1aöAlso können wir sagen: „Wie kann ich lernen, mehr Freude zu fühlen?“ Erstens, älter werden. Zweitens, täglich meditieren. Und dann wirst du mit jedem Jahr etwas mehr Glück erfahren. Also, „Psychologie heute“ hat dann aber so noch geschrieben, es gibt Menschen, die haben halt weniger diese Frohnatur. Es gibt z.B. die Melancholiker, dann gibt es noch die Paranoiden. Und wenn man paranoid nicht bis zur Psychose bekommt, sondern nur leicht, die sind oft sehr wertvoll. Die Paranoiden nerven zwar und ständig überlegen sie, irgendwas könnte schiefgehen. Kennt ihr so Leute? Oder vielleicht seid ihr so jemand? Furchtbar nervend. Man hat eine neue Idee und sofort: „Das geht schief, das geht schief, das geht schief.“ Aber man braucht sie. Dann, wenn so jemand fehlt, der immer irgendwo sieht, „das könnte schiefgehen“, dann werden schlechte Entscheidungen getroffen. Man hat mal untersucht, die schlimmsten Fehlentscheidungen des 20. Jahrhunderts, die sind immer passiert, wenn dort niemand da war, der eine Neigung zur Paranoia hatte. Wenn also eine Gruppe dort war, wo sie solche Nervensägen weghatten, da fühlt man sich halt besser. Also, wenn ihr jemand seid, der eher das Negative sieht und eher warnt, auch wenn das für euer Glücksgefühl nicht zuträglich ist und für das Glücksgefühl eurer Umgebung auch nicht, man ist trotzdem irgendwo wertvoll und wichtig. Man könnte sogar sagen, dadurch dass manche Menschen das Los auf sich nehmen, eher paranoid zu sein, können die anderen es sich überhaupt erlauben, so Glückskinder zu sein, mit rosaroter Brille durch die Gegend zu laufen. Die werden gewarnt von den anderen. Oder es gibt eben auch die Melancholiker. Die Melancholiker, die immer wieder sehen: „Alles, was einen Anfang hat, hat ein Ende. Es ist sowieso sinnlos, was wir alles machen. Was wir aufbauen, verschwindet. Der Mensch, der heute freundlich zu uns ist, ist morgen wieder unfreundlich. Und es geht sowieso allen zu Ende. Was soll das Ganze überhaupt?“ Man kann das spiritualisieren und kann sagen, das ist eine Form von Vairagya, Leidenschaftslosigkeit oder Verhaftungslosigkeit, letztlich ein spiritueller Durchblick. In dem Artikel in „Psychologie heute“ wurde so gesagt, unter den Melancholikern ist ein überproportionaler hoher Anteil von Genies. Und Goethe gehörte anscheinend auch dazu. Goethe hat ja sogar gesagt: „Nichts ist schlimmer zu ertragen als eine Serie von guten Tagen.“ Der soll allerdings im Alter dann etwas glücklicher geworden sein, eine gewisse Altersweisheit. Aber als junger Mann war er immer todunglücklich und hat sich auch in alle möglichen Sachen gestürzt, die ihn todunglücklich gemacht haben. Aber irgendwie dann um fünfzig, sechzig soll er dann langsam dieser weise, doch insgesamt zufriedene Mensch geworden sein. Also, eine Weise, glücklich zu sein, ist auch, sein Temperament anzuerkennen, und auch anzuerkennen, das hat so seinen Sinn.

Fortsetzung folgt –

Dies ist die 32. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:

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„Wie kann ich lernen, mehr Freude zu fühlen?“

