Und im Alltag, wenn ihr heute Nachmittag oder zwischendurch mal für euch selbst seid, dass ihr dann Momente habt, wo ihr probiert, keine Worte zu formulieren. Vielleicht zwischendurch mal fragen: „Was ist die Welt? Wer bin ich?“ Das sind dann Worte. Und dann schauen, ob ihr vorübergehend die Worte weglassen könnt und dann die Erfahrung der wortlosen Bewusstheit macht. Und danach, nachdem ihr die Erfahrung gemacht habt, kann man wieder analysieren: „Was ist das für eine Erfahrung?“ Und dort vielleicht erkennen: „Ja, Sarvam, hinter allem ist Brahman.“ Die anderen will ich jetzt nochmal kurz erwähnen, die werden wir dann etwas – vielleicht die nächsten Tage will ich die etwas genauer analysieren und dann auch Übungen, wie können wir darüber Erfahrungen machen. Bhakti Yoga ist der Yoga der Hingabe, der Gottesverehrung. Das ist letztlich der Weg über die Emotionen und über Liebe. Wir spüren Gott, wir erfahren Gott, wir geben uns Gott hin und dann kommt daraus die Erfahrung Gottes. Im Bhakti Yoga gibt es eine ganze Menge von Techniken auch, um Liebe und Hingabe zu entwickeln. Mantrasingen. Viele von euch sind mit Mantrasingen vertraut, ich weiß nicht, ob jemand von euch bis gestern noch nie Mantras gesungen oder gehört hatte. Aber wir finden das eigentlich in allen spirituellen und religiösen Traditionen, dass man singt. Singen geht an die Emotionen und zwar ruft es die Emotion der Hingabe, der Gottesverehrung hervor. Wir können Pujas machen. Ich glaube, am Donnerstagabend haben wir eine Puja, ein Ritual, welches alles Mögliche macht, um Hingabe zu erzeugen. Wir können Arati machen. Arati kann man ja auf verschiedene Weise machen. Wir können es Karma Yoga mäßig machen, wir schicken Gedanken von Licht, Liebe, Ehrerbietung, Wohlwollen in alle Richtungen. Wir können es als Bhakti Yoga machen, wir bringen Gott etwas dar, Licht dar, wir verehren Gott, wir verneigen uns. Also, Gottesverehrung führt dazu, dass wir Gott wahrnehmen und Gott fühlen, spüren, Gottes Liebe entwickeln. Dritter Mechanismus oder dritte Wirkweise, wie wir zu einer spirituellen Erfahrung kommen, ist Karma Yoga. Karma Yoga, der Yoga der Tat. Und Karma Yoga hat zwei Hauptaspekte. Der eine Aspekt ist, uneigennütziges Dienen. Wir tun etwas für andere. Und wenn wir etwas für andere tun und dabei vom Ego uns lösen, dann kommt die Erfahrung der Liebe zu anderen Menschen. Und in dem Moment, wo eine wirkliche Erfahrung von Liebe zu einem anderen Menschen ist, ist das in jedem Fall auch eine spirituelle Erfahrung. Spirituell im Sinne von Verbundenheit, Einheit, nicht Ego-Bewusstsein, nicht Egozentriertheit, nicht Getrenntheit, sondern eine Verbundenheitserfahrung.
– Fortsetzung folgt –
Dies ist die 7. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines spirituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterf´ührende Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken
- Spirituelle Retreats