Auf gewisse Weise kann man das dann auch überlegen: „Was heißt denn dieser Gemütszustand, den ich hatte? Und hat der Bestand auch, wenn jetzt diese Gottesliebe momentan nicht so spürbar ist?“ Hier kann man sagen, auch hier, Bhakti in Verbindung mit Jnana Yoga, wenn man den zu stark analysiert, in dem man war, bleibt das dann bei der Erkenntnis. Umgekehrt natürlich, Jnana Yoga misst sich daran, ob dabei auch Liebe zur Schöpfung da ist oder ob das nur eine intellektuelle Erkenntnis ist, ohne Auswirkung auf den Alltag. Und Raja Yoga ist zunächst mal, über Praktiken einen veränderten Bewusstseinszustand zu erreichen. Das ist die Grundsache des Raja Yoga. Und das wird noch mehr ausgebaut im Kundalini Yoga, über den ich wenig gesprochen hatte, aber da werden spezielle Techniken gemacht, um außergewöhnliche Bewusstseinszustände hervorzurufen. Außergewöhnlich muss jetzt nicht heißen, dass wir gleich in Wolken schweben, aber Hatha Yoga gehört in diesem Sinne auch zum Kundalini Yoga und so viele Menschen kommen überhaupt auf den spirituellen Weg durch Erfahrungen in einer Hatha-Yoga-Stunde. In der Tiefenentspannung mal leicht und weit sich zu fühlen und nicht mehr sich mit dem Körper so eng zu fühlen. In Kapalabhati wirklich mal strahlendes Licht zu erfahren oder Wirbelsäule wird heiß und der ganze Körper ist unter Strom und er hört plötzlich nicht hier auf, sondern geht weiter. All das lässt Menschen nachdenken und dann können sie das entweder weiter in den Bhakti Yoga bringen oder in den Jnana Yoga oder über Meditation dann in erweiterte Bewusstseinszustände bringen. Auch hier gibt es wieder die reinen Jnanis, die kritisieren diese reine Raja-Kundalini-Yoga-Bewusstseinserweiterungssachen und sagen, das sind Erfahrungen, Erfahrungen sind wiederum begrenzt, und wenn Erfahrungen vorbei sind, dann sind sie vorbei, und dann ist man wieder in seinem Morast. Und das erleben tatsächlich gar nicht mal wenige Menschen. Viele von euch sind jetzt schon seit Jahren, manche seit Jahrzehnten, auf dem Weg, ihr habt sicher schon mal euphorische Erfahrungen gemacht mit hohem Prana und der ganze Körper unter Strom und verbunden und alles hat irgendwo pulsiert und das war dann toll, vielleicht im Rahmen der Yogalehrerausbildung, vielleicht in einem Intensivseminar, vielleicht einfach in einer inspirierten, schönen Praxis und danach Totalabsturz. Bei manchen geht das so weit, dass sie bis in eine Depression hineinstürzen. Also nicht eine klinische, aber schon sehr schlimm, wo man dann überlegt: „Was war das eigentlich? Wo ich vorher so euphorisch war und jetzt bin ich so verlassen und traurig?“ Auch hier gilt wieder, da kann die Erinnerung daran halten. Wenn wir wissen: „Ich habe in diesem Bewusstseinszustand erfahren die Verbundenheit mit allem. Und selbst wenn ich die jetzt nicht erfahre, ich weiß, ich bin diese Unendlichkeit. Ich habe die Gnade Gottes erfahren, bedingt durch intensive Praxis. Ich erfahre sie zwar jetzt nicht, aber ich weiß, ich habe sie trotzdem.“ In diesem Sinne kann man es verbinden eben mit Jnana und Bhakti Yoga. Und Raja Yoga an sich, gibt es dann eben auch die weitere Sache und im Kundalini Yoga auch, aber im Raja Yoga.
Fortsetzung folgt –
Dies ist die 78. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken
- Spirituelle Retreats