foto11Am besten wäre Nirvikalpa Samadhi, zum höchsten Samadhi gehen, dann erfahren wir: „Satchidananda Swarupoham. Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“ Damit können wir jetzt schließen und zum Weiteren übergehen. Aber es gibt noch sehr viel mehr, dazu zu sagen. Zunächst mal will ich das Ganze ein bisschen – wir müssen auch nicht immer Freude erfahren. Ich hatte irgendwann mal in „Psychologie heute“, so eine Zeitschrift, so eine Titelgeschichte gelesen, „Lob der Melancholie“, hieß die Titelgeschichte. Die sagte irgendwo „Die Diktatur des Fröhlichseins“, irgendwo muss man immer glücklich sein. Wer sagt, dass wir immer glücklich sein müssen? Wir sind tief im Inneren Satchidananda und jetzt sind wir halt auf der Welt und wir haben ein Temperament. Und jetzt müssen wir so auch sagen, die Fähigkeit, Glück zu empfinden, ist bis zu einem gewissen Grad angeboren. Also Babys, die glücklich sind, sind höchstwahrscheinlich auch als Zwanzigjährige glücklicher als Babys, die schon als Baby unglücklich sind und häufiger geschrien haben, und sind höchstwahrscheinlich glücklicher mit sechzig, sind höchstwahrscheinlich auch noch glücklicher mit achtzig. Da gibt es in Amerika große Studien, dass irgendwo, wenn jetzt keine traumatische Erfahrungen passieren, dann werden glückliche Babys höchstwahrscheinlich glücklicher sein für den Rest des Lebens als solche, die unglücklicher sind. Man hat nur eine beschränkte Möglichkeit, auf das Glück Einfluss zu nehmen. Aber es gibt dann noch zunächst mal zwei beruhigende Sachen. Das erste ist, Menschen werden im Lauf des Älterwerdens glücklicher. Die glücklichsten Menschen sind nicht die Fünfzehnjährigen, nicht die Zwanzigjährigen, sondern über den Durchschnitt der Bevölkerung irgendwo die Sechzig- bis Siebzigjährigen. Ab siebzig nimmt es dann wieder etwas ab und dann nimmt man an, sind zwei Faktoren. Zum einen verlieren die Menschen immer mehr ihrer wichtigen Bezugspersonen. Ich habe jetzt eine Mutter, die ist irgendwo neunundsiebzig, sie sagt, jetzt sei sie vor ein paar Jahren extra in ihren Geburtsort gezogen, um ihre alten Klassenkameraden kennenzulernen, und jetzt stirbt einer nach dem anderen. Es sind nur noch die Hälfte, mit denen sie dann… Und selbst von denen kann sie mit wenigen spazieren gehen. Und dann natürlich, ab einem gewissen Alter gibt es auch mehr Schmerzen und manche Menschen über siebzig haben Dauerschmerzen. Das beeinträchtigt auch das Glücksgefühl. Aber insgesamt, wer noch unter siebzig ist, kann schon mal sich freuen, er wird höchstwahrscheinlich in fünf Jahren glücklicher sein als jetzt und in zehn Jahren glücklicher sein als in fünf Jahren. Und da ja Yoga insgesamt fünf bis zehn Jahre länger gesund hält, werden wir also Schritt für Schritt etwas glücklicher werden. Das zweite ist, wer meditiert, wird glücklicher. Auch dafür gibt es sehr gute Studien. Es gibt sogar bestimmte Hirnregionen, die für die Fähigkeit des „Glücklich-Zu-Fühlens“ verantwortlich sind. Es gibt bestimmte Belohnungssysteme, es gibt irgendwo verschiedene… Man hat feststellen können, wer regelmäßig meditiert, da werden Hirnstrukturen so verändert, dass man glücklicher ist.

 

Fortsetzung folgt –

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Tief im Innern meint es jeder Mensch gut

