Ein weiterer Ansatz, der vielleicht noch etwas praxisnäher ist, auch vielleicht entscheidungsnäher. In der Jnana Yoga Philosophie wird gesprochen von den vier Purusharthas. In diesem Kontext heißt Purusha Mensch. Purusha hat ja viele verschiedene Bedeutungen. Und Artha heißt, was es wert ist, danach zu streben. Also vier Sachen, die es wert sind, danach zu streben. Und da gehört zuerst mal dazu Kama, Artha, Dharma und Moksha. Kama heißt jetzt hier Sinnesbefriedigung. Artha heißt hier finanzielle Absicherung und letztlich auch Erfolg und Geld und Macht. All das steckt hier drin. Dharma hat zwei verschiedene Bedeutungen. Das heißt zum einen, Gutes bewirken für die Gemeinschaft, für den Planeten, die Mitmenschen, Tiere, was auch immer man von innen heraus merkt, was man machen will. Und das zweite ist Selbstentfaltung. Selbstentfaltung, Selbstentwicklung, das, was in der humanistischen Psychologie als Selbstverwirklichung bezeichnet wird. Ich nenne es jetzt hier anders, weil im Yoga heißt Selbstverwirklichung etwas anderes, nämlich die Verwirklichung unseres wahren Selbst, jenseits von Körper, jenseits von Persönlichkeit, jenseits von Psyche. Schließlich, Moksha ist Verwirklichung, höchste Verwirklichung, Befreiung, ich nenne es mal Erleuchtung. Das sind vier Ebenen, auf denen es wert ist, danach zu streben. Wobei natürlich, es ist auch eine Hierarchie. Und zwar das, was hier unten ist, ist am höchsten, das ist das, was uns am langfristigsten befriedigt. Und was hier ist, ist das, was uns am kurzfristigsten befriedigt, was man aber für ein erfülltes Leben irgendwo auch braucht. Und so, im Sinne von Sinnesbefriedigung gilt durchaus, man kann schauen: „Was brauche ich, um auf einer sinnlichen Ebene irgendwo glücklich zu sein?“ Kleidung, Wohnung, Vorhang, Teppich, Essen usw. Und dann kann man schauen: „Was brauche ich dort wirklich?“ Und nicht: „Was hat der Nachbar und was muss ich auch haben?“ Swami Vishnu hat manchmal den Witz gemacht: „Westliche Zivilisation heißt, Dinge zu kaufen, die man nicht braucht, mit Geld, das man nicht hat, um Menschen zu beeindrucken, die man nicht mag.“ Also, aus diesen Gründen solltet ihr nichts kaufen, sondern man kann durchaus schauen: „Was brauche ich, um auf einer sinnlichen Ebene irgendwo zufrieden zu sein?“ Wobei hier natürlich ist, damit wir auch dauerhaft zufrieden sind, muss es ethisch sein.
– Fortsetzung folgt –
Dies ist die 12. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Essen. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken