Es ist die innere Einstellung. Und dann, was wichtiger ist, ist weniger Bodenständigkeit und Spiritualität, sondern die Spiritualität auch in den Alltag hineinzubringen. Das ist das Wichtigste, eben zu erkennen, dass man seine spirituellen Praktiken braucht, dass aber zu Spiritualität auch gehört, seinen Verantwortungen gerecht zu werden, dass es zur Spiritualität auch gehört, seine Zimmer zu unterhalten, seinen Broterwerb zu haben, sich um seine Mitmenschen zu kümmern usw. Es ist also weniger eine Balance zwischen Bodenständigkeit und Spiritualität, sondern letztlich die Spiritualität weit zu sehen, und damit würde man eher sagen, in der Spiritualität den Alltag zu sehen, aber auch die spirituellen Praktiken. Und da ist es dann doch wieder natürlich irgendwie eine Balance, man braucht Zeit seine spirituellen Praktiken und man muss den Verantwortungen eben gerecht werden, dazu gehören die Mitmenschen, dazu gehören Menschen, die vielleicht von einem auch ein bisschen abhängig sind, um die man sich kümmern muss, dazu gehört Beruf, dazu gehört auch, dass man sich um die Bedürfnisse von Körper, Psyche usw. kümmert. Und da ist das Wichtige, zu erkennen, das alles gehört zum großen spirituellen Leben dazu.
„Wie wird dein Leben in zwanzig Jahren aussehen?“
Du hast schon die Antwort gegeben: „Oder zur Vermeidung der Antwort, das kann ich doch nicht wissen…“
Also, die Antwort ist, das kann ich nicht wissen.
„…wie möchtest du, dass dein Leben in zwanzig Jahren aussehen wird?“
Da kann ich nur antworten, ich möchte, dass es so aussieht, wie Gott es gerne hätte. Da kann ich jetzt nicht sagen, wie hätte ich es gerne. Es gibt verschiedene Yogawege. Es gibt auch den Yogaweg, wo man sagen kann, dann malt man sich etwas aus, man malt sich auch die Zukunft aus, benutzt die Gedankenkraft und Visionen usw. Das wäre der Raja Yogi. Raja Yoga mit Karma Yogi würde dann vielleicht sagen: „Bis dahin habe ich das und das erreicht und ich mache es im Dienst des Guten und der Menschheit.“ Ich bin durchaus mehr Bhakta, im Sinne von: „Dein Wille geschehe. Gottes Wille geschehe.“ Also, ich persönlich kann mir viele Zukünfte vorstellen. Es kann sein, dass ich hier in Bad Meinberg weiter lebe, im gleichen Appartement und Ähnliches mache wie jetzt. Es kann sein, dass irgendwo Yoga Vidya sich expandiert in andere Teile Europas und ich irgendwo in Frankreich oder in Spanien oder sonst irgendwo in einem Ashram bin. Es kann sein, dass irgendwo alles kollabiert und ich irgendwo einsam bin oder dass irgendjemand anderes das übernimmt. Und in zwanzig Jahren bin ich dann ja fast siebzig, aber im Sivananda Ashram Rishikesh beginnt eigentlich die Leitungsaufgabe dann, wenn man fünfundsiebzig ist. Wer unter achtzig ist, gilt dort als jung. Irgendwann hat Swami Chidananda gesagt, irgendwie die Leitung müsste sich verjüngen. Da waren die irgendwo alle Ende achtzig. Und sie hat sich entscheidend verjüngt und dann wurden die Leute um die siebzig in die Leitungsposition gebracht und jetzt sind sie alle um die achtzig. Swami Chidananda war irgendwo zweiundneunzig als er dann seinen Körper verlassen hatte. Also, vieles kann passieren. Wenn irgendwo der Impuls kommen würde, der sagen würde, „jetzt mache was anderes“, kann der auch kommen. Das Wahrscheinlichte ist vermutlich irgendwo bei Yoga Vidya weiter unterrichten und weiter lehren in ähnlicher Form wie jetzt und es wird vielleicht andere geben, die sich um vieles kümmern, worum ich mich jetzt kümmere.
Das sind ja lauter Fragen, die sich auf mich beziehen.
„Wie erklärst du dir die Stärke in deinen sehr jungen Jahren, deinen ganz eigenen Weg zu gehen?“
Teilnehmer: „Ich habe deine Biographie gelesen.“
In dem neuen Yoga Vidya Journal?
„Gab es schon Vorbilder? Ab wann?“
Da muss ich jetzt selbst nachdenken: „Den eigenen Weg zu gehen.“
– Fortsetzung folgt –
Dies ist die 21. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken
- Spirituelle Retreats