ab28Wenn ihr irgendein Team leitet und Mitarbeiter habt oder wenn ihr Steuerprüfer seid oder wenn ihr Polizist von Beruf seid, ist es nicht nur hilfreich, nur Gutes in allem zu sehen, oder wenn ihr Richter seid. Aber trotzdem, selbst wenn man seiner Aufgabe gerecht wird, kann man doch wissen: „Tief im Inneren meint es jeder Mensch gut, auch wenn es jetzt komisch zum Ausdruck kommt, auch wenn ich jetzt irgendetwas tun muss, um meiner Verantwortung gerecht zu werden. Ich erkenne an, tief im Inneren meint der Mensch es gut.“ Irgendwann mal, das ist schon bald fünfzehn Jahre her, habe ich mal eine Yogalehrerausbildung gegeben und ich war so einer der ersten im Westerwald. Und dort ist ja Anwesenheitspflicht bei der Ausbildung. Das war auch so ein Wetter wie jetzt, es war auch gerade Frühjahr. Und da gab es eine Teilnehmerin und die hat gesagt: „Warum soll ich um 06:00 Uhr morgens im Raum sein? Ich gehe viel lieber spazieren, da erfahre ich Gott vielmehr.“ Da habe ich zu ihr gesagt: „Das kann ich gut nachvollziehen. Und du kannst das gerne machen. Du kannst ja in die Ferienwoche umwechseln. Ich bin dir nicht böse. Aber wenn du jetzt Yogalehrerin werden willst, dann gibt es Anwesenheitspflicht dafür. Und da kannst du dich jetzt entscheiden.“ Die war mir trotzdem böse. Sie wollte, dass ich ihr genehmige, jeden Morgen spazieren zu gehen, und ein Yogalehrerausbildungszertifikat bekommen. Ich konnte auch verstehen, dass sie mir böse war. Von ihrem Standpunkt aus war das verständlich. Trotzdem musste ich ihr das so sagen. Auch ein anderes Mal ist mir etwas passiert. Irgendwo bin ich am freien Abend während der Yogalehrerausbildung in eine Pizzeria gegangen, um eine Pizza zu essen. Und ich gehe dort rein, sehe am Tresen jemanden sitzen, Zigarette rauchend, ein Teilnehmer von der Yogalehrerausbildung. Mein schöner freier Abend war damit zu Ende. Ich wusste, er hatte sich sehr bemüht, aber es ist ihm nicht gelungen. Ich musste ihn von der Ausbildung suspendieren. Gerade bei der Vierwochenausbildung muss man sich daran halten, bei einer Zweijahresausbildung sind wir jetzt nicht ganz so streng, da gehen wir davon aus, in zwei Jahren lernt der das schon, aber in der Vierwochenausbildung ist das so. Ich habe dann noch länger mit ihm gesprochen, habe irgendwie ausgemacht, er kann dann das nachholen, auch irgendwo umsonst. Da hat er gesagt: „Ich habe mich ja so bemüht und das ist jetzt das erste Mal. Und ansonsten habe ich früher immer vierzig Zigaretten am Tag geraucht und jetzt zwei Wochen…“ Wobei ich natürlich nicht weiß, ob er mich jetzt angelogen hat, das kann ja auch sein. Vermutlich war es nicht das erste Mal, aber ich glaube ihm, dass es vielleicht nur eine oder zwei am Tag waren. Aber ich habe dann ausgemacht, er kann nochmal kommen und ich würde ihm vorschlagen, dass er nicht allein den Ashram verlässt, sondern nur in Begleitung von jemand anderes. Beim zweiten Anlauf hat es dann auch geklappt und dann sagte er, er war mir dann sehr dankbar, dass ich ihn gesehen habe und dass ich mich entschieden habe, es auch zu sehen und anzusprechen, so ist er nämlich vom Rauchen dann beim zweiten Anlauf losgekommen. Aber erst mal war er mir auch böse und hat auch argumentiert, er hätte doch bezahlt.

Also, mögen wir das sehen, was gut ist. Das heißt, wir können das Gute im Menschen sehen, aber trotzdem müssen wir das tun, was zu tun ist.

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Bedeutung eines Mantras

1ac,Ich war mal in einer anderen Tradition und dort war eine Lehrerin, die hat gesagt, man soll Mantras nie erklären, da würden die Leute nur Vorurteile bekommen, sie sollen sie einfach nur wiederholen. Aber Mantras haben eben auch eine Bedeutung. Wenn jemand in Nordindien Mantras hört, das sind ja alles Sprachen, die vom Sanskrit abgeleitet sind, die verstehen auch, was es bedeutet. In Südindien dagegen nicht unbedingt, das sind ganz andere Sprachen. Für die sind die Sanskrit Mantras genauso fremd wie für uns, wobei jetzt heutzutage die Südinder auch alle Hindi lernen und damit auch ein bisschen Sanskrit verstehen können. Ok, Shanti Mantras, wir können sie rezitieren und wir können damit Gedanken des Friedens schicken. Von den vielen Shanti Mantras, die es gibt, sind zehn besonders wichtig, die findet ihr alle im Kirtan Heft unter der Nummer 670, und davon sind vier ganz besonders wichtig. Und wir haben jetzt drei davon rezitiert. Vielleicht werden wir die nächsten Tage öfters vier mal rezitieren. Ich werde hier immer zügig beginnen und es ist klar, manche brauchen ein bisschen länger, manche müssen einen kleinen Umweg machen, um sich zu leeren und anschließend wieder füllen zu können. Also, es macht nichts, wenn ihr ein bisschen später seid, aber wir fangen einfach schon mal an, aber wir werden nicht mit Vortrag anfangen, bevor alle da sind, nur die Mantras können wir dann schon etwas vorher rezitieren. Und wenn ihr dann reinkommt und wir singen schon, dann ärgert euch nicht, dass wir vor euch angefangen haben, sondern freut euch, dass wir euch empfangen mit einer friedvollen Schwingung und stimmt euch gleich ein. Und diese vier stehen so für vier verschiedene Formen von Shanti. Das erste Mantra heißt: „Frieden mit unserer Umgebung, Frieden auch mit den Naturgeistern, mit den Engelswesen, im übertragenen Sinne mit dem Ökosystem, in dem wir wohnen. Sham No Mitrah, Sonne. Mitrah – Sonne. Sham Varunaha, das ist der Engel des Wassers. Sham No Bhava Turyamaa, der Engel auch allen Vergehens. Sham Na Indro, letztlich der Himmelsengel, also der Herr der Engel. Sham Na Indro Brihashpatihi, der Brihashpatihi ist der Guru der Engel. Sham No Vishnu. Gut, Vishnu kennt ihr. Namo Brahmane, Brahma, der Schöpfer. Namaste Vayo, Ehrerbietung dem Engel der Luft. All das,Tvameva, du oder ihr alle, ihr seid nichts anderes, Pratyaksham, als Brahman selbst, das Höchste. Und in dir allein verehre ich Vadishyaami, dieses höchste Brahman. Ich verehre dich als Ritam, als unendlich. Ich verehre dich als Satyam, als höchste Wahrheit. – Das gilt auch, Bewusstheit, wir sind nicht irgendwo als Menschen abgekoppelt von allem, sondern wir sind verbunden. Wir können das, sei es als Ökosystem, wir verehren die Luft, die Erde, Sonne steht ja auch für Feuer usw., für die ganze Natur, wir verehren die Natur. Oder wir können auch sagen, es gibt auch die Feinstoffwesen und wir können auch Kontakt dazu aufnehmen. Es ist möglich tatsächlich, wenn wir in der Natur sind, irgendwo Engelswesen zu spüren. Wir machen uns das bewusst, wir wollen uns auf die auch einstimmen.

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Mögen wir Gutes sehen

swami sivanand5Angenommen, man wäre nicht spirituell, dann ärgert man sich einfach und dann ist vielleicht der andere daran schuld. Jetzt angenommen, man ist ein spiritueller Aspirant und weiß, Ärger ist eigentlich ein Zeichen von Schwäche. Dann ärgert man sich erstens über den anderen und zweitens ärgert man sich über sich selbst. Das kann man noch weiterführen. Dann ärgern wir uns darüber, dass wir nicht freundlich zu uns selbst waren. Dann haben wir uns schon dreimal geärgert. Also, die dritte Strophe sagt: „Mögen wir freundlich auch zu uns selbst sein. Mögen wir freundlich zu unserem Körper sein. Mögen wir freundlich mit uns selbst umgehen. Und mögen wir letztlich auch dankbar sein für die ganze Persönlichkeit, die wir haben, und mögen wir das dann alles auch gut entfalten.“ Hier steht ja auch: „Mögen wir das gut weiter entfalten.“ Großes Vertrauen wird ausgedrückt, letztlich, tief im Inneren, sind wir gut.

