Hinter dem ganzen Universum ist auch Freude. Und ich kann mit Mitleid auch leiden.“ Im Deutschen macht man jetzt gerne den Unterschied zwischen Mitgefühl und Mitleid und sagt, Mitgefühl ist gut, mitleiden ist nicht gut, aber ich frage mich dann manchmal, wenn jemand vor mir leidet und ich fühle mit ihm, welches Gefühl habe ich denn dann? Wenn ein anderer leidet und ich fühle mit ihm, dann fühle ich sein Leid. Deshalb, auf Englisch gibt es gar nicht den Unterschied, es ist alles compassion. Und compassion wörtlich übersetzt heißt Mitleid. Passion heißt ja Leiden. Im Deutschen Leidenschaft, passion heißt auch Leidenschaft und compassion ist dann mitleiden. Natürlich, es gibt auch einen Grund, weshalb der Unterschied gemacht wird, man kann soweit mitleiden, dass man richtig reingezogen wird und dann dem anderen nicht helfen kann. Und nachher muss der andere versuchen, einen selbst zu trösten. Das ist auch nicht unbedingt hilfreich. Und dann muss der sein eigenes Leiden weniger intensiv darstellen, weil er Angst hat, er belastet den anderen zu sehr. Und Menschen in helfenden Berufen müssen sich ein bisschen von diesem Überwältigen des Leidens ablösen und dann mehr mitfühlen, aber nicht vollständig mitleiden. Nichtsdestotrotz, Ananda und Prema heißt auch Liebe mit anderen Menschen, Mitgefühl mit anderen Menschen, Mitleid. Und letztlich, inmitten von melancholischem und pessimistischem Temperament, das Wissen, hinter allem steckt doch Freude. Und in diesem Sinne, auch wenn ich vorher ein bisschen flapsig gesagt habe, die Muditas brechen in Entzücken aus bei jeder Blume, die sie sehen, ich halte es für eine sehr gute Übung, zu der ich jeden von euch ermutigen will, immer wieder Momente zu haben, wo ihr Verbindung aufnehmt. Und dort habt ihr Sat. Verbindung zu einem Menschen, Verbindung zu einer Blume, Verbindung zu einer Pflanze, auch Verbindung zu einer grauen Wand. Das habe ich irgendwann mal auch gemacht, da war ich in Paris gewesen und ich hatte vorher diese Übungen gemacht, mich mit Bäumen zu verbinden. Und das Yogacentrum, wo ich dort war, war eben in einer Gegend, wenn man aus einem Fester rausgeguckt hat, es gab nirgends einen Baum. Da habe ich gedacht, geht auch anders. Und man kann auch auf Häuser, auf Himmel, man kann sich mit Menschen verbinden, auch mit einer Menschenmasse. Das geht natürlich in einer Großstadt wie Essen vielleicht besonders gut. Wenn ihr irgendwo in einer U-Bahn seid oder wenn ihr auf eine Straße guckt, Einkaufsstraße und einfach mal die Menschen als Ganzes auf euch wirken lassen. Plötzlich ist Ananda, Freude da, plötzlich ist Prema da. Und hier kann man auch letztlich sagen, wenn alles, was ihr tut, aus Liebe heraus und alles, was ihr tut, aus einer tieferen Freude, all das ist auch wieder wirklich wert, das ist das, was einen tieferen Sinn hat.
– Fortsetzung folgt –
Dies ist die 11. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Essen. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:
- Seminare mit Sukadev
- Seminare zum Thema Raja Yoga und Positives Denken