Vierte Strophe besagt: „Mögen wir in allem, dem wir im Alltag begegnen, Gutes sehen. Mögen wir mit unseren Ohren hören, was gut für uns ist. Mögen wir mit unseren Augen erblicken, was gut für uns ist. Mögen wir das Leben, das uns zugeteilt wurde, genießen und letztlich die Götter mit unserem Körper preisen. Möge Er, der Ernährer und Besitzer allen Wohlstandes, uns das geben, was gut für uns ist.“ Also, mögen wir das Gute sehen. Wir können immer das Gute und das weniger Gute sehen. Man sieht einen Menschen, in jedem Menschen ist das Gute wie auch das weniger Gute. Und wir können uns so über jeden Menschen aufregen oder wir können in jedem Menschen Gott sehen. Was ist für den Frieden zuträglicher? Allerdings, nur eine rosarote Brille, ist auch nicht immer gut. Angenommen, ihr seid Lehrer in einer Klasse und ihr gebt jedem eine Eins. Zum einen werdet ihr nicht lange den Job behalten und zum zweiten ist das auch nicht immer vorteilhaft. Wir hatten im Religionsunterricht einmal einen Pfarrer gehabt, der hat grundsätzlich nur Einser und Zweier gegeben, für den gab es keine andere Note. Es war schon schwierig, eine Zwei zu kriegen. Und das hat er immer durchgehalten. Und wenn er gehört hat, dass die Versetzung von jemandem gefährdet ist, dann hat er gerade eine Eins gekriegt. Der war ein grundgütiger Mensch und bis heute – ich wurde ja irgendwie gefragt, Ideale – also irgendwo, der war für mich schon ein Ideal von jemandem, der die Bergpredigt umgesetzt hatte. Aber zur Schande unserer Klasse, muss ich sagen, wir waren nicht die ruhigste Klasse und nicht die aufmerksamste. Also, das wurde dann genutzt, um mit Gummis dann irgendwelche Papierschnipsel durch die Gegend zu schießen. Also, es gab dort so einige, Und der Lehrer, den hat das gar nicht berührt. Der hat höchstens mal freundlich hingeschaut. Obgleich er auch gut gelehrt hatte, also mich hat er fasziniert. Aber andere haben dabei gestört, das hat ihn aber nicht gestört. Dann haben wir später einen anderen Religionslehrer gehabt. Der hat das volle Spektrum – also, nicht das volle Spektrum, irgendwo Fünfen waren gegen seine ethischen Prinzipien, aber ansonsten hat er das ausgenutzt und da haben wir sicher intellektuell mehr gelernt. Und der hat nicht erlaubt, dass jemand was anderes macht. Aber es war sicher gut, dass wir beide hatten. Aber wenn alle Lehrer wie der erste gewesen wären, das wäre jetzt der Schulbildung nicht zuträglich gewesen.

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Wirkung eines Mantras

1awEs gibt zwar jetzt die Aussage, die Wirkung eines Mantras beruht auf Verschiedenem. Zum einen, die Korrektheit der Aussprache, zum zweiten, die Hingabe, und zum dritten, die Konzentration, mit der wir es wiederholen. Und das eine kann durchaus das andere auch ersetzen. Also z.B., man kann die Mantras vollkommen falsch aussprechen, wenn großes Bhakti, große Hingabe ist, dann kommen wir trotzdem zur Verwirklichung. Da gibt es zahlreiche Geschichten, wo jemand das Mantra falsch ausgesprochen hat, aber mit großer Hingabe, und so zur Verwirklichung gekommen ist. Und umgekehrt, wenn wir ein Mantra korrekt aussprechen und konzentriert, aber nicht wissen, was es bedeutet und ohne Hingabe, können wir auch dadurch zur Verwirklichung kommen. Es gibt da so eine Geschichte von einer Frau namens Pingala und sie war sogar Prostituierte. Und einer ihrer Freier hatte kein Geld gehabt, um ihre Dienste zu bezahlen, dann hat er ihr zum Schluss einen Papagei gegeben. Das war ein Räuber und der hatte den Papagei einem Weisen oder einem Heiligen geklaut. Und der Heilige hatte regelmäßig zu Hause wiederholt: „Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya.“ Also hat der Papagei wiederholt: „Om Namah Shivaya.“ Und Pingala, als sie nach Hause kam und hörte dann den Papagei, „Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya“, fand sie das irgendwie schön und melodisch. Sie hatte keine Ahnung gehabt, was es bedeutet, also hat sie wiederholt: „Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya“ und sie war so begeistert davon, dass sie in Samadhi fiel. So wurde sie selbstverwirklicht, ohne zu wissen, was das eigentlich ist, sie war nur angezogen davon. Also, Korrektheit der Aussprache, Konzentration, Bhakti. Mit der Konzentration ist auch verbunden die Bewusstheit der Bedeutung. Wir können alles miteinander verknüpfen oder wir können eines besonders stark werden lassen.

Teilnehmer: „Ist es so, dass bei uns immer der Geist dazwischenkommt? Wir wollen ja alles verstehen. Ist die Konzentration dann weg?“

Bei der Frau nicht, sie hatte sich nur darauf konzentriert. Aber Swami Vishnu hat uns gerne gesagt, „understand what you doing, versteht, was ihr macht“ und erklärt. Und so können wir durchaus verstehen. Aber es wäre nicht nötig.

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Mantra des Friedens

1aawDas nächste Mantra gilt, Frieden mit den Menschen, mit denen wir zusammenleben. Und zur Zeit der Upanishaden haben eben die Lehrer mit den Schülern zusammengelebt in einem Ashram und deshalb heißt das besonders: „Mögen Lehrer und Schüler friedvoll miteinander umgehen. Mögen sie sich beide bemühen, die höchste Wahrheit zu erfahren.“ Aber es gilt auch, angenommen, ihr habt mal irgendwo Krach in der Familie, könntet ihr auch dieses Mantra mit besonderer Hingabe wiederholen, das „Om Saha Navavatu“, denn, wenn Menschen zusammenkommen, gibt es auch mal Krach. Irgendwo habe ich mal gelesen, Definition von Streit heißt, zwei Menschen, die näher als dreißig Kilometer voneinander wohnen. Nur wenn sie weiter als dreißig Kilometer sind und kein Auto haben, dann gibt es keinen Streit. Und hier ist aber der Streit: „Möge der Streit darum gehen, dass wir ringen nach der Wahrheit, nach dem Höchsten.“

Das dritte Mantra ist für Frieden mit uns selbst. Da werden die verschiedenen Körperteile aufgezählt, auch das Prana aufgezählt, die inneren Eigenschaften. „Mögen wir friedvoll mit uns selbst umgehen.“ Und das ist auch etwas Wichtiges, denn im Yoga haben wir oft hohe Ideale und es ist gar nicht mal so selten, dass Menschen, die Yoga üben, dann unfreundlich mit sich selbst umgehen. Ihr habt heute gehört, was ich gelesen habe aus „Sadhana“, hohe Ideale, was wir alles sein können. Schon wenn wir sagen, „Satya, Ahimsa, Asteya, Aparigraha, Brahmarchaya“, schon alles nicht so einfach. Und wenn es dann noch dazu in die Bhagavad Gita geht, und gleichmütig und gelassen und mitfühlend und gegenüber Freunden, Gegnern und Gleichgültigen immer im gleichen Geist der Liebe sein. Nicht so einfach, oder? Und engagiert und verhaftungslos sein. Eines wäre ja noch irgendwie möglich, aber beides? Da können wir sagen: „Warum überfordern uns die Meister immer so?“ Gut, wir wollen das Höchste erreichen und das ist halt nicht ganz so einfach. Wir wollen ja nicht uns irgendwie mit kleinen Dingen zufriedengeben, sondern wir wollen das Höchste, also ist dort einiges zu tun. Nur, wir dürfen dort nicht dieser Schwierigkeit zum Opfer fallen, dass wir nachher schlecht mit uns selbst umgehen, wo wir dann sagen: „Was bin ich doch für ein Dummkopf. Jetzt bin ich schon wieder ärgerlich geworden mit dem. Jetzt habe ich schon wieder mich nicht getraut, den Mund aufzumachen. Jetzt habe ich schon wieder… usw.“ Wir können als spirituelle Aspiranten viele nette Spiele mitspielen.

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Spirituelle Entwicklung, Teil 4 Frieden

1abaSpirituelle Entwicklung, Teil 4 Frieden

Diese Shanti Mantras, die wir rezitiert haben, stammen ebenso wie die Mahavakyas aus den Upanishaden. Upanishanden, der letzte Teil der Veden, der vierte der vier Teile der Veden. Die Veden gelten als die wichtigsten ältesten Schriften. Die Veden sind bis heute die ältesten Schriften, die heute noch in Gebrauch sind, die heute noch als heilige Schriften gelten. Nach altindischer Tradition sind die irgendwann um 3500 v.Chr. niedergeschrieben worden. Die Indologen setzen sie ein bisschen später an, irgendwann zwischen 1500 und 1000 v.Chr., aber selbst damit sind sie sehr, sehr alt und älter als das Alte Testament, älter als alles andere. Und das Interessante auch bei den Veden, gerade die Veda Mantras werden noch genauso rezitiert wie früher. Es gibt zwar vier Sanskrit-Schulen, der Vyasa, der legendäre Sammler der Veden, der hat vier Haupt-Schüler gehabt und denen hat er die Vedas auf vier verschiedene Weisen weitergegeben. Dem einen lehrte er ganz besonders den einen Veda und die anderen etwas anders, und dem zweiten den zweiten, den dritten und vierten. So gibt es jeweils vier verschiedene Weisen, die Veden zu rezitieren, aber diese vier, die sind gleich seit Urzeiten. Und ich habe da mal so eine Hörsendung gehört von einem Oxford-Indology-Professor und der hat gesagt, das muss man sich mal vor Augen führen, wenn heute ein Pandit ein Veda Mantra rezitiert, dann ist das exakt so, wie vor 3000 Jahren. Das ist wie wenn man eine CD-Aufnahme hätte von vor 3000 Jahren. Und es gäbe nichts anderes, wo man wüsste, was Menschen vor 3000 Jahren gesprochen hätten. Das ist einzig auf der ganzen Welt, wo wir wissen, so wurde vor 3000 Jahren rezitiert. Gut, natürlich ist das jetzt nicht nur historisch und anthropologisch interessant, sondern warum wird es so rezitiert? Und warum hat man das nicht geändert, so wie vieles andere? Also, vieles andere wird ja anders rezitiert als früher. Angenommen, ihr versucht, Walther von der Vogelweide zu lesen, das vielleicht älteste Zeugnis deutscher Literatur, welches eine gewisse Verbreitung gefunden hat. Da können wir kaum was verstehen, es sei denn, man hat Germanistik studiert oder Deutsch Leistungsfach gehabt. Oder selbst Goethe könnten wir heute nicht wirklich verstehen. Vielleicht gerade so, aber man würde anders das aussprechen als wir ihn heute aussprechen. Vor Luther ist sowieso alles schwierig. Warum sind die Mantras so gleich geblieben? Sie sind deshalb gleich geblieben, weil der Klang der Mantras so wichtig ist, weil er diese Wirkung hat. Deshalb wird man nicht davon abweichen. Und so können wir sicher sein, wenn wir die Mantras genauso wiederholen, dann haben sie diese Wirkung.

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Beginn der Spiritualität

sukadev8Gut, und danach hat sich die Frage nicht mehr gestellt. Dann hat noch der Swami Vishnu und die Leiterin des Zentrums haben mir noch gesagt, ich sollte mein Studium abschließen, auch das ist mir nicht allzu schwer gefallen. Und so habe ich dann halt noch BWL abgeschlossen, was im Nachhinein gut war, vermutlich hätten wir ansonsten die Kredite nicht so einfach bekommen. Wenn man irgendwo sagen kann, Dipl. Kaufmann, hat man eine größere Seriosität in den Augen von Bankiers als wenn man nur sagt: „Ich habe seit fünfzehn Jahren Yogazentren geleitet, ich weiß, wie das geht und ihr könnt mir ruhig einen Kredit geben.“ Das wirkt nicht so, als wenn man sagt: „Ich habe so und so viele Jahre was studiert.“ Ich habe mich zwar auf etwas spezialisiert, was mit dem, was ich mache, überhaupt nichts zu tun hat, aber ich habe den Titel. Den Titel war es dann letztlich wert, das hat dann vieles ermöglicht.

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